Geschichten:Die dunkle Seite - Verschmähte Liebe

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Zwei Adlige im Zwiegespräch bei einigen Bechern Wein in einer perricumer Schänke.

Nachdem sich beide über die jüngsten Ereignisse auf Burg Bogenbrück und die allgemeine Lage in Perricum ausgetauscht hatten, brach es plötzlich aus einem der Männer heraus: "Ich habe es so satt!"

"Äh, was genau meint ihr?", entgegnete der andere sichtlich irritiert. "Dachte mir schon, dass euch etwas bedrückt, so schweigsam wie ihr bisher wart."

Etwas von sich selbst überrascht:"Na, dieses ganze Gutmenschen- und Völkerverständigungsgefasel in der Markgrafschaft, bei dem mein Vater auch noch Vorreiter war. Hofiert hat er diese Leute, hat immer auf Verständnis gepocht und ich habe versucht, es ihm gleich zu tun. Habe mich sogar diesem unsäglichen Brückenbund angeschlossen. Ich meine diese Tulamiden, ich meine, dass sich die Nebachoten, trotz aller Bemühungen nicht nur von meiner Seite, immer noch standhaft weigern, sich wirklich in die Provinz und deren Strukturen einzufügen.
Immer wieder bin ich wie viele andere auch auf sie zugegangen, habe versucht, sie und ihre Traditionen zu verstehen, nur um mir letztlich eingestehen zu müssen, dass diese ehrpusseligen Hitzköpfe immer zuerst an sich, dann an ihre Sippe oder Stamm denken werden. Und dann fordern sie auch noch mehr Verständnis fordern und versuchen gar, das ganze als Bereicherung Perricums zu verkaufen; nicht nur sie sondern auch ihre Freunde unter uns. Die Markgrafschaft kommt bei ihnen nur vor, um sich daran zu reiben oder gar als Feindbild. Wann haben sie mal wirklich etwas dafür getan? All die Jahre Einsatz für ein Mit- statt ein Gegeneinander in Perricum - vergebens. Und der Markgraf ist auch keine Hilfe, auch so ein Nebachotenversteher. Und wo bleiben da Leute wie ich? Meine Familie hat für ihre treuen Dienste immer noch keine rechte Vergütung bekommen, während diese Tunichtgute alles in den Hintern geschoben bekommen. Ich habe es so satt."

"Grämt euch nicht, mein Bester. Ihr könnt wenigstens sagen, dass ihr als 'Raulscher', wie diese Spinner so schön sagen, alles versucht habt, um mit ihnen auszukommen. An Bemühungen und Geduld eurerseits herrschte ja nun wahrlich kein Mangel. Ich bin nur froh, dass ich das mangels Erfolgsaussichten gar nicht erst probiert habe. Diesen 'Nebachotän' - der Sprecher ahmte mehr schlecht als recht deren Akzent nach - ist damals offenkundig nicht nur Rondras Segen sondern auch der ihrer Schwester Hesinde abhanden gekommen."

"Soll mich das nun aufheitern?", erwiderte sein Gesprächspartner leicht indigniert.

"Nein. Und aufziehen wollte ich euch auch nicht. Ich kann eure Verbitterung und Enttäuschung ja sogar verstehen: Man engagiert sich viele Götterläufe für eine Sache, die man als gut und richtig erachtet - in meinem Falle das Reich und seine Armee - nur um dann festzustellen, dass Unfähigkeit, Selbstsucht, Überheblichkeit und schlichte Dummheit diese Sache ausgehöhlt oder gar zerstört haben.“, natürlich wusste der Sprecher auch um Ausnahmen, aber diese waren eben nur solche und bestätigten damit die Regel.

Sein Gegenüber nickte nur zustimmend und nahm schweigend einen weiteren, großen Schluck aus seinem Becher und sprach mit etwas alkoholgeschwängerter Stimme weiter: "Am liebsten würde ich dieses Nebachotenpack zum Namenlosen jagen."

'Wie schnell doch unerfüllte Liebe in Hass umschlagen kann', ging es seinem Gegenüber durch den Kopf. "Dann tut es doch einfach. Sät Zwietracht in ihren Reihen und schwächt so die Wehr der Provinz. Wer könnte das besser als ihr? Dem Marschall wäre es sicher recht, er wird seinen Segen geben und euch unterstützen. Er könnte das Land dann deutlich einfacher in Besitz nehmen, die Ordnung wieder herstellen und diesen Nervensägen mit ihren unaussprechlichen Namen entweder Respekt lehren oder sie davonjagen."

"Hm, eine exzellente Idee!" Man konnte beinahe sehen, wie sehr der Verstand des Mannes hinter dessen Stirn arbeitete. "Ich weiß auch schon wie ich das bewerkstellige. Ihr kennt doch Eslam von Brendiltal, nicht wahr?" Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: "Ein überstolzer Gockel, der in seiner Art nur allzu berechenbar ist. Er wird mir beim Zerwürfnis innerhalb der Nebachoten helfen. Sein Ende wird auch das seines Volkes sein."

Sein Gesprächspartner hob fragend eine Augenbraue.

"Keine Sorge, ich kenne dieses Volk und ihren Al´Shuar gut genug, um zu wissen, wie ich es anzupacken habe. Und das schöne dabei ist, dass ich damit sowohl der Provinz als auch unserem Oberkommandierenden einen großen Dienst mit meinem Tun erweise. Ich muss nur den ersten Stein umstoßen, den Rest erledigen die Nebachoten dann ganz alleine."

Seinem Gegenüber kam wieder das Bild einer verschmähten Liebe in den Sinn, die sich durch Zurückweisung in ihr Gegenteil verkehrt hatte.