Geschichten:Die Würfel sind gefallen – Unwürdiges Schauspiel

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Ritterherrschaft Praiosborn, Donnerhof, 1. Travia, am Abend

„Der Tod...“, hob Nurinai da an, „... ist eine ernste Sache, Frau von Raukenfels. Er beendet nicht nur das Leben, sondern er ist endgültig. Für immer. Wer geht, kommt nie wieder zurück.“

Da nickte die Raukenfelserin und erwiderte kehlig: „Ja, Euer Herr ist keiner mit dem man Spielchen spielen kann...“

Stille legte sich über die beiden Frauen. Eine unangenehme, geradezu unerträgliche Stille.

„Und Euer Gatte?“, wollte Nurinai wissen.

Yolande zuckte mit den Schultern: „Was soll mit ihm sein?“

„Weiß er davon?“

„Mein Gatte?“, wiederholte die Raukenfelserin und schnaubte, wobei es Nebelstreif ihr sogleich nach tat, „Als würde ihn das kümmern...“

„Nun“, versuchte die Geweihte zu beschwichtigen, „Er ist Euer Gatte. Ihr habt einen Bund vor der Herrin Travia geschlossen...“

„... wie so viele andere Adelige eben auch, Ihro Gnaden“, erwiderte sie verächtlich, „So wie es nun mal üblich ist.“

Sie hielt einen Moment inne.

„Unter Adeligen.“

Wieder schweigen.

„Oder glaubt Ihr etwa, dass ich nichts besseres mit meinem Leben anzufangen wusste?“, wollte sie wissen, gab ihrer Gegenüber aber keine Gelegenheit zu antworten, „Ich hab mir das alles anders vorgestellt, Ihro Gnaden. Ganz anders. Nicht so voller... voller Verpflichtungen. Nur voller Verpflichtungen. Ich dachte, die Liebe würde kommen. Aber sie kam nicht. Und sie wird auch nie kommen.“

„Die Liebe ist ein kleines Samenkorn: Sie muss auf fruchtbare Erde fallen. Und nicht genug damit, es braucht Sonne und Wasser genau im richtigen Maß. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Doch es braucht auch jemand, der das zarte Pflänzchen hegt und pflegt. Vielleicht kommt sie ja noch, die Liebe.“

Da lachte Yolande kehlig: „Wohl kaum. Er sitzt am kaiserlichen Hof auf Barbenwehr in Perricum und mich und meine Kinder hat er einfach zurückgelassen.“

Sie schluckte.

„Mein zweiter Sohn war nur wenige Monde alt. Meine Söhne kennen ihren Vater nicht. In den letzten zwei Götterläufen habe ich ihn kaum ein Dutzend mal gesehen.“

Wieder schluckte sie. Dieses mal sichtlich schwerer.

„Wir hätten mit ihm gehen können. Aber er ging allein...“, Yolande sog scharf die Luft ein, „Er hat mich nicht einmal gefragt! Er hat mir seine Entscheidung lediglich mitgeteilt.“

Wieder Stille.

„Seid froh, dass Ihr nicht auch Teil solch eines unwürdigen Schauspiels seid...“

„Ein jeder spielt seine Rolle in seinem eigenen unwürdigen Schauspiel. Ein jeder von uns“, hob die Geweihte an, „Ihr in Eurem Leben und ich in meinem. Das ist das Opfer das uns für unser Leben in der Gemeinschaft abverlangt wird. Einem jeden von uns.“