Geschichten:Die Weisheit der Schlange - Die Suche nach Godix

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Klosterlande St. Ancilla, Kloster St. Ancilla, 10. Peraine 1044 BF

Die Novizin führte Thorin zurück in die Eingangshalle. Von dort führte rechter Hand ein Säulengang zum Allerheiligsten des Klosters - der wohl größte Bibliothek des Königreiches, wenn nicht gar des gesamten Mittelreichs. In dem großen, rechteckigen Gebäude herrschte stets emsiges Treiben, wollten die zahllosen Schriftrollen und Bücher doch von wissbegierigen Menschlein gelesen werden. Denn was nützte alles Wissen in verstaubten Regalen, wenn es nicht genutzt wurde? Mit ausdrucksloser Mimik berichtete die nie lächelnde Novizin von einer Buchdruckmaschine, die sich in einem Nebengebäude der Bibliothek befand, um das eine oder andere Werk zu vervielfältigen. Doch – und dafür war St. Ancilla wohlbekannt, wurden hier auch noch Bücher von Hand verfasst und kopiert und jedes einzelne ist dabei ein Unikat und hesindegefälliges Kunstwerk. Die St. Ancillaner Buchmalerei suchte im Herzen des Reiches ihresgleichen. Die Halle des Wissens war eine riesige Halle. Viele Schritt lange Regalwände durchzogen das Gebäude und bildeten Nischen zum Verweilen und ungestörten Lesen. Auf mehreren Ebenen wurden sie durch Balustraden und Brücken unterbrochen. In den Nischen standen jeweils mehrere Lesepulte. In den marmornen Boden waren unzählige Schlangenornamente in verschiedenen Größen und Farben eingelassen. Malveda wusste zu berichten, dass diese Ornamente dem Kundigen als eine Art Wegweiser dienen konnten.

Thorin klatschte in die Hände und rieb sie kurz aneinander, wie, als wolle er sich selbst in Angesicht der überwältigenden Menge an Schriftstücken und Büchern ermuntern eben jenes zu finden wonach er suchte. „Als Erstes“, begann der Sohn des Thorgrimm an die Novizin gerichtet zu sprechen. „würde ich gerne nach Verweisen auf den Troll Godix suchen. Gibt es Texte, die von ihm berichten, auch wenn es nur Sagen oder Dichtungen sind? Alles könnte helfen, wenn wir nur vermögen es in einen Kontext zu setzen.“ Malveda runzelte zunächst nur die Stirn aufgrund des doch eher vagen Wunsches des Zwergen, dann jedoch nickte sie Schicksalsergeben und führte Thorin zu einem großen Folianten auf einem Stehpult, der sowas wie eine grobe, räumliche Kategorisierung der Werke darstellte, die sich im Kloster befanden. Die Suche begann.

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Die Ausbeute, die Malveda und Thorin taten, war zunächst dürftig. Sicher, es gab Hinweise auf den Berg Godix Thron, als natürlich auch der Name Godixs Forst existierte, woher diese Bezeichnungen aber stammten wurde nirgends erklärt und es schien, als wenn sie aus dem Volksglauben der Bewohner Garetiens erwachsen wären. Fast schon wollte sich der Angroscho mit diesem mageren Ergebnis zufriedengeben, als Malveda ihm einen Sammelband über die Legenden der Hartsteener Lande vorlegte, in der unter anderem die Sage des Heiligen Feyderich niedergeschrieben war. In dem doch eher gestelzt wirkendem Text ging es um den IGELKönig - einem der anderen Themen, zu dem sich der Zwerg mehr Klarheit erhoffte. Ein weiterer Text, den Thorin äußerst interessant fand, befasste sich mit dem Ende der Trollherrschaft in den Mittellanden. In ihm erklärte der Gelehrte Hesidian Quandt recht anschaulich, den Niedergang der Steinschrate anhand diverser, unterschiedlicher Quellen, beschrieb jedoch auch, wie sie sich in vergangener Zeit, mit Hilfe ihrer Steinkreise, Hünengräber und unzähliger Festungen das Land untertan machten. Eben jene kolossalen Festungsruinen, auf dessen Grundmauern und Fundamenten der Adel der Menschen seine Burgen errichtete, um ihrerseits das Land zu beherrschen. Bis tief in die Nacht laß Thorin beim Schein einer einzelnen Kerze in dem dicken Wälzer die dort zusammengetragenen Texte, Sagen und Gedichte. Ganz dem Bann vergangener Tage verfangen, bemerkte er nicht einmal, wie neben ihm die junge Novizin der Müdigkeit erlag. Nachdem der Krieger die Menschenfrau sachte geweckt und sie ihn zu einem einfachen Zimmer gebracht hatte, wo er noch einige Stunden würde ruhen können, legte sich auch Thorin hin, um zu schlafen. Doch zur Ruhe kam er erst, als der Hahn bereits die ersten Male gekräht hatte. Eine allzu absonderliche Geschichte von einer uralten Trollburg unter Gareth, in der sich Fragmente des wahren Namens des Widersachers der Zwölfgötter befinden sollten, ließen ihn nicht los und Thorin ahnte, dass es Zusammenhänge gab, deren Größe und Komplexität von keinem sterblichen Geist erfasst werden konnte. Ihm kam dabei vor allem auch der verfluchte Perldrache in den Sinn, der mit seinem Blut und den Ausdünstungen seiner stinkenden Innereien die Quelle der Niffel vergiftet hatte, um Garetien ins Unheil, in eine blutige Fehde zu stürzen. Er hatte damals schon nicht daran geglaubt, dass der Drache aus eigenem Antrieb, freiwillig sein Leben gegeben hatte. Nein, er hatte einem höheren Zweck gedient, womöglich einem Herren ohne Namen?