Geschichten:Die Schwarzberobte

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Die zierliche, schwarzberobte Gestalt ging tief in Gedanken die grob behauene Treppe hinunter. Ihre zarten Finger strichen über die riesigen Felsblöcke. Uralt. Sie hatte schon viel Gesehen was so alt wie diese Mauer war, und auch einiges, dass schon uralt war, als versklavte Ferkinas diese Brocken aus den Knochen des gefallenen Giganten herausschlugen, um sie passgenau aufeinander zu schichten, nur versiegelt mit Schweiß und Blut.

Ein dämonisches Lächeln ging durch ihr nahezu übernatürlich schönes Gesicht. Sie hatte die Schreie der gequälten Sklaven wiederweckt und sie waren erneut eben so schaurig durch das Gemäuer gehallt. Und ab und an spürte sie, dass eine von den uralten gequälten Seelen mit ihnen schrie, von Jahrtausenden der Einsamkeit in einen Wahnsinn gefallen, die sich selbst die Herrin der Alpträume und der Herr der Verwirrung gemeinsam nicht erdenken können.

Doch im Moment war Stille in die Mauern eingekehrt, Stille bis auf die zarten Geräusche ihrer nackten Füße, auf den kalten Steinen. Die Gequälten schliefen, oder besser, fiel ihr ein, und das dämonische Lächeln kehrte nochmal zurück, das gequälte schlief, den sie hatte sie vereinigt.

Ein Wesen geschaffen aus vielen, und es hatte den Schmerz der Jahrtausende in diesen Mauern heulen gehört. Wen sie die einzelnen Zutaten lange genug quälte, so waren sie ihr am Schluss regelrecht dankbar. In ihrer einfältigen Art fühlten sie sich wie aus einem Alptraum erweckt, wie neu geboren, und sie dankten es ihrer Schöpferin, ihrer Göttin...

Aber da war noch ein weiteres Geräusch und es kam aus ihrem Labor. Ein fast unhörbares Murmeln ging von ihren Lippen aus und nachdem sie ihren Finger auf die Lippen gelegt hatte, verklang jegliches Geräusch. Sich vorsichtig im Schatten haltend glitt sie den Rest der Treppe hinunter und in das Labor hinein. Über den alten Holztisch hatte sich ein Mann in einer dunkelgrünen Robe gebeugt, der eifrig ihre Aufzeichnungen durchblätterte. Als ihm das fehlende Geräusch knisternden Pergamentes auffiel und er sich hektisch umdrehte, sah sie nur, wie die Schwarzeberobte mit einem kurzen konzentrierten Gesichtausdruck das Schweigen aufhob.

"Was suchst Du hier, mein Lieber? Du hast Deine eigenen Räume und wir unsere Abmachungen. Wenn meine Forschungen hier für alle von Interesse sind, dann werde ich sie Euch mitteilen.", mit einem eiskalten Gesichtsausdruck fuhr sie fort, "Ich vertraue Euch beiden, dann müsst Ihr auch mir vertrauen, sonst ist unser Bündnis beim nächsten solchartigen Vorfall nichtig, und ich werde Euch töten müssen."

"Furcht", donnerte die Stimme des Grünberobten. Fast augenblicklich ging die andere rückwärts, bis sie sich zitternd an die Wand klammerte. "Wenn das Bündnis bricht, werde ich dich töten!", sprach er und verließ mit einem hämischen Grinsen aber doch relativ schnellen Schrittes den Raum. Kaum hatte er die Treppe betreten, wurde aus dem Zittern im Brustkorb der Schönen ein Beben, dass sich nach wenigen Minuten zu einem solch schrillen Lachen verwandelte, das einem die Ohren zu bersten schienen. Die Kreatur erwachte und zerrte vor Schreck stöhnend an ihren Ketten, wohlwissend um die rostigen Ketten und die Kraft, die ihr die Meisterin gab.