Geschichten:Die Schlacht zur Mittagsstund - Tränen in den Augen

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aus einem Brief einer Kaisermärker Ritterin an ihren Bruder:

Ja, natürlich wirst Du wieder sagen, ich hätte zu nah am Wasser gebaut, aber der Anblick trieb mir die Tränen in die Augen.

Die Späher hatten das Anrücken der Reichsforster gemeldet und die gute alte Anselmsglocke hatte bereits Sturm geläutet. Wir waren schon am Vortag angereist und hatten in der lauen Frühlingsnacht auf den Feldern gelagert, denn unsere Anführer wussten bereits länger vom Fortschritt der Reichsforster. Nach einem guten Frühstück saßen wir endlich auf.

Was für ein Meer aus bunten Wimpeln und glänzenden Rüstungen, welche stolze Ritterschar, was für edle Rösser. Da blieb eben kein Auge trocken, ich schäme mich nicht das zuzugeben. Die Reichsforster mögen sich als Erben des Heiligen Danos verstehen, aber ihr abgehetzter Haufen war nicht gegen die Pracht der Kaisermärker.

Du kannst Dir nicht vorstellen, wie lange so eine Aufstellung zweier Reiterheere dauert, bis alle an der richtigen Stelle stehen. Und dann hielt noch der Abt - Lichterhold Bugenhog - eine kurze Feldmesse mit den unsrigen. Da sahen wir dann zum ersten mal wie unritterlich die Reichsforster wirklich sind: Wir konnten den Abt unter dem Gegröhle der Gegenseite, die sich mit dem "Lied von Marano" Mut einflößten kaum verstehen. Aber genauso habe ich die kurze Schlacht auch empfunden: Auf der einen Seite wir, die Bewahrer von Recht und Ordnung unter dem Segen des Götterfürsten, auf der anderen Seite ein wilder Haufen (sieges-)trunkener Söldlinge, der bereits im ersten Monat der Fehde die Ideale Rondras gegen jene Kors getauscht hatte.

In dem Moment, in dem sich die Hufen unserer - aber auch der Gegner - Rösser in die feuchte Krume der klösterlichen Felder grub, erklang die Anselmsglocke und unsere Herzen füllten sich mit Zuversicht. Wir waren im Recht, das Recht!

Aber Recht haben und Recht bekommen sind nicht das Gleiche, wie unser Vater immer schon gesagt hatte. Irgendetwas hatte der hinterlistige Gegner unseren stolzen Rössern angetan. Viele - auch meines - fielen schon viel zu früh aus dem Galopp, einige - so hörte ich später - sind nicht einmal richtig losgelaufen. Soviel zu den Erben des Königs der Ritter! Schon nach dem ersten Anritt brachen deshalb (und nur deshalb!) unsere Reihen auf.

Da ich mit meinem trägen Gaul eh zurückgeblieben war, gruppierte ich mich einigen weiteren Reitern etwas abseits von der Konfliktlinie. Das wird mein Glück gewesen sein, denn so konnten wir kehrtmachen und uns nach Perainenau durchschlagen, bevor uns der wütende Mob niedergeritten hätte.

Glaub mir, ich bin nicht stolz auf meine Flucht, aber sie hat mich vor schlimmeren bewahrt. Du hast sicher schon gehört, wie diese Barbaren in Ackbar gewütet haben. Auch das treibt mir Tränen in die Augen, aber nicht vor Stolz, sondern vor unbändiger Wut!


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17. Tsa 1043 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Tränen in den Augen
Blick von oben


Kapitel 3

Sankt Anselms Glocke


Kapitel 32

Autor: VolkoV