Geschichten:Die Schlacht auf Darpats Wogen - Analyse kontemporärer Schlachten

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Firun 1043 BF, im Haus der Hohen Kriegskunst zu Eslamsgrund

"Dorst, was haben wir heute?", Meister Helmdahl ging zackigen Schrittes an den großen, bereits vorbereiteten Sandkasten in der Mitte des Taktik-Saales.

"Analyse kontemporärer Schlachten, heute wegen der Aktualität die Schlacht auf Darpats Wogen", antwortete die Angesprochene, ohne ihre Haltung zu verlieren.

"Na gut meine Damen und Herren, stehen Sie bequem und kommen Sie näher an das Schlachtfeld heran."

Dem ein oder anderen Eleven der Kriegerakademie entglitt ein leises Aufatmen, wenige Augenblicke später war ein gutes Dutzend junger Lehrlinge, zumeist aus adeligem Hause entspannt um die Miniatur des Schlachtfeldes versammelt.

"Sichelaue, wir beginnen - wie immer - mit dem Aufklärungsbericht."

Die junge Elevin war gut vorbereitet: "Das blaue, dünne Stoffband symbolisiert die Natter, die hier, etwas nördlich von Hausnerhaven", sie deutete auf ein zweites Stoffband, "in den Darpat von Rommily kommend mündet. Insgesamt erstreckt sich das Gebiet von Zwischenmühlen hier im Efferd bis zur Feste Darpatwacht im Rahja den gleichnamigen Fluss hinab. Beide Flüsse sind durch die Regenfälle im Spätherbst schwer zu queren."

"Sehr gut! Silberhuf: Die Hartsteener Truppen?"

Silberhuf schreckte aus Gedanken hoch, zog dann aber unter dem gestrengen Blick des Lehrmeisters einen Zettel aus ihrer Tasche und las etwas stockend ab: "Oberbefehlshaber war Hagen Korhardt von Schwingenfels, unter seinen Hauptleuten Adhumar von Windischgrütz und Horwart von Schroeckh, die Truppen größtenteils diesen drei Familien ergebene Fußkämpfer in unterschiedlicher Bewaffnung, dazu einige gräfliche Gardisten. Des weiteren Truppen der Familien Gneppeldotz und Bugebühl."

"Danke!", der ausgespuckte Dank des Lehrmeisters kam einer Ohrfeige gleich, "Kupfergrab, die Schlunder?"

Kupfergrab hatte aus den Fehlern seiner Vorrednerin gelernt, und versuchte, die Zeit bis zum Auffinden der richtigen Stelle auf dem Zettel mit sinnleeren Phrasen zu überbrücken: "Die Schlunder sind ja bekannt für ihr Stärke zu Fuß, warum sollten sie auch im Vorgebirge so sehr auf Berittene setzen?", eine sich hebende Augenbraue Meister Helmdahls brachte Kupfergrab zurück zum Thema: "Die Schlunder wurden erstaunlicherweise nicht von Firnbold von Amselhag geführt, der sich überraschend den Eslamsgrundern bei Erlenstamm entgegenstellen musste, sondern von Alinde von Krauzung zusammen mit Truppen der Hartwaldens und Desmetals - lediglich die Truppen der Familie Ruchin waren nicht direkt ortskundig."

"Gut - kommen wir zur Besonderheit dieser Schlacht. Schwingenfels plante, mit seinen zuvor in Perricum rekrutierten Darpatschiffern, die er heimlich die Natter hinauf treideln ließ, im Schutze des Natternwald hier auf der Höhe von Rabensbrück", sein Zeigestock wies in den Sandkasten, "in den frühen Morgenstunden einzuschiffen und sich dann noch im Dunkel der Herbstnacht bis nach Hausnerhaven treiben zu lassen. Er plante keine Schlacht, sondern die Einnahme des kleinen wenig geschützten Hafens hier im Handstreich."

Der Zeigestock wandte sich zurück die Natter hinauf. "Wir gehen nicht davon aus, dass die Schlunder auf der anderen Seite von diesem Plan wussten. Es war die erste halbwegs regenfreie Nacht seit zwei Wochen, so dass auch der anderen Seite die Situation für einen Überfall günstig erschien. Ebenfalls in den Morgenstunden verlud Krauzung ihre Soldaten auf Fährschiffe nördlich von Desmetal, keine zehn Meilen natterabwärts."

Helmdahl hob den Zeigestock: "Es kam wie es kommen musste. Die Leuin duldet keine Phexereien, kein feiges Umgehen der Feinde. Und so trieben die Hartsteener Darpatschiffe direkt in die ebenso überraschten Schlunder Natternfähren. Was nun folgte war ein nahezu chaotisches Scharmützel zwischen sich eiligst organisierenden Soldaten beider Seiten, während das volatile Schlachtfeld aus verkeilten Schiffen immer weiter der Natter und später dem Darpat hinabtrieb. Irgendwo vor der Feste Oberkreuth am Darpat ertrank schließlich der Hartsteener Heerführer, aber die Kämpfe zogen sich bis hinab zur Feste Darpatwacht."

"Eine in der Geschichte sicher einzigartige Schlacht, hat sie sich doch - quasi ganz ohne Bewegung der Truppen - über ein Gebiet von mehr als 40 Meilen hingezogen."

Der Lehrmeister ließ den Vortrag eine Weile einsinken, dann schloss er die Vorlesung: "Bis morgen lesen Sie bitte alle aus Sanins 'Formation auf Planken' die Kapitel II und III und geben mir dann Antwort auf die Frage: 'Wie hätte ihre Seite diese Erkenntnisse in der Schlacht auf Darpats Wogen nutzen können?' Dorst, sie verteilen die Eleven im Anschluss auf Schlund und Hartsteen!"