Geschichten:Die Hölle zu Waldstein - Zu fangen eine Ratte

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Nymphenhall, 1037BF.

Morgana’s Hacken schleiften den Boden entlang, sie hatte es alles andere als eilig. Sie hasste diese Burg, und konnte es auch nicht verstehen dass es ihr Bruder hier aushielt. Abgebrannt hätte sie gehört, aber nein, man musste sie zur Residenz machen.

Sie näherte sich dem grünen Saal im Palas, doch bereits im Herrenhof kam ihr die ältere Schwester und Vögtin entgegen. Eiskalt und gefühllos wie immer. Zorn stieg in Morgana auf, all ihre Geschwister waren profitabel verheiratet worden, und sie hatte nur den beinah besten Ritter aus Eychgras bekommen, nicht einmal zum Junker hatte er es geschafft, da sich die Ambitionen seiner Familie in Brärenau änderten.
Als dann die große Landreform kam, war sie erneut übergangen worden, der Zorn gegen ihren Bruder stieg. Der Dank für all ihre Treue in seinen gewissenlosen Unternehmungen hatte sich nicht ausgezahlt. Sollte er es wagen sie erneut zu demütigen, würde sie im an Ort und Stelle den Kragen abdrehen. Schweigend folgte sie ihrer Schwester, zu ihrer Verwunderung nicht in den großen Saal, sondern in das kleine Kabinett.

Ihr Bruder wartete bereits auf sie, vor ihm ein gesiegeltes Dokument, mit einem grünsilbernen Wappen darauf. Sie runzelte die Stirn, da sie sich keinen Reim darauf machen konnte.

„Ihr wünscht Bruder?“, frostig war ihr Gruß.

„Willkommen, setzt dich doch. Magnata schließ die Tür.“, die Vögtin folgte der Anweisung und setzte sich dann ebenfalls, womit es recht eng war in dem kleinen wenn auch schmucken Kabinett.

„Nun Morgana, wie stehen denn die Dinge in Eychgras so? Hat dich der junge Ritter endlich gezähmt?“ Das Grinsen im Gesicht ihres Bruders war unverschämt.

„Das geht dich wohl kaum etwas an! Und was die Dinge angeht, alle Dinge, die stehen unverändert wie eh und je. Nichts ist geworden aus dem Junkertum, sie haben es nicht geschafft Bärenau zu halten.“

„Jaja, schon bedauerlich. Ich hatte große Hoffnungen in die dortigen und hiesigen Entwicklungen. Auch darin in dir, die Familie zu vergrößern. Nach wie vor halte ich Praioslob für eine treffliche Wahl. Du wirst doch keine Amazonenliebende sein.“

„Vergiss es Bruder. Komm zur Sache, was willst du?“, am liebsten hätte sie Malepartus die Faust in Gesicht geschlagen. Und doch, es war derselbe ungehobelte und vertraute Ton wie in ihrer Kindheit.

Das Gesicht ihres Bruders wurde ernst, mit dem Zeigefinder pochte er auf das gesiegelte Dokument.

„Nun meine Interventionen in Linara haben sich bezahlt gemacht. Nicht nur das ein weiteres Familienmitglied in den Hochadel einheiratet, nein es ist sogar für mich ein weiteres Junkertum dabei herausgesprungen.“, nun grinste er wieder.

„Wie schön für dich. Linara wo liegt das? Nie gehört.“

„Es befindet sich in Waldstein, und ist dort eine der größten und bedeuteten Baronien.“

„Waldstein, das ist doch dort wo sich Ork und Schrat gute Nacht sagen.“

„Nein das ist Greifenfurt, aber in gewisser Weise der Vorhof davon.“

„Brrrrrrrrrrr, nördlich der Raller wo man sich selbst im Sommer einen Schnupfen holt. Da hast du es ja trefflich getroffen.“

„Ja, das Junkertum kann sich sehen lassen, es heißt Waldwacht.“

„Erinnert mich an unsere Elfenritterlein.“

„Die Baronin ist sogar eine Halbelfe, aber da hören meines Wissens die Gemeinsamkeiten auch schon auf.“

„Und?“

„Da ich nicht vorhabe mir dort oben die Zehen abzufrieren, brauche ich jemanden der mich und meine Interessen vertritt. Einen vertrauenswürdigen Vogt, bzw. Vögtin. Und da man unseren Bruder Martus-Melcher nicht wirklich als vertrauenswürdig bezeichnen kann, habe ich an dich gedacht.“

Morgana gefror das Gesicht: „Du willst mich noch weiter wegverbannen, für das lächerliche Salär einer Vögtin von deinen Gnaden. Und dann noch in diese Pampa. Verzeiht euer Hochgeboren, mir scheint euch ist nicht ganz wohl.“

Zum ersten Mal zuckte ein Lächeln über das Gesicht von Magnata, doch es verschwand gleich wieder, niemand in der Familie wagte es so mit ihm zu reden, außer Morgana.

„Ich lasse dir die Wahl meine Vögtin zu werden, mit weitreichenderen Befugnissen als meine Vögte hier zu Höllenwall, oder aber du gammelst weiter in Eychgras rum und wirst alt und fett.“

Morgana schluckte ihren Zorn herunter. Die Jahre in Eychgras waren furchtbar langweilig gewesen, im Dienste Malepartus hatte sie einiges erlebt. Und so langsam hörte es sich vielversprechend an.

„Weitreichende Befugnisse?“

„Genau. Ich überlasse dir die Einkünfte des Junkertums fast vollständig. Natürlich wirst du Kaisertaler etc. ordentlich abführen, aber ansonsten kannst du frei darüber verfügen, mit der Bedingung auch alle notwendigen Ausgaben des Junkertums zu tragen.“

„Fast?“

„Es gibt drei Bedingungen im Augenblick die du zu erfüllen hast!“

„Nur drei, aha. Die da wären?“

„Erstens, du unterstützt deinen Bruder, indem du ihm eine Dotierung in Höhe eines Zehnten überlässt. Ich möchte nicht dass er zu abhängig vom Baronshof wird. Die fünf Adoptivkinder werden mit Sicherheit alles daransetzten seinen Einfluss so gering wie möglich zu halten. Die Ziele unserer Familie müssen gewahrt bleiben!“

Morgana nickte stumm!

„Zweitens, du finanzierst mit deinen Einnahmen mindestens ein Rudel, am besten aber deren zwei von unseren Hasardeuren, die natürlich auch unter deinem Kommando stehen. Und ich denke du wirst sie brauchen können, da die Baronin militärische eher schwachaufgestellt ist. Deswegen solltest du deinen Göttergatten auch mitnehmen, sofern er bereit ist dir zu folgen.“

Auch das noch, würde sie Praioslob nie los: „und Drittens?“, zischte sie.

„Du fängst mir die Ratte!“

Verblüffung machte sich breit, auch wenn sie sofort wusste um was es ging: „Du meinst den Pfalzgrafen Hilbert von Hartsteen?“

„Natürlich! Das Junkertum, befindet sich direkt vor seiner Haustür, die einzige Straße dorthin führt genau mittendurch. Ich will diese Ratte, die Fehde zwischen uns wurde nie beendet. Erst wenn er tot ist werde ich Frieden geben. Jage ihn, zerquetsche diesen unrühmlichsten aller Pförtner und dann bring mir seinen Kopf auf einem silbernen Tablett. Wenn dir das gelingt und es noch immer dein Wunsch sein sollte mach ich dich zur Vögtin von Caldarios, wenn nicht befindest du dich schneller wieder in Eychgras als eine Schwalbe dorthin fliegt.“ Malepartus hatte sich in Rage geredet, Wut blitzte in seinen Augen und die Stimme donnert so laut das sie sicherlich in der halben Burg zu hören war.

Es folgte ein längeres Schweigen, keine der beiden Schwester wagte es sich zur rühren. Als der Baron sich innerlich wieder gesammelt hatte deutete er auf das Dokument: „Unterzeichne!“

Morgana nahm den Griffel, sie hatte sich schon längst dafür entschieden. Endlich wieder eine Aufgabe, endlich weg aus Eychgras. Mochte es im Norden auch noch so kalt sein.

„Gut, Magnata wird dich in deine weiteren Aufgaben einweisen. Auf ein gutes Gelingen, ich bin froh dich wieder an meiner Seite zu haben.“

Morgana umarmte wild ihren Bruder.

Als sie später Nymphenhall verließ, hämmerten ihre Stiefelabsätze wie aufkommendes Donnergrollen über den Hof. Linara ich komme!




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1037 BF zur mittäglichen Ingerimmstunde
Zu fangen eine Ratte


Kapitel 1

Unerwartet
Autor: Malepartus