Geschichten:Die Gneppeldotzin - Auf eisige Pfade

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Markt Kronbrunn, Anfang Firun 1028 BF


Mit den Worten: „Ah, Heldchen. Du hast meine Nachricht bekommen!“, stapfte der altgediente Feidewalder Hausritter Alrik von Sturmfels durch den tiefen Schnee um die Ecke der Hofmauer des abseits gelegenen Gutes, in deren Windschatten seine Tochter ungeduldig mit zwei Pferden gewartet hatte.

„Da bist du ja endlich, Vater. Ich friere mir hier schon eine Weile die Füße ab. Was soll diese Geheimniskrämerei? Und wer ist das da?“, deutete Irmhelde von Gerstungen auf die dickvermummte Person, die sich dicht hinter dem Sturmfelser hielt.

Ihr alter Herr legte für einen Moment den Kopf schief und wedelte kurz mit dem knochigen Zeigefinger, brummte aber nur etwas undeutlich: „Keine Namen. Ich will, dass du die sie ohne Aufsehen nach Hutt ins Kloster unserer Lieben Frauen geleitest.“

Irmhelde verschlug es ob dieses Verlangens schier die Sprache: „Bist du noch ganz bei Trost? Durch den Feidewald? Bei diesem Scheißwetter? Ganz zu schweigen davon, was sonst noch für Kroppzeug da draußen herumstreunt?“

„Ich schrieb doch: Komme mit zwei Pferden und gut gerüstet.“

Was sie mit einem unwilligen Schnauben quittierte: „Als ob man sich in diesen Zeiten noch anders auf die Straße trauen könnte.“

„Ich weiß, ich verlange sehr viel von dir. Aber sei versichert: Die Sache ist es wert.“

„Ach ja? Warum machst du es dann nicht selbst?“

„Ich fürchte, für derlei Strapazen bin ich zu alt und außerdem dürfte mein Verschwinden unzweifelhaft Aufmerksamkeit erregen. Also: Welchen Weg du nimmst, ist deine Sache. Aber je weniger Leuten ihr unterwegs begegnet, desto besser. Und solltest du aus irgendeinem Grund nicht weiterkommen, kehre auf keinen Fall hierher zurück! Suche Elvena von Hartsteen auf, sie wird euch vielleicht weiterhelfen.“

„Bist du verrückt, Vater? Die Hartsteens...“

Doch der unterbrach sie geradezu flehend: „Tu’s, Heldchen. Um deiner Mutter willen!“

„Was hat Mutter damit zu tun?", entgegnete sie ganz irritiert von dem Appell, „Davon abgesehen würde ich schon ganz gerne vorher wissen, wofür ich hier meinen Kopf hinhalte.“

„Ich werd’s dir später erzählen, Heldchen. Aber jetzt macht dich auf! Ihr habt nicht viel Zeit bis es dämmert. Ach, und bevor ich es vergesse: Zumindest an einem soll es dir diesmal nicht mangeln...“, er griff unter seinen Mantel und zog einen prall gefüllten Geldbeutel hervor.

In dem Moment war von unter den dicken Pelzen der Frau ein leises Wimmern zu vernehmen und erschrocken gewahrte Irmhelde, dass ihre Schutzbefohlene obendrein noch einen Säugling bei sich trug, der noch keinen Götterlauf alt sein mochte.

„Orkverflucht!“, entfuhr es der Gerstungen, der nun vollends klar wurde, dass die Frau und das Kind wichtig und in großer Gefahr sein mussten, wenn sie das gewaltige Risiko dieser winterlichen Reise auf sich nahmen; einer Gefahr, der auch sie als nunmehrige Mitwisserin ausgesetzt war, selbst wenn sie der Bitte ihres alten Herrn nicht nachkommen würde. Und so nickte Irmhelde schließlich nach einem Moment des Zögerns und griff nach der dargebotenen Börse.

„Und noch eins“, gab ihr Vater noch einen letzten Rat, nachdem die beiden Frauen aufgesessen waren, „Halte dich fortan möglichst fern von Feidewald. Denn falls Graf Geismar Wind von alldem hier bekommt, ist mein Leben keinen Heller wert und deines wäre es ebenso wenig. Und nun: Mögen die Zwölfe eure Schritte lenken und Aves euch auf eurem Weg geleiten!“


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Fir 1028 BF spät am Mittag
Auf eisige Pfade
Irmhelde kümmert sich


Kapitel 5

Der liebestolle Junker
Autor: Steinfelde