Geschichten:Die Faust des Grafen - Investitionen

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Burg Altea, Aracena, Nord-Almada, 23. Phex 1031 BF

Angespannt starrte Boraccio in den wolkenlosen Himmel. Fern im Osten zeichneten sich die noch schneebedeckten Ausläufer des Raschtulswall gegen den Horizont ab, aber der Junker hatte heute keinen Blick übrig für das atemberaubende Panorama. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Vogel, der sich auf dem Bergfried nieder gelassen hatte. Leise fluchte er vor sich hin, dann lies er erneut das Federspiel an der zwei Schritt langen Leine herum wirbeln. Mit Freude bemerkte er, daß der Vogel sich endlich wieder in die Luft erhoben hatte und nun um ihn kreiste. Plötzlich ging der Vogel, es handelte sich um einen Sturmfalken, in den Sturzflug über und schlug wie ein Armbrustbolzen in den ledernen Beutel ein. Boraccio fischte in der ledernen Tasche nach einer Leckerei, als ihn eine Stimme hinter ihm ihn ablenkte.

„Verzeiht, Euer Wohlgeboren. Es ist eine Nachricht für Euch angekommen.“

Ärgerlich starrte der Junker den Dienstboten an. „Hätte das nicht warten können?“

„Verzeiht, Euer Wohlgeboren. Aber es ist eine Botschaft aus Hartsteen.“

„Hartsteen, wie?“ brummte Boraccio und nahm das Pergament entgegen. Es trug das Siegel des Hauses Quantian-Quandt. Er überflog die Zeilen, dann lies er den Brief sinken. „Hol Jacopo und Zafira, ich will die beiden in einer halben Stunde in meinem Zimmer sehen. Sie sollen auch schon mal zum Abmarsch bereit machen lassen. Sorg dafür, daß wir ausreichend Wein haben! Und laß mein Pferd bereit machen, ich werde nach Punin reisen.“

„Wie Euer Wohlgeboren wünschen.“

Boraccio starrte dem davoneilenden Diener nach und schnaufte laut, als er den Falken wieder um den Burgturm kreisen sah. „Hol das verflixte Vieh wieder da runter!“ knurrte er die halbelfische Jägerin an, die seine Bemühungen mit einem ironischen Lächeln beobachtet hatte. Für heute hatte er wichtigere Dinge im Kopf als entflogene Vögel.


Palazzo von Abdul Assiref, Punin, 26. Phex 1031 BF


„Dann sind wir uns also einig, Dom Boraccio? Ihr erhaltet 500 Dukaten und zahlt 575 nach spätestens drei Götternamen zurück. Eure Güter sollten Sicherheit genug sein für diese Summe, denke ich. Wie man hört habt Ihr Burg Altea ausbauen lassen in der letzten Zeit.“

Der so Angesprochene musterte sein Gegenüber und versuchte abzuschätzen, ob noch ein besserer Handel zu machen sei. Aber Abdul Assiref, Ratsherr und Zunftoberhaupt der Grobschmiede und Plättner, war nicht dafür bekannt sein enormes Vermögen dadurch erlangt zu haben, daß er nachsichtig verhandelte.

„Also gut, Dom Abdul, so Ihr die Summe in klingender Münze zur sofortigen Verfügung habt soll der Handel gelten. Ich gedenke weitere Tercios unter Sold zu nehmen und auch einige Sappeure. Ihr wißt ja, bei Mercenarios zählt gutes Silber mehr als ein Stück Papier.“

„Mein Schreiber wird alles Nötige veranlassen.“ Der Geldverleiher, der ebenso reich an Dukaten wie an Körperumfang war, streckte seine fleischige Hand nach seinem Weinkelch aus und nahm einen kräftigen Schluck.

„Ah, wahrlich ein guter Tropfen! Ende der Woche erwarte ich eine weitere Lieferung. Wenn Ihr also Interesse habt ...“

Der Junker winkte ab. „Ich werde schon morgen früh nach Norden abreisen und meinem Leutnant die Anwerbung überlassen. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir und einen Auftraggeber sollte man nicht zu lange warten lassen.“ Vorsichtig nippte er an seinem Becher. „Aber zunächst muß ich noch mit einem Angroschim verhandeln. Verzeiht also, wenn ich Eurem exzellenten Wein nicht in vollem Umfang zusprechen kann, ich fürchte es liegt noch eine lange Nacht vor mir, bis ich diesen Zwergenbaumeister überredet habe, in meine Dienst zu treten.“