Geschichten:Die Ein-Jahres-Fehde - Kapitel 2: Lagebesprechung

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Auf Burg Trollhammer

„Euer Vater möchte Euch sprechen“, sagte Grenn. „Er wartet im Arbeitszimmer auf Euch.“

Fredalf blickte auf. Da stand dieser Söldner an der Wand gelehnt und grinste ihn hämisch an.

„Danke“, sagte er gepreßt. „Und jetzt verzieht Euch wieder in das Loch aus dem Ihr kamt.“

„Ganz wie Ihr beliebt“, verbeugte sich Grenn so tief, daß es unzweifelhaft ironisch wirkte.

Grenn war der Kettenhund seines Vater. Ein gnadenloser Mann, der mit dem Schwert umzugehen wußte, und die „schmutzigen“ Angelegenheiten erledigte, die ihm sein Vater auftrug. Dennoch verabscheute er ihn. Grenn war respektlos und wußte nicht wo sein Platz war. Und seine auffällige Narbe auf seiner Wange war einfach nur abstoßend.

Als Fredalf schließlich im Arbeitszimmer seines Vater ankam, befand sich dort bereits Thilldan, der Schwager seines Vaters, Mainhard von Zweifelfels und Rovena.

Warum letztere da war verwunderte ihn nicht. Rovena war eine kühle Schönheit und eine Meisterin der Intrige, die ihre Dienste zur Gänze seinem Vater zur Verfügung stellte, und somit an jeder Besprechung teilnehmen durfte. Als sie ihren Dienst vor einem Jahr am Baronshofe begonnen hatte, hatte sein Vater ihr den Posten des Herolds und den Titel einer Edlen gegeben.

Er hatte ihr schon häufig den Hof gemacht, doch hatte Rovena ihn bisher immer abblitzen lassen. Doch irgendwann würde er sie sich einfach nehmen – das hatte er sich fest vorgenommen.

Rondred hat uns mit diesem Fehdebrief nun auch offiziell den Krieg erklärt“, begann sein Vater, als er sich zu ihnen zum Tisch gesellte, und er ihm ein Schreiben hinwarf.

Fredalf nahm den Brief und las ihn. „Wer das für ihn wohl geschrieben hat?“, meinte Fredalf lachend. „Es heißt ja er kann weder Lesen noch Schreiben.“

„Es ist gleichgültig wer es geschrieben hat, solange es in seinem Namen geschah“, sagte Brandulf streng. „Und es ist überhaupt nicht zum Lachen, Fredalf. Rondred gehört zwar nicht zum Hochadel, aber er kann uns dennoch gefährlich werden: Er hat viele Verbündete. Unter anderem das Haus Cres.

Diese Familie ist mächtig und ihr Geld macht mir Sorgen.“

„Und was gedenkt Ihr nun zu tun, Vater?“

„Ich möchte, daß du Mainhard hilfst unsere Landwehr auszuheben. Ich möchte spätestens in zwei Wochen die Heerschau abhalten. Wenn Rondred mit einer Söldnerarmee auftaucht, möchte ich bereit sein.“ Danach wandte sich Brandulf an seinen Schwager. „Thilldan, du brichst sofort nach Burg Menzelshall auf und trägst meiner Schwester dasselbe auf. Anschließend reitest du weiter nach Gareth und hältst den Kaiser davon ab in die Fehde einzugreifen. Schließlich ist Rondred ja Erster Ritter.“

Thilldan nickte. „Ich werde mein Möglichstes tun.“

Fredalf verstand noch immer nicht, wie der Kaiser so einen Mann wie Rondred zum Ersten Ritter ernennen konnte und schüttelte verständnislos den Kopf.

Als letztes wandte sich Brandulf an Rovena. „Ihr werdet sogleich Kontakt mit den Oberhäuptern der Häuser Cres und Treuenbrück aufnehmen. Ihr müßt dafür sorgen, daß sie sich aus der Fehde heraushalten. Vor allem der alte Alherd darf den Keres nicht sein Geld überlassen, damit er eine Armee aufbauen kann.“

„Natürlich, Hochgeboren“, sagte Rovena mit einer angedeuteten Verbeugung. „Mir wird da schon was einfallen.“

"Sind noch Fragen?" Der Baron blickte in die Runde.

"Ja, Vater. Laßt mich die Landwehr anführen. Wir überfallen die Hunde in der Nacht und ..."

"Kommt nicht in Frage!", unterbrach ihn Brandulf. "Hohenlinden ist in unmittelbarer Nähe zur Kaiserstadt. Wir können einen Angriff auf sein dieses Dorf nicht wagen. Bedenke, der Kaiser läßt in seiner Nähe seine neue Residenz bauen. Aber", fügte er nach kurzem Nachdenken hinzu, "du kannst einige Männer haben und die Güter überfallen, die weiter von Gareth entfernt sind. Sonst noch Fragen? Gut. Dann geht euren Aufgaben nach."

Fredalf verließ mit den anderen den Raum. Rovena blieb allerdings noch zurück. Was haben sie noch zu besprechen?, fragte er sich. Wie auch immer. Er würde sich die besten Männer schnappen und auf Kriegszug gehen. Er war ein Krieger. Und auf dem Schlachtfeld fühlte er sich wohl.

Der Keres wird es noch bereuen, eine Fehde angefangen zu haben, lächelte er selbstzufrieden. Und dich, meine kleine Rovena, er warf einen Blick zurück auf die Tür wohinter sie sich noch befand, werde ich auch noch erobern.

"Sie wird sich Euch nicht hingeben."

Fredalf blickte sich um und sah wieder diesen Kerl, den er so verabscheute.

"Was meinst du?", fragte er irritiert.

"Na, diese Rovena", sagte Grenn. "Sie ist nicht an Euch interessiert; eher mehr an Eurem Vater."

Fredalf baute sich vor dem Söldner auf doch dieser schien unbeeindruckt zu bleiben. "Was fällt Euch Hund überhaupt ein?! Was wollt Ihr überhaupt damit sagen?"

"Na, daß sie Euren Vater vögelt und Ihr nie dazu kommen werdet." Ja, er wagte es sogar bei diesen Worten zu grinsen! Jetzt reichte es Fredalf. "Dafür wirst du ...", begann er und griff zu seinem Schwert, doch Grenn war schnller. Er hielt ihm plötztlich ein Dolch an die Kehle.

"Probiert es nur", sagte er kalt.

"Wenn Ihr das tut, werdet Ihr hängen."

"Ja, aber Ihr werdet es nicht mehr erleben", sagte Grenn ungerührt.

Fredalf ließ den Griff seiner Waffe los und auch Grenn steckte daraufhin wieder sein Dolch weg. "Wenn ich nochmals eine Beleidigung aus Eurem Munde höre", sagte er, "seid ihr Tod." Fredalf wandte sich ab und schritt davon.

Welche Unverschämtheit! Sein Vater war verheiratet! Er würde nie mit einer anderen Frau ins Bett steigen!