Geschichten:Die Auslöschung der Familie Eggtal

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Aus dem Verhör eines einfachen Landmannes, durch die Schlunder Landrichterin, Fiana von Dachsen im Phex 1043 BF.

Merkwürdige Sachen hatten die Pflüge der Bauern im Eggtal immer mal wieder hervor gebracht. Doch nach dem Feuerregen, der über das Jahr Neununddreißig, über dem Schlund nieder ging, wurden Dinge in der Ackerkrume gefunden, die nicht von dieser Welt schienen. Im folgenden Sommer, der nach den Götterlosen Tagen, eine besonders üppige Ernte hervorbrachte, bemerkten wir die seltsamen Zeichen das erste mal. Man sah sie nicht gleich. Nur wenn man die Gelegenheit bekam, von oben auf die reifen Ährenfelder zu sehen, die so üppig sprossen. Etwa, wenn man hoch auf den Heuwagen zur Ernte die Gaben annahm. Dann konnte man die konzentrischen Kreise sehen, die komplexe Glyphen in den goldgelben Feldern bildeten. Eilte man zu jenen Stellen, fand man nur Halme, die herabgebogen waren, wie es der Wind oder Getier nicht vermochte.

Wir wiesen die Ritter des Bundes von St. Ogdolf auf die Zeichen hin, wenn sie vor bei kamen und nach versprengten Haffax Schergen Ausschau hielten. Doch so recht vermochten sie nichts mit den Zeichen anzufangen und verwiesen uns nach St. Ogdolf. Aber auch die Priester der Peraine, die gesandt wurden, konnten nicht recht sagen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Omen sein sollte. Aber sie bedachten uns mit dem frommen Rat, für den guten Zweck zu geben und zu der Göttin zu betten. Und so gaben wir reichlich von der Ernte nach dem Kloster hin, in dessen Mauern sich so viele Flüchtige, in ihrer Not gefunden hatten. War die Ernte doch reichlich in diesem Jahr, so taten wir es gerne und dankten der Gütigen.

Als im Frühjahr dann Korgond erschien, bekamen wir unsere Erklärung und waren besänftigt. Auch wenn keiner so recht etwas damit anzufangen wusste. Das ein paar Alte mehr, über das Jahr zu Boron gingen als üblich, viel uns damals nicht weiter auf. Das war der Lauf des Lebens.

In den beiden Folgejahren waren es mehr und mehr dieser Zeichen in den reifen Feldern. Und wir priesen die gütige Mutter für die reiche Ernte, die sie uns schenkte. Die Missgeburten, die unser Vieh hervorbrachte, verschwiegen wir jedoch voreinander. Wollte doch niemand einen Makel an sich oder seiner Hofstelle wissen. Wir brachten heimlich in den Eicheleck, was nicht sein sollte. Begruben es dort und spendeten um so eifriger der Gütigen.

Unsere Herrschaften zollten den Ereignissen derweil wenig Aufmerksamkeit. Achtlos, schienen sie sich lieber mit sich selber zu beschäftigen. Sie verschlossen sich zunehmend in ihrem Ansitz und nur wenige Vertraute wurden noch vorgelassen. Bald munkelte man, das die Sprösslinge der Familie Eggtal, die seit der Siedlerzeit die Äcker im Tal bearbeiteten, an einer merkwürdigen Ermattung litten. So wie die Ehren auf den Feldern, von Jahr zu Jahr stärker wurden, so verfielen die Herren des Tals, in eine mysteriösen Schwäche, die auch einige aus dem Volk ergriffen hatte, die in naher Blutlinie zu den Herrschaften standen.

Besonders im Fehdejahr Dreiundvierzig fanden sich immer mehr aus der Familie im Eggtal ein und zogen sich in die Abgeschiedenheit des Schlosses Unteregg zurück. Rondra hatte nach Blut gerufen und uns dräute, das sich auch das Haus Eggtal auf die eine oder die andere Seite stellen wollte, um Ruhm und Ehre zu erlangen.. Aber was anfangs für uns erschien, als bereite man sich auf eine Belagerung vor, wirkte mehr und mehr, als schirmten sich die Herrschaften von der Außenwelt ab. Und sie tranken. Unmengen an Wein wurden angeliefert. Der Schlunder Glutrot wurde Wagenweise aus den Kellern Amselsangs heran gekarrt und sie müssen es wie Wasser getrunken haben. So dachten auch wir bald, das etwas mit dem Wasser nicht stimmen mochte und mieden es. Den langsam wurde das Gerede lauter. Über verkrüppeltes Vieh, Fehlgeburten und eine allgemeine Erschöpfung, die einige von uns, auch nach dem Winter nicht verlassen wollte. So blieben wir auf unserer Scholle recht ratlos zurück und verwalteten uns, so gut es uns möglich war, selber.

Dann rief man den Alten vom Torbelstein. Er kam aus dem Eicheleck und mahnte, das wir über die Anbetung der neuen Götter, die alten Rieten vergessen hätten. Und das es uns nun schlecht erginge, weil wir die Zeichen nicht erkannt hatten, als das Land unserer Ahnen nach uns rief. So in unserem Glauben erschüttert, trugen wir nach altem Brauch am Mardraquell die Scheite zusammen. Und auch, was der Alte noch von uns forderte, brachten wir da. Darunter einige der seltsamen Dinge, die unsere Pflüge über die Jahre nach dem Sternenregen frei gelegt hatten. Am Tag der Erneuerung entzündeten wir nach alten Brauch die Feuer und begannen mit den alten Riten, um das Land zu ehren und zu erwecken, was gestern starb. Wir erbaten im Licht der Mada, an ihrem heiligen Quell ihren Segen. Die Feuer loderten um uns, als wir tanzten und wir sangen die alten Lieder. Bis der Wind, den die Morgenstunden brachten, die gesegnete Asche unserer Gaben über das Land wehte, um es zu besänftigen.

Als die Feuer abgebrannt waren und wir in das, vom Brandgeruch verhangene Dorf einkehrten, graute der Morgen bereits. Doch auch zur Mittagszeit blieb der schwelende Gestank im Ort. Uns dämmerte bald, das der Wind den Feuerhauch von der Burg Unteregg heran trug. So machten sich einige von uns zu dem Stammsitz der Familie Eggtal auf.

Als wir die Tore zur alten Halle vom Eggtal aufstießen, wehte uns ein heißer Luftzug einen Funkenflug entgegen, so das wir uns abwenden mussten. Doch welch Schrecken wurden wir gewahr, als wir erneut in die große Halle blickten. Die ganze Familie saß noch an der großen Tafel derer zu Eggtal zu Tisch. Verbacken zu einem Schreckensbild, durch dessen Aschenkruste, rote Adern aufglimmender Glutnester zogen. Bevor ein Windhauch das grässliche Familienbild in der Halle verwehte.

Das war das Ende des alten Geschlechtes vom Eggtal. Wir verschlossen die Halle wieder und kehrten die Asche zusammen, um sie auf den Feldern zu verstreuen. Jene, die die alten Rieten vergaßen und den Fluch der Felder fanden, waren vergangen.

Mögen die Götter uns einen neuen Herrscher senden, der das Land ehrt und von den alten Mächten geduldet wird.

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Einige Tage später in Wasserburg:

Ludogon von Eicheneck am Krankenbett Thiomaras von Amselhag

Wasserburg, Anfang Peraine 43

Ludogon, helft mir in meiner Not.

Während wir hier in diplomatischer Mission in Wasserburg weilen, ist meiner Familie schreckliches widerfahren. Mir wurde von der Gräueltat berichtet, die zu Eggtal geschehen sein soll. Ich bringe es, nach einem Schwächeanfall, den ich ob der Nachricht von der Auslöschung meiner Familie erlitt, nicht über mich, in den Schlund zu reisen, um es mit eigenen Augen zu sehen. Ich möchte dieses verfluchte Land nicht mehr betreten, das mir die Liebsten nahm. So bitte ich euch inständig, die Geschehnisse zu Eggtal aufzuklären und die Amtsgeschäfte dort zu übernehmen, damit wieder Ordnung einkehrt. Reist bitte für mich zurück in den Schlund. Fiana von Dachsen erwartete euch mit einer Lanze Grenzreiter im Hafen von Mardramund. Sie und ihr Gatte, Landrichter Ucuriel Delo von Eychgras ermitteln bereits in ähnlichen Mordfällen, die den Schlund in den letzten Jahren heimsuchten. Ich versuche derweil wieder zu Kräften zu kommen. Stecken wir doch hier in Perricum, in schweren Verhandlungen, um dem Schlund weitere Hilfe, in der gerechten Fehde, zu kommen zu lassen. Ich kann hier nicht fort und ich will es derzeit auch nicht. So flehe ich euch an. Geht und schaut nach dem Rechten.