Geschichten:Der schützende Blick der gütigen Herrin - Ophelias göttliche Eingebungen

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Wenn der ungeborene rote Greif hinscheidet, und die Gesandten des Greifen und des Igels in den Landen des grünen Forstes Blut vergießen, erhebt sich der Zorn und Schrecken. Ein tiefroter Fluss aus Blut wird strömen. Strömen über Brüder und Schwestern, strömen über Freunde und Nachbarn.

~ niedergeschrieben in den Aufzeichnungen der Perainenovizin Ophelia von Ochs im Götterlauf 1042 BF im Quelltempel zu Nattersquell

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Burg Ox, Baronie Viehwiesen, Anfang Rondra 1043 BF

Zu viele Ochsen schnauben nur herum, weshalb Leobrecht den Gesprächskreis reduzierte. Am großen Eichenholztisch im Rittersaal nahmen nun er, Anaxios und die Äbtissin, sowie die Eltern Wolfaran und Iralda Platz.

Eigentlich hätten sie sich schon vor zwei Wochen zusammensetzen wollen, um die Visionen zu beurteilen. Doch Rohajas gemarterte Seele hatte Vorrang.

Alle sorgten sich um Rohaja und Ophelia. Die Erbin der Baronie Bärenau wurde von Aurentian von Luring mit in den Praiostempel zu Gareth eskortiert.

Die Kirche des Götterfürsten war nun mit Sicherheit der beste Platz für dieses Mädchen. Bis auch die Geweihten des Praios sie für rein und geheilt erachteten, würden sicher noch Jahre vergehen. Aber einmal ein Opfer für namenlose Machenschaften, bestand immer die Gefahr für einen Rückfall.

Nun ging es darum, sich weiter um Ophelia zu kümmern. Leobrecht reichte Ophelias grüne Kladde an Anaxios und Ährengard weiter, da er ihre Expertise hören wollte. Iralda lugte von der Seite hinein, zu sehr interessierte es die Baronin von Bärenau.

Die drei belesenen Charaktere diskutieren hitzig, woher denn die Einbildungen der jungen Novizin kommen könnten. Nach einiger Zeit kamen sie überein, dass sie Borongefällige Träume oder gar Alpträume seines Widersachers ausschließen könnten. Denn die Kleine schlief ja nicht und Anaxios magische Analyse Ophelias deutete kein dämonisches Wirken an, wie es ein sogenannter Morcan zum Beispiel ausüben könnte.

Alle waren sich einig, dass sie eine zu lebendige Phantasie des Kindes ausschließen würden. Ophelia machte nicht den Eindruck, sich selbst solch scheußliche Dinge auszudenken. Sie war ein Kind.

Es war schon Morgengrauen, als sie sich endlich einigen konnten, mit was sie es hier zu tun hatten.

Ährengard blätterte noch einmal durch die Kladde und las die niedergeschriebenen Wörter. „Das ist keine Phantasie, das ist kein unheiliges Werk. Ophelia erfährt die Zuneigung der gütigen Göttin, ihre Visionen sind Prophezeiungen.“

Sie schlug eine bestimmte Seite auf. „Seht, dieses: Die gekritzelte Zeichnung. Der fliehende Fuchs, der tollwütige Hund, die toten Leiber, der Fluss, das hat sie 1039 BF gemalt.“

„Schlacht an der Gaulsfurt, nur kann ich das mit meinem jetzigen Wissen deuten, vor dem Ereignis hätte ich die Vision nur vage zuordnen können. Fuchs jemand aus dem Hause Gareth, in diesem Fall Alarich. Tollwütiger Hund, könnte es ein Tuzaker sein, der Verräter Haffax. Fluss der Darpat an der Gaulsfurt.“, warf Wolfaran ein – alle nickten.

„Oder hier“ las die Äbtissin eine niedergeschriebene, stark gekritzelte, Vision vor. „Das ungeborene Kälbchen ist zu schwach. Die Schwingen werden es der Mutter entreißen“ Iralda stockte der Atem, so dass Wolfaran das Wort ergriff „Der Tod unserer Tochter Yandelind, passt von Ausführung und Zeit“.

„Ich sehe, ihr seht dasselbe wie ich. Ihre Visionen beziehen sich auf große Ereignisse mit viel Leid, und auf Personen, die ihr sehr nahe stehen und denen etwas Schlimmer widerfährt. Was genau dieses alles bedeuten soll, kann ich noch nicht abschätzen. Ich werde eine Depesche an den Diener des Lebens schicken und erhoffe mir von ihm eine detailliertere Einschätzung.“

„Gut“, sprach Leobrecht von Ochs „Ophelia hat mit ihrer Gabe ihre Schwester errettet, bevor noch viel Schlimmeres – falls es überhaupt schlimmer geht – widerfahren konnte. Dieses Wissen, dieses Geheimnis darf diesen Kreis nicht verlassen. Es soll nichts nach außen dringen. Iralda, Du reise bitte wieder nach Gareth. Du bist in Rohajas Nähe und ich bitte Dich, mich über ihrem Gesundheitszustand immer auf dem Laufenden zu halten. Wolfaran, Du bist jung und brauchst keinen Schlaf, lass Dir ein Pferd satteln und reite unverzüglich nach Luring, vielleicht ist es noch nicht zu spät. Vielleicht ist der ungeborene Greif noch zu retten.“

Wolfaran sprang auf, als er die Turmwache rufen hörte. „Ein Botenreiter“

Anaxios ließ sich den Brief bringen, las die Zeilen und fasste trocken zusammen: „Odilbert von Hartsteen verletzt Lechmin von Luring, die ihr Kind verliert. Schlacht auf dem Erlgardsfeld. Mehrere Tote. Die Fehde ist erklärt.“

Alle atmeten tief durch. Es war zu spät jemanden zu warnen, das Blutvergießen hatte begonnen.