Geschichten:Der heermeisterliche Pakt

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Pfalz Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Das Praiosmal stand an diesem Tag ohne Wolken am Himmel und brachte den Schnee zum Strahlen. In der Nacht zuvor hatte es wieder geschneit, und so hatte die Pfalz etwas Märchenhaftes an sich. Salix von Hardenstatt war mit einer Kutsche zur Pfalz hinaufgekommen, denn hier sollte sich zurzeit ein Heermeister befinden, dessen Gesellschaft der Perricumer suchte.
Nach einigem Fragen fand er heraus, dass seine Exzellenz zurzeit eines der kleinen Kammerkonzerte beiwohnte. Etwas Musik und Abwechslung nicht abgeneigt fand sich Salix schließlich im selben Raum wie seine gesuchte Person wieder. Er hatte in einer der hinteren Reihen Platz genommen, von wo aus er einen guten Blick auf den Baron von Hirschfurten erhielt. Auffällig war, dass dieser umringt (man könnte fast abgeschirmt sagen) von Reichsforster Offizieren war. Ganz im Allgemeinen schienen diesem Kammerspiel überwiegend Reichsforster beizuwohnen, so wie Salix das erkennen konnte.

Nachdem das Spiel zu Ende war erhoben sich alle und strebten hinaus, so auch Nimmgalf und dessen Offiziere. Mit einigen Schritten Abstand folgte Salix ihnen, bis sie in einem Empfangssaal ankamen, wo Getränke gereicht wurden. Der Perricumer griff sich zwei Gläser und eine Karaffe und machte sich auf den Heermeister der Reichsforster anzusprechen.

Geschickt umlief er die Entourage, welche sich um das Oberhaupt des Hauses Hirschfurten aufgefächert hatte, bis er vor seinem Ziel stehen blieb. Recht schnell bemerkte dieser seine Anwesenheit. Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte der Pfortenritter den jungen Mann vor sich, der sich nun verbeugte.

„Euer Hochgeboren von Hirschfurten! Es ist mir eine Ehre Euch hier zu treffen!“ begann dieser und fuhr sogleich fort: „Wenn ich mich vorstellen dürfte, mein Name ist Salix von Hardenstatt, und ich komme im Auftrag seiner Exzellenz, dem Heermeister vom Darpatmund, Zivko von Zackenberg!“

Hatte der Angesprochene anfänglich einen etwas abschätzigen Blick, so war dieser nun aufrichtigem Interesse gewichen. Mit einem knappen „Seid gegrüßt! Was kann ich für Euch tun?“ bedeutete er dem Hardenstatter fortzufahren.

„Seine Exzellenz schickt mich mit einem Angebot an eure Person, Euer Hochgeboren. Ein Handel, wenn man so möchte“, mit einem Blick nach links und rechts bemerkte Salix, wie alle Augen der Männer und Frauen, die sich um Nimmgalf getummelt hatten, nun auf ihnen ruhten. Mit einem vielsagenden Lächeln fügte der Perricumer sodann hinzu: „Wie wäre eine private Unterredung unter vier Augen?“ Zustimmend nickte der bekannte Turnierreiter, und folgte seinem Gesprächspartner an ein ruhiges Plätzchen.

„Herr von Hardenstatt, Ihr hattet meine Neugier, nun habt Ihr meine Aufmerksamkeit!“, stellte Nimmgalf fest, während er sich setzte. Der Angesprochene lächelte freundlich, während er sich und seinem Gesprächspartner etwas Wein eingoss.

„Seine Exzellenz sucht derzeit nach geeigneten jungen Menschen, denen er das Handwerk eines Ritters beibringen kann. Die ritterlichen Tugenden müssen weitergegeben werden und es muss sichergestellt werden, dass auch die kommenden Generationen diese hehren Ideale verinnerlicht haben und nach ihnen leben. Erst recht in einer Zeit wie dieser“, erklärte Salix und lehnte sich etwas zurück. Das Oberhaupt des Hauses Hirschfurten nickte zustimmend, „da sprecht Ihr wahre Worte, Herr von Hardenstatt. Gerade in Zeiten wie diesen sind die Ideale des garetischen Rittertums wichtiger denn je. Sie machen den Unterschied zwischen barbarischem Abschlachten und ehrenhaftem Kampf!“. „Ein Umstand, den mein Herr erkannt hat. Und dass Ihr ebenfalls zu dieser Erkenntnis gekommen seid, zeigt, dass in Euch und ihm derselbe Geist wohnt. Weswegen eine Verbindung zwischen dem Heermeister vom Darpatmund und dem Heermeister des Reichsforsts eine Verbindung wäre, die zum Wohlgefallen aller reichen würde“, fuhr der Meister der zackenbergschen Schreibstube weiter aus, „denn eine solche bestünde nicht nur darin, dass der eine Teil gibt und der andere nimmt. Nein viel mehr ist es ein gegenseitiges Geben und Nehmen“.

Der Reichsforster Heermeister nickte knapp: „Ein Knappe für eine Knappin also?“. Salix lächelte zufrieden, sein Gegenüber schien schnell zu verstehen: „So würde die Verbindung gefestigt und sichergestellt, dass die Ritterlichen Ideale sowohl in Perricum als auch in Garetien weitergegeben werden. Ich war so frei und habe schon zwei Namen gewählt, deren Träger sich im richtigen Alter für eine Knappenausbildung befinden. Adare von Zackenberg und Hagwulf von Hirschfurten.“

Nun war es am Reichsforster sich zurückzulehnen und nachzudenken.

Schließlich wog er etwas den Kopf hin und her: „Wenn wir schon einen solch heermeisterlichen Pakt schließen, was würde denn dann Seine Exzellenz von Zackenberg davon halten, diesen Pakt mit einer Verlobung zu besiegeln?“

Ein kurzes Blitzen war in Salix Augen zu sehen, gefolgt von einem breiten Grinsen: „Ich denke, er würde dies als eine außerordentlich hervorragende Idee erachten! Ich nehme an, als Vermählte kommen Euch die beiden Knappen in den Sinn?“ Nun war es am Pfortenritter breit zu Grinsen. Zufrieden stießen die beiden Männer an, eine Verbindung zweier Heermeister also. Offiziell ein Knappentausch, inoffiziell würde man das Haus Hirschfurten mit der Familie Zackenberg durch einen Traviabund verbinden, ein Umstand, den man jedoch vorerst geheim halten würde.