Geschichten:Der Streit zwischen Greifenfurt und Garetien - Rat und Hilfe sind Vasallenpflichten

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Gegeben zu Geifenberg im 30 Jahr der segensreichen Herrschaft Seiner Allergöttlichsten Magnifizenz Hal

Euer ehrenwerte Erlaucht, geschätzte Markgräfin,


Ich entbiete Euch den Gruß der Zwölfe, Rondra vor.

Mit Interesse las ich Eure Worte der Markgräfin aus dem Munde Eures Kämmerers. Und nicht ohne Antwort sollen sie bleiben.

Ihr konstatieret, daß die markgräfliche Kasse in den letzten Monden argen Belastungen ausgesetzt war. Sehr wohl, wer wollte das bestreiten. Harte Zeiten sind es, in denen wir leben, harte Zeit seit Jahren nur und nur mählich leuchtet das Licht der Hoffnung am fernen Horizont.

Es solle doch nicht sein, daß Euer Erlaucht dem selben Gebaren unterlaufe, nicht über die Grenzen der Stadt hinauszublicken, wie es weiland ihrem Vater selig zum Unglücke der Mark gefiel. Denn wenn dem so wäre, würde es mich nicht wundern, wenn Ihre Erlaucht nicht sehen würde, wie es zugeht in der Mark, ihrer Mark. Ich will nicht ins Jammern verfallen, das steht einer Märkerin nicht an. Tatkraft und Mut sind es, die uns auszeichnen, nicht winselndes Gebettel. Und doch möchte ich Euren Augenmerk dafür gewinnen, daß Barone, Edle, Junker, Bürger, Bauersleute, vom höchsten bis zum geringsten ebensolche Anstrengungen zu leisten haben, wie unzweifelhaft auch Ihr sie beibringt.

Und lassen wir ein Klagen hören? Selbst jetzt, wo der Kaisertaler wieder in voller Höhe beizubringen ist, wo zu Kriegswaisen, Witwern und Witwen und Versehrten noch Flüchtlinge hinugekommen sind? Nein, wir packen an und versuchen, es nach dem besten zu richten. Es ist eine alte Weisheit, daß ich nicht mehr Taler ausgeben kann, alsich in der Tasche trage. Und die zweite ist, daß man einem Nackten nicht in die Tasche greifen kann.

Euer Erlaucht, wenn Eure Schatulle längst nicht mehr in dem Maße gefüllt ist, wie es ersprießlich wäre, dann kann ich Euch nur den Rat geben, den mir mein Vater selig einst auf den Weg gab: Spart! In der Mäßigung liegt die Tugend, nicht darin, es jenen zu nehmen, die selbst wenig genug haben.

Fürwahr, ich gebe jeden Kreutzer dafür, Greifenfurts Wehr zu stärken und die Mark wieder zur alten Blüte zu führen. Ich gebe jeden Kreutzer, um denen, die mir anbefohlen durch den Herre Praios selbselbsten ihr täglich Brot zu geben und ihnen den Schutz angedeihen zu lassen, den ich ihnen in meinem heiligen Eid vor Praios geschworen. Überlegt, ob es sittlich ist, mehr zu fordern.

Euer Vorwurf aber, die Edlen der Mark gäben nicht genug, er trifft mich bitter, der ich doch weiß, wieviel wir geben, bereitwillig und freudigen Herzens.

Auch wir leisten unseren Teil, geben Frauen und Männer für das Heer, die auf den Äckern und in den Werkstätten fehlen, rüsten diese aus, sorgen dafür, daß sie an den Waffen geübt werden. Wir entsenden solche, die Straßen zu bauen und bei den Befestigungen zu helfen, mancher mehr, als es ihm das Gesetz abverlangt, aus Liebe und Treue zu seiner Heimat und zu Euch, holde Markgräfin. Wollt Ihr uns also solches zwiefach abfordern, wo Ihr doch wißt, wie weit unsere Treue geht, bis zum Letzten? Mehr aber als das Letzte zu fordern, das steht allein den Zwölfen zu.

Es gibt, Euer Erlaucht, sicherlich noch andere Wege, das Gute zu vollenden, nach dem ihr strebt.

Und, Euer Erlaucht, höchstliebliche Dame! Es ist ganz und gar nicht recht und billig, Euch in mein Recht als Adelsfrau zu mengen, von meinen Bauern den Fron einzufordern, den sie mir geschworen in eben jenem Eid. Das folgt nicht Praios Gebot!

Ich flehe euch an, untertänigst, tut solches nicht. Brecht nicht Praios Gesetze, bei Eurer Seele.

Desgleichen gilt für Weg- und Brückenzoll, der von Praios wegen mir gebührt. Meine Familie hat dafür gesorgt, daß die Straßen gebaut und unterhalten wurden, meine Familie hat mit ihrer Kraft ihrem Gold und ihren Lehnsleuten dafür gesorgt, daß Land urbar gemacht und befriedet wurde. Es steht meiner Familie nun nach Praios Gesetz der Lohn dafür zu, nicht Euch. Bedenkt dies wohl, wenn Ihr so leichtfertig die Rechte Eurer Edlen abzuschneiden trachtet, denn daraus kann nichts Gutes erwachsen.

Was nun aber die armen Flüchtigen aus dem tobrischen angeht, Euer Durchlaucht, es gibt Dinge, die kann man befehlen und Dinge, die muß man geschehen lassen. Eine neue Heimat zu finden, das ist kein leichtfertig Ding, und niemandem kann man so etwas befehlen. Menschen als Nachbarn in sein Herz zu schließen und als seinesgleichen aufzunehmen, das ist das selbe Paar Schuh. Das könnt Ihr nicht befehlen und wärt Ihr auch der Kaiser selbselbsten.

Wir haben den Tobriern bereitwillig Gastung gegeben und auch manchem eine Scholle gegeben, sich niederzulassen, wann immer das möglich war. Letztere zahlen ohnedies längst brav ihr Manngeld, wie es Gesetz und Sitte ist. Die anderen aber sind immer noch unsere Gäste, wohlwillkommen, indes, sie kosten Geld, erbringen keines. Ich kann aus einem Schreiber über Nacht keinen Bauern machen und auch keinen Schmied, auch wenn ich gerade einen bräuchte. Und ich kann auch eine einbeinige Frau nicht aufs Feld treiben, um den Ochsen zu treiben. Und ich kann auch ein zwölfjähriges Kind, dessen Augen und Herz noch heute angsterfüllt sind von den Schrecken seiner Erlebnisse nicht als Laufburschen zum Erwerb zwingen.

Soll ich für all jene nun ein Manngeld zahlen, daß sie nicht erbringen können und ihre Gastgeber auch nicht? Ist das wahre Gastfreundschaft? Ist das traviagefällige Barmherzigkeit? Oder soll ich vielmehr alle, die nicht zu einem Gewerbe fähig sind oder zu keinem, was mir nützt, wieder über die Grenze zurückschicken, in ein unbestimmtes Schicksal?

Werte Markgräfin, Euer Erlaucht, es kann Euch doch nicht verborgen geblieben sein, daß die Einquartierung der Flüchtlinge unter Euren Untertanen, einfachen Menschen, die schlimmste Entbehrungen durchgestanden haben, auch Mißmut hervorgerufen hat? Es mag nicht sittlich sein, dies einmal aufzubringen und offen auszusprechen, aber gerade jene der Mark, die selbst um ihr Leben täglich kämpfen müssen, sie sehen mit Sorge und Neid auf jene, die in Travias Namen aufgenommen wurden. Wollt Ihr deren bittere Gedanken schüren, indem Ihr ihnen ein noch höheres Opfer abverlangt. Denn wer sonst sollte für das Manngeld jener aufkommen, die es selbst nicht beibringen können, als solche, die in Brot und Arbeit stehen.

Das ist nicht klug gedacht, das ist nicht weitsichtig gedacht, bei aller Wertschätzung Euer Weisheit.

Euer Erlaucht, höchstwerte Dame, als Eure treue Lehnsfrau erachte ich es als meine Pflicht, wenn Irrtum, fehlende Kunde oder falscher Rat Euch irreleiten, offen und freimütig das Wort zu ergreifen und Euch darauf hinzuweisen.

Für Euer Wohl, ehrenwerte Herrin, für das Wohl der Mark Greifenfurt, so wie ich es geschworen habe.

So war und ist es gute Sitte in der Mark, seit vielen Generationen schon. Ich bitt Euch inständigst, holde Lehnsherrin, bedenkt meine Worte und prüft Euer Herz, ob ich Euch nicht besseren Rat erteile, wenn ich Euch bitte, von Eurem Ansinnen abzulassen und die Dinge neuerlich zu prüfen. Praois wird einen Weg weisen, dessen bin ich gewiß.

In tiefster Verehrung,


Eure Duridanya von Rabenmund-Greifenberg zu Greifenberg