Geschichten:Der Prinz und das Land - Heut lacht uns die Sonne jeden Tag

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Tiefenquell, 10. Peraine 1041 BF

Aufgereiht wie die Tauben auf der Stange standen die Ritter des Fuchsrudels an der Brücke und schauten in die träge fließenden Fluten der Breite. Felione von Berstenbein, die ihren jüngsten Sohn bei ihrem Gatten Giselhold gelassen hatte, um auf die Lang Jagd zu gehen, spuckte in den Fluss und sah der Spucke zu, wie sie sich auf den Weg machte, unter die Brücke zu fließen. „Meine ist schneller!“, brüllte Ulminde von Karseitz und spuckte hinterher. Dann rannten beide Frauen auf die andere Seite der Brücke, um zu schauen, welche Spucke schneller geschwommen war. Langsam schlenderten auch Bartel und sein Sohn Barduron herüber, auch Elbrecht von Trenck und Herdan von Steinfels. Sie alle fühlten sich auf eigenartige Weise verjüngt auf dieser Ritterfahrt zur langen Jagd.

Der junge Fuchs hatte sie angesteckt mit seiner Begeisterung, ging es Voltan von Heiterfeld durch den Kopf. Es stimmte ja: Eine Jagd wie diese bot sich nicht alle Tage. Von nah und fern würden die größten Waidleute anreisen und ein Schauspiel liefern, das selten sah. Turniere gab’s viele, aber eine Jagd auf den Dreizehnender …! Glaubert hatte keine Lust gehabt auf Wildnis und Borstenviecher. Dabei hatte er die ja vor der Haustür, in Gestalt gewisser Baroninnen und Pfalzgrafen

„Haha!“, triumphierte Feliona und klopfte der Karseitz auf die Schulter, „gut gespuckt ist halb gewonnen!“

Heiterfeld sah, dass Malwarth von Eslamsgrund und der junge Sigman wieder zu ihnen stießen.

„Der Baron ist derzeit nicht da!“, rief Sigman schon von weitem, „schon auf Kaiserlay. Aber wir können den Hof des Barons nutzen und im Haupthaus übernachten.“

Sigman sah, dass die Ritter seiner Schar rechts und links an den Geländern der Brücke standen und ihn alle ansahen, Es war eigenartig, dass sie ihm alle zuhörten. Er war der Jüngste. Er war noch kein Ritter, nicht einmal Knappe. Und dennoch schienen sie das kaiserliche Blut in seinen Adern zu spüren. Oder war es nur der Gedanke an Korgond, der sie versammelte? Sigman wusste es nicht, aber es war ihm eigentlich auch egal. Er lebte jetzt und hier, und das Schicksal hatte ihm eine Reihe von beneidenswerten Möglichkeiten geboten, von denen die Turniere der letzten Monde und die Lange Jagd nur einige waren. Was mochte morgen sein? Frage nicht danach – heut lacht uns die Sonne jeden Tag!

Gut gelaunt sammelte er seine Ritter ein und zog mit ihnen zurück an die Reichsstraße und hinein in das befestigte Dorf Tiefenquell.

Voltan von Heiterfeld hatte sich die gleichen Gedanken gemacht wie der junge Sigman: was war es an diesem Fuchswelpen, das ihn und die anderen so mitriss? War es der jugendliche Überschwang? Der Enthusiasmus, der sie alle in Korgond ergriffen hatte? War es das wild schäumende Blut des Hauses Gareth, das das Reich nun schon so viele Generationen führte? Waren es die Zeitläufte, die ihn und die anderen nach unverfälschten Helden lechzen ließen? Nach Rittern von echtem Schrot und Korn wie es der selige Danos gewesen war? Hatten sie alle die Schnauze voll von Kanzleischranzen, Magierherrschern, Politikern und wollten wieder einen reinen, königlichen, ja: unschuldigen, demütigen Anführer?

Voltan musste innerlich alle Fragen bejahen, auch wenn er beim Roten Malwarth oder dem alten Trenck so seine Zweifel hatte. Egal. Jetzt spielten sie schon wieder, wer als Erster sein Ross abgesattelt hätte – Ritter! Kinder!