Geschichten:Der Maulwurf wühlt im Dreck - Teil 1

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Baronie Leihenbutt, Grafschaft Waldstein


Drei Monde war Bernwart Trondwin nun schon in der Baronie Leihenbutt, ganz so, wie sein Auftraggeber es befohlen hatte. Er hatte sich als Tagelöhner in der Stadt verdingt und sich so unauffällig wie möglich verhalten.

Seine ersten Nachforschungen hatten noch nicht allzu viel ergeben. Die Comtessa Simiona war vor über anderthalb Götterläufen hierher gekommen, um die Frau des Barons von Leihenbutt, des bekannten Turnierreiters zu werden. Viele der einfachen Leute munkelten, dass der Baron wohl in diesen Landen kein Weib finden konnte, welches seinen Ansprüchen genügte, aber eine Horasierin gefiel den Menschen hier nicht recht.

Viele hatten ihre Meinung geändert, nachdem sie den Liebreiz der hübschen Dame aus dem Westen das erste Mal erblickt hatten. Doch das waren Dinge, die Bernwart und dessen Auftraggeber keinesfalls interessierten. Claudio di Conserrano hatte Bernwart darauf aufmerksam gemacht, dass die Comtessa Waffen aus ihrer Heimat favorisierte, und auch Bernwart hatte erst letztens von einigen Unbekannten gehört, deren Leichen man, im Wald fand, ganz in der Nähe des Ortes, wo nur wenige Wochen zuvor der Herr Nimmgalf von Hirschfurten von einem unbekannten schwarzen Ritter im Turniere besiegt worden war. Einige dieser armen Gestalten wurden mit recht tiefen Einschusslöchern in ihren Schädeln gefunden.

Im letzten Brief des Vogtes di Conserrano hatte dieser bestätigt, dass das durchaus zu einer liebfeldischen Schusswaffe passen würde, eher zumindest als zu den heimischen Armbrüsten.

Den Namen dieses Wunderdings hatte Bernwart schon lange wieder vergessen. Er vertraute nicht auf technische Spielereien – er vertraute allein auf seinen Überlebensinstinkt, der ihn schon über vierzig Winter durchs Leben führte und auf den listigen Fuchs.

Die gute Comtessa war sehr viel auf Reisen, wie Bernwart erfahren hatte. Es hatte einen ganzen Mond gedauert, bis er Kontakt mit einem örtlichen Phexgeweihten hatte aufnehmen können. Dieser hatte sich seine Informationen gut bezahlen lassen. Die Dukaten des Vogtes di Conserrano waren geschmolzen wie Butter in der Praiosglut.

Jüngst war die Comtessa erst vor einigen Tagen von einer Reise zurückgekehrt, die sie offenbar zum Sitz der Gräfin von Waldstein geführt hatte.

Bernwart schlich durch die dunklen Gassen des Städtchens und machte einen großen Bogen um den Nachtwächter, der mit einer hellen Laterne am Stadttor gerade vorbei schlenderte.

Noch um die nächste Ecke und schon war Bernwart im Seilergässchen angekommen. Er blickte sich um, um sicher zu gehen, dass ihm niemand gefolgt war, dann klopfte er fünfmal gegen die solide Holztür des herunter gekommen wirkenden Fachwerkhauses. Dann trat er ein, denn die Tür war nicht verschlossen.

Im Raum war es stockdunkel. Bernwart zog seinen Mantel enger um sich und prüfte kurz, ob das lange Messer, welches er stets bei sich trug, noch in der Scheide an seiner Seite hing. Die vertraute Form des hölzernen Griffs vermittelte ihm Sicherheit und Mut.

Aus der Dunkelheit einer Ecke drang eine Flüsterstimme an sein Ohr.

„Du bist spät, mein Freund. Im Namen des Fuchses will ich dich dennoch grüßen.“

Bernwart versuchte im Dunkeln etwas auszumachen, doch es gelang ihm nicht.

„Jaja, Phex zum Gruße, Freund. Hast du getan, wofür ich gezahlt habe?“

Der Diener Phexens lachte leise. „Oh ja, das habe ich. Aber sei gewiss, es war nicht einfach. Einer meiner Schüler folgte der Comtessa auf ihrem letzten Ritt und hielt sich verborgen. Er konnte mir berichten, dass es einen Anschlag auf die Gräfin von Waldstein gab. Viele Krieger vom Orden des Schwertes mussten zur Verteidigung ihr Leben lassen. Zum Glück war die Comtessa zur rechten Zeit vor Ort und konnte Frau Quellentanz zu Hilfe eilen. Sie tötete den Anführer der Schurken höchst selbst, habe ich mir erzählen lassen. Mit einer fremdländischen Schusswaffe.“

Bernwart lächelte dünn. Sieh einer an. „Gut, dass die Comtessa zur Stelle war. Woher konnte sie wohl geahnt haben, dass so etwas Schreckliches passieren würde?“ Bernwart leckte sich über die Lippen und erhoffte mehr zu erfahren.

„Das ist eine gute Frage, mein Freund“, erwiderte der Geweihte. „Aber es ist schon spät und die Nacht gehört meinem heiligen Herrn. Ich muss gehen und seinem Ruf folgen.“

Bernwart nickte, obwohl sein Gegenüber ihn wohlmöglich auch kaum sehen konnte. „Ich verstehe. Habt Dank für Eure Mühen. Ich werde vielleicht in den kommenden Tagen noch einmal ein unterwürfiges Ersuchen an Euch richten.“

Der Geweihte bewegte sich zum offen stehenden Fenster. „Wir werden sehen, wie profitabel und dem Herrn gefällig deine Anfragen sind.“ Mit diesen Worten war der Schatten verschwunden.