Geschichten:Der Machtmensch - Nachwehen und Vorboten

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Markgraftschaft Perricum, die Reichsstraße zwischen (Gliesensand) und der Reichsstadt, Anfang/Mitte Boron 1040 BF


Er überragte die Szenerie, aufrecht und stolz, mit der Ausstrahlung eines wahren Edelmannes und langjährigen, politischen Strategen, der sich allen Wirrungen zum Trotz gehalten und positioniert hatte. So saß er auf dem Rücken seines Perricumer Zuchtpferdes „Perringan“, das er selbst auf Welt geholt und mit diesem klingenden Namen versehen hatte. Es besaß einen längeren und edleren Stammbaum als einige garetisch-perricumsche Adelsfamilien.

Sein Troß folgte ihm, er war ansehnlich und dem Senschall Perricums angemessen, beinahe pompös. Doch für ein Übermaß an Pracht hatte der Machtmensch Zordan zuviel Feingefühl. Doch Position und der Reichtum seiner Familie erlaubte ihm und seinem Gefolge ein entsprechendes Auftreten, welches Andenrorts und anderen Personen wohl schon als Prunk und Protz angekreidet worden wäre. Er selbst war angetan in den Farben Perricums, die ebenso die Farben Rabicums waren. Darunter trug er eine leichte, aber wohlgeschmiede Rüstung, die feine Verzierungen aufwies. Unter anderem Schulterplatten, die dem Kopf einer großen Seeschlange nachempfunden waren, dem Wappentier der Rabicums. Ihm folgten seine markgräflichen wie persönlichen Diener und Wachen, die ebenfalls gut und prächtig gekleidet und gerüstet waren und die Banner der Rabicums und Perricums mitführten.

So zogen etwa 50 Mann zu Pferd oder Wagen die Reichsstraße entlang und die meisten Leute hielten inne und begannen zu tuscheln wenn man an ihnen vorbei zog, selbst wenn sie nicht genau wussten wen sie da vor sich hatten.

Sie hatten Darpatkron bei Gliesensand besucht, den aktuellen Stammsitz der Familie Rabicum, der aber unter ihnen nur als vorrübergehende Bleibe angesehen wurde, der immer hinter der mittlerweile Markgräflichen Burg Rabicum anstehen würde. Auch wenn diese wehrhafte und altehrwürdige Burganlage am Darpat beileibe nicht mit der Pracht und der Annehmlichkeit Schloß Darpatkrons mithalten konnte.
Dort hatte er die beinahe abgeschlossenen Fortschritte an den Wiederaufbauarbeiten des Dorfes besichtigt. Jene waren nötig geworden, nach den aufgepeitschten Fluten des Darpats durch Heleme Haffax. Doch noch viel wichtiger, er hatte dort beinahe die gesamte Familie sich versammeln lassen.

  • Adara, Ingerimmgeweihte und Ratsherrin von Dergelsmund sowie ehem. Perricum-Stadt, hatte etwas widerwillig eine Sitzung des Dergelmunder Stadtrates ausgelassen
  • Mechtessa - Junkersgemahlin von Meidersee - hatte gar aus dem unnahen Meidersee den Weg in die Heimat gefunden gehabt
  • Arya, Hauptfrau bei den Markgräflichen Grenzreitern, hatte dafür um Beurlaubung ersucht
  • Selena, Edle von Laskanshain, wenn auch jetzt offiziell eine Franfeld, war mit Geldana aus Haselhain hier her gekommen
  • Eborian, Reshminianer, der zuletzt für den Bund auf der Suche nach einer neuen Niederlassung war hatte die Gelegenheit ebenfalls genutzt und war hier schon geraume Zeit abgestiegen
  • Eboreus und Rukus, der sich wie so oft mit seinem Zordans Sohn Welferich gestritten hatte, waren mit ihm aus der Reichsstadt angereist
  • und natürlich zu guter Letzt Welferich, Junker von Rabicum, Erbe Zordans - und Familie

um nur einige zu nennen. Diese Familie war nicht einfach, wie auch, in einem Land voller Gegensätze, doch Zordan hatte sie immer wieder einen können. So auch in dem was er den versammelten Mitgliedern angetragen hatte.

„Der Name der Familie Rabicum, das was auch nach uns allen bleiben wird, fern eurer kurzweiligen Zwiste und Bündnisse, strahlt so hell wie vielleicht noch nie am Perricumer Himmel. Und das ist unser aber vorallem mein Verdienst! Seht wozu kluge Politik und Macht fähig ist, denn der Markgraf wird in Kürze verkünden, dass von nun an die Familie Rabicum über die altehrwürdige Baronie Bergthann herrschen wird…“

Diese Nachricht hatte alle überschwänglich werden und zumindest für kurze Zeit ihre kleinlichen Fehden untereinander vergessen lassen. Ihre Familie, diese urperricumsche aber stets nur niederaldige Familie, sollte endlich die Anerkennung bekommen die ihr zustand! Mehr noch, sie würden Herrscher des Darpat-Deltas sein, mit ihrem mächtigen Oberhaupt an der Spitze – ihm – Zordan von Rabicum.

Genugtuung kam in Zordans Blick bei dem Gedanken daran diesen undankbaren Hauffen endlich einmal auf eine Linie gebracht zu haben, nicht selten erschien ihm das Amt des markgräflichen Seneschalls eine viel geringere Bürde, als es war das Oberhaupt der Familie Rabicum zu sein. „Aber wer einen stolzen Namen trägt, gibt nicht nach.“, dachte er bei sich. Seine Familie kam doch sehr nach ihm.

Doch ahnten sie alle nicht was es dafür gebraucht hatte, die Familie jetzt dort stehen zu haben, wo sie war. Die großen Winkelzüge - Jahre der Handlangerarbeit, das Positionieren seiner selbst und von Angehörigen in gewichten Positionen, das Gewinnen von Vertrauen, auf die ehrliche und unehrliche Art, die Gegner, Kontrahenten und Feinde ruhig stellen oder bei Seite schaffen, dem Markgrafen dabei zuarbeiten ohne dabei selbst aufzustecken, das Anbandeln mit gewissen Herrschaften, das Erpressen, Kaufen und Umgarnen von Freund wie Feind und letztlich die schwerwiegenste aller Taten, den Weg frei machen für seine Familie in Bergthann.

Düster lächelte der aufrechte Mann und fuhr sich nachdenklich durch den grauschwarzen Bart, doch all das hatte sich gelohnt: der Name seiner Familie würde zu einem der mächtigsten in der Markgrafschaft werden – und letztendlich war es der Name der blieb, die Namen und Taten Einzelner würden dabei in den Hintergrund treten, auch die Schlechten.

In diesem Sinne schweiften seine Gedanken ab von Bergthann nach Brendiltal.


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Markgraeflich Perrinmarsch.svg   Wappen Familie Rabicum.png  
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Texte der Hauptreihe:
Bor 1040 BF
Nachwehen und Vorboten


Kapitel 1

Neuordnung
Autor: Jan mit Dank an die Perricumer