Geschichten:Der Leere entgegen

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"Mögen Peraine und Travia, sowie die anderen deer Zwölfe mit uns sein", murmelte Geppert Groterian.
Alabrecht Giselhold von Eychgras und Ugo Meinhard von Schartenstein sprachen ebenfalls leise Gebete. Die drei Geweihten der Baronie Fremmelsfelde standen vor der Tür des Thronsaals der Burg Hahnenfels. Sie hatten um eine Audienz bei der Baronin gebeten, doch seit Tagen keine Antwort erhalten. Immerhin erlaubte es ihr Stand, die Burg auch ohne spezielle Erlaubnis der Hausherrin zu betreten.
Die Stimmung auf der Burg schien schlecht. Die Menschen gingen gesenkten Kopfes, nur wenige baten um den Segen der Geweihten.
"Wie lange wollen wir noch warten?", fragte der Eychgraser.
Groterian schaute auf die Tür zum Saal. Natürlich stand hier keine Wache. Wer sollte es auch wagen die Baronin zu stören?
"Du hast Recht, Bruder. Lass uns zu ihr gehen."
Noch ehe die anderen Geweihten ihn aufhalten konnten, stiess er die Tür auf.
Die Luft im Thronsaal war schlecht. Vorhänge verdunkelten den Raum, eine einzelne Öllampe stand in einer Ecke des Saals und vermochte es nicht ihn zu erhellen.
"Euer Hochgeboren?", fragte Groterian ins Dunkle hinein.
"Wer stört?", kam eine leise Antwort aus dem Dunkel.
"Eure Diener der Göttinen Peraine und Traivia."
Stille.
"Wir müssen dringend mit euch sprechen, Baronin."
Ein raues Lachen erklang.
"Dringend? Hier ist nichts dringend."
Groterian fasste sich ein Herz, ging zu einem der Fenster und zog die Vorhänge zur Seite.
Die Baronin saß neben dem Thron auf der Erde, neben sich einen Krug. Als er näher kam, roch er den Rotwein.
Er hockte sich neben die Baronin auf die Erde. Seine Brüder folgten seinem Beispiel.
"Euer Land braucht euch", sagte er leise.
Sie schüttelte den Kopf.
"Die Menschen brauchen euch.
" "Die Menschen? Pah", brach es aus ihr heraus.
"Die Menschen sind eine Plage. Alles zerstören sie. Immer und immer wieder."
Sie weinte leise.
"Ihr habt von den Vorgängen in Höllenwall gehört?", fragte Groterian.
Escalia nickte stumm.
"Habt ihr Kunde von Ayla?"
Sie schüttelte den Kopf.
Groterian begann leise zu beten. Die anderen Geweihten stimmten ein.
"Lasst eure Gebete. Die helfen doch nichts", polterte Escalia.
Groterian winkte beruhigend nach hinten. Seine Gefährten waren jung. Sie würden noch lernen, dass nicht jedes im Zorn gesprochene Wort gleich eine Lästerung der Götter war.
"Dann helft ihr. Wenn nicht Gebete, dann müssen es Taten sein. Taten die ihr vollbringen müsst."
Escalia schaute verwirrt auf.
"Eure Länder sind unbelehnt. Die Menschen haben keine Führung."
"Ich kann sie nicht führen."
"Dann ernennt Menschen die es können. Macht eure Last leichter indem ihr sie verteilt."
Schwankend erhob sich Escalia.
"Das habe ich schon einmal getan. Und was hat es genützt? Tot, sie sind tot."
"Unser Leben ist ein ständiger Kampf. Aber es gehört zum Menschsein nicht aufzugeben. Ich bitte euch, nein, wir drei, im Namen eurer Untertanen, bitten euch. Leitet uns. Kämpft für uns und mit uns. Wir brauchen euch."
Escalia schaute den alten Mann an. Man sah ihr an, dass sie versuchte ihre Mimik unter Kontrolle zu halten. Doch es gelang ihr nicht. Weinend lehnte sie sich gegen den Thron, rutschte langsam wieder zu Boden.
"Geht zu Bett, Euer Hochgeboren. Schlaft. Und morgen reden wir weiter."
Sie schluchzte, nickte langsam.


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Eslamsgrund.svg   Wappen Baronie Fremmelsfelde.svg  
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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
15. Pra 1043 BF
Teil 1
Teil 2


Kapitel 2

Teil 2
Autor: Goswin