Geschichten:Der Handschlag an den Wulfshöhen – Der Blick, so frei

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Burg Rabenfels, Boron 1043 BF:


Seneschall Coswin von Streitzig stand auf der Plattform des Schwarzen Bergfrieds der Feste Rabenfels und ließ seinen Blick schweifen. An seiner Seite sein Sohn und Sekretär Leomar, die gräfliche Ministeriale Tsajane von Jeskenau, sowie die stets stille Geweihte des Listigen Phexiane von Hohentann. Der Blick von hier war atemberaubend. Gen Norden und Westen eröffnete sich ein Meer aus sattem Grün, während sich gen Osten die Wulfshöhen erhoben, die das Grenzgebiet zwischen den drei Grafschaften Waldstein, Hartsteen und Reichsforst bildeten.

„Unsere Späher berichten von einem geheimen Treffen zwischen Untergebenen der Häuser Luring und Hartsteen, angeblich soll ein Waffenstillstand ausgehandelt worden sein“, berichtete Sekretär Leomar seinem Vater.

„Wer hat auf Reichsforster Seite die Verhandlungen geführt?“ Der Seneschall kniff seine Augen zusammen.

„Der Hirschfurten!“, entgegnete Leomar lapidar.

„Das Haus Hirschfurten zieht jaulend seine Lanze wieder ein, das war zu erwarten.“ Der Seneschall zog eine Augenbraue hoch.

„Nun, nachdem die Kaisermärker seine Baronie überrannt haben, blieb Nimmgalf nichts anderes übrig.“ Leomar zuckte mit den Schultern.

„Ich frage mich, wie sich der junge Hirsch im Leihenbutter Schafspelz verhält?“ Die Jeskenau deutete in die Ferne, wo Burg Leihenbutt zu erkennen war. „Sicherlich war er es, der den Reichsforstern freies Geleit durch Waldstein verschafft hat, damit diese Bärenau und Aldenried in die Zange nehmen konnten.“

„Den jungen Hirsch halten wir im Auge, er kann sich keine Fehler erlauben, dafür sitzt er noch nicht lange genug auf dem Thron.“ Der Seneschall verzog keine Miene. „Es wird die Zeit kommen, da wird er sich entscheiden müssen, welchem Banner er folgt.“

„Genießt Ihr den Ausblick, Exzellenz?“ Die Stimme von Hauptmann Radewin von Hellrutsberge, der gerade mit der Festungskommandantin Tanit von Alka die steinerne Treppe hoch gestampft kam, beendete das Gespräch der Drei abrupt.

„Ich bin nicht wegen dem Ausblick hier, Hauptmann!“, entgegnete der Seneschall mit schneidiger Stimme.

„Das dachte ich mir!“ Das polternde Lachen des Hauptmanns wirkte fehl am Platze.

„Die ist der Status der, sagen wir mal - Umstrukturierung – der gräflichen Garde?“

„Kommandantin Zweifelfels und ihr Waldtänzer wurde vor zwei Monden ihres Kommandos enthoben und interniert. Wie befohlen!“

„Wo befinden sie sich jetzt?“, wollte Leomar wissen, der dabei dienstbeflissen sein Notizbüchlein aufschlug.

„Der Waldtänzer befindet sich hier, im Kerker der Schwarzen Feste“, antwortete Standotkommandantin Alka pflichtbewusst, „die Zweifelfels wurde nach Rallerwacht verbracht.“

„Ist das nicht … heikel? Nicht das sie dort Verbündete sammelt?“ Die Stimme der Ministeriale Jeskenau wirkte leicht schnippisch.

„Nun, ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht erkannt werden kann … und reden wird die Gute auch nicht mehr!“ Ein hämisches und vielsagendes Grinsen breitete sich über das Gesicht des Hauptmanns aus.

„Belästigt mich nicht mit Details!“ Der Seneschall machte eine abwehrende Handbewegung und ließ seinen Blick in den Innenhof gleiten, was die Alka sofort aufgriff.

„Lanzenführerinnen Persau und Breitenbach, sowie Lanzenführer Hagenau stehen mit ihren Lanzen bereit für den Appell.“

„Solch Spielereien sind nicht nötig, Hauptmann“. Der Seneschall hielt inne, als er ein paar Rauchsäulen aufsteigen sah. „Was geht dort vor sich?“

„Das ist nur Ehrwürden Weißenstein“, sprach die Jeskenau ungerührt, „er lässt ein paar Ketzer verbrennen!“

„Lassen wir ihm sein Vergnügen! Ich für meinen Teil haben jetzt Hunger.“