Geschichten:Der Fuchs im Schatten

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Gasthaus Zum blühenden Hain, Darrenfurt, 16. Firun 1044 BF

Im Anschluss an die Besichtigung des Mondkontors hatte Peraisha den Junker zu Morganabad auf ein Glas Wein eingeladen. An diesem Vormittag herrschte im Gasthaus nur wenig Betrieb, so dass auch Boran gewillt war, offen zu sprechen.

“Ich danke euch, dass ihr die Zeit genommen habt, mich durch das Mondkontor zu führen. Bisher war mir ein Besuch der oberen Stockwerke verwehrt geblieben.” Boran schmunzelte. “Auch wenn es meine Vermutung nur bekräftigt hat.”

Ihr Weinglas absetzend, fragte Peraisha: “Die da wäre?”

Der Junker lehnte sich zurück. “Dass die Ambitionen des Handelshauses Salvanger, zumindest in Perricum, sich darauf konzentrieren, als verlängerter Arm der Mada Basari zu agieren.”

Peraisha hatte diese Antwort erwartet. “Diese Worte höre ich nicht zum ersten Mal. Doch gibt uns der Erfolg Recht. Vor zwanzig Götterlaufen war das Handelshaus Salvanger eines unter vielen, und hier in Darrenfurt standen Ludovig und ich noch ganz am Anfang. Inzwischen ist der Name von Gareth bis Baburin fest etabliert.”

“Das ist er, ohne Frage.” Boran nahm die Karaffe und schenkte Wein in ihrer beiden Gläser nach. “Aber sagt, ist dies wirklich alles, was ihr begehrt? Das weitere Anhäufen von Dukaten und Dinaren? Phexgefällig, ohne Frage. Nur vermisse ich die Tage, in denen Ludovig Ruhm auf dem Turnierfeld errang. Sein Auftritte unter den Augen der Reichsregentin, bis heute unvergessen. Als er dann in Perringrund seinen Abschied verkündete, wollte ich es zunächst nicht glauben. Gedenkt er gar, sich in staubigen Krämerkammern zur Ruhe zu setzen?”

“Wenn dem so wäre, hätte ich euch heute nicht eingeladen.” Die edle Dame von Hügelwacht schüttelte den Kopf. “Nein, Ludovigs Ziele haben eine... Adjustierung erfahren. Er bevorzugt dieser Tage das Spiel in den Schatten.”

Boran schmunzelte. “Ich verstehe. Und wie gedenkt er, sich dort zurechtzufinden?”

Nun kam Peraisha auf den Punkt. “Ich sage es ganz offen, werter Junker. Ludovig und ich, wir mögen keine Nebachoten sein, aber wir schätzen dieses Land und sehen in der Markgrafschaft das beste Mittel zum Interessensausgleich. Die Schatten verbergen ein hehres Ziel, welches seit Haffax Überfall Rückschläge erfahren hat. Einen größeren Einfluss der allzu starrköpfigen, rückwärtsgewandten Raulschen, oder schlimmer noch, eine Eingliederung in das Königreich Garetien, würdet weder ihr noch wir begrüßen.”

Rudon deutete ein zustimmendes Nicken an. “Daher das großzügige Angebot, das ich von der Mada Basari erhalten habe?”

“Ja, aber es kommt nicht ohne ungeschriebene Klauseln.” Ihr Tonfall wurde ernster. “Manche in den Schatten mag mögen es anders sehen, in unserer Auslegung der phexischen Gebote jedoch stellt Blutvergießen nur die allerletzte Wahl dar. Dementsprechend würde ein raffinierteres Agieren ihnen guttun.”

Der Junker nahm einen Schluck und wägte die gehörten Worte ab. “Das könnte schwierig werden, denn im Zwielicht treibt tatsächlich ein jeder sein eigenes Spiel, mit eigenen Werkzeugen und Überzeugungen. Zumindest was mich betrifft, so kann ich euch mein Wort geben.” Er hob abermals sein Weinglas, um mit Peraisha anzustoßen.