Geschichten:Der Blutige Buhurt auf dem Erlgardsfeld – Das Erwachen der vier Eichen

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Schloss Ginsterhold, 20. Praios 1043 BF:

Friedlich lag das pittoreske Wasserschloss im Garether Umland da. Die untergehende Sonne zauberte ein glitzerndes Farbenmeer auf den, mit in Weiß und Rot blühenden Seerosen bedeckten See, der das Schloss sanft umarmte. Ginsterhold, im verspielten rohalischen Stil errichtet, gehörte zu DEN Adressen des Kaisermärker Adels. Jeder von Rang und Namen ging hier ein und aus. Die Burggräfinnen Alara vom Eberstamm und Irmhelde von Luring-Rabenmund gehörten ebenso dazu wie der Markvogt Barnhelm von Rabenmund und seine Gemahlin Thesia von Quintian-Quandt, oder Reichsvogt Gerwulf von Gareth. Der Winterempfang am Tag der Jagd gehörte zu einem der bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisse der Goldenen Au und für war, die Hausherrin Rymiona von Aimar-Gor war eine vollendete Gastgeberin. Auch an diesem Tage sollte die Edeldame mit altaranischer Grandezza eine illustre Schar an Gästen empfangen. Doch sollte es sich nicht nur um den übliche Plausch über den neusten Klatsch und Tratsch des Hochadels handeln – nein, dieses Treffen war handfesterer Natur, denn die Blutige Buhurt auf dem Erlgardsfeld warf bereits ihre Schatten über die Kaisermark.

Es war der 'Tag der heiligen Erde' des Korgondes Festtagesritus. An diesem Jahrestag der Offenbarung des Elements Humus als Vorbote des Wiedererscheinen des Altares der gerechten Herrschaft zu Korgond hatte die Hausherrin ausgewählte Gäste geladen um das wiedererweckte Land zu zelebrieren. Etwas abseits der edlen Feierlichkeit trafen sich vier Damen der hohen Gesellschaft im üppig ausstaffierten Khunchomer Salon des Schlosses um geschützt vor den Lauschern der anderen Gäste in Ruhe zu parlieren. Ausladende aranische Teppiche und bunte meridianische Seidenkissenlandschaften wetteiferten um die Gunst des Betrachters und luden zum Verweilen. In einer angenehmen Atmosphäre ließen sich auch heikle Angelegenheiten weit besser bereden – so das Kredo der Reichsedlen Rymiona von Aimar-Gor, die auf einem Diwan aus Mohagoni-Holz Platz genommen hatte. Ihre Gäste, die edlen Damen Leonore von Vairningen, Rimiona von Heiterfeld und Sibela von Pfiffenstock hatten sich unterdessen auf den Seidenkissen niedergelassen.

„Das Land ist erwacht, verehrte Damen“, begann die Aimar-Gor mir ruhiger Stimme. „Altes, Verdorrtes wird vergehen und Neuem Raum zum Sprießen geben. Große Umwälzungen stehen dem Herz des Reiches bevor. Die Blutige Buhurt war nur der Auftakt von den gravierendsten Verwerfungen der neueren Geschichte - die das Potenzial haben, die Machtverhältnisse der politische Landschaft nachhaltig zu verändern. Unsere Zeit ist gekommen!“

„Für wahr, die so genannten ritterlichen Grafschaften zerfleischen sich gerade und ertrinken, in störrischen Stolz gebadet, im Blute ihresgleichen.“ Sibela von Pfiffenstock zog sichtlich irritiert eine Augenbraue hoch. Dieses allzu ritterliche Getue war der Nebachotin aus Perricum noch sehr fremd. „Es wird nicht dabei bleiben.“

„Und das soll es auch nicht, nicht wahr?“ Die Frage der Vairningen war im Grunde eine rhetorische.

„Es muss zu einem Flächenbrand erwachsen“, bekräftigte Rimiona von Heiterfeld die Worte ihrer Vorrednerin. „Nur so kann sich das Land von den Fesseln der falschen Herrschaft befreien und die gerechte Herrschaft kann Einzug halten.“

„Dieser reinigende Flächenbrand wird kommen, der Funke ist schon entzündet.“ Ein vielsagendes Schmunzeln umspielte die Mundwinkel der Aimar-Gor. „Ihr habt doch die junge Pfundtern eben gehört. Die und viele andere sind nicht mehr gewillt still zu halten, während andere feist und satt auf ihren Pfründen sitzen. Nun gut, feist mag auch auf die Pfundtern zutreffen.“

„Der Adel der Kaisermark ist zu unbeweglich geworden und erstarrt“, bemerkte die Pfiffenstock.

„Auch die Isppernberg scharren schon mit den Hufen“, ergänzte die Heiterfeld. „Wenn es um die Goldene Au ging, waren sie schon immer sehr streitbar.“

„Sogar den Trenck giert es nach mehr Macht, wie ich hörte“, wusste die Vairningen zu berichten, „und auch die Kaisermärker Bergs werden unruhig.“

„Die Gunst der Stunde gilt es zu nutzen, meine verehrten Damen, unsere Fehdekassen sind prall gefüllt.“ Die Aimar-Gor blickte in die Runde. „Nutzt Eure Verbindungen in die anderen Grafschaften – vor allem aber zum Schlunder Adel, denn auch dort grummelt der Vulkan auf dem der Zwergengraf sitzt.“

„Wenn das Land sich erhebt und die falsche Herrschaft hinwegfegt … wo wird dann unser Platz sein?“ Der Blick der Heiterfeld wanderte fragend in der der Runde.

Vierok – das Land der vier Eichen“, erwiderte die Aimar-Gor mit einem unergründlichen Lächeln. „Das Land dort ist schon lange in Aufruhr. Es ist an der Zeit der falschen Herrschaft dort ein Ende zu setzen!“

„Doch, was wird die Königin von all dem halten?“, wollte die Heiterfeld weiter wissen.

„Nun“, begann die Aimar-Gor mit bedächtiger Stimme, „ich denke wir tun genau das was die Königin von uns erwartet!“