Geschichten:Das Sultanat Nebachot - Greifenfurter Lesart (1. Teil)

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Die Frau hatte sehr interessiert die Nachrichten aus Perricum verfolgt und vor allem die Kopfgelder mit wachsendem Interesse beobachtet. Nun war die Zeit des Handelns gekommen, bevor ihr irgendwer den Reibach streitig machen würde.


„Seid gegrüßt, Herr Baron.“ Ein süßes Lächeln zierte das Gesicht der Baronin von Dergelstein, während sie dem Dunkelsfarner ihre Hand hinhielt. Der alte Recke beugte sich über den Handrücken und hauchte einen Kuss darauf, eine für greifenfurter Verhältnisse höchst ungewöhnliche Form der Etikette.

„Und? Habt Ihr etwas Neues von Euren Freunden im Perricumschen vernommen?“ Ein Hauch Belustigung schwang in der Stimme mit, während der Baron unwillig das Gesicht verzog.

„Alles nur Gerüchte, wenn Ihr mich fragt. Sultan von Perricum. Hahnebüchener Blödsinn!“

Die Baronin nickte grimmig mit dem Kopf: „Ich gebe Euch recht, mein werter Freund. Der Mann hat einfach nicht genug Machthunger oder kriminelle Energie, um etwas Derartiges in die Wege zu leiten. Winselnder Bock, der sich auf die Potenz seiner Pferde mehr einbildet als auf eine ordentliche Expansionspolitik. Nein, diese Südler sind überhaupt nicht dazu in der Lage eine langfristige Machtsicherung durchzuziehen. Da werde ich eher Markgräfin als der Kerl Sultan, hah!“

Die Miene des Dunkelsfarners war immer reservierter geworden, während eine Ader an der Schläfe zu pochen begonnen hatte.

„Aber wie auch immer. Herr von Dunkelsfarn?“

Ein kurzes Luftholen seitens des Grauhaarigen zeugte von der Schwierigkeit, mit der dieser sich seines Grolls entledigte, um sich dem in seinen Augen unverschämten Weibsbild wieder zuzuwenden…

„Sagt, hat Euer Gärtner dorten wirklich Orkentod angepflanzt, oder trügen mich nur meine Augen?“

Der Blick des Barons folgte der Hand, die unmissverständlich zu einem unscheinbaren Gewächs am hinteren Ende des Kräutergartens wies, direkt neben dem Misthaufen. Ein tiefes Grollen aus barönlicher Kehle, dann beugte sich der Mann vor, um das Gewächs von nahem zu betrachte. Dadurch entging ihm letztlich auch das kurze metallene Kratzen, als ein Schwert aus der Scheide fuhr…

„Einfach nicht genug kriminelle Energie. Wie ich schon sagte.“ Ein Lächeln wie ein Messerschnitt glitt über das Gesicht der Baronin von Dergelstein, während sie ihre Schwertklinge am Hemd des Barons säuberte und den kopflosen Leichnam vorsichtig im Misthaufen verbrachte. Die Summe ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. So viel Geld für einen einfachen Pulethanerschädel… Nun, man würde sehen. Wenn irgendein Dienstbote die Frechheit haben würde, das Gerücht in Umlauf zu bringen, die Baronin habe… nicht auszudenken so viel Blödheit. Man überlege nur: Das Wort eines Dienstboten gegen das einer der wichtigsten Baroninnen… Selbstgewissheit strahlte aus den Augen Gunildes von Dergelstein, während sie das Haupt Fredo Adersin von Dunkelsfarns in einen Leinenbeutel versenkte, der sonst zum Transport von Bornäpfeln diente… „Ironie des Schicksals. Aus dem Nichts ist er gekommen und dorthin wird er wieder gehen.“

Dann pfiff sie ihrem Diener, damit dieser ihr Pferd bereitmachen konnte, besah sich noch ein Mal ihre letzte Wirkensstätte und warf dann einen langen Blick über das Land, das hier, im Schatten der Burg, ausgebreitet dalag wie ein Teppich. Bald schon würde sie diesen Anblick öfter genießen können. Dunkelsfarn hatte sie schon länger in ihren Machtbestrebungen gestört. Nun, da der alte nur einen Jüngling als Erben vorzuweisen hatte, würde es ein leichtes sein, Dergelstein auf das ihm zustehende Arreal zu bringen. Schnayttach hing auch schon seit einiger Zeit wie ein überreifer Apfel am Baume und harrte darauf, gepflückt zu werden… doch dies musste noch ein wenig warten.

„Alrik? Schlaf nicht ein. Es geht weiter. Ich will heute Abend noch ein gutes Stück Wegs hinter mich bringen. Bis Gallstein ist es eine schöne Strecke…“