Geschichten:Düstere Schatten - Neue Wege

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Anfang Hesinde 1038 BF auf dem Elfenpfad

Nachdem sie dem Vogt von Tannwirk ihre Warnung überbracht hatte, war die Rittfrau Rondraja mit ihren Leuten der Empfehlung gefolgt und hatte auf dem Rückweg den Elfenpfad eingeschlagen. So würde sie zwar ein Stück weiter östlich wieder nach Greifenfurt kommen, aber das kam ihr nur gelegen. Immerhin hatte sie in Quastenbroich mit Baron Ardo einen Treffpunkt ausgemacht, um von dort aus gemeinsam weiter die Fährte der Fremden zu verfolgen. Das Wetter war seinen Namen nicht wert, waren sie doch von einer grauen, trüben Nebelmasse umgeben. In diesem Teil des Reichsforstes hatte man bereits angefangen, Holz am Wegesrand zu schlagen und den Weg zu einer Straße zu verbreitern.

Carten hatte sie mit Beren zusammen nach vorn geschickt, damit der Grenzjäger dem jungen Mann noch den einen oder anderen Kniff beibringen konnte. Sie selbst grübelte noch über die Jagd des Vogtes, der den Baron von Hirschfurten in seiner Begleitung hatte. Ob sie wohl Erfolg hätten und diese Söldlinge festsetzen konnten? Nicht dass sie an deren Fähigkeiten zweifelte, im Gegenteil! In dieser Gegend war ihr persönlich nur eindeutig zu viel los für diese Jahreszeit. Das musste einen gesunden Verstand ja zum Nachdenken bringen. Doch mit diesem Gedanken schob sie das eine Problem beiseite und konzentrierte sich auf die vor ihr liegende Aufgabe. Es war gar nicht dumm, einige Eisenketten bei sich zu führen. Was wäre, wenn sie nun tatsächlich über einen Schwarzmagier oder eine Dämonenhexe stolperten, die hier ihr Unwesen trieb? Sie sollten vielleicht auch besser vorsorgen und schauen, dass sie für diese Möglichkeit gewappnet waren. Bei diesem Gedanken stahl sich trotz des trüben Wetters ein breites Grinsen auf Rondrajas Gesicht. Naja, im Zweifel bekam er oder sie dann ihr Kettenhemd übergestreift und durfte als Knebel mit ihrem Dolch Vorlieb nehmen. Das sollte wohl auch fürs Erste genügen. Sie hoffte zudem, dass ihre Schwester inzwischen wieder soviel Zuversicht geschöpft hatte, dass die resolute Traviageweihte sich dem Baron hatte anschließen können. Etwas geistiger Beistand konnte vermutlich nicht schaden!

Bei nun etwas besserer Laune trieb sie ihre Fuchsstute voran, bis sie zum Weibel der Grenzjäger aufgeholt hatte. "Beren, wir sollten uns sputen. Können wir etwas mehr Tempo machen? Ich wäre heute Abend gern wieder in der Mark in einer warmen Stube, wenn es geht." Der stille Mann mit dem Narbengesicht schaute sie an und nickte ihr zu, bevor er knapp antwortete. "Ich schaue, was ich machen kann, Herrin." Ein Blick über seine Schulter sagte ihr, dass er sich ebenfalls Sorgen machte. Das Wetter behinderte nicht nur ihre Sicht, es dämpfte auch die Geräusche der Reise. Aber das galt leider beides auch für die Truppe, die sie suchten. Zustimmend brummelnd ließ Rondraja ihre Stute wieder zurückfallen und blickte sich aufmerksam um. Die Arbeiten an der Straße waren jetzt im Winter eingestellt worden und die Hügel und Senken der umgestoßenen Wurzelballen bildeten immer wieder Schatten und Unebenheiten im Gelände. Eigentlich war es schon überraschend, dass in dieser verlassenen Gegend ihnen noch niemand aufgelauert und sie überfallen hatte.

Als ihr Blick wieder nach vorne fiel, stellte die Ritterin fest, dass Beren ein Zeichen zum Anhalten gab. Bereits beim Absteigen von seinem Pony griff er nach seinem Bogen und spannte ihn, gab aber den anderen ein Zeichen auf den Reittieren zu bleiben. Vorsichtig blickte er sich eine Stelle am Wegesrand genauer an und kam dann etwas entspannter wieder zurück, um Bericht zu erstatten. "Etwa ein Dutzend Leute, mittelschwere Infanterie, etwa heute zur frühen Mittagsstunde. Jemand hatte wohl Langeweile." Er reichte der Ritterin einen kleinen Holzscheit, auf dem die Klaue eines Greifvogels eingeritzt war. Überrascht blickte die Ritterin ihren Gefährten an. "Wohin sind sie?" Beren antwortete nur knapp, mit einem leichten Lächeln. "In Richtung der Mark, Herrin."