Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Frauen unter sich

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Praios 1034 BF, Baronie Bärenau

Dramatis Personae

Iralda versuchte mit aufgesetzt freundlicher Mine den Einlauf ihres Schwiegervaters zu vergessen, doch immer wieder kamen die barschen Worte und die ausgesprochene Drohung von ihm in ihr hoch.

Mit dem Wunsch nach etwas frischer Luft zog sie sich außerhalb der erdrückenden Mauern der Burg Bärenau zurück. Sie setzte sich auf einen Baumstamm und ließ, da sie scheinbar keiner beobachtete, ihren Tränen freien Lauf. Iralda hatte Leobrecht bisher nur als gutherzigen Menschen kennengelernt und war erschrocken darüber, welch konsequenter Charakter er sein konnte.

Sie saß, ihre Hände vor ihrem Gesicht verschränkt, und weinte hemmungslos, als Schritte an sie heran traten. Ein Tuch wurde ihr gereicht und sie erkannte, dass Jalga, die Frau Felans sich zu ihr gesellt hatte. „Hier nimm’ das und beruhige Dich erst einmal.“

Jalga raffte ihr Kleid, setze sich neben sie und nahm Iralda tröstend in die Arme. „Was ist denn passiert? Ihr solltet doch voller Freude sein, nach diesemwundervollen Fest.“ Die Tränen wegwischend schaute Iralda zu ihr auf und sprach schluchzend. "Ich glaube ich habe eine Dummheit begangen, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt.“ Die Baronin von Puleth lächelte sanft. „Solange keiner in Borons Hallen eingetreten ist, gibt es nichts, was man nicht wieder rückgängig machen kann."

Iralda sah ungläubig zu ihr. „Er, er, mein Schwiegervater will mir mein Kind entziehen, auf die Truppen könnte ich ja verzichten, aber mein Kind, das kann er doch nicht machen." Die Tränen übermannten sie und sie schmiegte sich an Jalga. Diese versuchte sie zu beruhigen, wobei sie Iralda sanft drückte. „Ein Kind sollte nicht ohne seine Mutter aufwachsen. Das weiß ich genau, denn ich würde dies bei meinem Rondrik ebensowenig zulassen und Felan weiß das auch genau. Deswegen machte er auch nie den Vorschlag mich auf Burg Sturmwacht in Rabensbrück zurückzulassen. Solange Burg Bärenau ein sicherer Ort für Deinen Spross ist hat er dazu kein Recht. Zumal auch andere, vermeintlich sichere, Orte unverhofft ein Unglück treffen mag."

Nach und nach gewann Iralda ihre Fassung zurück. "Er nimmt es mir übel, dass ich Felan den Rittereid zu Puleth und ihm die Lehnstreue geschworen habe, deshalb will er sich rächen. Leobrecht denkt ich habe mich damit zu Luidor von Hartsteen bekannt, was aber nicht meine Absicht war."

Jalga griff die Hand von Iralda fest. "Ich verstehe nicht viel von hoher Politik, doch Felan wird Dich zu nichts zwingen wollen, was Du nicht selber vertreten kannst. Er ist von Deiner Zielstrebigkeit angetan und achtet Dich sehr. Und Leobrecht sollte wissen, dass Felan einen Eid, der auf erzwungenen Bedingungen zu fußen scheint, niemals fordern würde. Er ist ja fest davon überzeugt, das ein Eid nur wahrhaftig ist, wenn er aus dem Herz geboren ist. Hätte er dich auf Luidor schwören lassen wollen hätte er bewußt seinen Namen verwendet, aber das hat er absichtlich nicht getan."

Iralda tupfte ihr Gesicht ab und richtete sich auf. "Wenn ich zum Zeitpunkt der Geburt der Meinung bin, dass sich mein Kind in Sicherheit befindet, werde ich es nicht in fremde Hände geben. Er hat nicht das Recht mir meinen Sproß zu entziehen. Das werde ich niemals zulassen." Sie stand auf und ließ eine ihr zuversichtlich zulächelnde Jalga zurück, die ihr mit ihrer Fürsprache wieder Mut eingeflößt hatte.