Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Unter anderen Fittichen

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Baronie Bärenau, Praios 1034 BF

Dramatis Personae

»Und, Ihr versteht Euch wohl recht gut?« Fragend sah Sinya Phexiane von Aschenfeld-Streitzig ihre Anverwandte an. Gemeinsam mit Jalga von Streitzig-Schallenberg saß sie unterhalb der Burg Bärenau im Schatten eines alten Apfelbaumes auf einer Bank, zwischen sich einen Korb mit etwas Obst und Gebäck.

»Das schon, immerhin haben wir in der Vergangenheit des öfteren gesehen, wenngleich sie mehr mit Felan zu tun hatte, das Ritterhandwerk zu erlernen.« Jalga pausierte einen Moment, griff nach einem Apfel und biß hinein. »Für mich wäre das nichts. Das Rittersein, meine ich. Baron sein hingegen durchaus.«

Sinya lächelte. In dieser Hinsicht waren sich die beiden einig, wenngleich sie es als Baronsgemahlinnen nicht schlecht getroffen hatten. »Glaube mir, ich auch nicht. Laß doch die Männer Reden und Schwerter schwingen, solange wir unser tun haben.« Selbiges hingegen unterschied die beiden Frauen nun doch, denn während Jalga sich noch immer, wenn es die Zeit erlaubte, den schönen Künsten widmete, hatte Sinya Phexiane ihre Aufgaben innerhalb der Kirche des nächtlichen Gottes. Jalga hingegen gehörte nicht zum Kreis der Eingeweihten, die um Sinyas Weihe wussten, so dass Sinya darüber keine weiteren Worte verlor..

»Dennoch tut sie mir leid«, fuhr Jalga fort. »Erst der Kampf um das Erbe, dann der Verzicht auf die magische Gabe, und nun auch noch Aufgabe des Familiennamens, der untrennbar mit dem Lehen verbunden sein sollte. Diese Ochsen sind stur und müssen immer mit dem Kopf durch die Wand. Das er jetzt noch ihr Kind zur Erziehung gefordert hat… Schrecklich. Würdest Du so etwas zulassen.«

Sinya schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schon schwer genug, Corian fern in den Nordmarken und nicht in meinen Nähe zu wissen. Eine Mutter empfindet nun einmal so. Aber was rede ich, Du weißt es ja selbst.«

»Ja, da hast Du recht«, entgegnete Jalga mit einem Seufzen. »Aber nun so ganz allein dazustehen, gewissermaßen fremd in der Heimat, das ist schon ein schweres Schicksal. Ich werde mit Felan reden, ob wir ihr nicht irgendwie weiter helfen können; immerhin ist er nun Iraldas Schwertvater. Doch ich fürchte, mit Puleth werden wir weiterhin genug zu tun haben…« Sinya beugte sich vor und legte ihre Hand auf Jalgas. »Ich habe da eine Idee. Und je länger ich darüber nachdenke, um so sinnvoller erscheint mir das ganze. Komm mit, wir werden ein paar Worte mit unseren werten Gatten wechseln müssen…«

Die beiden Frauen erhoben sich und schlenderten von dannen.

»Er hat was?« Wulf von Streitzig j.H. glaubte seinen Ohren nicht zu trauen; Felan Rondrik von Schallenberg-Streitzig hingegen ging es nicht anders, und so fragte er denn gleich noch einmal nach. »Das heißt also, erst verheiratet er seinen Sohn mit Iralda, nur um ihr sodann gleich jegliche Unterstützung von Seiten der Familie zu verweigern? Das ist ja schon ein starkes Stück!«

Wulf schüttelte erst noch verständnislos den Kopf, stimmte jedoch gleich darauf Felan mit einem Kopfnicken zu. »Stell Dir vor, wo Du heute stündest, wenn Du Dich nicht auf die Familie Deiner Braut hättest verlassen können«, sagte er dann und boxte Felan freundschaftlich in die Seite.

»Dafür bin ich Dir auch äußerst dankbar, mein lieber Vetter«, entgegnete der Pulether Baron. »Das will ich doch hoffen«, entgegnete Wulf grinsend, fasste sich dann aber wieder. »Doch darum ging es hier eben ja gar nicht, richtig?«

Sinya nickte. »Ich denke, Ihre beide«, und damit ließ sie ihren Blick von Wulf zu Felan schweifen, »sollte Euch der werten Iralda annehmen. Felan, weil er ihr Schwertvater ist, und Du, mein lieber Mann, weil es genau die Chance für Dich bietet, neue Verbündete zu gewinnen, um die Du in der jüngeren Vergangenheit ja immer bemüht warst. Ich weiß, das Du von den Ochsen zumeist nicht gut gesprochen hast, und die Ereignisse, von denen Jalga nun gerade berichtet hat, unterstreichen Deine Worte nur noch. Brander hingegen war ein Freund, spätestens seit dem Kongreß zu Nacia.«

»Also sollten wir alte Freundschaften pflegen« erwiderte Wulf nachdenklich.

»Außerdem schlösse eine Verbindung mit Bärenau die Lücke zwischen Puleth und Uslenried«, sinnierte Felan.

»Ich verstehe worauf ihr hinaus wollt. Die Idee ist nicht schlecht. Was meinst Du?« Wulf sah Felan fragend an.

»Iralda ist noch recht unerfahren und wird Hilfe brauchen, ganz ohne Frage. In gewisser Weise schulde ich ihr das ja sogar.« Der Baron von Puleth wirkte nachdenklich; Jalga trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Was jedoch viel wichtiger ist: Wird sie das Angebot annehmen?« Nun traf Jalga der fragende Blick.

»Ich denke schon. Genaugenommen hat sie gar keine andere Wahl…«

»Dann ist es beschlossen. Meine Lieben, seid so gut und seht Euch nach einem Ort um, an dem wir uns ungestört mit ihrer Hochgeboren unterhalten können und bestellt sie heute abend dorthin«, wandte sich Wulf an die beiden Frauen. »Felan und ich kümmern uns derweil um das weitere…«