Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Eine neue Allianz

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Burg Bärenau, Baronie Bärenau, Praios 1034 BF

Dramatis Personae

Nach dem Abendmahl führte Sinya die Streitzigs und Schallenberger auf verschlungenen Pfaden an einen verborgenen Ort in der Burg, der für den vorgesehen Zwecks bestens geeignet war, denn kaum jemand kannte ihn. Sinya hatte am Nachmittag ihre Verbindungen spielen lassen und schließlich gemeinsam mit Jalga die Lage ausgekundschaftet. Nun hatten sie sich also in Iralda von Bärenaus geheimen Alchimielabor versammelt und warteten.

Neben Wulf, Felan und Sinya Phexiane waren weitere Ritter der Familien anwesend, Garwin und Nerea aus dem Streitziger Hause, Felan hatte seine Vettern Wulfger und Leuward mit ins Vertrauen gezogen. Nur Jalga fehlte; sie war unterwegs, die junge Baronin an den Ort des Treffens zu geleiten, denn kurz entschlossen hatte man umdisponiert und sich dazu entschieden, Iralda im Vorfeld so wenig wie möglich einzuweihen, um unberechtigte Ohren auszuschließen. Alle Anwesenden waren von Wulf und Felan eingeweiht worden und entsprechend über das bevorstehende Gespräch im Bilde, lediglich die Hauptperson wusste von nichts. Umso überraschter war Iralda, als sie von Jalga in den Raum geführt wurde und der dort Versammelten ansichtig wurde. Im ersten Moment fehlten ihr die Worte, zumal sie für die Versammlung keine Erklärung hatte und der Aufforderung Jalgas, ihr zu folgen, nur etwas widerstrebend gefolgt war; zumal jene ihr nicht hatte verraten wollen, wohin es ging. Und als sie schließlich bemerkte, wohin der Weg führen würde, wurde sie innerlich unruhig, verbarg ihre Gefühle jedoch. Als sie nun aber die Versammlung erblickte, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten.

»Woher kennt Ihr diesen Ort?« fragte sie misstrauisch; allerdings erhellte sich ihre Miene augenblicklich, als sie die Schallenberger und insbesondere ihren Schwertvater Felan erkannte.

Bevor die Hausherrin jedoch etwas sagen konnte, ergriff der Uslenrieder Baron das Wort. »Lasst es mich so sagen: Der göttliche Fuchs wies uns den Weg«, sagte er freundlich lächelnd. »Ich bitte höflichst, diesen Auflauf in Eurem Hause zu entschuldigen, werte Iralda von Bärenau«, führte Wulf seine Rede fort, doch seufzend fiel die junge Baroness ihm ins Wort.

»Von Ochs«, korrigierte sie ihn mit trauriger Stimme, »nicht länger von Bärenau«.

»Ihr seid Branders Tochter und als eine von Bärenau geboren, also werdet Ihr für mich mein Lebtag eine Bärenau sein. Es ist mir gleich, wenn andere Euch drängen, den Namen Eurer Familie und Eures Stammlehens zu verleugnen.«

Die Worte des Uslenrieders taten der geschundnen Seele gut, und so schwieg Iralda zunächst, was Wulf zur Fortsetzung seiner Ansprache veranlasste.

»Wie Ihr sicher wisst, nannte ich Euren Vater einen Freund, den ich schließlich in Gareth wider die schwarzen Schergen verlor. Über die Zeit seitdem will ich hier nun keine großen Worte verlieren, denn diese waren für uns alle schwer genug. Und auch die Zeiten, die vor uns liegen, werden alles andere als einfach sein. Auch für Euch nicht.« Wie zuvor abgesprochen machte Wulf eine Pause, wandte seinen Blick Felan zu, der den Faden aufgriff.

»Wir kamen nicht umhin, die Ereignisse zu vernehmen, die Euch unlängst widerfahren sind und von der Eure Namensführung nur einen Teil ausmacht. Meine Gemahlin«, Felans blickte kurz zu Jalga, dann wieder zu Iralda, »hat mir berichtet, dass Euer Schwiegervater, der Reichsvogt von Efferdsträne , Euch die Unterstützung verweigert. Doch selbige werdet Ihr in Zukunft brauchen, wenn ihr als Baronin von Bärenau bestehen wollt.«

Iralda nickte.

"Meine Unterstützung habt Ihr ja bereits erhalten, indem ich Euch als Schwertvater zur Seite stand", fuhr Felan fort. "Doch es besteht die Möglichkeit, Euch noch etwas mehr zur Seite zu stehen, wenn Ihr denn mögt."

Die junge Bärenauerin blickt fragend in die Runde; noch hatte sie keine rechte Vorstellung davon, was hier eigentlich gerade geschah. Doch zu einer Antwort sollte sie noch nicht kommen, denn Wulf griff den Gesprächsfaden sogleich wieder auf, den Felan losgelassen hatte.

"Ihr seid jung und unerfahren in der Politik, wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt. Es täte Euch gut, jemanden an Eurer Seite zu wissen, der Euch mit Rat und Tat zu unterstützen vermag, wenn Ihr selbige benötigt. Ihr habt bereits Entscheidungen getroffen, die Euch Euren weiteren Weg vorzeichnen werden, nun habt ihr die Gelegenheit, eine weitere zu treffen. Wir", und damit deute Wulf mit einer fließenden Handbewegung auf die Versammelten, "reichen Euch hiermit in Freundschaft die Hand, in erster Linie als Nachbarn, aber auch als Schwertvater und um das Andenken Eures Vaters zu ehren, durch den wir uns mit dem Hause Bärenau verbunden fühlen. Bedenket, was im Lande um sich geht, welche Schrecken noch in der Wildermark lauern und wer auch immer in der Kaisermark sein Unwesen treibt und Güter niederbrennt. Gemeinsam sollte es uns leichter fallen, des Unbills Herr zu werden und sich der unbekannten Bedrohungen zu erwehren."

Das Erstaunen war Iralda ins Gesicht geschrieben; mit einem derartigen Verlauf des Abends hätte sie nicht einmal im Traum gerechnet. "Ich bin sprachlos", entgegnete sie denn auch als erstes, nachdem das Schweigen einige Sekunden den Raum eingenommen hatte, alle jedoch erwartungsvoll zu ihr herüberblickten.

"Wir wissen sehr wohl, dass Euch unser Angebot überraschen muss", versuchte Felan die Spannung etwas zu lockern. "Wenn Ihr Bedenkzeit braucht, so sollt Ihr sie in der Zwölfe Namen haben. Wir fordern nichts von Euch als das, was wir Euch selber zu geben bereit sind: Rat und Hilfe in dieser schweren Zeit, wenn es sein muß, auch mit dem Schwert in der Hand."

"Euer Angebot ehrt mich", erwiderte sie. "Und Ihr habt recht, wenn Ihr von den Gefahren sprecht, um die wir nicht wirklich wissen. Ich weiß wohl zu schätzen, Freunde an meiner Seite zu haben, doch habe ich nichts, was ich Euch bieten kann - denn wie Ihr selber sagtet, habe ich nunmehr lediglich die ersten Schritte in den Fußstapfen meines Vaters zurückgelegt und werde noch lange brauchen, in seine Spuren hineinzuwachsen." Sie blickte zu Felan. "Ich danke Euch, dass Ihr mir weiter zur Seite stehen wollt. Und ja, ich nehme Euer Angebot an", fuhr sie fort und blickte in die Runde.

"Dann sollten wir in der Götter Namen den Bund besiegeln", brachte sich Sinya in das Gespräch ein.

Wulf trat einen Schritt vor und streckte Iralda die Hand entgegen; die Baroness nahm ergriff die angebotene Rechte. Auch Felan trat heran und legte seine Hand darauf.

"So möge der listige Phex, der Schutzgott des garetischen Königreiches, Euren Bund mit wohlwollen betrachten, die Herrin Rondra Euren Schwertarm führen und der Herr Praios die Kraft geben, gemeinsam für den Erhalt der göttlichen Ordnung zu streiten, wie es in der Götter Sinne ist", sprach Sinya. "Wenn dies Euer Bestreben ist, so tut dies hier nun gegenseitig kund." Mit einer schnellen Handbewegung schlug sie das Zeichen Phexens über dem Bund der Hände; Felan und Iralda, die beide Wulf anblickten, bemerkten es jedoch kaum.

"Es sei, in der Zwölfe Namen", sprach Wulf als erster der drei.

"Es sei, im Andenken meines Vaters", fuhr Iralda fort.

"Es sei, zum Wohle des Königreiches", besiegelte Felan als dritter den Bund.

Die übrigen traten herbei und umringten die drei neuen Verbündeten.

"Dann laßt uns also gemeinsam den Weg in die Zukunft gehen", sagte Jalga lächelnd, und die Versammelten nickten zustimmend. Iralda, Felan und Wulf lösten die Hände.

»Eine neue Speerspitze in die Wildermark«, murmelte Wulfger von Schallenberg leise. "Der Bund von Luchs, Bär und Streitroß", bemerkte Garwin grinsend und ernetete für diese Bemerkung vornehmes Gelächter.

"Recht treffend, mein lieber Vetter", erwiderte Wulf. Dann jedoch wurde sein Blick ernster. "Damit kämen wir dann zum ersten Part des neuen Bundes", wandte er sich an Iralda. "Wir werden Euch, mit Eurem Einverständnis, eine weitere helfende Hand an Eurer Seite lassen". Nerea, die junge Streitzensfelder Ritterin, trat vor. "Nerea hat sich bereit erklärt, vorerst hier zu verweilen und Euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wie auch der Hohe Herr Leuward es bereits tut. Sie ist die Tochter der Heermeisterin der Ritterschaft unseres Hause und hat den Ritterschlag vom König der Ritter Graf Danos selbst erhalten. Nerea genießt mein volles Vertrauen; gewissermaßen könnt Ihr sie als meine Hand in Eurer Nähe betrachten.«

Iralda blickte Nerea an und reichte ihr die Hand. "Ich danke Euch und heiße Euch an meiner Seite willkommen."

"Es ist mir eine Ehre, Eurer Hochgeboren" entgegnete die Ritter und nickte der Bärenauerin freundlich zu.

Wulf klatschte in die Hände. "Nun aber genug der großen Worte. Laßt uns den Abend mit einem Trunk beschließen."

"Das wäre dann auch der rechte Moment, Eurem Gemahl die Neuigkeit mitzuteilen", sagte Felan. »Wolfaran wird sicher überrascht sein.«

"Da hast Du recht, weihen wir auch ihn nun ein", erwiderte Wulf, bevor er sich noch einmal an Iralda wandte. »Und wann immer Ihr etwas auf dem Herzen habt, werte Iralda, scheut Euch nicht, an uns heranzutreten.«