Geschichten:Bund der vier Eichen - Tag der heiligen Erde

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Palas der Barone von Vierok in Hallklee, 20. Praios 1044 BF:

„Dann erhob sich das Land selbst. Um die Verräter des Landes wuchsen Ranken aus dem Boden, Mutterboden griff mit großen Pranken nach Dämonen. Äste, Zweige, Wurzeln zerrissen Chimären. Golems wurden einfach zu Schlamm aufgeweicht. Magier verschwanden in Erdspalten. Die Pflanzen schlugen um sich in einem unbeschreiblichen Inferno. Wurzeln schienen aus dem Himmel zu wachsen, Baumstämme verbogen sich, Äste peitschten. Das Gras war messerscharf und stahlhart – es war ein Gemetzel. Und dann – es dauerte Stunden! Oder doch nur eine Minute? – war es wieder ruhig. Die Pflanzen standen still, die Luft roch nach Regen, nach frisch gemähtem Gras, nach Waldboden. Der Himmel war klar, die Sterne, die Sterne wiesen nach Norden. Die Büsche nickten gen Norden, die Hecken schienen in dieselbe Richtung geöffnet: Korgond!“

Als Salvan von Pfiffenstock mit der 'Offenbarung des Elements Humus in der Kaisermark' geendet hatte, lag bedächtige Stille in der großen Halle. Besonders die Pagen und Knappen hatten dem charismatischen Nebachoten mit der zauberhaften Stimme an seinen wohlgeformten Lippen gehangen. Aber auch andere Anwesende wirkten sichtlich berührt. Die Macht des Landes wurde am Hofe Vieroks zelebriert und das hatte seine Gründe.

Erhaben und mit strenger Miene saß Baronin Rimiona von Aimar-Gor auf dem Eichenthron. An ihrer Seite standen Borro von Agur und Hesander Munter. Der Kämmerer und der Hofkaplan gehörten zu den wichtigsten Beratern der alternden Baron, die erst seit wenigen Monden den Baronsreif von Vierok trug. Die beiden Hausritterinnen Doranthe von Trenck und Mechtessa von Cronenfurt flankierten den Eichenthron.

Musikanten entlockten ihren Instrumenten die wohlklingendsten Melodien, was die Höflinge zum Tanze inspirierte. Besonders die temperamentvolle Nichte der Baronin, Amira von Palmyr-Donas und Oleana von Greifenstolz zogen dabei die meisten Blicke auf sich.

Mit Falkenaugen ließ Baronin Rymiona ihren Blick schweifen. All ihre Vasallen waren gekommen – das war durchaus nicht zu erwarten gewesen. Die Junker Vieroks waren reich und mächtig und hatten somit ihren eigenen, freiheitsliebenden Kopf. Besonders kopfstark waren die Kaisermärker Bergs vertreten. Neben Junkerin Lechmin Selissa vom Berg zu Schellenpfort war ebenfalls Ritter Marbert vom Berg zugegen, der angeregt mit Junker Alrik Leuwin von Trenck zu Untergardeln plauderte. Während der wohlgestaltete Ritter Roban Leuenstolz vom Berg zu Achenpflock nur Augen für seinen Liebsten Thyrian von Zweifelfels hatte. Die Bergs hatten in der Fehde massiv an Einfluss gewonnen, nicht nur hier in Vierok, sondern vor allem in der Raulsmark. Vom Raulsmärker Burggrafen wiederum wurden Ambitionen nach dem Vieroker Baronsreif für seine Familie nachgesagt. Diese verliefen freilich im Sande, aber dennoch waren mit den Edlen Roban von Weyringhaus-Rabenmund zu Lechdansfelden und Orlan von Weyringhaus-Rabenmund zu Menzelsweiler gleich zwei Weyringhäuser Lehensnehmer in Vierok. Letzterer dürfe sich ob seiner Heirat mit Baronin Berdina von Vierok sogar für wenige Monate selber 'Baron zu Vierok' nennen. Der grausame Feuertod der jungen Baronin war allen Anwesenden noch sehr lebhaft im Gedächtnis - die Hinrichtung von Berdinas Nachfolgerin Waltrude von Borstenfeld ebenfalls. Nicht wenige Höflinge tuschelten schon über einen Fluch von Vierok. Waren deswegen alle gekommen? Um zu sehen wie lange sich die Aimar-Gor auf dem Eichenthron hielt? Rymiona wusste was getuschelt wurde und sie kannte die Geschichte Vieroks. In den letzten vier Götterläufen saßen vier Herrscher auf dem Thron von Vierok. Der Baronin war nur allzu bewusst, wenn es einen Fluch gab, musste sie ihn brechen.Auf ihre Vasallen konnte sich Rymiona dabei nur bedingt verlassen. Ihre Machtbasis bildete der 'Bund der vier Eichen', deren Mitglieder neben dem Haus Aimar-Gor die Familien Heiterfeld, Vairningen und Pfiffenstock waren. Besonders die ebenfalls neu ernannte Junkerin Leonore von Vairningen zu Borstenfeld galt als große Stütze für die Aimar-Gor. So nickte diese der Vairningen und ihren Begleiterinnen Rimiona von Heiterfeld und Sibela von Pfiffenstock wohlwollend zu. Die vier Damen waren die Gesichter des Bundes der vier Eichen. Allen war gemein, dass sie Auswärtige waren und nicht in Vierok verwurzelt. Dies galt es zu ändern.

Die erhobene rechte Hand der Baronin signalisierte den Musikanten innezuhalten. Erwartungsvoll blickten alle Anwesende auf Rymiona von Aimar-Gor.

„Heute zelebrieren wir den Tag der heiligen Erde, dem ersten Feiertag des Korgonder Festtagskalenders. Ehrerbietung und Demut gegenüber dem Land, das uns an seinem Busen nährt, soll uns auch über diesen Tage hinaus erfüllen und unsere Taten leiten. Der Tag gemahnt die Herren des Landes an die gerechte Herrschaft und die Untertanen an Gehorsamkeit gegenüber ihrem Herrn. Der ewige Kreislauf der Herrschaft. Doch nicht alles was andauert, soll Bestand haben. In den Zeiten des Blutes und der Zerstörung sind die Lande der vier Eichen gestärkt hervorgetreten. Herrscher, die das Land nicht geehrt haben, wurden hinweggefegt. Neue, die das Land ehren, sind angetreten es mit ihrem Leben zu schützen.“

Einige der Anwesenden blickten sich derweil fragend an, während die Baronin ungerührt fortfuhr.

„Heute wollen wir eine besondere Heldin der Lande der vier Eichen ehren. Mit Mut, Stärke und Raffinesse hat sie maßgeblich dazu beigetragen, unsere Lande vor den Verheerungen der Fehde zu schützen.“

Die Aimar-Gor machte eine Kunstpause und genoss die angespannte Stille im Festaal.

„Hohe Dame Rimiona von Heiterfeld, tretet vor den Eichenthron und empfangt die Insignien einer Junkerin von Jalming!“

Die Gerufene tat wie ihr geheißen und kniete vor dem Eichenthron nieder. Baronin Rymiona legte der Heiterfelderin den Junkerreif an, der eine verästelte Eiche mit drei Perlen zeigte.

„Rimiona von Heiterfeld, Junkerin von Jalming, schwört der Herrin der Vieroker Lande Eure Treue, gelobt dem Land der vier Eichen bis zu Eurem Tod zu dienen und mit Eurem Blut zu schützen!“

Rimiona von Heiterfeld sprach den Schwur der vier Eichen und wurde somit in den Kreis der Junker der Vieroker Lande aufgenommen. Ein jeder der Vasallen des Eichenthrons fragte sich nun wo denn dieses besagte Junkertum liegen sollte, denn bis dato gab es das nicht. Unruhe machte sich breit, denn dies konnte nur heißen, dass einige von ihrer liebgewonnenen Macht etwas abgeben mussten.