Geschichten:Bekennt euch, Frevler - Kehrt Marsch

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Stadt Breitenbruck, 20. Peraine 1041 BF

„Dieser hundsdämliche Idiot! Dieser geistlose Tintenkleckser! Dem ist wohl das Hirn in der Sonne vertrocknet!“, zischte Praiodan von Steinfelde zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und wedelte mit dem soeben von dem Brett neben der Tür des Wirtshauses heruntergerissene Flugblatt vor der Nase seines Neffen Praioswin herum. Dann winkte er dem devot verharrenden Wirt zu: „Ich brauche etwas zu trinken, aber hurtig!“

Währenddessen überflog Praioswin von Steinfelde das Papier, dessen Inhalt seinen Oheim kurz nach der Ankunft der Delegation des Hauses Hartsteen in diesem Nest schlagartig in solch schlechte Laune versetzt hatte. Er sog unversehens die Luft ein, bevor er trocken kommentierte: „Damit hat sich Herr Hilbert keinen Gefallen getan.“

„Gefallen?“, echauffierte sich der Hartsteener Wegevogt weiter, „Der weiß doch gar nicht, was er damit anrichtet! Als ob es Hartsteen nicht schon schwer genug hätte. Und dann kommt dieser hirnverbrannte Trottel daher und ruft zur Revolte gegen den Adel auf? Nur, um seine persönlichen Rachegelüste zu befriedigen?!“

Er griff nach dem gut gefüllten Humpen, der ihm vom herbeiwuselnden Schankjungen dargeboten wurde und nahm einen langen Zug.

„Wer hat eigentlich diesen Wisch da angebracht? Das allein ist ja schon ein Fall für den Richter“, wandte der Ritter seine grollende Aufmerksamkeit dem sich ängstlich hinter dem Tresen verbarrikadierenden Wirt zu. „Ich...keine Ahnung...“, stammelte der hilflos.

„Hmm. Oheim, Herrn Hilberts Name steht zwar unter diesem Papier, aber woher wissen wir, dass er tatsächlich der Urheber dieses Schreibens ist?“, gab Praioswin zu bedenken, „Es gibt genügend Leute, die ihm damit schaden wollen könnten.“

„Das ist doch einerlei! Entscheidend ist, dass dort der Name Hartsteen steht und sich das nur zu gut als Waffe gegen uns einsetzen lässt.“

„Ich verstehe. Aber was können wir tun?“

Praiodan überlegte nicht lange: „Du reitest sofort nach Hartsteen zurück und unterrichtest Graf Luidor. Hier hilft nur noch eine schnelle und klare Abgrenzung. Und dann muss jemand los und diesen Verrückten davon abhalten, weitere derartige Pamphlete in die Welt zu setzen.“

„Reiten? Wir sind doch gerade erst...“

„Du reitest in einer halben Stunde. Ich verlasse mich auf dich.“

Der Wegevogt winkte seinem Pagen: „Geh in den Stall und gib Korisande Bescheid, dass sie Praioswins Pferd wieder aufsattelt. Und Er, Wirt“, fiel sein Blick auf den mit fahrigen Händen Gläser putzenden Mann hinter dem Tresen, „packe Er Proviant für den edlen Herrn hier ein.“

Praioswin von Steinfelde seufzte ergeben und ein wenig später machte er sich auf den Weg zurück gen Hartsteen. Zwei weitere Gedanken gingen ihm dabei nicht aus dem Kopf: Wer hatte dieses Schreiben gedruckt und hierher nach Greifenfurt gebracht? Und was würde dieser Aufruf – in Verbindung mit den anderen Gerüchten über die ketzerischen Umtriebe, die sie auf dem Weg aufgeschnappt hatten – für die Feierlichkeiten auf Kaiserley bedeuten?