Geschichten:Baron von Puleth - Leere Kassen

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6. Praios 1034 BF, Stadt Kaiserhain in der Baronie Puleth

Dramatis Personae


Retobrecht Ferlinger räusperte sich als er das Arbeitszimmer des Barons von Puleth betrat. Felan von Schallenberg-Streitzig blickte auf und hob fragend die Augenbraue. „Ja?“ „Der Herr, den ihr einbestellt habt ist nun da. Ich habe mir erlaubt ihn direkt in den Stall führen zu lassen.“ „Gut, Retobrecht, ich komme auch sofort. Ich hoffe…“

„Felan!“ Der Ruf erscholl aus dem Flur und der Vogt zu Kaiserhain machte eilends der hereinstürmenden Mutter des Barons Platz. Sie war offensichtlich gerade zu einem Ausritt gewesen, denn sie trug noch immer ihre Reitkleider und die Reitgerte. „Was hat dieser …dieser Bürgerliche da in meinem Stall zu suchen.“, äußerte sich Tsandra von Schallenberg aufgebracht. „Er hat meine Stuten erschreckt mit seinem lauten Gebaren! Der Stallmeister sagte DU hättest ihn herbestellt und ich will…“

„Mutter, bitte. Zunächst einmal ist das mein Stall.“, antwortete er ihr mit Nachdruck in seiner Stimme. „Und außerdem habe ich ihn einbestellt, weil er sich Großvaters Kutsche ansehen soll.“ „Großvaters..aber wieso? Ist sie beschädigt? Er sah nicht aus wie ein Handwerker.“ , fragte sie mit einem verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht.

„Nein, ich will sie verkaufen.“, entgegnete Felan ruhig.

„Verkaufen? FELAN! Diese Kutsche hat dein Großvater von Kaiserin Cella geschenkt bekommen! Du kannst die doch nicht einfach…“, erhob die Mutter des Barons ihre Stimme.

„Ich kann nicht, Mutter? Ich MUSS! Was glaubst du wovon ich die Soldaten und die Siedler bezahlt habe. Ich fahre ohnehin nicht mit diesem umständlichen Ding. Ich bin doch kein Hilbert… Wenn wir dafür dreihundert Dukaten erhalten…oder sogar vierhundert…“

„Vierhundert Dukaten? Diese Kutsche ist für unsere Familie ein Symbol! Das kannst du doch nicht einfach verhökern wie…wie Vieh!“, empörte sich die Frau und fuchtelte mit der Reitgerte in ihrer Hand in der Luft herum.

„Symbole können weder wir noch unsere Bediensteten im Winter essen. Und wenn ich nicht an die Grundsubstanz dessen gehen will, was ich aufgebaut habe, bleibt keine andere Wahl. Die Ernte dieses Götterlaufs ist schon im voraus verkauft und ich kann frühestens übernächsten Rondra die Früchte dessen ernten, was ich gesät habe. Hätte Großvater sich, anstatt eine Kutsche schenken zu lassen, einen Baronstitel von der ehrenwerten Kaiserin erschlaf…“, Felan räusperte sich. „Ich meinte erdient, dann wäre das jetzt nicht notwendig.“

„Aber dein Vater…“

„…hätte nicht anders gehandelt.“, fuhr er ihr jetzt sichtlich verärgert über den Mund. „Denk dran, dass der Erzverräter Haffax vor dem Tore steht und zu erwarten ist, dass unsere Kaiserin zum Heerbann ruft, was uns einiges kosten wird. Und ich habe nicht vor meiner Kaiserin etwas zu verweigern, was ihr zusteht. Und wenn du nicht lieber deine Stuten samt deinen Juwelen in Gareth verscherbeln möchtest so empfehle ich dir dringend dich damit abzufinden. Oder sie zumindest gut zu verstecken, da ich dir nicht versprechen kann, dass wir sie nicht noch brauchen werden bevor die Ernte im nächsten Jahr eingefahren wurde. Und Pferdefleisch soll gar nicht so schlecht schmecken.“, setzte er mit einem spöttischen Lächeln hinzu.

Tsandra schnappte mit offenen Mund nach Luft bevor sie sich ohne weitere Worte umdrehte und ebenso stürmisch den Raum wieder verließ, wie sie gekommen war.

Felan rieb sich massierend die Stirn mit den Fingerspitzen und seufzte, bevor er sich erhob und hinaus ging, um mit diesem Händler einen Preis für das Erbstück auszuhandeln.