Geschichten:Bündnistreue - Bravissimo

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Beim reisenden Fuchsrudel, Ende Rahja 1043 BF

Selo von Pfiffenstock stolzierte über die weitausgedehnten sommerlichen Ländereien von Gut Praiosborn in der Gelbaldsmark, dem Gut an dem das Rudel Halt gemacht und sich auf die kommenden dunklen Tage vorbereitete. Ein beschaulicher Ort zu einer beschaulichen Zeit, Selo musste lachen. Die Fehde war abgeebbt, doch für den genauen Beobachter – welcher er nur ab und an war – war klar, dass sie gerade nur ruhte bzw. sich verschoben hatte. Von den großen blutigen Scharmützeln und politischen Intrigen der Grafschaften, hin zu den abervielen kleinen Querelen und Feindseligkeiten, die sich durch ersteres auf und innerhalb allen Seiten ergeben hatten. 'Der monotone und missliche aber zuverlässige Gang des sterblichen Strebens.‘, dachtsprach Selo vor sich hin, schmunzelte und imaginierte die unzähligen kleinen Brandherde, die durch die Konflikte des vergangenen Jahrs losgetreten oder wieder aufgebrochen waren – zwischen Feind und Feind, Freund und Feind und Freund und Freund. Wieder prustete es aus ihm heraus und er sah sich kurz mit stockender, gockelhafter Kopfbewegungen um. Konflikte und Zwiste – wie eben jener zwischen ihm und seiner Durchluchstigkeit Felan von Schallenberg. Wieder musste Selo lachen als er an das puterrote Gesicht des hartsteener Lumpenritters dachte, dabei war der eigentlich kein schlechter Kerl, nur halt unglaublich naiv. So naiv, dass er tatsächlich noch nichts gegen seinen Verwandten Osanir in Landehr unternommen hatte, obwohl ihm sicherlich jeden Tag die Galle hochkam, wenn er nur an die „Verräterbande“ auf seinem Land nachdachte. Dabei hatte Selo so wunderbare Vorkehrungen getroffen, für den Fall dass das Pinselohr etwas getan hätte. Mh, schade, aber es war ja noch nicht aller Tage Abend, sonst hätte der Gockel sich ganz sicher diesen amüsanten Tag im Kalender groß markieren lassen. Aber der schallende Bergschrat wartete lieber ganz artig die zwei mal zwei rondragefälligen Monde ab und ebenso auf eine Ansage Selos.

‚Hoppala!‘, ploppte es plötzlich in des Pfiffenstockers Kopf auf. ‚Da war ja noch etwas, tatsächlich ist mir meine rühmliche Suche nach passabler Responsierung wohl etwas ins Hinterzimmer geraten.‘ Tatsächlich hatte Selo dies verdrängt sobald er den Altarplatz an den Zwiefelsen verlassen hatte, zu viele Dinge schwirrten ihm im Kopf umher und zuviel ereignete sich in Zusammenhang mit seinem Bundesbruder Leomar und im Rudel am Ohr des Fuchsprinzen. Und vielleicht hatte dieses Duell auch einfach keinen großen Stellenwert für ihn. Jetzt aber – in dieser abgeschiedenen Idylle kurz vor den dunklen Tagen – amüsierte ihn der Gedanke wieder, dem Aldenrieder Rumpelbaron ein Kommentar zu senden. Und weil er den treuschlichten Mann eigentlich mochte, verwarf er die spinnertsten und aberwitzigsten Ideen, die seinen Kopf überrannten sogleich wieder – allerdings nicht ohne sich einige davon ob ihrer absurden Ulkigkeit zu memorisieren. Dann aber dachte er ernsthaft nach, so ernsthaft ein Selo von Pfiffenstock halt konnte.
Der Zeitpunkt war ja relativ festgelegt, natürlich im Mond Rondra, [haha], aber das war auch uninteressant. Die Wahl des Ortes welche der Felantastische ihm überlassen hatte [selber Schuld], hatte viel größeres Potenzial für Amüsement. Der Hartsteener sollte möglichst weit reisen müssen – Selo stellte sich den guten aber klammen Baron auf einem alten, keuchenden Esel die Reichsstraße hinunterreitend vor, natürlich fluchend und sein eigenes ärmliches Schicksal beklagend. Außerdem müsste der Ort natürlich zu seinem naiven Rondragetue passen und danach schreien. Damit eine Niederlage gegen einen noch zu wählenden und dem Luchsigen vermutlich überlegenen Rudelsritter nur umso mehr schmerzte. ‚Nun…ein Ort an dem eine Niederlage vor und mit beziehungsweise ohne die gute Leuin besonders schwer wiegt, am besten mit etwaiger Historie…‘, zergrübelte und dachtsprach der Haselhainer und rieb sich dabei das Kinn, verlor kurz den Faden und lachte dann laut auf. ‚Hahaha, natürlich – Nebachot, also Perricum, perfekt. Bei mir „daheim“, an der Stelle wo Rondra einst den meinen ihre Gunst nahm und sie verspottete, in dem sie sie den Bosparanern schenkte. Barönchen Felan, ich werde dir dort deine Niederlage schenken und mit deinem Landehr vor dir hertänzeln.‘ Intuitiv tänzelte der Perricumer tatsächlich über die Wiese, über die er wanderte, doch sehen tat dies niemand. Und so schlagartig wie der Freudentanz gekommen war ging er auch wieder, als sich ein breites, xeledonisches Lächeln auf des Pfiffenstockers Gesicht legte, da er an das Schreiben dachte das Anfang des Monats herumgegangen war – des Markgrafen Aufruf zur Heerschau in Perricum. DAS – WAR – PER – FEKT!, Selo schüttelte ungläubig vor Glück sein Haupt. Der stumpfstrahlende Alriksritter Felan von Schallenberg würde sich den ganzen Weg nach Perricum begeben müssen, an einen so ambivanlent-zweifelhaft rondrianischen Ort und würde dort vor den Augen des versammelten Adels Großgaretiens von einem Fuchsrudelsritter verhauen werden. Welch Tragödie, welch Komödie. Besser konnte man sowas nicht schreiben. Großartig, Bravissimo, Grande! Selo hätte sich verbeugt, wäre jemand dort gewesen. Fehlte nur noch eines – ein Fuchsritter oder eine Fuchsritterin, die diesem Plan auch gerecht wurde. Natürlich kamen Selo zuallerst die üblichen und logischen Namen – auch wenn der Haselhainer manchmal durchaus der Logik spottete: Stolzenfurt, aber der war ebenso Hartsteener wie selbstverliebt, wobei vorallem ersteres bei dem Unterfangen schwierig würde; Eschenrod – was für ein Mann, Selo schlotterten die Knie vor Entzückung, beim Gedanken an den hochgewachsenen und ehrgeizigen Ehrenmann. Und genau da lag das Problem, vielleicht war der Ritter mit dem Eichhörnchen einfach etwas zu ehrbeflissen für das Ganze. Doch eine ganz andere brachte Selo ebenso einen Schauer über den Rücken – doch hier aus einem ganz anderen Grund. SIE war perfekt und außerdem könnte die Aussicht auf etwas Geld sie noch beflügeln. Selo grinste – und machte sich auf ein paar Schriebe aufzusetzen und einer gewissen „Dame“ seine Aufwartung zu machen.