Geschichten:Bündnistreue – Verrat und Verzweiflung

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Grafschaft Hartsteen, Burg Aldengrund in der Baronie Aldenried, Travia 1043 BF

Diesmal war Jalga vorbereitet. Sie hatte die Nachricht schon gehört, bevor der Überbringer der schlechten Kunde zu ihrem Mann vorgelassen wurde und die Diener angewiesen schnellstens alle werfbaren Gegenstände wie Becher, Teller, Krüge oder Kerzenhalter von der Tafel unauffällig zu entfernen und in der Küche zu verstecken, während auch die Kinder fortgeschickt worden waren. Jalga aber blieb, um eingreifen zu können.

So griff Felans Hand ins Leere, als er nach seinem Becher fassen wollte, um ihm vermutlich irgendwo an der Wand zerschellen zu lassen. Einen Moment schaut er verdutzt, aber dann ballte sich die griffbereite Hand zu einer Faust und knallte auf den Eichentisch.

"DIESER HADERLUMP! DIESES NEBACHOTENSCHWEIN! DIESER SOHN EINER SUMPFRANZE! DIESER HAFFAXJÜNGER! DIE BLAUE KEUCHE SOLL SEINE GANZE FAMILIE HOLEN!", brüllte er. Der Baron zitterte vor Zorn und sein Gesicht hatte ein bedenklich violette Farbe angenommen. Wer seinen Vater gekannt hatte würde gerade in diesen Moment mal wieder die außerordentliche Ähnlichkeit feststellen können. Jalga wollte ihm die Hand beruhigend auf den Arm legen, aber Felan sprang auf und hieb nun mit beiden Händen auf die Tischplatte. Seine Stimme wurde ruhiger und klang ein wenig heiser, während auch eine gewisse Müdigkeit über die ständigen Rückschläge, für sein Bemühen der Baronie Frieden und Gerechtigkeit zu geben, mitklangen. "Bei Praios, wie konnte er nur...mit Travias Gastfreundschaft und Tsas Freundlichkeit haben wir sie aufgenommen und wie wird es uns gedankt? Mit Verrat, mit zu Alveran schreiendem Verrat..." Er sank auf seinen Stuhl zurück. "Ihr Götter, warum hasst ihr mich so sehr, dass ihr mir eine solche Last auferlegt? Sagt mir was ich tun muss, damit ihr uns endlich Frieden gebt..." Die Schultern sackten dem eigentlich großen Mann herab, so dass er auf seinem Stuhl klein wirkte.

Schweigen lag im Raum. Keiner hatte gewagt das Wort zu erheben, denn die gehörte Nachricht und der Augenzeugenbericht von dem Verrat Benwir von Pfiffenstocks, dem Vogt des Lehens seiner zukünftigen Schwiegertochter, hatte sie alle erschüttert. Nun schwärmten Reichsforster durch die Baronie. Sommerau brannte. Königsweil war geplündert und des Dorfes berühmte Apfelkelterei war in einer von Reichsforstern gelegten Feuersbrunst geradezu explodiert. Sein Vetter Wulfger war verletzt worden, während er den Rückzug der Seinen gedeckt hatte, und dennoch war er wenigstens entkommen. Er hatte seine Familie mitgebracht, um sie auf Burg Aldengrund in Sicherheit zu bringen.

Jalga streckte wieder die Hand nach ihrem Mann aus. Wie gerne hätte sie ihn jetzt umarmt, aber sie wusste wie verletzt er auch war von diesem Verrat, dass er es auch nicht ertragen konnte wenn man ihn derart in der Öffentlichkeit auf seine Schwäche aufmerksam machte. Felan fasste die Hand seiner Gattin.

"Nun denn, es gilt Vorbereitungen zu treffen. Wir haben nicht viel Zeit. Höchstens Stunden. Holt so viele Leute aus der Umgebung rein wie es geht, bevor das Tor verrammelt wird, und sorgt dafür, dass sie so viel wie es nur geht mitnehmen können. Der Feind wird ihnen nichts lassen und wir müssen mit einer langen Zeit des Wartens rechnen." Er sagte Warten, aber alle wussten, dass er eine Belagerung meinte. "Geht durch die Vorräte, lasst alle Mann antreten. Wir lassen jetzt in doppelten Wachen die Zinnen besetzt. Gut dass wenigstens die Zisternen gefüllt sind zusätzlich zum Brunnen. Sendet Kaiserhain Botschaft: man soll sich in aller Form ergeben. Diese Halunken sind zu viele und ich will nicht dass Unschuldige sterben. Hoffen wir, dass sie dem guten Stadtmeister keine unerfüllbaren Forderungen auferlegen. Schickt dem Grafen Botschaft. Trondumir. Das wirst Du machen."

Als der Genannte schon den Mund öffnete um zu protestieren schnitt ihm Felan mit einer Geste das Wort ab. "Keine Widerrede! Du reitest noch in dieser Stunde! Alle müssen von dem Verrat erfahren und welches Leid hier herrscht!" Felan schien sich gesammelt und den ersten Schmerz überwunden zu haben, denn er kommandierte wieder wie gewohnt. Doch auch wenn seine Stimme fest war, so schien die Hautforbe vom dunklen Farbton des Zorns gewechselt zu sein in ein blasses Grau: geradezu kränklich sah seine Haut aus, als hätte ihn dieser Verrat an allem was gut und recht war mehr gekostet, als man zuerst denken mochte. "Und wenn wir den Feind vertrieben haben dann kümmern wir uns um den Verrat. Dann wird, bei Praios Bannstrahl, Gerechtigkeit geschehen!"