Geschichten:Auf den Spuren Ongaloschs - Isulfur, der Knochenbrecher

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Raschtulswall, Ongaloschs Kate, Markgrafschaft Perricum, 1041 BF

Aus den Tiefen des Schatzberges gruben sich große Pranken heraus. Die Goldmünzen, die Edelsteine und Pokale kullerten nur so umher, als sich ein fünfköpfiger Riesenlindwurm ehrfurchtsvoll vor ihnen erhob, sowas hatte noch keiner von ihnen gesehen.

„Mein Name ist Isulfur der Glänzende oder wie das kleine Volk mich nannte Isulfur der Knochenbrecher, weil ich ihnen alle Knochen brach.“

Robur und Arnulf standen am Nächsten an dem Drachen und zogen so schnell sie konnten ihre Waffen. Robur stutzte beim näheren Anblick des Geschuppten. „Seht, er ist ein Geist, er muss einer sein, er kann uns nichts tun…“.

Gerade hatte er seinen Satz beendet als der Geisterdrache dem Sturmfelser Hausritter den Kopf abbiss und das Blut nur so aus seinem Hals spritze.

„Formation, Formation“ schrie Karoscha. Während der Geschuppte, war nun Tod, lebendig oder irgend etwas dazwischen, sich aufbaute. Fauler Zauber oder nicht, das war in diesem Augenblick gleich. Zum Glück hatten sie ihre Waffen weihen lassen.

Die Goldgier war der Wut auf Geschuppte gewichen und Rorek, Gorim und Ingax griffen geistesgegenwärtig einen im Schatz liegenden Drachentöter. Wie ein eingespieltes zwergisches Spießgespann rannten sie auf den Wurm zu und - tatsächlich spießten einen seiner Köpfe auf. Da waren es nur noch vier. Dieses Geschöpf war nicht unbesiegbar und sein Leib zeigte ebenso etliche, alte offene Wunden, aus denen allerdings kein Blut rann.

Odilbert war ehrfürchtig im Eingang stehen geblieben und fing nun laut an eine Liturgie zu rezitieren. Eiskaltes Geisterfeuer schlug ihm entgegen, hüllte ihn ein und schleuderte ihn in ein Loch das sich im Boden auftat. Die uralte Anlage zerfiel unter dem Toben des Drachen.

Igrolosch kreiste inzwischen seinen ingerimmgeweihten Hammer über seinem Kopf und lief mit einem in brünstig gebrüllten Kampfschrei in Richtung des Drachens. Mit der Macht des Herren Angrosch zermalmte er mit einigen festen Schlägen, selbst Wunden tragend, einen weiteren Kopf des Riesenlindwurms. Da waren es nur noch seiner drei.

Wütend tobte Isulfur durch seinen Hort. Seine drei verbliebenen Köpfe als Waffe einsetzend. Ruckartig schlug er mit dem einen Kopf Ritter Arnulfs Schwert beiseite, es zischte leise, um mit dem anderen Kopf seinen Leib quer durch den Raum zu schleudern. Bis er an der gegenüberliegenden Wand blutüberströmt und leblos zu Boden sank.

Währenddessen schlug Karoscha mit gigantischer Wucht auf einen der herabstürzenden Köpfe des Geisterdrachen, dabei stolperte sie und ihr Hammer knallte mit voller Kraft an eine der tragenden Säulen der Halle. Die alte und mitgenommene Säule ächzte und wackelte. Ein Steinblock löste sich von der Decke und raste zu Boden.

Igrolosch war durch seine angroschgefällige Liturgie abgelenkt, die er gerade angestimmt hatte und merkte nicht das drohende Unheil, was ihm von Oben dräute. Karoscha schrie nur ein langgezogenes „Igrolosch zur Seite“.

Im gleichen Atemzug stieß die Baronin von Sturmfels, die vom Eingang gerade heranstürmen wollte um dem Untier selber noch Schläge versetzen zu können, den Meister der Esse weg aus der Gefahrenzone und schrie unter großen Schmerzen auf, als der Felsbrocken ihren linken Unterarm unter sich begrub und die Ritterin an den Boden fesselte.

Korhilda keuchte heftig, als Wolfaran sich neben sie kniete. Sie kniff ihre Augen mehrmals zusammen, um nicht die Selbstbeherrschung und das Bewusstsein zu verlieren. Die Sturmfelserin, schweißgebadet, lehnte ihren Kopf an den Steinbrocken und sammelte ihre Worte. „Wolfaran du musst mir zuhören und jetzt das tun, was ich dir sage.“ Er nickte, doch hörte er nicht zu.

Rorek, Gorim und Ingrax kamen mit ihrem Drachentöter angerannt, nutzten ihn als einen langen Stab und versuchten mit einem Hebel den Stein zu bewegen – ohne Erfolg, als Korhilda Wolfaran harsch mit schmerzverzerrtem Gesicht anfauchte. „Junge, komm her!“, sie legte ihre zitternde Hand an sein Kinn und schaute ihm ganz scharf in die Augen. „Nimm die Axt, hinter Dir.“ Er starrte wirr. Korhilda schlug ihm so fest sie noch konnte mit der Hand ins Gesicht. „Nimm die Axt, verdammt nochmal.“ Dieses Mal befolgte Wolfaran ihre Anweisungen und schaute sie an. „Und jetzt Mutter?“

Korhilda zog sich mit den Zähnen den rechten Handschuh von den Fingern. „Und jetzt schlägst Du mir den Unterarm ab.“ Konsterniert schaute er in ihre Richtung. Sie schrie fast wahnsinnig vor Schmerz „Schlag ihn ab, willst Du eine tote Mutter oder eine einarmige Mutter? Ich präferiere letzteres! Schlag ihn ab!!!“

Die Sturmfelserin biss fest in ihren ledernen Handschuh als Wolfaran mit einem Schlag ihren linken Unterarm abtrennte.

Das Blut spritzte aus der Wunde, als Igrolosch mit seinem brennenden Hammer die Wunde verschloss. Schmerzerfüllt kniete Korhilda am Boden und blickte auf ihren Armstummel. Igrolosch legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich werde ewig in Deiner Schuld stehen, danke, Korhilda.“

„Dafür nicht.“ keuchte die Sturmfelserin, als sie einen der Drachenköpfe auf sich zukommen sah. Sie griff ihr Schwert fester und wehrte den Angriff gerade noch ab. Korhilda war auch mit nur einem funktionstüchtigen Arm zum Glück immer noch eine hervorragende Kämpferin.

Gemeinsam mit den ihr Zurseitestehenden, trennte sie einen Kopf mit einem wuchtigen Schlag ab und schleuderte mit einem Gegenangriff einen zweiten Kopf beiseite, direkt in Reichweite ihres Sohnes, der voller Zorn die Axt schwang und einen der Köpfe abtrennte. Da war es nur noch einer.

Der Drachenkopf schlug wild um sich, als sich Karoscha mit einem waghalsigen Sprung ihm in den Weg stellte. „Nimm dieses, du Ungetier“. Die Schlunder Schlägelschwingerin zerquetschte mit deftigen Hammerschlägen, aus etlichen Wunden blutend, den letzten Kopf.

Völlig außer Atem suchten sich die Blicke der Überlebenden, als Thimorn vom Halleneingang schrie. „Raus hier, alle Mann raus, die Halle stürzt ein.“

Wolfaran, Korhilda und Arnbrecht rannten sofort Richtung Ausgang, während Igrolosch die Zwerge befehligte. Karoscha, Rorek und Gorim griffen noch einmal kurz in den Schatz, folgten aber doch zeitig.

Ingax ignorierte den Meister der Esse und starrte nur auf das glitzernde Gold, sein Gold, alles seins, dachte er. Igrolosch schrie mit voller Inbrunst nach seinem Gefährten, doch die Gier hatte ihn übermannt, als die große Halle einstürzte und den Zwerg der Arobeschsippe mitsamt des Schatzes unter sich begrub.

Von Odilbert, seinem Novizen, sowie den Zwergen Ted und Toddie, die in ein riesiges Loch gefallen waren, fehlte jede Spur.

Die überlebenden Zwerge Igrolosch, Karoscha, Rorek, Gorim und die überlebenden Menschen Korhilda, Wolfaran, Arnbrecht und Thimorn rannten um ihr Leben, denn hinter ihnen stützte alles ein. Ein Gang nach dem Anderen.

Mit letzter Kraft schafften sie es zu ihrem Eingang, ihrem jetzigen Ausgang. Sie pressten sich an die Seitenwände außerhalb der Spaltöffnung als eine dicke Staubwolke verkündete, diese Hallen sind für immer geschlossen.