Geschichten:Auf Reshminas Spuren - Teil 4

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Auf einem Hügel mehrere Meilen südlich von Perricum war im Schatten eines kleinen Wäldchens ein Lager aufgeschlagen. Gerade führte ein junger Mann einen aufgezäumten und gesattelten Rappen vor das größere Zelt, dass in der Mitte der anderen stand. „Herr, euer Pferd ist soweit!“ Jarin sah abwartend hinüber zu seinem Knappschaftsvater. Aldron von Firunslicht war gerade wieder in einer jener Posen, die der junge Birkenbruch schon so oft an ihm gesehen hatte die letzten Jahre: An einem Tisch über Karten gebeugt und in tiefe Gedanken versunken. Allerdings fiel Jarin auf, dass er keine der irdenen Flaschen und kleinen Becher sehen konnte, die in solchen Situationen nie fern waren. Lediglich der Krug mit Wasser, den er vorhin gebracht hatte, stand auf dem Tisch und beschwerte eine Ecke des großen Pergamentes, auf dem die Umgebung der Reichsstadt Perricum verzeichnet war.

Aldron sah auf. „Gut. Ich komme.“ Rasch rollte er den Plan zusammen und verbarg ihn wieder in einer ledernen Hülle, von denen schon einige in einem Korb unter dem Vordach des Zeltes standen. Auch diese gesellte sich nun zu den anderen. „Jarin, du begeleitest mich.“ – „Ja, Herr!“ Eilig machte sich der junge Mann davon, sein eigenes Pferd zu holen, das ebenfalls bereits gesattelt nicht fern stand.

Wenig später waren Knappenvater und Knappe unterwegs, ritten den Hügel abwärts, gewappnet und mit Schwertern am Sattel. Jarin dachte sich nicht viel dabei. Sein Lehrherr hatte ihm eingeprägt, dass ein Ritter stets bereit sein musste, sich zu verteidigen und die Werte des Rittertums keine Pause kannten. Dennoch konnte er nicht umhin, die Landschaft neugierig zu betrachten, durch die sie ritten. Fruchtbare Erde erstreckte sich in sanften Hügeln bis an die Küste, die wenige Meilen entfernt im Osten lag. Der Blick ging recht weit, wenn man auf einem dieser Hügel entlang ritt und erstreckte sich dann über fruchtbares und dicht besiedeltes Land: Ein recht Kontrast zu den Höhen der Trollzacken. Allein dass im Sommer viele kleinere Wasserläufe trocken fielen verband diese Gegend mit Arvepass. Gerade durchquerten sie das nahezu staubige Bett eines kleinen Baches am Fuße des Hügels, auf dem sie gestern ihr Lager aufgeschlagen hatten.

Aldron indes hegte andere Gedanken an dieser Stelle. Die Blicke, die er über das trockene Bachbett schickte waren zweifelnd. Nachdenklich betrachtete er die nur flachen Hänge und die breite Mulde, in der es verlief. In diesem Augenblick überquerten sie nämlich die derzeit gültige Grenze zwischen den Markgrafenlanden Perrinmarsch und der Baronie Eslams von Brendiltal. Unversehens musste er an die Worte Frau Rimionas von letzter Woche zurückdenken. Bei einem Abendmahl hatte sie ihm ihre Pläne eröffnet, die von der großen Flut hinfort gespülten Grenzsteine am Darpat neu setzen zu lassen und bei dem Anlass gleich die Grenzverläufe der Perrinmarschen neu zu vermessen. Sie hatte ihn ausführlich über seine damaligen Pflichten als oberster Wächter der fürstlichen Grenzen und Zollregale befragt und ihm schlussendlich angeboten, die Vermessungen zu organisieren und zu überwachen. Als nahezu außen stehender Getreuer des Markgrafen und bei seinem Ruf sei er wohl durchaus nicht ungeeignet. Er hatte eingewilligt – schlussendlich war er ebenfalls mit einer Bitte auf dem Marschenpalast erschienen.

Als sie nun an der Flanke des Hügels entlang ritten deutete Jarin plötzlich nach vorne: „Dort sind sie!“ Aus seinen Gedanken gerissen sah Aldron auf und nickte knapp. Auf dem Kamm des Hügels stand ein Mann an einem seltsamen Gerät aus zwei winklig verbundenen Stäben und mehreren Pendeln. Gerade winkte er einem zweiten zu, einem jungen Burschen, der in einiger Entfernung sich auf einen Stab stützte, das nun aber aufgab und diesen einen Spann weiter nach rechts positionierte. Aldron setzte Kerdosch in einen lockeren Trab und der Wallach gehorchte. Jarin folgte dem Herrn des Passes mit kurzer Verzögerung.

Ihr Nahen blieb nicht unbemerkt. Von einem einzeln stehenden Baum löste sich eine uniformierte Gestalt und wartete auf die beiden Reiter. Angekommen parierte Aldron sein Reittier durch und fragte rundheraus: „Wie gehen die Arbeiten voran?“ Die Frau salutierte kurz aber nicht nachlässig und deutete dann auf den Mann, der gerade dabei war, irgendetwas mit den Pendeln an seinem Gerät einzustellen. „Meister Koradin kommt seinen Aussagen nach ganz gut voran. Wenn ich das richtig verstanden habe, meint er wohl, dass sich der Bachlauf geändert haben muss.“ Aldron nickte kurz. Sonderlich überrascht wurde er durch diese Nachricht nicht. Doch der Soldatin schien noch etwas auf dem Herzen zu liegen. „Was gibt es noch?“ Nach kurzem Räuspern setzte sie hinzu. „Ja. Vielleicht bedeutet es Ärger, vielleicht auch nicht, Herr Oberst. Aber Koradin meinte, er habe einen Reiter gesehen, der ihn wohl eine Weile beobachtet habe, dann aber nach Süden hin verschwunden sei. Weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber wollts euch besser melden.“ – „Gut getan. Ich werde am besten gleich weiter reiten zum Sitz des Barons. Hier alles so weiter wie gehabt!“ – „Jawohl, Herr Oberst!“ Die Soldatin salutierte noch kurz und sah dann den beiden hohen Herren hinterher, als sie ihren Weg fortsetzten. Auf ihrem Gesicht zeigte sich einige Augenblicke lang nachdenkliche Sorge, dann wandte sie sich wieder ihrem Plätzchen im Schatten des Baumes zu.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Markgraeflich Perrinmarsch.svg  
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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
K9. Teil 9
K10. Teil 10
K11. Teil 11
K12. Teil 12
K13. Teil 13
K14. Teil 14
K15. Teil 15
K16. Teil 16
K17. Teil 17
15. Ron 1032 BF
Teil 4
Teil 3


Kapitel 4

Teil 5
Autor: metal/Nicole R./Alex K./Stefan T./Tobias K.