Geschichten:Auf Jahr und Tag – Aussichtslos

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Burg Scharfenstein, 17. Hesinde 1044 BF

„Die Geburt meiner Kinder“, eröffnete Baron Drego ungewöhnlich ernst seinen engsten Beratern, „Sie hat etwas in mir verändert. Ich bin für diese beiden unschuldigen Wesen verantwortlich. Ich bin es, der dafür sorge tragen muss, dass ihnen kein Leid widerfährt, dass sie behütet und beschützt aufwachsen. Doch, wie kann ich das?“ Er hielt einen Augenblick inne und blickte in die Runde. „Da draußen warten die Waldsteiner nur darauf, dass die Frist abläuft und sie wieder in Schwarztannen einfallen können. Und das werden sie, ohne jeden Zweifel. Und der Leusteiner?“ Er schaut mich einen Augenblick fragend an, „Er wird dafür Sorge tragen, dass es dieses Mal noch schlimmer werden wird. Dieses Mal wird nichts mehr von Schwarztannen übrig bleiben, sie werden alles besetzten und Scharfenstein ist verwundbar. Die Burg wird fallen.“ Nun schluckte er schwer. „Und ich mit ihr. Und ihr alle mit ihr.“ Wieder hielt er einen Moment inne und schenkte den Anwesenden einen vielsagenden Blick. „Doch noch schlimmer ist, dass es alle treffen wird. Wirklich alle. Und das Schlimmste ist: Es wird auch meine beiden Kinder und meine Liebste treffen. Und was dann?“ Der Baron, der am Kopf der Tafel saß, straffte sich.

„Eure Gattin und Eure Kinder könnte ihr immer noch in den Kosch zu deren Familie bringen. Dort werden sie gewiss sicher sein. Es ist nicht zu erwarten, dass das Fürstentum sich in die Fehde einbringt“, meinte die Rondra-Geweihte Elerea ni Rían, „Somit sind auch keine Angriffe von Zwischenwasser zu erwarten. Allerdings löst dieses Vorgehen das grundsätzliche Problem nicht...“

„So ist es“, Drego zuckt etwas hilflos mit den Schultern, „Im Fall des Falles, würde ich es natürlich vorziehen meine Liebst und unsere Kinder in den Kosch in Sicherheit zu bringen, aber... Ich würde meine Kinder nicht sehen. Sie würden ohne mich aufwachsen und die Waldsteiner, sie würden mich wahrscheinlich festsetzten. Ich würde noch immer Baron sein, doch... hätte ich keine Macht mehr, sondern die hätten sie, die Waldsteiner.“ Er seufzte schwer. „So sehr ich auch versuche meinem Hirn eine Lösung für dieses Problem abzuringen, es gelingt einfach nicht. Ich bräuchte dringend Unterstützung des Grafen und... und ich kann es nicht verstehen, warum er mir niemanden schickt. Ja, der Reichsforst ist nahezu an allen Grenzen in Bedrängnis, aber...“

„Ihr werdet keine Unterstützung vom Grafen erhalten“, erklärte Yolande von Raukenfels, „Er zieht es vor alles gegen die Kaisermärker aufzubieten. Es scheint mir, dass ihm jener Kampf wichtiger ist oder... oder dass ihm jene, die sich dafür einsetzten wichtiger sind. Um es ganz klar zu sagen: Euer Namensvetter und Lehensherr lässt Euch im Stich!“

Einen Moment herrschte Schweigen.

„Vielleicht können wir Söldner anheuern?“, schlug Albur von Nordingen vor und fügte sogleich noch hinzu: „Wobei ich fürchte, dass das aussichtslos sein wird. Ich nehme an, dass alle zur Verfügung stehenden Kräfte bereits irgendwo gebunden sind und um sie abzuwerben fehlen uns vermutlich die Mittel. Die Schlunder und Kaisermärker werden in dieser Hinsicht besser aufgestellt sein...“

Fael ui Rían nickte: „Aussichtslos. Es gibt keinerlei Kämpfer mehr, die wir anwerben könnten oder die wir gut genug bezahlen könnten als dass sie sich auf unserer Seite stellen. Doch bin ich nicht bereit den Waldsteinern einfach so Schwarztannen zu überlassen, auch wenn sie uns ohne Verstärkung wieder vor sich hertreiben werden. Die Situation scheint recht aussichtslos...“

„Vielleicht sollten wir mit den Waldsteinern verhandeln?“, schlug ich etwas naiv vor, „Vielleicht lassen sie mit sich sprechen? Wenn wir Ihnen ein Angebot machen, dass sie nicht ablehnen können?“

„Und was für ein Angebot sollte das sein, Schwester Lindegard?“, wollte Fael ui Rían mit leicht spöttischem Unterton wissen, „Sie haben bereits geplündert was sie haben plündern können. Einzig in Erlenfall und Weißenhain gibt es noch etwas zu holen.“ Er zuckte mit den Schulter. „Außerdem sind sie uns zahlenmäßig weit überlegen, konkret bedeutet das für uns, dass es für sie keinen Sinn macht uns in irgendeiner Weise entgegen zu kommen. Es sei denn...“ Einen Moment hielt er inne und fixierte mich. „... wir schlagen ihnen etwas vor, was sie nicht ablehnen können und ich rede nicht von so etwas wie von dem Umstand, dass wir wegsehen, wenn sie durch Schwarztannen mit ihren Truppen nach Gräflich Luring ziehen...“

„Ganz abgesehen davon, dass es gewiss nicht im Sinne des Grafen ist, wenn wir mit ihnen verhandeln“, meldete sich Baron Drego zu Wort.

„Woher sollen wir wissen, was in seinem Sinne ist?“, wollte ich da wissen, „Ich habe nichts von ihm gehört. Ihr etwa, Hochgeboren?“ Der Baron schüttelte lediglich seinen Kopf. „Und ja, Ihr verdankt Graf Drego viel und dennoch hat er Euch im Kampf gegen die Waldsteiner nicht unterstützt und er wird euch auch nicht unterstützen.“


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Texte der Hauptreihe:
K2. Folgen
K11. Angebot
17. Hes 1044 BF am Mittag
Aussichtslos
Belehnung


Kapitel 9

Entscheidung
Autor: Orknase