Geschichten:Ankunft auf Mor'Tres

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dumpfes Grollen erfüllte die Luft. Sandor blickte verwirrt zum Himmel hinauf. Es waren keine Wolken zu sehen. Ein klarer Tag, nicht gerade warm, aber ein Unwetter sollte fern sein. Woher also kam dieses Grollen und warum kam es näher?

Das war kein Donner, das war das Geräusch von Hufen auf Steinen! Jemand näherte sich Mor'Tres! Schon hatte er das Horn zu seinen Lippen geführt, als er den Reiter erkannte. Nun führte er die Bewegung zu Ende, wollte die Begrüßung geben für den Mann, denn dort auf dem Ross saß der Baron Höchstselbst.

"NEIN!" Die Stimme des Gallsteiners ließ Sandor erstarren, dann war der Baron auch schon heran. Er beugte sich hinab, nahm Sandor aus der Hand das Horn, betrachtete es mit solcher Verachtung, einem Abscheu, das der Wächter einen Schritt zurück machte. "Wie oft soll ich es noch sagen? Keine Ankündigung. Hisst die Fahne, sonst aber auch Nichts. Ich hasse es bei jeder Tages oder Nachtzeit von einem Hornstoß begrüßt zu werden, der selbst Tote aus seinen Gräbern holen würde. Ich mag keine lauten Geräusche, besonders wenn sie von vollkommen unmusikalischen Idioten aus einem Horn gelockt werden."

"Aber die Herrin Uta ..."

Der Blick des Barons ließ Sandor verstummen.

"Seltsam. Ich dachte du hättest mich angesprochen, aber das kann nicht sein. Es wird wohl der Wind gewesen sein, oder?"

Sandor nickte, während er aus dem Augenwinkel heraus mitbekam, wie die anderen Torwachen Haltung annahmen, ohne dabei auf sich aufmerksam machen zu wollen. Endlich gab der Baron dem Wächter das Horn zurück, sah nach hinten, wo ein weiterer Reiter nun näher kam. Dieser Anblick ließ ein Lächeln auf dem Gesicht des Herrn von Mor´Tres erscheinen.

"Cyberian. Wenigstens einer auf den Verlass ist."

Das Hauswappen wurde auf dem Bergfried gehisst, verkündete allen, das der Baron wieder im Lande weilte. Den Gruß der anderen Torwachen nahm der Reiter nicht wahr, jedenfalls interessierte es ihn nicht und die Wachen waren deswegen nicht einmal traurig. Sandor schnaufte hörbar aus. Was hatte der Alte nur wieder?

Der alte Leibdiener war der erste, der erschien um seinen Herrn zu begrüßen, doch dieser nahm den dar gereichten Pokal nicht entgegen. Ein kurzer Blick streifte den Stallburschen, der daraufhin den Kopf senkte und schnell seine Arbeit erledigte. Alles tat er um nicht weiter dem Baron aufzufallen.

"Wo ist der Vogt?"

"Herr, der Vogt war auf Reise. Wichtige Geschäfte, die ihn fortführten, jedoch ist er vor Kurzem wieder gekommen und weilt nun in seinen Gemächern, soll ich ihn rufen lassen?"

"Uta?"

"Die edle Dame ist in Gallestra um dem dortigen Armenhaus einen Besuch abzustatten."

"Alena?"

"Sie hat die Dame Uta begleitet. Soll ich den Vogt rufen lassen?"

"Noch nicht. Ich begebe mich in meine Gemächer und wünsche erst einmal keine Störungen."

"Natürlich, Herr."

Kurz nachdem der Baron im Haupthaus verschwunden war, erschien auch der zweite Reiter auf Mor´Tres. Der Junker von Silberblick zügelte sein Pferd vor dem alten Peradan.

"Ist er gut angekommen?"

"Ja, euer Wohlgeboren."

Cyberian nickte. Wieder einmal war sein Freund schneller geritten, doch er hatte gelernt ihm zu folgen, egal wohin ...

Trenner Garetien.svg

Das Kratzen des Federkiels auf dem Papier erfüllte die Luft. Ein schwacher Hauch, störte die Ruhe ein wenig, ließ die Kerzenflamme kurz flackern. Der Baron sah nicht auf, als die schwarz gewandete Gestalt näher kam, bis sie am schweren Schreibtisch stehen blieb.

"Ich hörte von der Familie des Vogtes. Sehr nett. Er hat eine kleine Schwester. Ein süßer kleiner Lichtfang. Sicherlich wird dieses Kind einmal eine schöne Frau, aber die Kindheit hält so viele Gefahren verborgen. Bedauerlich."

"Dies ist wahr." Ein kalter, windiger Tag im Firun konnte nicht schneidender sein, als diese Stimme. Leise zwar, aber in ihr fehlte ein jedes Gefühl der Freude, der Herzlichkeit.

"Gerüchte drangen an mein Ohr. Ein Unfall. Sicher nichts schlimmes, jedoch hätte dies leicht eintreten können. Gut das dies eben nicht passiert ist und dennoch ... Ich will wissen ob das Kind unbeschadet ist, man kann nie vorsichtig genug sein. Wer weiß denn schon ob Gerüchte stimmen und bei dieser Entfernung ... Vielleicht ist doch noch gar Nichts geschehen. Was sollte dann eine unnötige Aufregung? Wir wollen dem Vogt doch nur Fakten übergeben. Sicher ist sicher, oder?"

"Ihr habt Recht, werter Herr. Ich kenne jemanden der sicher erfährt was geschehen sein könnte."

"Gut so. Ich will nicht das man glaubt ich würde mich nicht um meine Leute kümmern, so das sie glauben alles tun und lassen zu können, ohne sich um die Familie Sorgen zu machen. Der Vogt braucht ein wenig Herzenswärme. Ich befürchte er bekommt sie nicht zur Genüge, jedenfalls nicht von den richtigen, angemessenen Personen. Was wäre besser als erfreuliche Nachrichten von Daheim? Er soll doch wissen wer seine Freunde sind und an wen er sich zu halten hat."

"Sicher wird ihn dies ablenken, von all den schweren Aufgaben, die er hier zu bewältigen hat, besonders wenn er die gute Neuigkeit von Euch erhält, Hochgeboren."

"Ja. Es wird ihn auf andere Gedanken bringen und meine Sorgen um die Familie werden ein wenig gemildert."

"Sorgen um Eure Tochter?"

"Was hätte man sich Besseres wünschen können? Ein garetisches Haus. Pfortenritter. Ein guter Mann."

Es kam keine Erwiderung von der Dame in Schwarz. Sie hatte es sich angewöhnt nicht auf die Worte, sondern den Tonfall zu achten.

"Natürlich. Treu. Standhaft. Ehrlich. Alles sehr gute Tugenden. Er wird ein guter Mann sein. Sollte er meine Tochter jedoch traurig machen, dann reiße ich ihm sein altes, garetisches Herz aus dem Leib und zeige ihm wie dünn sein Blut geworden ist."

Der Baron tunkte in aller Ruhe den Federkiel in das Tintenfass, wartete bis die Flüssigkeit langsam von der Spitze tropfte, bevor er wieder mit dem Schreiben begann.

"Ich hörte von einem Überfall ..."

Der Baron winkte ab. "Sie haben versagt. Wieder einmal. Feiglinge. Eines Tages ...

Nun, wo der Vogt sich wieder anderen Dingen zuwenden wird, aufgrund der zu erwartenden guten Nachrichten von Zuhause und Alena bald in ein altes, garetisches Haus einheiraten wird, kann ich mich wieder ein wenig mehr um meine Dinge kümmern. Es gibt viel zu tun."

"Sicher braucht ihr dafür Ruhe und eine Dienerschaft die weiß was sie zu tun hat. Beides wird euch hier erfreuen."

"Zwei Wälle. Ja, das ist eine gute Idee. Das bisschen Land dazwischen. Für das Reich muss man auch Opfer bringen. Es müsste eigentlich gelingen, wenn da nur nicht ..."

Ein kurzes Flackern der Kerze nur, dann blieb der Baron allein zurück mit all seinen Gedanken.