Geschichten:Amtsübergabe in der Halsmark - Abschlußbankett

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Dramatis personae:


Kaiserlich Halsmark, Burg Menzelshall, 7. Tsa 1034 BF

Balrik saß am Tisch, das im großen Rittersaal aufgestellt wurde, wo am Vortag der Ball stattgefunden hatte, und nahm am Abschlußbankett teil und beobachtete die Gesellschaft, während er dem Gesang der Bardin lauschte, die im Hintergrund die Ballade von Ibelstein vortrug.

Der Markvogt unterhielt sich eben mit der Mutter Irmheldes über Kunstschätze und Opern, während Ederlinde von Luring der neuen Burggräfin Ratschläge zu Politik gab und ihr anbot, daß sie sie jederzeit um Rat fragen könne. "Nicht daß Ihr es nötig hättet", fügte die Grafentochter zwinkerd hinzu.

Beide Familien - Rabenmund und Luring - waren bemüht ihren Einfluß auf die Halsmark nicht zu verlieren und ihre eigene Vormachtstellung auf - beziehungsweise auszubauen.

Aber Balrik wußte, daß sich die Burggräfin auch Angebote anderer Art erwehren mußte. Sowohl Alabrecht von Perainenhold - auch "Fremdschnabel" genannt - als auch Oldebor von Teckelwitz, beide halsmärker Junker, haben die Hand eines ihrer Söhne angeboten. Auch Helmar von Hirschfuten, hatte um die Hand Irmheldes gebeten, wie Balrik später erfuhr. Doch schlug diese jedes Angebot aus und behielt ihre Abneigung gegenüber ihren Freiern nicht gerade für sich. So bezeichnete sie - nicht gerade zur Freude der Betroffenen - Oldebors Sohn Thallian als Zinkengesicht oder Perabrecht von Perainenhold als Gockelritter. Die Perainenholds sind daraufhin wutentbrand abgereist.

Balrik konnte sich gut vorstellen, was Irmheldes Mutter davon hielt ...

Mit Ederlinde von Luring ist auch ihr Gatte Nimmgalf von Hirschfuten angereitst. Balrik wußte, daß Nimmgalf im Sommer diesen Jahres während seines Vergeltungsfeldzuges in seine südliche Nachbarbaronie Gallstein von den Pulethanern gefangen genommen worden war. Daher war er überrascht, ihn am Tage seiner Ankunft am Abendmahle anzutreffen. Es freute ihn, seinen ehemaligen Kampfgefährten wieder auf freien Fuß zu sehen. Daher hatte er sich sogleich nach der Fehde erkundigt, und man hatte ihm die ganze Geschichte von Nimmgalfs Gefangenschaft und Befreiung erzählt. Er hatte wahre Gräuelgeschichten zu erzählen, als er in der Hand seines Erzfeindes dem Baron zu Gallstein war.

Balrik bezeichnete den Baron von Hirschfurten zwar als einen Freund, dem er auch in Notlagen helfen würde, wenn es in seiner Macht stand (so wie vor zwei Jahren, als er gegen Simiona stritt), doch in die Fehde, in der Nimmgalf beteiligt war, würde er nicht eingreifen, wenn es sich verhindern lies. Nicht nur, weil er mit einigen Pulethanern recht gut auskam, sondern hauptsächlich, weil er kein Freund von Fehden war. Erst recht nicht, wenn Haffax' Ultimatum im Raum stand! Wenn es schon zu solchen Auseinandersetzungen kommen mußte, sollte man solche Ehrenstreitigkeiten stattdessen mittels eines Duells regeln, fand Balrik. Das würde viele Menschenleben verschonen, die sonst in einer Fehde umkommen würden.

Doch wurde diese Fehde nicht nur auf dem Schlachtfeld ausgetragen, sondern auch auf dem höfischen Parkett. Die anwesenden Pulethaner hatten sich die Tage über mit den Pfortenrittern finstere Blick- und heftige Wortduelle geliefert. Und - wie auch nicht anders zu erwarten - waren sie natürlich gegen die mögliche Ernennung Hilberts zum Reichsrichter.

Es waren wahrlich viele der Einladung der Burggräfin gefolgt, stellte Balrik fest. So befanden sich unter den Gästen auch Lomena von Sturmfels-Feuerfang, ihr Gatte Praiowart und der Junker Voltan von Heiterfeld. Sie kamen alle aus Ochseblut und waren meist im Dreiergespann unterwegs, die abwechselnd in heitere und ernste Gespräche vertieft zu sein schienen.

Die Raulsfelder Junkerin warb zusammen mit ihrem Gatten, dem Heiterfelder und der Baroness von Bärenau für Leobrecht von Ochs um den vakanten Richterposten. Dies war wohl auch ihr Gesprächsthema, als sie um Audienz mit der jungen Burggräfin bat, vermutete Balrik. Lomena hatte auch ihn gebeten ein gutes Wort für Leobrecht bei der Kaiserin einzulegen; doch mußte er sie hier enttäuschen, da er sich bereits für Oldebor ausgesprochen hatte.

Desweiteren sprach sie ihn auch auf die vermehrten Überfälle in der Kaisermark an, die sie zuvor auch schon einmal in einem Brief an ihn thematisiert hatte, anscheinend hatte sich die Lage hier aber noch weiter zugespitzt. In dieser Angelegenheit hatte er seine Unterstützung versprochen und wollte einige seiner Männer ausschicken um Erkundigungen einzuziehen und so wollten sie diesbezüglich weiter in Kontakt bleiben. Danach hatte er noch ein kurzes Gespräch über den Verlauf der Pagenausbildung Lomenas Sohns Ajax geführt und noch einen guten Schluck zusammen getrunken.

Als am anderen Ende der Tafel Gelächter zu hören war, sah Balrik wie Abelmir von Krugelberge - in Begleitung seiner Tochter Anyara -, in ausschweifenden Gesten Geschichten erzählte, die seine Tischnachbarn offensichtlich sehr unterhaltsam fanden. Abelmir war ein tobrischer Adliger der seine neue Heimat in Gareth gefunden hatte.

Das vorherrschende Gesprächsthema über die Tage war allerdings nach wie vor der Tod Selindian Hals, der Bruder der Kaiserin, der sich als Gegenkaiser ausgerufen hatte. Angeblich sollen einige Agenten Rohajas seinen Leichnam nach Eslamsgrund gebracht haben, wo die Kaiserin ihre Winterresidenz aufgeschlagen hatte. Und es sollen auch Orks beim Tod Selindians eine Rolle gespielt haben, so hieß es zumindest. Aber wenn Selindian Hal wirklich tot ist, was geschieht nun mit Almada?

Balrik würde zu gerne wissen, was genau geschah, aber er würde mehr erfahren, wenn er wieder am Kaiserhofe weilen würde.

Das war natürlich für die eslamsgrunder Adligen ein wichtiges Thema, da sie zur Grenze zu Almada standen.

"Orks, ha! Daß ich nicht lache!" Balrik horchte auf. Der Ausruf kam von Irian von Goyern, der ihm schräg gegenüber saß, und auf Treumunde von Eychgras einredete, die die Augen verdrehte. "Orks sind doch nur Tiere! Sie wären niemals in der Lage einen wahren Ritter zu töten. Ich versichere Euch", und Irian plusterte sich auf, "wenn ich einen Ork begegne, werde ich nicht lange fackeln und ..."

"Ich kannte einen Ritter, der von Orks getötet wurde", mischte sich Balrik ein. "Er war ein tapferer Mann und ein starker Krieger."

Irian blickte den Reichsritter an, der ihn unterbrochen hatte. "Dann war er anscheinend doch nicht so stark, wie Ihr behauptet."

"Oh, das war er, das versichere ich Euch."

"Und wie erklärt Ihr es dann, daß er von einem Tier getötet wurde?"

"Orks sind keine Tiere. Sie sind eine gefährliche Rasse, die man nicht unterschätzen darf. Fragt einen Greifenfurter, wenn Ihr es mir nicht glaubt."

"Nun", Irian breitete die Arme aus und blickte sich im Saal um. "Da kein Greifenfurter da ist, werde ich wohl auch keinen fragen können. Nein, ein Ork ist einem Mann niemals überlegen. Es gab nie einen Kampf den ein Ork hätte gewinnen können."

"Ach? Und was ist mit den Orkkriegen? Ist das alles nur Lüge? Die Schlacht auf den Silkwiesen? Die Belagerung von Greifenfurt? Die Schlacht von Orkenwall? Ich selbst habe in diesen Schlachten gekämpft und sah viele tapfere Menschen sterben, unter anderem auch Ritter."

"Da hat er recht", stimmte Eberhelm Praioslob von Eychgras brummend zu, der in der Nähe saß und das Gespräch verfolgte.

Irian schnaubte. "Die Unfähigkeit der Heerführer. Wer war das noch einmal gewesen? Ah, ja! Haffax. Das erklärt ja wohl alles", sagte er und wollte sich wieder Treumunde zuwenden.

"Ja, Haffax ist ein Verräter. Aber das wurde er erst Jahre später. Damals war er noch auf Seiten des Reiches. Und Haffax ist alles andere als unfähig. Ihr begeht den großen Fehler Feinde zu unterschätzen. Ich frage mich langsam, wie Ihr wohl reagieren würdet, wenn Ihr einem Ork gegenüber steht? Oder gar Haffax selbst?"

"Ich würde beiden den Schädel einschlagen", antwortete Irian lapidar.

"Würdet ihr das? Oder könnte es nicht eher sein, daß Ihr Euch überschätzt?", fragte Balrik.

"Was wollt Ihr damit sagen?" Irian wurde rot im Gesicht. "Daß ich unfähig bin? Daß ich mich nicht einmal einem Tier erwehren kann? Wer hat den weißen Wolf erlegt? ICH war es! ICH habe die Geisel dieser Wälder getötet!"

Die Gespräche um sie herum verstummten, da Irian die letzten Worte gebrüllt hatte.

"Ich dachte es wäre nur ein Tier?", fragte Balrik im ironischen Tonfall und machte damit Irian nur noch wütender, doch Balrik war Irians Gehabe leid. "Wahrlich ein furchteinflößendes Tier. Ein Wolf das fast verhungert war."

Irian erhob sich vor Wut, unfähig irgendetwas zu sagen. Alarmiert stand auch seine Base Celessa Rondrara auf und legte ihm beruhigend ihre Hand auf die Schulter. "Laß es gut sein, Irian."

Doch dieser schüttelte Celessas Hand ab, ohne den Blick von Balrik zu wenden. "Ihr bezeichnet mich also als unfähig?", fragte Irian, nun mit leiser Stimme. "Ich werde euch zeigen, wie unfähig ich bin." Er schleuderte Balrik seinen Handschuh ins Gesicht. "Ich fordere Euch zum Duell!"



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7. Tsa 1034 BF zur abendlichen Phexstunde
Abschlußbankett
Jagderfolg


Kapitel 9

Ort und Zeit
Autor: Balrik