Geschichten:Am Hofe des Kronvogtes - Schwertkampf unter Freunden

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Hochnjerburg, Kronlande Njertal, Königlich Neerbusch, Rahja 1035 BF:


Pünktlich wie ein Wehrheimer Rekrut stand Storko voll gerüstet im Hof der Hochnjerburg. Glänzend blitzten die Strahlen der Mittagssonne gestrahlt von der polierten Platte herum. Ohne Worte ließ er sich seinen Anderthalbhänder von einem Soldaten reichen, nachdem er sich den Schaller aufgesetzt hatte. Ein Duell auf den ersten Treffer hatten sie sich ausgemacht, als rondrarische Revanche für die Niederlage in Albernia – doch sollte es nicht so blutig und archaisch enden wie am dortigen Tempel der Leuin. Der Wehrheimer wusste, dass Leomar kein schlechter Schwertfechter war, ja ihm wahrscheinlich überlegen. Doch es ging nicht um den Gewinn, es ging um die Ehre und das Kampfgeschick. Nachdem er den edlen Gästen auf der Burg seinen Firunsgeschick beweisen konnte sollte er nun auch seinen rondrarischen Wert zeigen.

Wo blieb der Kronvogt nur bloß – alle warteten schon im Burghof. Storko blickte in die Zuschauermenge, die samt Pagen und Dienerschaft nun schon auf mehr als zwei Dutzend gewachsen war. Er sah den Kronvogt zu Serrinmoor, die Baroness zu Osenbrück, der Baron zu Falkenwind, und auch drei weitere Mitglieder der Familie Zweifelfels die erst vor kurzem angereist waren sich Storko aber schon vorgestellt hatten: Leomir, Leomars Bruder, Debrek von Zweifelfels, das Oberhaupt der Familie und dessen von Tsa gesegnete Schwester Rondriga. Debrek hatte er auch schon einst auf der Pfalz Brücksgau kennen gelernt. All jenen musste er einen guten Kampf bieten.

Noch immer war Leomar nicht am Burghof erschienen. Storko begann vor Langeweile ein paar Schwingen als Waffenübungen gegen imaginäre Feinde zu starten. Er war wohl voller Sorge wegen seiner Gemahlin, oder musste noch Vorbereitungen für den Maskenball des heutigen Abends treffen. „Pah Maskenball“, Storko schüttelte innerlich den Kopf – er war wirklich hier schon in Garetien. Der Wehrheimer Offizier konnte sich beim besten Willen nicht erinnern jemals an einem Maskenball gewesen zu sein. Im alten Wehrheim gab es so etwas nicht – unter Dexter Nemrod? Und dann, seit den Zeiten der Wildermark hatten sie andere Sorgen als Maskenbälle zu veranstalten. Doch dann erinnerte er sich wieder warum er sich bei Masken nicht wohl fühlte, und es schauderte ihn. Im Herbst vor zwei Jahren in der Baronie Friedwang an der Schwarzen Sichel – die Fischmaske der Tiefen Tochter – manches Mal suchte sie seine Träume auf.

Endlich kam der Kronvogt auf den Burghof und ließ die Gedanken Storkos auf seinen Kontrahenten fokussieren. Er war ebenso in polierter Garether Platte gerüstet und ließ sich von seinem Knappen und Neffen, Gisborn, Helm und Schwert reichen. Dann wandte er sich seinem Duellanten mit einem Lächeln zu: „Entschuldigt werter Storko, ich musste noch für das heutige Fest Vorbereitungen treffen.“ „Ach dachte schon ihr hättet vor der Revanche Angst bekommen“ konterte der Wehrheimer Edle fast ungewohnt verschmitzt. Dann reichten sich beide freundschaftlich aber fest die Hände. „Lasst uns Andacht an die Leuin halten“ begann Storko zu sprechen:

„Rondra, Dir geweiht unser Herz.

Unsere Klinge, unsere Taten,

sollen singen Dir von Ehr' und Ruhm.

Nicht eher wollen wir halten,

nicht eher wollen wir ruh'n,

bis der heil'gen Löwin,

mächtiges Gebrüll,

erfüll das Dererund und jedes edlen Kämpfers Herz.

Richte Deine Blicke nun auf uns,

auf dass wir ehrlich, heilig streiten,

nur die Gebote Alverans in Herz und Ohr.“


Sie lösten ihre rondrianische Umarmung und der Wehrheimer Edle sprach laut aber fast etwas aufgesetzt, sodass es die Menge gut hören konnte. „In Albernia, euer Hochgeboren, war euch Phex hold und ihr habt den Sieg im Duell errungen. Nun werden wir sehen wer heute in Rondras Gunst steht.“ Dann klappte er sein Visier des Schallers hinunter. Insgeheim jedoch sandte er selbst noch ein Stoßgebet an den Fuchsgott.

Für etliche Sekunden schritten sie mit nach vorne gestreckten Waffen einander im Kreis ab, fast wie zwei Löwen die um eine Beute streiten würden. Dann begann Storko die Offensive. Mit einem breiten Schritt preschte er nach vorne, zuerst mit der Spitze des Schwertes um einen Stich anzutäuschen, jedoch in einer fintigen Manier holte er zu einem Schlag von schräglinks aus. Die Menge raunte. Doch Leomar hatte das Täuschmanöver erkannt und konnte parieren. Jetzt war der Wehrheimer in einer schlechteren Position, sodass der Kronvogt zum Gegenschlag ausholten konnte.

Mit einem gekonnten Wuchtschlag wollte er die ungedeckte Seite seines Kontrahenten treffen und somit das Duell schnell zu ende führen. Doch Storko war sich seiner misslichen Lage durchaus bewusst und versuchte dem Schlag zu entgehen. Wie als würde er einer ankommenden Rotzenkugel ausweichen machte er einen gekonnten Schritt zur Seite, und entging dem Schlag. Die Menge gab sich erstaunt und Stimmen drangen blechern durch den Helm an des Kronvogtes Ohr. Was tuschelte da der Baron zu Falkenwind? Sein Blick richtete sich auf den Herren.

Leomar war unkonzentriert, das konnte Storko eindeutig bemerken. Da das auszunützen nicht besonders rondriarisch wäre, startete er eine neue Attacke die selbst ein Page leicht parieren könnte, nur um ihn wieder auf den Kampf zu konzentrieren. Wie zu erwarten war parierte er ohne Probleme. Ein Schlagaustausch folgte, doch keiner der beiden konnte die Überhand gewinnen. Sie begannen ob der Sonne und des heißen Spät-Rahjawetters zu schwitzen. Auch das Publikum zog sich weiter in den Schatten zurück und die hochschwangere Baroness zu Zweiflingen fächerte sich frische Luft zu.

Trotz des regen Gefechtes begannen sich die Zuschauer zu langweilen. Leomar musste dem Duell etwas Spannung hinzufügen und so begann er einen Ausfall. Schlag um Schlag gönnte er Storko keine Attacke und drängte ihn immer weiter zurück – was ihn jedoch ob der Hitze unter der Platte und dem Unterzeug durchaus anstrengte. Der Wehrheimer Taktiker jedoch ließ seine Kräfte zurück und nahm eine defensive Kampfstrategie an. Er ließ den Zweifelfelser nur einen Angriff nach dem anderen schlagen, doch mit jeder Parade brachte er sich in eine etwas besser Lage und ließ deinen Gegner ermüden.

Im Publikum kommentierte man derweil: „Wahrlich. Wie voll Gram führt Leomar von Zweifelfels seine Attacken. Nun kein Wunder, nach dem was seiner frisch vermählten Gemahlin von Hohentann…“ sprach der Baron zu Falkenwind zur Baronin von Linara. „Ja … während der Jagd.“

Was hörte da Leomar! Was tuschelte man da über seine Gemahlin? Hatte sich ihr Zustand gar schon wie ein Lauffeuer bei den Gästen verbreitet – die Dienerschaft war wie ein löchriger Eimer, unangenehme Gerüchte verbreiteten sich schnell. Etwas erschöpft hielt er mit seinen Angriffen inne und richtete einen schnellen Blick in die Reihen der Zuschauer.

Ha, dachte sich Storko. Nun ist er müde und die Klinge an der falschen Stelle. Mit einem wuchtigen Schlag holte er aus um seinen Gegner mit einem Schwinger von schräg unten zu treffen. Sehr knapp konnte jener parieren, doch wurde er nun zurück gedrängt und die schweren Schläge zu parieren kostete weitere Anstrengung. Ein, zwei, drei Schläge folgen nacheinander, so als wolle er dem Kronvogt keine Atempause lassen – und dann, ein unachtsamer Schritt beim vierten Schlag: Leomar stolperte und fiel zurück. Manch einer im Publikum schrie auf. Die Klinge des Wehrheimers glitt über seine Brustpartie während er rücklings nach hinten einsackte.

Doch kein Blut war zu sehen, keine Wunde – was so mancher Zuschauer in Schauer erwartete – nur eine Schramme auf dem Panzer war zu sehen unter dem zerschnittenen Wappenrock. Das Wappentier der Zweifelfelser darauf, ein Einhorn, war geköpft – Der Edle aus der Wildermark hatte gesiegt und seine Revanche erhalten.



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20. Rah 1035 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Schwertkampf unter Freunden
Zur Jagd V.


Kapitel 9

Ehre wem Ehre gebührt
Autor: Bega, Spieler des Storko von Gernatsborn