Geschichten:Am Ende - Gesalzene Preise

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Der Medicus Draxel Ulmenspaeter betrat den hohen Remter sichtlich beindruckt von dessen Lichtfülle. Der Mann war Mitte Dreißig, überraschend groß für seinen Stand und trug eine kompliziert gefertigte, große Ledertasche. Seine Kleidung entsprach den Vorschriften der Reichsstadt Eslamsgrund für Medici und Alchimisten: Sie waren blassgrün gefärbt, und ein Perainesymbol aus Bronze zierte den Kragen.

»Peraine zum Gruße, Euer Hochgeboren«, begrüßte Ulmenspaeter den Greis. Jedes Mal, wenn er Simiane von Eslamsgrund besuchte, versuchte er, auch zu ihrem Vater vorgelassen zu werden. Dies war die erste Gelegenheit, die ihm gegeben wurde. Es hieß, der alte Alrik sei mürrisch geworden mit den Jahrzehnten. Bedenkend, dass seine Tochter auch schon 60 Lenze zählte und eine alte Frau war, mochte Ulmenspaeter sich vorstellen, wie sehr das Greisentum bereits an dem alten Landvogt genagt haben mochte.

»Ihr seid der Ulmenspaeter«, stellte Alrik fest. Er hatte den Kopf leicht erhoben, um durch die zusammengekniffenen Lider schärfer sehen zu können. »Meine Tochter schwärmt von Euren Laugen. Angeblich lässt sie ihre Falten verschwinden.«

»Braucht Ihr ein Salz für Eure Haut, Hochgeboren?«

»Unsinn, Ulmenspaeter. Meine Falten sind so tief wie Salzbergwerke. Da hilft kein Salz. Habt Ihr etwas gegen Glieder- und Gelenkschmerzen?«

»Gewiss. Ich kann Euch mein Phex-Salz empfehlen, das auch bei Gicht hilft.«

»Phex-Salz?« Alrik zog misstrauisch die Brauen zusammen. »Heißt das so, weil Euch der Listenreiche dafür belohnt, Kochsalz für Gold abgesetzt zu haben?«

Ulmenspaeter, der seine Tasche auf einem Tisch abgestellt hatte, wies diese Behauptung mit beiden Händen von sich. »Nein, Hochgeboren. In keiner Weise! Das Salz hilft in hervorragender Weise gegen die Gebrechen des Alters. Ich gebe es seit Jahren beispielsweise dem Eslamsgrunder Stadtmeister.«

Alriks Blick zuckte kurz wie eine zubeißende Schlange. »Ach, hat der alte Ballrath etwa Gliederreißen?«

»Ich fürchte, er hat deutlich mehr«, ließ sich Ulemnspaeter hinreißen zu sagen.

»Wie denn - Ist er krank?«

»Hochgeboren, verzeiht, aber ich kann über Patienten nicht sprechen.«

»Unsinn, Mann. Ihr seid auf meiner Burg in meinem Land. Ihr könnt nicht nur über Ballrath reden, ich befehle es Euch sogar. Ist der Hund krank?« Alrik hatte sich aufgerichtet und ließ erahnen, wie feurig einst das Blut durch seine Adern gepulst sein musste.

»Hochgeboren … nun gut. Er liegt auf seinem Sterbebett. Er ist gestürzt, als es vor zwei Wochen so gestürmt hat, und hat sich das Bein direkt an der Hüfte gebrochen. Der Geweihte meint, die Zeit sei nun gekommen, und die Göttin werde nicht helfen können. Seitdem schwinden seine Kräfte.«

»Leidet er?«, fragte Alrik mit neugierig nach.

»Er hat keine Schmerzen, wenn Ihr das meint. Er nimmt mein Boron-Salz, das auch schmerzklindernd …«

»Leidet er?«, hakte Alrik nach.

»Ja. Er klammert sich an das Leben. Immerhin ist er seit fünfundvierzig Jahren Stadtmeister Eslamsgrunds …«

»Sechsundvierzig«, korrigierte Alrik.

»Sechsundvierzig. Jedenfalls fällt es ihm schwer loszulassen. Seine Enkelin führt das Geschäft, darum sorgt er sich nicht …«

»… ja, er hat eine tüchtige Enkelin …«

»… sondern mehr um die Stadt und so.« Ulmenspaeter hatte, während er sprach, das Phex-Salz aus seiner Tasche geholt: ein kleines Beutelchen aus grauem Leder. »Das macht ein Goldstück, Hochgeboren. Ein Geweihter hat das Salz gesegnet und sich dafür auch entlohnen lassen. Ich … nun gut acht Silberlinge. Gern versorge ich Euch mit mehr.«

»Mehr? Mehr Salz werde ich nicht brauchen, Aber versorgt mich mit mehr Nachrcihten über den Ballrath und seine morschen Knochen. Lasst Euch vom Verwalter die acht Silberlinge aushändigen.«



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6. Bor 1036 BF zur mittäglichen Rondrastunde
Gesalzene Preise
Familie der Enttäuschungen


Kapitel 2

Ballraths Vermächtnis
Autor: BB