Geschichten:Alte Post - Eiliger Bote

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Als Ritter hatte sich Leubrecht von Vairningen immer als Beschützer verstanden, als Beschirmer der Schwachen und Wehrlosen. Es oblag seiner Verantwortung, jenen Pflichten die ihm sein Schwertvater einst gelehrt hatte, gerecht zu werden. War es eben jene Erziehung die ihn nun zur Eile drängte?

Er hatte die erste Zusammenkunft der Brachenwächter herbeigesehnt, der ersten Gelegenheit aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen eine Gemeinschaft zu formen. Sie alle waren durch ihre Bürde verbunden, waren als reichsunmittelbare Diener nur noch der Kaiserin Untertan und sollten ihre Untertanen vor den Gefahren der erwachten Dämonenbrache beschützen. Beschützen, da war es wieder… Aber das Treffen war nicht so verlaufen wie er es erhofft hatte, stattdessen waren sie ausgerückt um im Vorgarten des Mersingers reine zu machen, während dieser in seiner schicken Burg Wein schlürfte. Eine gemeinsame Jagd hatte Zerber angekündigt, doch davon konnte wahrlich keine Rede sein. Dennoch hatte Leubrecht nicht die notwendige Zeit sich um sich über die enttäuschenden Erlebnisse den Kopf zu zerbrechen, er hatte etwas Wichtigeres entdeckt, etwas das keinen Aufschub duldete.

Bereits in der Kälte des ersten Morgengrauens war er aufgebrochen, immerhin hatte er Pflichten die keinen weiteren Aufschub duldeten. Die Pflichten auf dem eigenen Gut hatte er bereits am Vorabend als Grund für seine zeitige Abreise vorgeschobene, in Wahrheit aber würde er weiterreiten. Leubrecht wollte noch nicht auf sein Gut, wo sein künftiges Heim kaum mehr als ein auf Pergament gebannter Gedanke war. Er wollte dringend zu seinem Onkel um ihn schnellst möglich über seine Entdeckung zu informieren. Es gab Gefahren die er zu bewältigen wusste, bei denen er abzuschätzen vermochte wie ihnen Entgegengetreten werden musste, aber die im Brief beschriebene Gefahr überstieg seine Vorstellungen. Ein Komplott des Namenlosen um die Herrschaft über eine gesamte Grafschaft im Herzen des Mittelreiches an sich zu reißen. Wie dreist und unverschämt, wie beängstigend! So blieb ihm nur die Hoffnung auf seinen Oheim, Bardo hatte fast sein gesamtes Leben am Grafenhof zu Reichsforst gelebt – wenn nicht ihm, wem sonst sollte Leubrecht dann vertrauen können?

Immer weiter hatte er zur Eile gedrängt, sodass er und Alara zügig den Weg gen Avesruh zurücklegten. Den gesamten Weg über hatte er die Nachfragen seiner Späherin mit Schweigen beantwortet, kein Wort hatte er über den Grund seiner Eile, sein Ziel oder sonst etwas verloren. Nicht weil er ihr nicht vertraute, gewiss nicht. Ihr, Belgos, Greifwin und auch der Geweihten Leomara vertraute er blind sein Leben an, zu ihrem Schutz aber wollte Leubrecht nicht das sie etwas von seiner Entdeckung wussten. Auch sonst wollte er niemanden die Bürde auferlegen zu Wissen was er nun wusste, die Gefahr für das eigene Leben war groß, ebenso wie die Gefahr womöglich den Falschen ins Vertrauen zu ziehen. Noch am Abzweig gen Avesruh trennte er sich von Alara, versprach Morgen, spätestens Übermorgen zurück zu kehren und ritt nur Augenblicke später weiter gen Praios.

Ohne Alara, die ihn durch ihre sorgenvollen Nachfragen immer wieder aus den Grübeleien gerissen hatte, hing Leubrecht den restlichen Weg ganz seinen Gedanken nach. Wann immer er konnte hielt er sein Ross zur Eile an, wenn ihn jedoch Wagen und Karren ausbremsten fluchte er innerlich und war dennoch froh dass sein treuer Begleiter sich etwas erholen konnte. Die Grafschaft Reichsforst war in Gefahr, drohte in die Fänge des Rattenkindes zu geraten und niemand ahnte etwas? Konnte dergleichen angehen, war es denn überhaupt möglich dass dem Treiben der Verdammten noch niemand auf die Schliche gekommen war? Zugleich wusste Leubrecht kaum wen er ins Vertrauen ziehen sollte, ja eigentlich wollte er sie nicht ins Vertrauen ziehen. Bedeutete dieses Vertrauen doch eine Gefahr für ihr Leben. Zugleich konnte er nicht untätig zusehen und dem Bösen freie Hand lassen. Er wusste nicht wer dieser Manegold war, an den der Brief einst adressiert worden war oder ob dieser überhaupt noch lebte. Er wusste jedoch dass er seinem Oheim vertrauen konnte und hoffte dass dieser über das notwendige Wissen verfügte um das Übel doch noch abzuwenden.

Sein Leben lang hatte Bardo am Grafenhof gelebt, er war seine Heimat gewesen und, auch wenn er es nicht zugeben wollte, war er dies noch immer. Schon als Page und Knappe hatte er unter Graf Rondger gelernt, hatte später unter dessen Sohn Danos als Ritter gedient und viele Kämpfe ausgefochten. Nur schweren Herzens hatte er sein Heim verlassen, aber unter einem Mann wie Drego hatte er nicht länger dienen können. Seine Vorgänger waren Vorbilder in Sachen Ritterlichkeit und verkörperten die rondrianischen Tugenden wie kaum ein anderer. Drego aber war eine Schande für das ritterliche Selbstverständnis, für das Vorbild das sein Vater der reichsforster Ritterschaft gewesen war. Von seinen Spießgesellen einmal ganz zu schweigen!

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Die Dämmerung senkte sich bereits deutlich über das Land, als er endlich sein Ziel erblickte. Da erklang ein: "Heyda, wohin so eilig!" Und ließ ihn notgedrungen innehalten, als er sich umdrehte näherte sich ihm bereits eine Gruppe Reiter. Sofort erkannte er unter ihnen seinen Onkel, der dichte, wohlgepflegte und wie ein Nationalschatz gehütete Schnauzer war unverkennbar und solang sich Leubrecht erinnern konnte schon immer sein Erkennungsmerkmal gewesen. "Zu Euch Onkel, gut dass ich Euch bereits hier antreffe. Wenn es Euch nichts ausmacht auf ein Wort!" Bardo von Vairningen musterte seinen Neffen eingehend, abschätzend was ihn wohl geritten hatte. "Wir kommen gleich nach, Reitet schon vor Männer und lässt meinem Neffen ein [Handlungsort ist::Garetien:Burg_Menzelshall|Zimmer]] und ein Bad herrichten." Mit der Faust über dem Herzen einen Gruß entrichtend machten sich die Begleiter des Ritters auf den Weg und ließen ihn mit seinem Neffen allein. Derweil schwang dieser sich aus dem Sattel und begann sein Pferd in Richtung Burg zu führen, eine wahre Wohltat nach dem anstrengenden Ritt.

Gemeinsam schritten die Männer neben einander her, abgesehen von ihren Rössern weit und breit allein. Dennoch waren Leubrechts Worte an seinen Oheim mit bedacht und recht leise gesprochen, ganz so als würde er selbst hier einen unerwünschten Mithörer befürchten. „Ich habe in der Brache etwas gefunden, etwas Wichtiges!“ Eröffnete er seinen Bericht, wobei seine Sorge zunehmend in seiner Stimme mitschwang. Wahrheitsgemäß erzählte Leubrecht seinem Onkel das er nicht wüsste wem er sonst eine derart heikle Kunde anvertrauen konnte, bevor er in der notwendigen Ausführlichkeit beschrieb unter welchen Umständen er den Brief Praiodans von Luring in die Finger bekommen hatte und schließlich mit dessen Inhalt herausrückte.


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Hes 1042 BF
Eiliger Bote


Prolog 11

Erschreckende Kunde
Autor: Vairningen