Garetien:Grafschaft Reichsforst: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Juli 2008, 12:29 Uhr

Die Grafschaft Reichsforst für den eiligen Leser

Vorlage:Grafschaft

Karte von Reichsforst

Karte von Reichsforst

Politische Struktur

Adelskalendarium Reichsforst
Datei:Karte Reichsforst Grenzen gross.JPG

Ortschaften in Reichsforst

Städte in Reichsforst

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Märkte in Reichsforst

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Dörfer in Reichsforst

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Burgen und Schlösser in Reichsforst

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Grafen von Reichsforst

Kaiser Rohal der Weise ordnete 466 BF die Grafschaften des Königreiches in den Rohalschen Reformen neu und schuf aus der kleinen Grafschaft Gnadental und Teilen der Grafschaft Reychsforst die neue Grafschaft Reichsforst und machte die Familie Luring zu Grafen von Reichsforst.


Zwischen Rakulahöhen und tiefem Wald

Das Lehnland derer von Luring erstreckt sich zwischen den beiden Reichsstraßen von den Ufern des großen Stroms im Westen bis zur Kaisermark im Osten. Es ist ein weites, ebenes Land voll blühendem Handel und reichhaltigem Wohlstand. Sein Name mag manch einen verwundern, dem es vergönnt ist, auf einer der vielen Alleen zu reisen, denn von des Reiches Forste, welcher weiland das Land bedeckte, künden nur vereinzelte Wäldchen und Haine, deren gerade Ränder und lichter Bewuchs von sorgsamer Hege zeugen. Diese Wälder liefern das begehrte Brennholz. Jedoch ist es nur dem Adel gestattet, frisches Grün zu schlagen. Der einfache Landmann hat sich hingegen mit dem toten Fallholz zu begnügen. Selbst die Mastsau darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Vogtes in die Wälder getrieben werden, damit die unkontrollierte "Sauerei" nicht den nachwachsenden Hölzern schadet.

Ob dieser strengen Hege vermag man auch nirgends auf ein Rudel Wölfe, eine Rotte Schwarzkittel, oder gar einen Meister Petz zu stoßen. Auch der Hirsche und Rehe hat man weniger als anderswo. Doch sei dem Weidmann nicht zu schwer ums Herz, sieht er doch allerorten Füchse und Kaninchen sich munter tummeln. Während letzteren von den Bauern der Gegend mit gezähmten Frettchen nachgestellt wird, sollte man sich hüten innerhalb Garetiens Jagd auf das Wappentier des Landesherrn zu machen. Diese - ob Rot-, Gelb- oder gar Königsfuchs - sind in allen Teilen Garetiens laut Erlass der "Kanzlei für Scharmützel, Gestech und allerlei Kurzweil" von der Pirsch ausgenommen.

Dies bekümmert die Edlen der Grafschaft weit weniger, widmen sie sich doch mehr den höfischen Lebensformen denn des Herrn Firun gefälligen Weidwerkes. Allen voran zeigt der Graf selbst, was ein Reichsforster unter ritterlichem Benehmen versteht. Es scheidet sich deutlich von den Lehren der Rondrakirche, fließen doch zusätzliche Aspekte des Praios, der Travia sowie des Phex in das Bild eines tugendhaften Ritters ein:

"Tapfer und edelmütig soll der sein, welcher strebt nach der hehren Ritterlichkeit, wie es der Frowe Rondra gefällt. Gehorsam und ein fester Glaube an des Götterfürsten Ordnung sei sein Sinnen. Sein Handeln sei sittsam und maßvoll. Gütig sei sein Walten gegen die Schwachen im Namen der gutherzigen Mutter. Gedenk des Wappentieres des Lehnsherrn soll sein Tun zudem scharfsinnig, gewitzt und frei jedweder Habgier sein."

(Ch. Jeub)

Landschaft

Windmühlen in der Grafschaft (c) Elisabeth Köper

Doch wenden wir uns wieder der lieblichen Landschaft zu: Weite Flächen an Weizen und Gerste wiegen sich allerorten im nachhaltigen Wind und gemahnen den versonnen Betrachter an eine sanfte Meeresbrandung. Gesäumt werden die einzelnen Felder von hüft-hohen Bruchsteinmauern oder dichten Hecken, in denen sich etliche Singvögel tummeln. In diesen Äckern stehen verstreut unzählige Obstbäume, meist goldgelbe Praionetten oder saftige Königskirschen. Auf diese Weise kann die kostbare Scholle gleich mehrfach genutzt werden, und der be-ständige Wind vermag nicht so sehr den Boden auszudörren.

Jener ist durchzogen von etlichen Bewässerungsgräben und seichten Wasserläufen, die an vielen Stellen zu kleinen Teichen oder Weihern gestaut werden. Diese reichen jedoch nur in wenigen Fällen aus, um die Kraft des Wassers für Räderwerke zu nutzen. Nun ziehen aber gerade über die reichsforster Ländereien die Wolkenberge rascher hinweg als anderswo. Daher sieht man auffallend viele freistehende Mühlen, die sich ächzend vor der steifen Brise drehen und mit ihren weißen weithin sichtbaren Segeln ein Wahrzeichen der Grafschaft bilden.

In der Baronie Schwarztannen hält indes manch ein Wandersmann verwundert inne, weht ihm doch der Wind die salzige Luft eines nahen Meeres entgegen. Wohl wissend, daß die Küste mehrere hundert Meilen entfernt ist, begibt er sich suchend in das kleine Örtchen Windfels nahe Schwarztannen, aus dem der salzige Dunst zu kommen scheint. Dort stößt der Neugierige auf eine hohe freistehende Holzkonstruktion, die aus etlichen Streben und Balken besteht. Innerhalb dieses Fachwerkes sind Reisigbündel dicht auf dicht gestapelt. Eine irdene Zuleitung ergießt regelmäßig einige Liter einer trüben Flüssigkeit über das trockene Flechtwerk, von dem sie abtropfen und verdunsten kann, so daß eine weiße Substanz zurück bleibt. Der von Hesinde gesegnete mag erahnen, um welches "Gold" es sich handeln mag. Denn fürwahr mit Gold wird diese Kruste - auch "Dornstein" geheißen -, die nach wenigen Tagen von den Knechten abgeschlagen wird, entgeltet. Dieses Gradierwerk ermöglicht es fernab des Meeres reinstes Salz zu sintern. Das Salz hierfür tritt in einer der nahen Solgrotten in Form einer hochprozentigen Lake zu Tage, und kann - dank der Konstruktion - alleine durch den steten Wind gewonnen werden.

Doch dieser heftige Wind bringt nicht nur Segen über das Land. So müssen sich die vielen alleinstehenden Höfe und Güter mit haushohen Hecken aus Buchen vor den zerrenden Böen schützen.

(c) Ch. Jeub

Diese Buschwerke - eine weitere Besonderheit der Region - sind nach jahrzehntelanger Hege zu einer dichten Mauer verwachsen, in die, gleich einem großem Tor, ein Zugang geschnitten wurde, welcher Einlaß zum Innenhof gewährt. Auf solche Höfe trifft man in den Grenzen der Herrschaft all über all. Sie säumen gleich Perlen einer Kette die beiden großen Reichsstraßen. Diese Magistralen umschließen die Grafschaft und bilden das Fundament für Glück und Wohlstand. Auf keinen anderen Wegen des Reiches läßt es sich bequemer und sicherer kutschieren.

Große Platten liegen Fuge an Fuge nebeneinander und leiten Efferds Segen seitlich in die gepflegten Abflußgräben. Solcherart ist bei schlechtem Wetter die Straße selbst mit schweren Wagen befahrbar. Damit Firuns Grimm nicht gar so arg den Wegen zusetzt, sind diese mancherorts daneben auf einer dicken Schotterschicht gebettet, so daß man gleichsam auf einem Damm, erhöht durch die weiten Ebenen reist.

Hohe Pappeln und ausladende Linden spenden dem Wandersmann wohltuenden Schatten vor des Götterfürsten Glanz, so daß er frohen Mutes und unverzagt seiner Wege eilen kann, zumal es gegenwärtig weder Räuberbanden noch Wegelagerer gibt.

(c) Ch. Jeub

Die alte Reichsstraße 3 über den Greifenpass war Jahrhunderte hinweg die einzige Verbindung Gareths mit der albernischen Küste und trotz ihrer Strapazen viel befahren. Der Reichsforster Teil der Straße folgt auf einer Länge von 50 Meilen dem Lauf der Raller, ehe er vor dem Ort "Oberlaas" den Wasserlauf verläßt, um zielstrebig gen Gareth zu eilen. Dabei zweigen nicht weniger denn vier befestigte Straßen gen Praios ab, um ein dichtes Wegenetz mit der südlichen R6 zu weben. Nach Norden führt hingegen nur ein einzelner Weg gen Silz. Zu bedrohlich scheinen die Reste des noch recht wilden Reichsforstes jenseits der Straße, als daß man ihn mit neuen Pfaden erzürnen möchte. Somit bildet die R3 denn auch die Grenze zur nördlichen Grafschaft und verläuft - um Streitereien zu vermeiden - nur selten quer durch einen der anrainenden Weiler.

Mit dem Bau der R6 unter Kaiser Reto wurde ein kürzerer Anschluß ans Meer geschaffen, da nun die Händler mit Schiffen kommend ihre Waren über Ferdok, dem größten Binnenhafen des Reiches, gen Gareth transportieren können. Wen wundert es, daß noch heuer die Barone der nördlichen Ländereien über den Bau klagen, geht ihnen somit doch ein beträchtlicher Teil ihrer Einnahmen verloren. Abgesehen von den fremdartigsten Waren und Gütern erreichen über die beiden Reichsstraßen auch die jüngsten Neuigkeit die Bürger der Grafschaft, von denen manch eine als Mär des fahrenden Volkes belächelt wird. Einige hingegen sind derart von Interesse, daß sie sich etablieren können, wie jüngst die Einführung einer Köstlichkeit aus dem fernen Vinsalt zeigte. Dort bereitet man neuerdings eine kalte Speise aus rohem Gemüse zu, die nun auch in Garetien eine heimliche Delikatesse zu werden scheint und den wohlklingenden Namen "Insalata" trägt.

Neben den Händlern und Marketendern nutzen auch viele Pilger und gottesfürchtige Reisende die bequemen Reichsstraßen. So bildet die R6 mit ihren vielen Schreinen - zumeist dem reisenden Aves geweiht - und Gedenksteinen gewiß eine der wichtigsten Wallfahrtswege des Reiches. Hier sieht man den frommen Pilger eilen, stets den strahlenden Sonnenpalast zu Gareth vor Augen, dort die Bettelmönche auf ihrem weiten Weg gen Rommylis, begleitet von stolzen Kriegern, die sich Rondras Huld in der Löwenburg zu Perricum erhoffen. Entgegenkommend tragen Wandergesellen ihre Meisterstücke gen Angbar, um sie dort dem Herrn des Handwerks zu weihen.

Dieses stete Kommen und Gehen hat eine Ansammlung mannigfaltiger Wirtshäuser, Kneipen, Herbergen und etlicher Mansarden zur Folge, die sich entlang des Weges anordnen.

Daneben verstehen es die Reichsforster wie keine anderen, die speziellen Bedürfnisse jener frommen Reisenden zu erkennen und nach phexgefälliger Art zu befriedigen: Etliche Krämer und scheinheilige Weise verhökern Plaketten, Täfelchen und sonstiges Pilgeraccessoire mit der unbedingten Versicherung, den Göttern zum Wohlgefallen zu sein. In Syrrenholt, just am Rande zur Kaisermark, vermag man gar gegen teuer Geld die ein oder andere heilspendende Reliquie erstehen zu können. Ob es nun der Mittelknochen des linken Zeigefingers der heiligen Borobonea, das Ohrläppchen des heiligen Phektantes, oder gar das Mundstück einer der Posaunen von Perricum ist, alle Wünsche werden erfüllt. Obschon der Handel mit den "Gebeinen der Heiligen" streng reglementiert ist, kam es vor nicht langer Zeit zu einem Tumult, als ein dubioser Händler den Zeigefinger eines gewissen heiligen "Karabustel" an einen angereisten liebfelder Gesandten zu verkaufen dachte.

Seit einiger Zeit hat sich zudem die Sitte durchgesetzt, seine Sühne nicht mehr selber durch eine langwierige und gefahrvolle Wallfahrt abzuleisten, sondern sie durch "fachkundige Dienstboten" ableisten zu lassen. So sieht man allerorten die fleißigen Berufspilger zu den Stätten der zuständigen Gottheit eilen, um gegen entsprechendes Entgelt für den hohen Herrn oder die reiche Dame Fürsprache zu halten.

(Ch. Jeub)

Impressionen aus Reichsforst

Auf ihrem Weg werden manche der Fahrenden die überraschende Wehrfähigkeit der ansässigen Weiler und Höfe bemerken. Dies rührt zum einen daher, daß der Schock, welcher der Orkensturm vor etlichen Jahren verursacht hatte, bis heuer nicht verglommen ist.

Zum anderen schützen sich insbesondere die Bürger Lurings so vor möglichen Eskapaden des Grafen, der dort zwar seinen Sitz, aber nur eingeschränkte Macht hat, ist doch Luring als Reichsstadt alleine dem Kaiser untertan.

Obendrein verfügt diese Stadt über ein Stapelrecht. So ist ein jeder durchreisende Handelsmann auf seinem Weg gen Gareth verpflichtet, seine Waren für die Dauer eines Tages den Bürgern der Stadt feilzubieten. Dabei wird Wucherei streng geahndet. Auf diese Weise können die Bürger fern der Metropole jederzeit die fremdartigsten Waren erwerben, ohne ins ferne Gareth reisen zu müssen. Solcherart hat sich ein starkes städtisches Eigenbewußtsein entwickelt, das die Vorsteher der Zünfte und Gilden zu einer machtvollen Gemeinschaft zusammen geschweißt hat. Der Einfluß dieser Patrizierfamilien auf die regionale Politik nimmt jedoch derart zu, daß es schon des öfteren zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem alten Adel und den aufstrebenden Bürgern gekommen ist.

Um ihre Distanz zum degenerierten Adel zu wahren und ihm gleichzeitig einen schmerzhaften Stich zuzufügen, ziehen es die reichen Häuser neuerdings vor, ein "van" in ihrem Namen zu tragen. Auch durch ihre Kleidung - nicht selten kostbarer als ein Graf es sich leisten könnte - zeigen sie offen ihre Mißachtung jedweder Etikette, was einen endlosen Quell neuer Querelen bildet.

In diesem Punkt erhält die reichsforster Edlenschaft Unterstützung seitens der ansässigen Klöster der gutherzigen Mutter, die sich als Sittenwächter und Lehranstalt höherer Töchter und Söhne verstehen. Diese wettern stetig und mit Vehemenz wider manch eine unartige Schleppe, einen nicht standesgemäßen Rock oder unsittliche Beinkleider. Erst jüngst errangen sie einen kleinen Sieg, als Hochwohlgeboren von Luring nach längerem Drängen eine modische Kopfbedeckung, die "so ganz und gar verdorben war", als Arbeitskleidung der hiesigen Baderzunft vorschrieb. Damit war es jeder Bürgersfrau unmöglich, auf offener Straße diese "Dirnenhaube" zu tragen, stehen doch die Bader im Ruf auch rahjagefällige Gelüste zu befriedigen.

Obschon letztgenannte Zunft verpönt ist, erfreuen sich gerade die Badehäuser immer regeren Zulaufs. Nirgends sonst vermag man die Mühsal des Alltags besser zu vergessen als in den warmen "Reichsforster Bottichen" voll duftender Parfums, wohlriechender Öle und vielversprechenden Schönheitstinkturen. In Samlor zum Beispiel, jener uralten Stadt in den Ausläufern der Rakulahöhen, kann der wohlhabende Gast in heißen Thermen seine verspannten Muskeln lockern, in klaren Quellen kaltes Wasser treten oder mit wechselwarmen Wassergüssen sein Blut in Wallung versetzen lassen. Die Bäderkuren werden ergänzt durch heilkräftiges Wasser, das in der gesamten Gegend als rostrotes prickelndes Quellwasser genossen wird, und dabei säuerlich schmeckend von Magendruck durch herzhaftes Rülpsen befreit.

Hat man seinen Geist und Körper gereinigt, so hegt man sicherlich den Wunsch nach frisch gewaschener Kleidung. Diese gibt man vor dem Bade in den Hinterhöfen der ärmeren Familien ab. Dort walken Frauen in großen Trögen die edle Wäsche. Oft sieht man zudem Kinder sandgefüllte Fässer über die Höfe rollen. In diesen werden die matten Rüstungen wieder blank gescheuert, bevor sie mit Tüchern poliert werden.

Etliche jener Kinder träumen davon, die Gunst einer guten Fee zu erlangen., seien es Birkenmaiden, Eichelkönige, oder zierliche Windchen. Letztere sind von menschlicher Gestalt, und eingehüllt in einen weichen Flaum, der sie wie den Samenfaden eines Löwenzahnes erscheinen läßt.

Windchen (c) Ch. Jeub

Pustet nun ein Menschling mit geschlossenen Augen die Samen einer reifen Löwenzahnblüte in alle Winde, kann es passieren, daß sich ein Windchen unter den Fäden tummelt und ihm einen Herzenswunsch erfüllt.

Dutzende hoffen auch auf die Fürsprache jener winziger Wasserbewohner, welche die klaren Seen, die man hier Maare heißt, bevölkern sollen. Diese Maarwichtel bewohnen kleine, im Schilf der seichten Ufer versteckte Erdhöhlen. Nur winzige Luftblasen, die aus den zierlichen Kaminen aufsteigen, lassen die Lage der Höhlen erahnen. Die Eingänge sind jedoch nur zu geheimen Zeiten einen winzigen Spalt breit offen. Lediglich wenige Alte können daher davon berichten, daß sie mal jemanden gekannt haben, der von jemandem wußte, welcher einst einmal zu Gast bei einem Maarwichtel gewesen sein soll. Hüten sollte man sich vor übereifrigem Ehrgeiz beim Suchen nach den Erdhöhlen, da schon manch ein vorwitziger Schwimmer von den bösartigen Tiefenwirlingen in den bodenlosen Schlund der Maare gezogen worden ist.

Am Ostufer des Luringer Maares, dem größten See der Grafschaft, treffen sich in der Nacht zum ersten Rahja alle Kinder der Umgebung, um die Holden zu beschenken. Dazu lassen sie kleine Schiffchen aus Birkenrinde, Moos und Leinensegeln auf die ruhige Wasserfläche gleiten. Die Fahrt dieser mit Dutzenden Talglichtern erhellten und mit innigen Wünschen gefüllten Feenschiffe wird voller Spannung verfolgt

Ein anderer Ort, an welchem man wundersame Feenwesen zu erblicken vermag, ist das hügelige Quellgebiet der Rakula. Hier huschen in den lauen Rahjanächten mannigfaltige Irrwichtel und Blütenjungfern zwischen bizarren Felsformationen umher. Viele Sagen und Überlieferungen ranken sich denn auch um diese Höhen.

So kennt man die Mär vom leidenden Trollkönig, der weiland eigens zum Baden in den wohltuenden Thermen einen Palast errichtet haben soll, just an der Stelle, wo sich heuer der Ort Samlor befindet. Davon künden indes nur mehr die breiten Fundamentemauern, die manch ein Bauer beim Pflügen seines Feldes findet. Woher jedoch die geheimnisvollen Menhire und Hinkelsteine stammen, die mancherorts in Form eines Kreises stehen, vermag niemand mehr zu deuten, und nur selten besuchen die Bauern der Umgebung diese verwunschenen Ecken.

Viele sinistre Gestalten huschen denn auch des Nachts zwischen den unheimlichen Felstrümmern umher und betreiben dunkle Rituale, die das Licht des Herre Praios scheuen. Vor all diesen arkanen Vagabunden warnte erst jüngst wieder seine Hochwohlgeboren von Luring, und die Untertanen des Grafen unterstützen den harten Kurs gegen jedwede Schwarzmagie. So mußten schon einige Kräuterfrauen und Hebammen, die man ( irrtümlicherweise ?) der Hexerei beschuldigte, das Land verlassen, um ihr Leib und Leben zu retten.

Für Leibgrimm und sonstige Krankheiten vertraut der hiesige Landmann ohnehin lieber auf die fachkundigen Hände eines studierten Medikus. Dessen Mahnungen werden ehrfürchtig gelauscht und die Anweisungen penibel befolgt. Bei manch einem Zipperlein reicht es alleine aus, wenn der gelehrte Mann einige sonderbare Geräte auspackt, kurze Sätze in einer geheimnisvollen Sprache spricht und schließlich mit mahnend erhobenen Finger die sonderbarsten Therapien verordnet. Wen wundert es, daß sich gerade unter dieser Profession etliche Scharlatane und Nepper mischen, die die gutgläubigen Bauern mit allerlei Hokuspokus und wichtigtuerischem Gefasel beeindrucken, nur um an das wenige Geld zu gelangen.

Die Geweihtenschaft der Peraine kann diesem Treiben nur ohnmächtig zusehen, ist doch ihre Aufgabe - nach Meinung der ansässigen Bauern - weniger die Pflege der Kranken und Siechen, als vielmehr die Wacht über die reichhaltigen Ernten und der Erhalt der steten Gunst der "gütigen Landfrau". Dazu werden über das Jahr verteilt eine Reihe von Andachten und Feiern gehalten. Vom Saatfest Anfang Peraine, über die Weihfeste der hiesigen Windmühlen im Sommer, bis zum Fest der eingebrachten Feldfrüchte, dem Hochfest des Jahreszyklus, mit der abschließenden Segnung der Kornspeicher. Diese Feiern sind die Eckpunkte des dörflichen Lebens und nur an diesen wenigen Tagen können die Bauern für eine kurze Weile die Mühsal des Alltags vergessen.

Die dreitägigen Feiern zum Abschluß der Erntezeit werden mit dem rituellen Verbrennen des Baummannes beendet. Dazu wird das Reisig und der weiland angefallene Zuschnitt aller Apfelbäume in der Mitte des Dorfes mit viel Eifer zur Form eines Männleins aufgeschichtet und angezündet. So werden die heiligen Zweige in einem Funkenregen der gebenden Göttin geopfert. Die angefallene Asche wird am folgenden Tag auf den Feldern verstreut.

Der wichtigste Gast neben dem Geweihten ist dabei der Gesandte des Barons, der als "Kornvogt" über die richtige Einlagerung wachen muß, auf daß das Getreide nicht vor seiner Zeit schlecht wird. Zudem führt er Buch über die erbrachten Erträge, und die so zu erwartenden Abgaben an seinen Herrn.

(Ch. Jeub)

Die winkenden Mühlen vom Reichsforst

Schon von Ferne vermag der Wandersmann die hellen Segel einer der Windmühlen sehen, die es hier allerorten gibt. Sie erhebt sich meist auf einer frei stehenden Anhöhe, umgeben von den Wirtschaftshäusern der Müllersfamilie. Neben dem Haupthaus des Müllers und einer Scheune gibt es meist noch einen Stall mit einigem Mastvieh, sowie eine Remise für den Ochsenkarren.

Unverzichtbar ist eine Schmiede, in der die anfallenden Reparaturarbeiten durchgeführt werden können. Diese steht, nach allgemeinem Erlaß der ehemaligen „Kanzlei für Reichsangelegenheiten“, etwas abseits in einem separaten Gebäude, da der Funkenflug weiland zu verheerenden Bränden geführt hat. Das Mühlengebäude ragt mit einer Höhe von über 15 Schritt über die Firste der anderen Häuser hinaus. Die Flügel, oft vier an der Zahl, sind mit hellem Leinen bespannt, das aus den Segelmanufakturen der Provinz Perricum bezogen wird, da dort das festeste Tuch gewebt wird, das alleine den starken Winden standhalten kann.

Die Mühle selbst besteht zu meist aus Holz.

Einige der neueren wurden indessen aus dem hellen Bruchstein der örtlichen Brüche gemauert und weisen nur noch einen hölzernen Dachstuhl auf. Allen ist hingegen gemein, daß sie sich in den Wind drehen lassen. Dies geschieht bei den leichteren Holzkonstruktionen mittels eines hölzernen Bockes, der von wenigen Männern verschoben werden kann. Dadurch wird das gesamte Haus um ein Fußgestell gedreht. Die größeren Mühlen verfügen hingegen über eine Konstruktion, die es mit Ochsenkräften ermöglicht, alleine den Dachstuhl zu drehen.

Das Bauwerk beherbergt ein unüberschaubares Wirrwarr an Rädern, Seilen, Achsen, Hebeln und Rollen. Für wahr, ein Loblied auf Ingerimm selbst ist solch eine Maschinerie. Doch nicht nur das eherne Auge des Herrn des Handwerks wacht darüber, sondern auch die fürsorgliche Hege der Herrin Peraine. Zeugen doch etliche Storchennester auf den Giebeln und Rauchfängen der Höfe von ihrem Segen.

Neben der „Gütigen Landfrau“ vertraut man noch auf den heiligen Eboréus, den Schutzpatron der Mühlen und Scheunen. Ihm zu Ehren fehlt auf keinem Mühlenhof ein kleiner Schrein, der eine hölzerne Mechanik aufweist. Diese kann ein symbolisches Viertelmaß Getreide mahlen. Nur selten wird dieses kostbare Kleinod in Gang gesetzt, damit die teure Apparatur geschont bleibt. So zum Beispiel an den „Tagen der eingebrachten Feldfrüchte“, um den Abschluß der Erntezeit zu feiern. Hierzu finden sich die Bauernfamilien bei den Mühlen ein, und begießen den Ausgang der Saison mit Brandwein und starkem Schnaps. Doch nicht nur zur abgeschlossenen Ernte geht man gerne zum Müller, sondern auch nach schwerem Tagwerk, da allen Mühlen im garetischen Reich das Schankrecht ausgesprochen wurde. Daher genießen die hiesigen Müller auch einen weitaus besseren Ruf als ihre albernischen Kollegen, deren eigenbrötlerische Art manch einen Besucher abschreckt. So führen die Müller ein angenehmeres Leben als manch ein Großbauer, ist ihnen doch der Schutz durch den Baron, dessen Eigentum die Mühle ja ist, gewiß. Zudem bekommen sie stets als erster ihr Korn und können selbst in kargen Zeiten auf genügend Vorrat hoffen.

(Ch. Jeub)

Ein Held aus Reichsforst

Für einen Helden aus Reichsforst bieten sich vor allem ein stolzer Vertreter des Ritteradels oder eine handwerklich orientierte Profession an. Es gibt zahlreiche Prospektoren, Gesteinskundige, Viehzüchter, Flussfischer, Flößer, Bauern und Jäger, aber auch Gelehrte gerade auf den Gebieten der Heilkünste in der Region. Auch ein mysteriöses Mitglied eines Steinkreiszirkels in den Rakula-Höhen wie ein Druide, eine Hexe oder ein Levthansjünger wäre möglich. Generell ist den Reichsforstern ein Hang zum Traditionalismus, aber auch eine gewisse Weltoffenheit zueigen, da man sich zur Hauptaufgabe gemacht hat, auch seinen stetigen Teil für die Ernährung der Kaiserstadt zu geben – wer sollte einem den Drang, einmal im Leben in die große Stadt (und vielleicht auch darüber hinaus) zu kommen, schon abreden können?

Reichsforst im Spiel

Eine recht friedliche Gegend mit Tradition und vielen Sitten und Gebräuchen, so präsentiert sich die fruchtbare Grafschaft dem Durchreisenden. Der Abenteurer, der den Weg in die unwirtlichen Hügel oder die tückischen Moorlandschaften an der Rakula wagt, lernt die unwirtlichen Seiten der Grafschaft kennen. Die stolzen Ritter, die wehenden Fahnen und die prächtigen Turnierfeiern demonstrieren eindrucksvoll, dass man hier wahrhaft zu leben weiß. Und auch die Ehrfurcht vor der Kaiserin und der Stolz auf den guten Grafen tragen stark zum Bild einer Landschaft bei, wo das Königreich Garetien noch in Ordnung ist. Allüberall erfährt man vom Reichsforster, wie gut man es doch habe, ein waschechter Garetier zu sein.

Abenteuer in der Grafschaft Reichsforst

Briefspiel in Reichsforst