Benutzer:Robert O./Briefspiel: Unterschied zwischen den Versionen

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==Unruhige Zeiten==
 
==Unruhige Zeiten==
===Kapitel 9===
 
'''Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, Wegkreuzung zwischen [[Handlungsort ist::Garetien:Markt Radeberg|Radeberg]] und [[Handlungsort ist::Garetien:Markt Ettingen|Ettingen]]'''
 
 
[[Hauptdarsteller ist::Garetien:Sonnwin von Ehrenbrecht|Sonnwin]] ging mit langen Schritten zu seinem Ross, welches etwas abseits von einer jungen Frau in Lederrüstung festgehalten wurde. Er nahm den auf dem Sattelknauf abgelegten Schaller und befestigte die Riemen mit ein paar schnellen geübten Handgriffen, bevor er schwungvoll einen Zweihänder aus der am Sattel befestigten Scheide zog. So gewappnet baute er sich in der Mitte der Kreuzung auf und wartete.
 
 
[[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|Wulfhelm]] übergab nun seinerseits Lanze und Zügel an Gerion und stieg ab. Während er auf Sonnwin zuschritt zog er sein Langschwert, küsste das Heft und blieb schließlich fünf Schritt vor dem Kaisermärker stehen. Der Greifenfurter schlug zweimal mit der flachen Seite des Schwertes gegen seinen Schildbuckel, um zu signalisieren, dass er bereit war.
 
 
Sonnwin wartete zwei Herzschläge und startete gleich mit einem überraschenden Ausfall. Er zog seinen Zweihänder mit Schwung von unten voll durch und hätte Wulfhelm wohl das Standbein abgetrennt, wenn dieser nicht gedankenschnell zur Seite gesprungen wäre. Der Keilholtzer war einen Moment überrascht von der Kraft und Schnelligkeit des deutlich älteren Ritters. Offensichtlich hatte sich die Last des Alters sich trotz der fast völlig ergrauten Haare noch nicht auf den Körper des Ehrenbrechters gelegt. Dieser ließ dann auch keinen Moment nach, sondern erkannte sofort seinen Vorteil. Mit schweren Hieben trieb der Kaisermärker Wulfhelm vor sich her, der wiederum kaum zu Atem kam und ein ums andere Mal gezwungen war die harten Schläge recht unelegant mit seinem Schild abzufangen. Bald flogen die ersten Holzspäne in den niedergetrampelten Schnee. Nach gut zwei Dutzend Schlägen hielt Sonnwin kurz inne, um durch zu schnaufen. Er lächelte, denn er erkannte sehr wohl, dass er deutlich im Vorteil war. Nicht nur gab ihm der Zweihänder einen Reichweitenvorteil, auch war er gut einen halben Kopf größer als der Greifenfurter, was es ihm ermöglichte seine gefährlichen Hiebe von oben herab noch effektiver einzusetzen. Der Keilholtzer hatte dagegen nur ein paar schwache ungezielte Konter setzen können, die kaum Beulen in der Plattenrüstung hinterlassen hatten.
 
 
Wulfhelm nutze die kurze Verschnaufpause, um seine Situation zu überdenken. Ein Blick auf den Schild verriet ihm, dass dieser vielleicht noch ein oder zwei der mächtigen Hiebe Sonnwins überstehen würde. Wenn er den Kampf nicht schnell beendete, würde er diesen Schutz also bald verlieren. Ohnehin war er mit seinem Kettenhemd deutlich leichter gerüstet als sein Gegner. Aber das machte ihn auch wendiger. Zudem war der Boden rutschig, an manchen Stellen war die Wagenspur unter der dünnen Schneeschicht vereist. Wenn es ihm jetzt noch irgendwie gelang den Reichweitenvorteil seines Gegners auszugleichen, könnte er den Kampf vielleicht doch gewinnen.
 
 
Bevor er den Gedanken ganz zu Ende gebracht hatte, griff der Kaisermärker wieder an. Unter dem Johlen der Söldner, die den baldigen Sieg ihres Kämpfers witterten, trieb er Wulfhelm wieder vor sich her. Dieser mühte sich den Schlägen nur noch auszuweichen oder mit dem Schwert zu parieren, um den lädierten Schild zu schonen. Plötzlich aber erkannte der Greifenfurter seine Chance. Als Sonnwin für einen besonders kraftvollen Hieb weit ausholte, machte der Keilholtzer sich extra klein und sprang geduckt und den Schild voran in den Schlag hinein. Der Einschlag war erwartet heftig und Taubheit breitete sich fast sofort im Schildarm aus. Wulfhelm hörte Holz brechen und Metall knirschen. Doch er hatte sein Ziel erreicht. Er war an Sonnwin herangekommen. Nun nutze er seinen Schwung für einen niedrig geführten Rückhandhieb gegen das Standbein seines Gegners. Wieder knirschte Metall auf Metall. Wulfhelm spürte wie unter seinem Schlag etwas nachgab und hörte den überraschten Aufschrei Sonnwins. Als er sein Schwert zurückzog, war die Klinge rot.
 
 
Der Kaisermärker humpelte ein paar Schritte zurück und stieß einen Fluch aus, als versuchte er das verwundete Bein stärker zu belasten. Wulfhelms Klinge hatte die Beinschiene seitlich gespalten und war tief in die rechte Wade eingedrungen. Wieder besah sich der Keilholtzer seinen Schild. Der obere Teil war völlig zerstört und in diesem Zustand war er ihm mehr eine Last als von Nutzen. Er löste mit den Zähnen die Riemen, mit denen der Schild an seinem Arm befestigt war. Dabei sah er, dass einige der Bruchstücke rot verfärbt waren. Offensichtlich hatte der zuvor beschädigte Schild die Kraft des letzten Schlages nicht mehr komplett auffangen können. Wulfhelm spürte den Schnitt nicht, da der Unterarm noch immer von der Wucht des Schlages betäubt war. Für den Moment war er nicht traurig darum. Der Schmerz würde später kommen.
 
 
Diesmal wartete Sonnwin auf den Angriff des Greifenfurters, der damit begann seinen Gegner langsam zu umrunden, ohne dabei in Reichweite des Zweihänders zu gelangen. Wulfhelm wusste nur zu gut um den Vorteil, den er jetzt hatte. Zwar war er nun ohne Schild, doch dank der Verletzung des Kaisermärkers und seiner eigenen erhöhten Beweglichkeit, waren seine Aussichten deutlich besser als noch zu Beginn des Kampfes. Der Keilholtzer begann schneller um seinen Gegner zu kreisen und schlug immer wieder Finten die einzig dem Zweck dienten Sonnwin zu ermüden. Dieser biss die Zähne zusammen und stöhnte doch immer wieder auf, wenn er sein verwundetes Bein belasten musste. Der Schnee um ihn herum war bald tief rot gefärbt. Schmerz, Blutverlust und Erschöpfung machten ihn allmählich mürbe und der Ehrenbrechter spürte, dass er das Spiel des Greifenfurters nicht mehr lange überstehen würde. Immer langsamer wurden die Bewegungen und die Reaktionen auf die Finten des Keilholtzers waren fast träge. Sonnwin musste alles auf eine Karte setzen. Mit einem Aufschrei stürmte er noch einmal voran, um Wulfhelm wie zu Beginn des Kampfes mit einem Ausfall zu überraschen. Allein es fehlte ihm inzwischen an der nötigen Kraft und Schnelligkeit. Der Greifenfurter ließ den Zweihänder an seinem Langschwert abgleiten und zog mit dem Gegenschlag seine Klinge kraftvoll quer über den Brustpanzer des Gegners. Zwar konnte der Hieb das Metall nicht durchdringen, doch der Kaisermärker spürte wie ihm die Luft wegblieb, als mindestens zwei Rippen unter der Wucht des Schlages nachgaben und sich nach innen in sein Fleisch bohrten. Mit einem Mal schien sich die Welt zu drehen und er spürte Blut zwischen den Lippen, das beim Atmen aus der Lunge emporquoll. Verzweifelt sah er sich nach Wulfhelm um.
 
 
Dieser stand abwartend ein paar Schritt entfernt und beobachtete jede Bewegung seines schwer verwundeten Kontrahenten genau. Würde er vor Entkräftung zusammenbrechen, oder einem waidwunden Eber gleich einen letzten gefährlichen Angriff starten. Letzteres war der Fall und Wulfhelm war darauf vorbereitet. Als Sonnwin seine schwere Klinge behäbig über den Kopf hob, um sie auf den Keilholtzer niederfahren zu lassen, stürmte dieser vor und stieß kraftvoll mit dem Schwert zu. Einen Moment schabte wieder Metall auf Metall, dann fand seine Klinge eine Lücke zwischen den Panzerplatten.
 
 
Tief drang die Spitze von unten in die linke Achsel des Kaisermärkers und nur der Schulterpanzer verhinderte, dass sie oben wieder austreten konnte. Mit einer seitlich schneidenden Bewegung zog der Greifenfurter das Schwert wieder heraus. In einem breiten hellroten Strahl ergoss sich das Blut des Ehrenbrechters in den aufgewühlten Schnee. Mit einem Ächzen ging Sonnwin in die Knie. Für einen Moment gelang es ihm sich auf seinem Schwert abzustützen. Sein Blick suchte Wulfhelm, doch ging er nur noch ins Leere. Dann verloren die Hände den Halt. Tonlos kippte der Ritter von Askheim vornüber und begrub scheppernd seine Waffe unter sich.
 
 
„Dea lo vult“, sprach die Anführerin der Spießknechte lakonisch und nickte Wulfhelm anerkennend zu. „Rondra muss heute ohne Zweifel ein Auge auf Euch geworfen haben.“ Mit einem Handzeichen ließ sie ihre Leute antreten und gab die Straße gen Firun in Richtung Ettingen frei. Die beiden Schützen hoben indes den toten Ehrenbrechter recht unzeremoniell auf und banden ihn bäuchlings auf sein Pferd, das durch den Blutgeruch plötzlich sehr nervös wurde.
 
 
Wulfhelm trat indes auf die Kutsche zu, deren Tür sich nun öffnete. Eine junge, spröde wirkende Frau stieg aus und schloss die Tür sogleich wieder hinter sich. Der Greifenfurter erkannte die Tochter des Pfalzgrafen und verbeugte sich leicht.
 
 
„Habt Dank, Ritter Wulfhelm. [[Nebendarsteller ist::Garetien:Ailyn von Hardt|Meine Mutter]] und ich haben alles mit angehört und gesehen. Bitte nehmt unseren aufrichtigen Dank entgegen. Wir werden diesen Dienst nicht vergessen.“ [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Quelina von Hardt|Quelina von Hardt]] blickte sich um und entdeckte die Leiche der Kutscherin. Sie sog einmal scharf die Luft ein, als sie deren zerstörtes Gesicht sah, fand aber sofort die Fassung wieder. „Wollt Ihr mir wohl helfen? Grimwalda war eine treue Seele und verdient es nicht hier in der Wildnis zu verrotten.“
 
 
„Natürlich, Hohe Dame.“ Wulfhelm spürte plötzlich, wie die Anspannung des Kampfes von ihm abfiel und gleichzeitig der Schmerz aus seinem verwundeten Arm über ihn kam. Er biss auf die Zähne und winkte den jungen Sturmfelser heran, um Quelina zu helfen, während er selbst zu seiner Satteltasche ging und einen tiefen Zug aus dem Trinkschlauch mit dem Branntwein nahm.
 
 
Die tote Kutscherin wurde notdürftig am Kutschbock festgebunden, auf dem die junge Hardt nun Platz nahm. Offensichtlich traute sie es sich zu, die Kutsche selbst zu lenken. [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Gerion von Sturmfels|Gerion]] stieg wieder auf sein Pferd und übernahm die Vorhut, während sich Wulfhelm hinter der Kutsche einreihte.
 
 
===Kapitel 10===
 
'''Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, [[Handlungsort ist::Garetien:Markt Ettingen|Markt Ettingen]]'''
 
 
Der kleine Zug mit [[Hauptdarsteller ist::Greifenfurt:Wulfhelm von Keilholtz|Wulfhelm]], [[Nebendarsteller ist::Greifenfurt:Gerion von Sturmfels|Gerion]] und der pfalzgräflichen Kutsche erreichte nach etwa einer Stunde den Markt Ettingen. Am Orteingang lagerte [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Hagen von Rallerau|Hagen von Rallerau]] mit seinen Soldaten. Als sie die Kutsche näherkommen sahen, sprangen sie überrascht auf und beeilten sich Haltung anzunehmen. Der Blick den Hagen Wulfhelm zuwarf war eine Mischung aus Verwunderung und Verärgerung, doch bevor er etwas sagen konnte, ließ [[Nebendarsteller ist::Garetien:Quelina von Hardt|Quelina]] die Kutsche genau vor dem Hauptmann halten und stieg vom Bock herab.
 
 
Die Pfalzgräfin [[Hauptdarsteller ist::Garetien:Ailyn von Hardt|Ailyn von Hardt]] hatte sich unterdessen vom Schock des Überfalls erholt. Als sie jetzt aus der Kutsche stieg, war sie vor allem wütend. Hagen erkannte seine sonst eher ruhige und zurückhaltenden Herrin kaum wieder. Ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten, ging sie auf den Rallerau los.
 
 
„Was bei den Niederhöllen habt Ihr Euch dabei gedacht, Mann, uns der Gnade dieser Soldateska auszuliefern? Nicht einmal den Versuch habt Ihr unternommen, uns vor diesem Hinterhalt zu warnen oder zu bewahren! Ihr seid der Hauptmann der Randersburger Garde! Das was Ritter Wulfhelm getan hat, wäre Eure Aufgabe gewesen! Habt Ihr auch nur den Ansatz einer Erklärung für Euer feiges Verhalten?“
 
 
„Euer Hochwohlgeboren, ich…“ Hagen kam ins Stammeln und blickte sich hilfesuchend zu seinen Leuten um.
 
 
„Natürlich nicht!“, fuhr ihn die erboste Pfalzgräfin wieder an. „Für so etwas gibt es weder eine Erklärung noch eine Entschuldigung!“ Sie blickte die Reihe der Reiter entlang, die ihre Eskorte hätte sein sollen. „Und das gilt für euch alle! Ihr könnt eure garetischen Ärsche darauf verwetten, dass das für euch alle Konsequenzen haben wird!“ Die gebürtige Windhagerin hatte sich in Rage geredet und stand mit hochrotem Kopf vor den betreten dreinblickenden Soldaten.
 
 
„Retodan!“, sprach sie jetzt den Fahnenträger an. „Ihr gebt das pfalzgräfliche Banner an Ritter…“, sie blickte erst auf Wulfhelm, erkannte dann aber, dass dieser gerade mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen verwundeten Schildarm untersuchte. Ihm die Standarte zu geben hätte ihm zwar zur Ehre gereicht, aber auch eine große Qual auf dem langen Weg zurück zur Pfalz bedeutet. „..Gerion von Sturmfels! Er und Ritter Wulfhelm werden der Kutsche bis zur Randersburg voranreiten. Ihr Retodan, werdet die Kutsche lenken. Hauptmann Hagen, Ihr und Eure Leute bildet die Nachhut. Ich will niemanden von euch sehen, bis wir in Randersburg angekommen sind! Und jetzt los, ich wünsche noch vor dem Abend anzukommen!“
 
 
Mit diesen Worten drehte sie auf den Hacken um und bestieg wieder die Kutsche. Ihre Tochter schloss sich ihr mit einem kurzen vernichtenden Seitenblick auf den Rallerau an und ließ die Kutschtür energisch ins Schloss fallen. Die Soldaten taten indes so wie ihnen geheißen war und saßen auf. Der Bannerträger Retodan trat an Gerion heran, übereichte ihm mit dem letzten bisschen Würde das er aufbringen konnte die Standarte und stieg dann auf den Kutschbock, wo er mit sichtlichem Unbehagen neben der toten Kutscherin Platz nahm. Wulfhelm und Gerion übernahmen wortlos die Spitze, als der Zug auf die Anbarer Reichsstraße gen Osten einbog.
 
 
 
===Kapitel 11===
 
===Kapitel 11===
 
'''Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, [[Handlungsort ist::Garetien:Pfalz Randersburg|Pfalz Randersburg]]'''
 
'''Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, [[Handlungsort ist::Garetien:Pfalz Randersburg|Pfalz Randersburg]]'''
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„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von [[Akteursnennung ist::Greifenfurt:Familie Immingen|Immingen]].“
 
„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von [[Akteursnennung ist::Greifenfurt:Familie Immingen|Immingen]].“
  
„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Arnulf von Immingen|Ritter Arnulf]] hat zumindest nie davon erzählt soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein ein Thema gewesen.“
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„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. [[Briefspieltext mit::Greifenfurt:Arnulf von Immingen|Ritter Arnulf]] hat zumindest nie davon erzählt, soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein Thema gewesen.“
  
 
„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.“
 
„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.“

Aktuelle Version vom 10. November 2019, 14:02 Uhr

Unruhige Zeiten

Kapitel 11

Ende Tsa 1043 BF, Kaiserlich Randersburg, Pfalz Randersburg

Auf der Pfalz herrschte bereits große Aufregung als die Kutsche mit der Pfalzgräfin kurz vor Sonnenuntergang auf den Hof fuhr. Immerhin hatte man sie bereits gegen Mittag erwartet und da man um die marodierenden Kaisermärker in der Umgebung wusste, war Pfalzgraf Udilbert in großer Sorge um Frau und Tochter gewesen. Umso erleichterter schloss er sie in die Arme und ließ sich ausführlich von den Ereignissen des Tages berichten. Stets einen Schritt hinter ihm hielt sich eine junge Ritterin, die vor allem ein Auge auf das restliche Geschehen auf dem Burghof hatte und hin und wieder knappe Befehle an Bedienstete und Soldaten gab, die in ihre Nähe kamen.

Hauptmann Rallerau! Euch erwarte ich in zehn Minuten zum Rapport in meinem Besprechungszimmer! Der Rest von euch schiebt die nächsten zehn Tage Nachtwache! Weggetreten!“

Mit deutlich angesäuerter Mine trat er zu Wulfhelm und Gerion, die noch immer neben ihren Pferden im Burghof standen. Unwirsch winkte Udilbert zwei Stallknechte herbei die sich gerade um die Kutsche kümmerten, damit sie zuerst die Pferde der Ritter versorgten.

„Ritter Gerion von Sturmfels, bitte begleitet meine Frau und meine Tochter in den Palas. Sie werden Euch ein Zimmer geben lassen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.“ Er wartete kurz, bis sich Gerion mit einem knappen Nicken verabschiedet hatte, um den beiden wartenden Frauen und einem herbeigeeilten Kammerdiener in die Burg zu folgen. „Ritter Wulfhelm von Keilholtz. Ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet! Ich will mir gar nicht ausmalen was alles hätte passieren können, wenn Ihr nicht so selbstlos eingeschritten wärt!“

„Ich tat was meine Ehre mir gebot, Euer Hochwohlgeboren.“ Bescheiden und etwas beschämt über das überschwängliche Lob des Pfalzgrafen neigte Wulfhelm den Kopf.

„Ich sehe, ein Ritter der alten Schule. Das gefällt mir Keilholtz, das gefällt mir sehr. Ihr und Euer Begleiter sollt heute Abend Ehrengäste an meiner Tafel sein.“

„Vielen Dank, Euer Hochwohlgeboren. Es wird mir eine große Ehre sein.“ Wulfhelm straffte sich, versuchte aber weiter seinen verwundeten Arm zu schonen.

„Zuvor aber sucht Ihr unseren Medicus auf. Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euren Schildarm verliert, mit dem Ihr meine Familie so trefflich verteidigt habt.“ Er winkte die junge Frau heran, die ihn schon die ganze Zeit begleitete. „Die Ritterin Pfortenstein“, stellte er sie knapp vor. „Sie ist im Moment meine Verbindungsfrau zum Reichsforster Grafenbann. Frau von Pfortenstein, Ihr geleitet den Ritter Keilholtz bitte zum Medicus, bringt ihn hernach zum Palas und meldet euch dann wieder bei mir.“

„Natürlich, Euer Hochwohlgeboren.“ Die Ritterin stand stramm und wartete einen Moment, bis der Pfalzgraf sich in Richtung des oberen Burghofes verabschiedet hatte.

„Ritterin Pfortenstein“, ließ der Keilholtzer sich neben ihr vernehmen.

„Oh, bitte nennt mich Jeswine.“ Mit einem offenen Lächeln wandte sie sich an den Greifenfurter. „Der alte Hardt ist so unglaublich steif im Protokoll müsst Ihr wissen. Ein Windhager halt“, tat sie es mit einem Achselzucken ab.

„Sehr angenehm. Wulfhelm“, stellte er sich noch einmal vor und reichte ihr die Hand. Der Ritter mochte die offene Art seiner Gegenüber und konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern, wenn es bei ihm wegen der Schmerzen auch reichlich gequält ausfiel.

„Bitte folgt mir, Wulfhelm. Es ist gleich dort drüben.“ Die Pfortensteinerin setzte sich in Bewegung, hörte aber nicht auf zu reden. „Ihr seid ein Keilholtzer aus Greifenfurt habe ich gehört? Kommt Ihr gar aus Kressenburg?“

Verblüfft wandte Wulfhelm ihr das Gesicht zu. „Ja, tatsächlich. Wie kommt es, dass eine Ritterin aus dem Reichsforst sich so gut mit den Greifenfurter Familien auskennt? Seid ihr etwa meinem Neffen Ardo auf einem Turnier begegnet?“

„Baron Ardo meint Ihr? Von dem habe ich auch schon gehört. Aber nein, getroffen habe ich ihn noch nicht persönlich. Aber meine Mutter kommt aus Kressenburg. Sie stammt aus dem Geschlecht derer von Immingen.“

„Ah, die Imminger. Ich wusste gar nicht, dass sie so weit im Süden Verwandtschaft haben. Ritter Arnulf hat zumindest nie davon erzählt, soweit ich weiß. Aber zugegeben hatte ich bisher noch nie viel Gelegenheit mit ihm zu reden und die ferne Verwandtschaft war dann auch kein Thema gewesen.“

„Ja seht Ihr, der Ritter Arnulf ist tatsächlich mein Vetter. Unsere Mütter sind Schwestern.“

„Wie klein Dere doch manchmal ist.“ Wulfhelm schüttelte belustigt den Kopf. „Warum besucht Ihr uns nicht einmal in Kressenburg? Mein Neffe Ardo veranstaltet jeden Götterlauf zum Jahreswechsel ein Turnier. Selbst der berühmte Baron Nimmgalf von Hirschfurten ist als Vertreter Reichsforsts schon dort gewesen. Das wäre doch eine interessante Gelegenheit mal wieder auf die Familie zu treffen und Geschichten auszutauschen. Es würde mich freuen, Euch da einmal wiederzusehen.“

„Das klingt verlockend.“ Die Pfortensteinerin schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und blieb dann vor einem an die innere Mauer der Pfalz gebauten Haus stehen. „Wir sind da. Geht rein und lasst Euch verbinden. Ich muss noch kurz beim Burgvogt reinschauen und hole Euch dann hier wieder ab.“ Als der Keilholtzer keine Anstalten machte durch die Tür zu gehen, öffnete sie diese und schob ihn mit sanftem Nachdruck hinein. „Und keine Sorge, wir werden schneller Gelegenheit zum Erzählen haben als Ihr denkt. Ich bin heute Abend eure Tischdame.“ Mit einem kecken Zwinkern verabschiedete sie sich, zog die Tür hinter sich zu und ließ ihn im plötzlichen Halbdunkel stehen.

Auf dem Holzweg

Gebotene Eile

Mitte Praios 1041 BF, Kressenburg

Die kleine Keilholtzer Reisegruppe war schnell vorangekommen. Neben Baron Ardo, seinem Vater Wulfhart und dem entfernten Vetter Unswin, bestand sie noch aus den diversen Knappen und Pagen der hohen Herren. Sie hatten von Gareth aus den Weg durch Waldstein, den Elfenpfad, gewählt. Ardo war vor allem neugierig, wie weit die bauliche Instandsetzung dieses Handelsweges auf der garetischen Seite fortgeschritten war. Die elfische Gräfin hatte sich damals sehr entschieden gegen den weiteren Ausbau ausgesprochen, was den hochfliegenden Plänen des Waldsteiner Adels und den angrenzenden Greifenfurter Baronen etwas den Wind aus den Segeln genommen hatte. So stimmte es Ardo sehr froh zu sehen, dass die Waldsteiner Edlen sich unter dem Einfluss Leomars von Zweifelsfels doch mehrheitlich gegen den Wunsch ihrer Gräfin zu stellen schienen und das einzig Richtige taten, was den Handel in dieser Region voranzubringen vermochte. Der Karrenweg Richtung Greifenfurt war an vielen Orten verbreitert und bis zur Stadt Osenbrück sogar vollständig mit Feldsteinen befestigt worden. Auch zwei neue Gasthäuser waren dem Kressenburger aufgefallen, die bei seiner letzten Durchreise noch nicht fertig gestellt gewesen waren. Auch das letzte Teilstück durch das Gebiet der Junker von Hagenbronn war trotz der schwelenden Feindschaft friedlich verlaufen. Drei gut gerüstete Ritter samt ihrem Gefolge schüchterten die Büttel genug ein, dass sie sich diesmal kaum mehr als ein paar unfreundliche Blicke und ein mürrischen Knurren gewagt hatten. So war die Heimreise vom Kaiserturnier in Gareth deutlich angenehmer gewesen, als Baron Ardo es erwartet hatte.

Im heimatlichen Kressenburg öffneten sich schnell alle Tore vor ihnen. Ardo merkte vor allem am Baufortschritt des Praios-Tempels, dass er schon wieder für mehrere Monde fern seines Lehens gewesen war. Die üblichen Schuldgefühle überkamen ihn und zum wiederholten Male nahm er sich vor, in Zukunft deutlich mehr Zeit bei seiner Gemahlin und den Kindern zu verbringen. Sie waren auch kaum auf den Burghof geritten und von den Pferden gestiegen, als eine kleine lärmende Kleinkinderschar aus den Stallungen stürmte und sie umringte. Kurz danach traten zwei jungen Edeldamen dazu. Die eine zierlich von Gestalt und von fast elfenhafter Anmut. Die andere nicht minder schön, doch von eher muskulöser Statur, der man die Kriegerin auf eine halbe Meile Entfernung ansah, die zudem einen etwa fünf Monde alten Säugling auf dem Arm hielt.

Noch bevor Wulfhart und Ardo ihre Gemahlinnen begrüßen konnten, trat eine dritte, noch etwas jüngere Frau dazu, gewappnet und in den Farben der Mark gewandet. Das eher gezwungene Lächeln, das sie zur Schau stellte als sie Ardo sah, sagte dem Baron, dass seine Tante nicht auf einen Freundschaftsbesuch vorbeigekommen war. Nachdem sich der größte Trubel des Willkommens gelegt hatte, nahm die Ritterin der Mark den Baron dann auch kurz zur Seite, um ihre Botschaft los zu werden.

„Die Greifin wünscht dich umgehend zu sehen, Neffe! Ich weiß, du bist gerade erst heimgekehrt, aber es wird das Beste sein, du lässt dein Pferd sofort wieder satteln und begleitest mich jetzt sofort, damit wir noch vor Sonnenuntergang in der Residenz sein können.“

Keilholtzer Neuordnung

Geordnete Verhältnisse

Ich, Ardo von Keilholtz ä.H., Baron zu Kressenburg, verfüge Folgendes als meinen letzten Willen:
 
 
 
 
1. Als Erbe der Baronswürde bestimme ich meinen Vater Wulfhelm von Keilholtz.

2. Ihm nachfolgen soll mein Erstgeborener Answin Shazar. Sollte dieser sein Erbe nach dem Willen der Zwölfen nicht antreten können, so bestimme ich an seiner Statt eines meiner nachgeborenen Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.
3. Sollte nach der Götter Willen keines meiner Kinder das Erbe antreten können, so bestimme ich meine Geschwister aus der ersten Ehe meines Vaters in der Reihenfolge ihrer Geburt, mir nachzufolgen. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
4. Sollte nach der Götter Willen keines meiner genannten Geschwister das Erbe antreten können, so bestimme ich die Geschwister meines Vaters und ihre Nachkommen in der Reihenfolge ihrer Geburt. Bedingung dafür sei, dass sie und ihre Nachkommen den Namen der Familie Keilholtz fortführen.
5. Sollte es dem Herrn Boron gefallen mich und meinen Vater zu sich rufen, bevor mein rechtmäßiger Erbe die Mündigkeit erreicht, so bestimme ich meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz zur Verweserin der Baronie Kressenburg, bis mein Erbe dieses antreten kann.
6. Meiner Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz sei das Edlengut Greifenwehr bis zu ihrem Tode als Wittibengut zugesprochen, auf das es ihr im Leben an nichts mangele.
7. Meine derischen Besitztümer vermache ich meinem rechtmäßigen Erben, ausgenommen der nachfolgend genannten.
8. Aus meiner Privatschatulle erhält die Praioskirche Zwölf mal Zwölf Dukaten um den Bau des neuen Kressenburger Tempels voranzutreiben.
9. Meine Gemahlin Praiadne Leuinherz Keilholtz erhält mein Gebetsbüchlein, auf das es ihr in dunklen Stunden Trost spende.
10. Mein Bruder Firnward von Keilholtz erhält mein Schwert Orkentod.
11. Meine Knappin Mechthild von Kieselholm erhält mein Streitross Boromil. Sollte das treue Tier mit mir verstorben sein, so erhält sie ein Streitross aus der Zucht des Märkischen Marstalls.
12. Es ist mein Wunsch und Wille in der Krypta des Praios-Tempels Sankt Garafan vor dem Tore zu Kressenburg meine letzte Ruhestatt zu finden. Dieselbe soll sein die Grablege meiner Familie auf immerdar.

Gegeben am 1. Tag des Herrn Phex im Jahre 1037 nach Bosparans Fall
 
 
 
 
Gesiegelt und bezeugt

Badilak von Praiostann
Ardo von Keilholtz ä.H.

Praiomel von Kieselholm

DEUS VULT

Bauarbeiten

  • Bauholz: aus Kressenburg
  • Stein: ggf. eigener Steinbruch (Neuerschließung mit Folgenutzung, mit Volker abklären) oder aus dem Finsterkamm (Spieler?)
  • Versorgung der Arbeiter: zusätzliche Getreidelieferungen aus Eslamsroden und Hexenhain
  • Gold: aus Gareth?
  • Marmor: Eslamsgrund? oder andere Quelle?
  • Arbeiter: Tagelöhner aus der Region (Mark und Waldstein), ggf.dauerhafte Erhöhung der Einwohnerzahlen durch Zuzug? (mit Volker abklären)

Gästeliste zur Einweihung

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