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Goswin (D | B)
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(Teil 3)
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== Geschichte: Der neue Baron – Teil 1 ==
 
== Geschichte: Der neue Baron – Teil 1 ==
  
"An Junker Brasibert von Hahnentritt, Ritter zu Gippelstein,
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"An Brasibert von Hahnentritt, Junker zu Hahnenfels, Ritter zu Gippelstein,
  
 
Euer Wohlgeboren,
 
Euer Wohlgeboren,
  
 
Wie Euch bekannt ist, fiel das Lehen Fremmelsfelde nach dem bedauerlichen Tode des Vogtes Yantur von Gippelstein vorläufig zurück an Uns. Dieser Zustand muss und soll nun ein Ende haben.  
 
Wie Euch bekannt ist, fiel das Lehen Fremmelsfelde nach dem bedauerlichen Tode des Vogtes Yantur von Gippelstein vorläufig zurück an Uns. Dieser Zustand muss und soll nun ein Ende haben.  
Aus diesem Anlass fordern Wir Euch auf, am 1. Rahja 1021BF in der Residenz der Grafen von Eslamsgrund zu erscheinen.
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Aus diesem Anlass fordern Wir Euch auf, am 1. Rahja 1021BF in der gräflichen Residenz zu Eslamsgrund zu erscheinen.
  
 
PRAios zum Gruße!  
 
PRAios zum Gruße!  
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Brasibert von Hahnentritt las den Brief noch einmal. Endlich! Endlich würde er Baron werden. Wie hatte er auf diesen Moment gewartet. Seit sein Vater von zehn Götterläufen auf den Silkwiesen gefallen war, hatte der alte Gippelsteiner die Baronie verwaltet.
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Brasibert von Hahnentritt las den Brief noch einmal. Endlich! Endlich würde er Baron werden. Wie hatte er auf diesen Moment gewartet. Seit dem unseligen Tage, als sein Vater von gut zehn Götterläufen auf den Silkwiesen gefallen war, hatte der alte Gippelsteiner die Baronie verwaltet und damit die lange Kette der Barone aus dem Hause von Hahnentritt unterbrochen.
Brasibert verzog das Gesicht. Er hatte den Alten gehasst. Dieser knochige alte Kerl, der ihm etwas von RONdra und ihren Tugenden erzählen wollte, von Loyalität dem Königshaus gegenüber und wie falsch sich Brasiberts Vater verhalten hatte, als er mit Answin von Rabenmund sympathisiert hatte.  
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Brasibert verzog das Gesicht. Er hatte den alten Gippelsteiner gehasst. Dieser knochige alte Kerl, der ihm etwas von RONdra und ihren Tugenden erzählen wollte, von Loyalität dem Königshaus gegenüber und wie falsch sich Brasiberts Vater verhalten hatte, als er mit Answin von Rabenmund sympathisiert hatte...
 
Doch seit gut einem Götterlauf war der Alte tot. Brasibert erinnerte sich lächelnd an die Flammen, die den alten Wehrturm auf Burg Gippelstein umhüllten und dem alten Yantur keine Chance ließen.  
 
Doch seit gut einem Götterlauf war der Alte tot. Brasibert erinnerte sich lächelnd an die Flammen, die den alten Wehrturm auf Burg Gippelstein umhüllten und dem alten Yantur keine Chance ließen.  
Sein Tod brachte nur Gutes für Brasibert. Da der alte Gippelsteiner keine Erben hatte, fiel die Burg und das Junkertum Gippelstein zurück an die Familie von Hahnentritt. Und außerdem musste die Baronie nun von der Gräfin in Eslamsgrund neu vergeben werden. Und wer käme in Frage außer ihm? Baron Brasibert! Das klang gut.
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Sein Tod brachte nur Gutes für Brasibert. Da der alte Yantur keine Erben hatte und es auch keinen Baron gab, fiel die Burg und das Junkertum Gippelstein zurück an die Familie von Hahnentritt. Zudem fiel die Baronie damit an die Gräfin in Eslamsgrund, die sicher besseres zu tun hatte, als eine unbedeutende Baronie zu verwalten. Also musste ein neuer Baron her. Und wer käme in Frage außer ihm? Baron Brasibert! Das klang gut.  
  
Am 20. INGerimm brach Junker Brasibert auf. Am Morgen hatte er am PRAiosschrein von Burg Hahnenfels gebetet und ein paar Münzen gespendet.  
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Am 20. INGerimm brach Junker Brasibert auf. Am Morgen hatte er am PRAiosschrein von Burg Hahnenfels gebetet und ein paar kleine Münzen gespendet.  
Seine beste Garderobe lag gut verstaut in der Packtasche seines Pferdes, seine Axt hatte er von einem Büttel auf Hochglanz polieren lassen. Ein wenig wehmütig dachte er an das Schwert der Barone von Hahnentritt zurück. Als sein Vater auf den Silkwiesen fiel, blieb auch das Schwert dort. Und niemand wagte damals, nach dem Verbleib der Waffe zu fragen. Zu groß die Gefahr, dass die ganze Familie von Hahnentritt für die Überzeugung des Giselbert von Hahnentritt weiter büssen müsste. Also hatte Brasibert sich irgendwann eine neue "Familienwaffe" gesucht. Eine Henkersaxt. Diese würde irgendwann all jene zu spüren bekommen, die seiner Familie geschadet hatten. Doch dazu musste Brasibert erst einmal Baron werden.  
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Seine beste Garderobe lag gut verstaut in der Packtasche seines Pferdes, seine Axt hatte er von einem Büttel auf Hochglanz polieren lassen. Ein wenig wehmütig dachte er an das Schwert der Barone von Hahnentritt zurück. Als sein Vater auf den Silkwiesen fiel, blieb auch das Schwert dort. Und niemand aus der Familie wagte damals, nach dem Verbleib der Waffe zu fragen. Zu groß die Gefahr, dass die ganze Familie von Hahnentritt für die Überzeugung des Giselbert von Hahnentritt büßen müsste. Also hatte Brasibert sich irgendwann eine neue "Familienwaffe" gesucht - eine kurze Henkersaxt. Diese würde irgendwann all jene zu spüren bekommen, die seiner Familie geschadet hatten. Doch dazu musste Brasibert erst einmal zu Macht kommen. Die erste Stufe dahin war die Baronie.  
  
Vier Tage später erreichte er die Grafenstadt. Gut doppelt so groß wie das heimatliche Hahnendorf, wurde die Stadt Eslamsgrund zudem von der mächtigen Gerbaldsburg beherrscht. Neidisch musste Brasibert anerkennen, dass Burg Hahnenfels mit dieser gewaltigen Anlage nicht mithalten konnte.  
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Vier Tage später erreichte er die Grafenstadt Eslamsgrund. Gut doppelt so groß wie das heimatliche Hahnendorf, wurde die Stadt Eslamsgrund zudem von der mächtigen Gerbaldsburg beherrscht. Neidisch musste Brasibert anerkennen, dass seine Burg Hahnenfels mit dieser gewaltigen Anlage nicht mithalten konnte.  
  
Die gräfliche Residenz lag am Gerbaldsberg, kurz unterhalb der Burg. Junker Brasibert wurde innerhalb der Residenz ein Quartier zugewiesen, doch die Gräfin lies sich entschuldigen. Zu sehr sei sie mit ihren Pflichten beschäftigt.  
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Die gräfliche Residenz lag am Gerbaldsberg, kurz unterhalb der Burg. Junker Brasibert wurde bereits erwartet und man wies ihm innerhalb der Residenz ein Quartier zugewiesen. Die Gräfin lies sich indes entschuldigen. Zu sehr sei sie mit ihren Pflichten beschäftigt.  
 
Doch immerhin hatte sie Brasibert ihren Sohn, Siegeshart von Ehrenstein als Begleiter für die verbleibenden Tage zugewiesen. Brasibert fand Gefallen an dem jungen Ehrenstein. Trotz des Altersunterschiedes von gut zehn Götterläufen verstanden sich beide auf Anhieb prächtig. Der Junge zeigte Brasibert die Residenz, die Stadt und sogar die Gerbaldsburg. Eigentlich war die Burg kaiserlicher Eigengrund und durfte nur mit Erlaubnis des Reichsbehüters betreten werden. Doch für die Gräfin von Eslamsgrund und ihre Familie gab es natürlich diese Erlaubnis. Und so konnte Brasibert mit seinem jungen Begleiter nahezu ungestört die weitläufige Burganlage besichtigen.  
 
Doch immerhin hatte sie Brasibert ihren Sohn, Siegeshart von Ehrenstein als Begleiter für die verbleibenden Tage zugewiesen. Brasibert fand Gefallen an dem jungen Ehrenstein. Trotz des Altersunterschiedes von gut zehn Götterläufen verstanden sich beide auf Anhieb prächtig. Der Junge zeigte Brasibert die Residenz, die Stadt und sogar die Gerbaldsburg. Eigentlich war die Burg kaiserlicher Eigengrund und durfte nur mit Erlaubnis des Reichsbehüters betreten werden. Doch für die Gräfin von Eslamsgrund und ihre Familie gab es natürlich diese Erlaubnis. Und so konnte Brasibert mit seinem jungen Begleiter nahezu ungestört die weitläufige Burganlage besichtigen.  
  
Als der 1. RAHja gekommen war, kleidete sich Junker Brasibert in seine beste Garderobe. Er kämmte sich das Haar, benutzte sogar etwas von dem sündhaft teuren Duftwasser, dass seine Schwester Ayla im geschenkt hatte, als er ihr von dem bevorstehenden Ereignis berichtet hatte. Er wischte noch einmal mit einem Tuch über seine Axt und begab sich dann zum gräflichen Audienzsaal. Dort wies man ihm einen Platz in der dritten Reihe zu. In der ersten Reihe hatte die gräfliche Familie Platz genommen. Junker Siegeshart nickte ihm freudig zu. In Reihe zwei saß ein etwa 50jähriger Mann und eine etwa gleichaltrige Frau, dazu wohl deren Kinder, eine Frau und zwei Männer. Alle in etwa in Brasiberts Alter.
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Als der 1. RAHja gekommen war, kleidete sich Junker Brasibert in seine beste Garderobe. Er kämmte sich das Haar, benutzte sogar etwas von dem sündhaft teuren Duftwasser, dass seine Schwester Ayla im geschenkt hatte, als er ihr von dem bevorstehenden Ereignis berichtet hatte. Er wischte noch einmal mit einem Tuch über seine Axt und begab sich dann zum gräflichen Audienzsaal. Dieser war nur leidlich gefüllt. Scheinbar stand heute nur die Lehensvergabe von Fremmelsfelde auf dem Programm.  
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In der ersten Reihe hatte die gräfliche Familie Platz genommen. Junker Siegeshart nickte ihm freudig zu. In Reihe zwei saß ein etwa 50jähriger Mann und eine etwa gleichaltrige Frau, dazu wohl deren Kinder, eine Frau und zwei Männer. Alle in etwa in Brasiberts Alter. Ihm selbst wies man einen Platz in der dritten Reihe zu.  
  
Es dauerte noch eine Weile, dann begann die Zeremonie. Gräfin Efferdane von Ehrenstein schritt langsam zu ihrem gräflichen Thron. Hinter ihr betrat der PRAiosgeweihte den Saal. Brasibert betrachtete den Mann staunend. Vor Jahren war der Geweihte einmal auf Burg Hahnenfels zu Besuch gewesen. Damals schien er Brasibert nur ein gewöhnlicher Mensch zu sein, der sich auf Kosten seiner Familie satt ass. Doch jetzt, im vollen glänzenden Ornat, strahlte er durchaus etwas Göttliches aus.  
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Kurz darauf begann die Zeremonie. Gräfin Efferdane von Ehrenstein schritt langsam zu ihrem gräflichen Thron. Hinter ihr betrat der PRAiosgeweihte den Saal. Brasibert betrachtete den Mann staunend. Vor Jahren war der Geweihte einmal auf Burg Hahnenfels zu Besuch gewesen. Damals schien er Brasibert nur ein gewöhnlicher Mensch zu sein, der sich auf Kosten seiner Familie satt . Doch jetzt, im vollen glänzenden Ornat, strahlte er durchaus etwas Göttliches aus. Der Geweihte begann die Zeremonie mit einem kurzen Gebet vor dem PRAiosschrein des Audienzsaals. Dann übergab er das Wort an die Gräfin.  
 
 
Der Geweihte begann die Zeremonie mit einem kurzen Gebet vor dem PRAiosschrein des Audienzsaals. Dann übergab er das Wort an die Gräfin.  
 
  
 
"Verehrte Anwesende. Wir sind heute hier zusammengekommen, um das vakante Lehen Fremmelsfelde neu zu vergeben.", die Gräfin machte eine kurze Pause.
 
"Verehrte Anwesende. Wir sind heute hier zusammengekommen, um das vakante Lehen Fremmelsfelde neu zu vergeben.", die Gräfin machte eine kurze Pause.
 
"Darulf von Corish und von Praill, tretet an den Altar!"
 
"Darulf von Corish und von Praill, tretet an den Altar!"
Der 50jährige vor Brasibert erhob sich und schritt auf den Altar zu. In Brasiberts Kopf überschlug sich alles. Wieso sollte der alte Mann zum Altar kommen, wer war das überhaupt.
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Der 50jährige vor Brasibert erhob sich und schritt auf den Altar zu. In Brasiberts Kopf überschlug sich alles. Wieso sollte der alte Mann zum Altar kommen, wer war das überhaupt. Sollte etwa der Kerl die Baronie bekommen...
Brasibert sprang auf. Die Gräfin, die eine solche Reaktion wohl erwartet hatte, sagte "Junker von Hahnentritt nehme ich an. Nehmt doch bitte wieder Platz. Ihr wollt doch nicht die Zeremonie stören?"  
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Brasibert sprang auf. Die Gräfin, die eine solche Reaktion wohl erwartet hatte, sagte kühl, "Junker von Hahnentritt nehme ich an. Nehmt doch bitte wieder Platz. Ihr wollt doch nicht diese heilige Zeremonie stören?"  
  
Verwirrt schüttelte Brasibert den Kopf und sank auf seinen Stuhl zurück. Die Gräfin lächelte kalt und fuhr fort, "Im Namen der Zwölfgötter, PRAios voran, dem das Recht und die Ordnung lieb sind. Wir haben uns versichert, dass ihr frei und adlig in rechtmäßiger Ehe geboren seid und dass euch durch eure Geburt und eure Fähigkeiten das zusteht, was ihr fordert. Auch habt ihr uns versichert, dass ihr keine Magie anwendet, wie es seit dem Garether Pamphlet Vorraussetzung für die Belehnung eines Adligen ist. Ebenfalls habt ihr erklärt, dass ihr keiner der Kirchen der Zwölfe als Geweihte verbunden seid. So fragen wir euch: Begehrt Ihr Euch durch Euren Schwur der Gemeinschaft des über die garetischen Lande in PRAios Namen herrschenden Adels anzuschließen?“
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Verwirrt schüttelte Brasibert den Kopf und sank auf seinen Stuhl zurück. Die Gräfin lächelte kalt und fuhr fort, "Im Namen der Zwölfgötter, PRAios voran, dem das Recht und die Ordnung lieb sind. Wir haben Uns versichert, dass Ihr frei und adlig in rechtmäßiger Ehe geboren seid und dass Euch durch Eure Geburt und Eure Fähigkeiten das zusteht, was Ihr fordert. Auch habt Ihr Uns versichert, dass Ihr keine Magie anwendet, wie es seit dem Garether Pamphlet Voraussetzung für die Belehnung eines Adligen ist. Ebenfalls habt Ihr erklärt, dass Ihr keiner der Kirchen der Zwölfe als Geweihte verbunden seid. So fragen Wir Euch: Begehrt Ihr Euch durch Euren Schwur der Gemeinschaft des über die garetischen Lande in PRAios Namen herrschenden Adels anzuschließen?“
  
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„In PRAios Namen, das will ich!“, antwortete der künftige Baron.
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Die Gräfin fuhr fort: „Ihr begehrt, was groß ist, aber kennt Ihr auch die Pflichten, die Ihr als Baron erfüllen müsst? Seid Ihr bereit, Seiner Majestät, Reichsbehüter Brin immer mit Eurem Rat zu helfen, wenn er dessen bedarf? Seid Ihr bereit, seinem Ruf mit Euren Bewaffneten zu folgen, wie es die Lehnspflicht gebietet? Werdet Ihr all Eure Fähigkeiten und Euer Leben in den Dienst des Reichsbehüters stellen, wie es recht und billig ist?“
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Darulf von Corish und von Praill zog sein Schwert, kniete nieder und legte das Schwert auf den Altar. Die Hand auf dem Schwert sprach er: „In PRAios Namen schwöre ich, Darulf von Corish und von Praill, dass ich meine Lehnspflichten mit allen meinen Kräften erfüllen will. In RONdras Namen schwöre ich, dass ich Seiner Majestät Reichsbehüter Brin mit meinen Bewaffneten folgen werde, wenn Er mich zu den Waffen ruft. In HESsindes Namen schwöre ich, Seiner Majestät mit meinem Rat zu dienen, wann immer Er dessen bedarf. Mein Leben und meine Fähigkeiten sollen dem Wohl Garetiens dienen. Mögen die heiligen und ewigen Zwölfe über diesen Schwur wachen, bis ich übers Nirgendmeer ziehe.“
  
„In PRAios Namen, das will ich!“, antwortete der künftige Baron.
 
Die Gräfin fuhr fort: „Ihr begehrt, was groß ist, aber kennt ihr auch die Pflichten, die ihr als Baron erfüllen müsst? Seid ihr bereit, Seiner Majestät Reichsbehüter Brin, immer mit eurem Rat zu helfen, wenn er dessen bedarf? Seid ihr bereit, seinem Ruf mit euren Bewaffneten zu folgen, wie es die Lehnspflicht gebietet? Werdet ihr all eure Fähigkeiten und euer Leben in den Dienst des Reichsbehüters stellen, wie es recht und billig ist?“
 
Darulf von Corish und von Praill zog sein Schwert, kniete nieder und legte das Schwert auf den Altar. Die Hand auf dem Schwert sprach er: „In PRAios Namen schwöre ich, Darulf von Corish und von Praill, dass ich meine Lehnspflichten mit allen meinen Kräften erfüllen will. In RONdras Namen schwöre ich, dass ich Seiner Majestät Reichsbehüter Brin mit meinen Bewaffneten folgen werde, wenn sie mich zu den Waffen ruft. In HESsindes Namen schwöre ich, seiner Majestät mit meinem Rat zu dienen, wann immer er dessen bedarf. Mein Leben und meine Fähigkeiten sollen dem Wohl Garetiens dienen. Mögen die heiligen und ewigen Zwölfe über diesen Schwur wachen, bis ich übers Nirgendmeer ziehe.“
 
 
Die Gräfin und der PRAiosgeweihte legten ihre Hände auf die des künftigen Barons, um den Schwur zu bekräftigen.  
 
Die Gräfin und der PRAiosgeweihte legten ihre Hände auf die des künftigen Barons, um den Schwur zu bekräftigen.  
Gräfin Efferdane sprach weiter: „Ihr habt Brin von Gareth bei den heiligen und ewigen Zwölfen die Treue geschworen und Treue soll mit Treue vergolten werden.“ Darulf streckte die gefalteten Hände vor, während die Gräfin diese mit den ihren umschloss.
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Gräfin Efferdane sprach weiter: „Ihr habt Brin von Gareth bei den heiligen und ewigen Zwölfen die Treue geschworen und Treue soll mit Treue vergolten werden.“  
„Und so schwöre ich euch unter den Augen der unsterblichen Zwölfe im Namen Brins und des Hauses Gareth, dass er euch ebenfalls die Treue halten wird. Dass er nichts von euch verlangen wird, was er nicht selbst zum Wohle des Landes zu geben bereit ist und dass er euch Schutz und Schirm vor den Feinden der zwölfgöttlichen Ordnung zusichert.“  
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Darulf streckte die gefalteten Hände vor, während die Gräfin diese mit den ihren umschloss.
„So ist ein heiliger Bund der Treue geschlossen worden zwischen Brin von Gareth und Darulf von Corish und von Praill, unter den Augen der Götter und den Zeugen eures Standes, wie es seit Raul dem Großen sein soll. Diesen Bund soll keiner brechen, doch so ihr uns untreu werdet, werdet ihr des Titels und Lehens verlustig gehen und die Strafe der Zwölfe wird Euch treffen. Wir fordern euch auf, götterfürchtig, gerecht und weise und eurer Verantwortung gemäß über die Baronie Fremmelsfelde zu herrschen, dass wir euch hiermit zum Lehen geben. Doch nun erhebt euch und seid willkommen in unserer Gemeinschaft Darulf von Corish und von Praill, Baron von Fremmelsfelde“.
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„Und so schwöre ich Euch unter den Augen der unsterblichen Zwölfe im Namen Brins und des Hauses Gareth, dass Er Euch ebenfalls die Treue halten wird. Dass Er nichts von Euch verlangen wird, was Er nicht selbst zum Wohle des Landes zu geben bereit ist und dass Er Euch Schutz und Schirm vor den Feinden der zwölfgöttlichen Ordnung zusichert.“  
Der neu ernannte Baron erhob sich, und wurde von der Gräfin umarmt. Ebenso erhoben sich die Anwesenden und bekundeten ihren Beifall. Brasibert blieb sitzen, unfähig sich zu bewegen. Völlig erstart hatte er den Ereignissen zugesehen. So nah war der Titel und jetzt wieder so fern. Wie konnte PRAios nur so etwas zulassen?
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„So ist ein heiliger Bund der Treue geschlossen worden zwischen Brin von Gareth und Darulf von Corish und von Praill, unter den Augen der Götter und den Zeugen Eures Standes, wie es seit Raul dem Großen sein soll. Diesen Bund soll keiner brechen, doch so Ihr Uns untreu werdet, werdet Ihr des Titels und Lehens verlustig gehen und die Strafe der Zwölfe wird Euch treffen. Wir fordern Euch auf, götterfürchtig, gerecht und weise und Eurer Verantwortung gemäß über die Baronie Fremmelsfelde zu herrschen, dass Wir Euch hiermit zum Lehen geben. Doch nun erhebt Euch und seid willkommen in unserer Gemeinschaft Darulf von Corish und von Praill, Baron von Fremmelsfelde“.
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Der neu ernannte Baron erhob sich, und wurde von der Gräfin umarmt. Ebenso erhoben sich die Anwesenden und bekundeten ihren Beifall. Brasibert blieb sitzen, unfähig sich zu bewegen. Völlig erstart hatte er die Ereignisse verfolgt. So nah war der Titel gewesen und jetzt war alles so fern. Wie konnte PRAios nur so etwas zulassen? War das alles nur ein böser Traum?
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Nach und nach begaben sich die Anwesenden zum neu ernannten Baron, um ihm die Ehre zu erweisen. Schnell war die Reihe an Brasibert, doch noch immer sass er unbewegt auf seinem Stuhl.  
 
Nach und nach begaben sich die Anwesenden zum neu ernannten Baron, um ihm die Ehre zu erweisen. Schnell war die Reihe an Brasibert, doch noch immer sass er unbewegt auf seinem Stuhl.  
  
"Junker von Hahnentritt! Erweist euerem Lehnsherrn die Ehre!", sprach die Gräfin.  
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"Junker von Hahnentritt! Erweist euerem Lehnsherrn die Ehre!", befahl die Gräfin.  
  
Gedanken rasten durch Brasiberts Kopf. Würde er dies jetzt verweigern, würde man ihn der Grafschaft verweisen, wenn nicht gar schlimmeres. Langsam erhob er sich und ging auf den neuen Baron zu.
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Gedanken rasten durch Brasiberts Kopf. Würde er dies jetzt verweigern, würde man ihn der Grafschaft verweisen, wenn nicht gar Schlimmeres. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Langsam erhob er sich und ging auf den neuen Baron zu.
  
Kurz bevor er Baron Darulf erreicht hatte, wurde die Szenerie unterbrochen. Eilig schritt ein Bote durch den Saal auf die Gräfin zu. Jedermann hielt inne, neugierig, was so wichtig sein mochte, eine heilige Zeremonie zu stören.  
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Kurz bevor er Baron Darulf erreicht hatte, wurde die Szenerie unterbrochen. Eilig lief ein Bote durch den Saal auf die Gräfin zu. Jedermann hielt inne, neugierig, was so wichtig sein mochte, eine heilige Zeremonie so zu stören.  
  
 
Die Gräfin nahm die Schriftrolle entgegen, prüfte das Siegel und brach es dann. Sie entrollte das Papier und las. Jedermann konnte sehen, wie die Farbe aus dem Gesicht Efferdanes verschwand. Sie wankte kurz, fasste sich dann aber. Langsam ging sie auf ihren Thron zu und setzte sich.  
 
Die Gräfin nahm die Schriftrolle entgegen, prüfte das Siegel und brach es dann. Sie entrollte das Papier und las. Jedermann konnte sehen, wie die Farbe aus dem Gesicht Efferdanes verschwand. Sie wankte kurz, fasste sich dann aber. Langsam ging sie auf ihren Thron zu und setzte sich.  
  
"PRAios stellt uns auf eine schwere Probe. Soeben habe ich erfahren, dass Seine Majestät der  Reichsbehüter bei einer Schlacht gefallen ist. Es gibt noch keine genauen Informationen aus Gareth, aber es heißt, ein Dämon hätte den Reichsbehüter getötet."
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Mit brüchiger Stimme verkündete sie, "PRAios stellt uns auf eine schwere Probe. Soeben habe ich erfahren, dass Seine Majestät der  Reichsbehüter bei einer Schlacht gefallen ist. Es gibt noch keine genauen Informationen aus Gareth, aber es heißt, ein Dämon hätte den Reichsbehüter getötet."
  
Voller Schrecken nahmen die Menschen die schlechte Nachricht auf. Auch Brasiberts Gesicht zeigte Erschrecken. Doch in seinem Inneren kam ein anderer Gedanke hoch - der eben geleistete Schwur bezog sich auf Brin, der offensichtlich bereits tot ist. Galt ein solcher Schwur überhaupt? War der neue Baron womöglich damit gar nicht Baron? Brasibert schöpfte Hoffnung und beschloss, diesen Fragen zu gegebener Zeit nachzugehen.  
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Voller Schrecken nahmen die Menschen die unglaubliche Nachricht auf. Auch Brasiberts Gesicht zeigte Erschrecken. Doch in seinem Inneren kam ein anderer Gedanke hoch - der eben geleistete Schwur bezog sich auf Brin, der offensichtlich bereits tot war. Galt ein solcher Schwur überhaupt? War der neue Baron womöglich damit gar nicht Baron? Brasibert schöpfte Hoffnung und beschloss, diesen Fragen zu gegebener Zeit nachzugehen.  
  
Langsam wurde es lauter im Saal. Viele weinten um den Reichsbehüter, einige diskutierten bereits die Folgen der Tragödie. Brasibert nutzte die Gelegenheit, den Saal zu verlassen. Nur wenig später saß er wieder auf seinem Pferd und ritt zurück nach Fremmelsfelde.
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Langsam wurde es lauter im Saal. Viele weinten um den Reichsbehüter, einige diskutierten bereits die Folgen der Tragödie. Brasibert nutzte die Gelegenheit, unbemerkt den Saal zu verlassen. Nur wenig später saß er wieder auf seinem Pferd und ritt zurück nach Fremmelsfelde.
  
  
 
== Der neue Baron – Teil 2 ==
 
== Der neue Baron – Teil 2 ==
  
Am 10 Tages des PRAios im Jahre 1022 erreichte der neue Baron von Fremmelsfelde, Darulf von Corish und von Praill die Burg Hahnenfels. Er hatte sein Erscheinen nicht angekündigt und so wurde er auch von niemandem erwartet.  
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Am 10. Tages des PRAios im Jahre 1022BF erreichte der neue Baron von Fremmelsfelde, Darulf von Corish und von Praill in Begleitung eines Ritters die Burg Hahnenfels. Er hatte sein Erscheinen nicht angekündigt und so wurde er auch von niemandem erwartet.  
  
Die Burgwache schüttelte nur ungläubig den Kopf, als Darulfs Begleiter diesen als neuen Baron vorstellten. Es dauerte einige Minuten, bis der beschränkte Büttel aufgab, einen Boten zum Vogt schickte und das Tor öffnete. Im unteren Burghof schlenderte ein Stalljunge herbei, um die Pferde der Gäste entgegenzunehmen. Darulf wurde langsam zornig. Was bildete sich dieser Flegel von Junker ein, ihm hier warten zu lassen?  
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Die Burgwache schüttelte nur ungläubig den Kopf, als Darulfs Begleiter diesen als neuen Baron vorstellte und Einlass verlangte. Es dauerte einige Minuten, bis der beschränkte Büttel aufgab, einen Boten zum Vogt schickte und das Tor öffnete. Im unteren Burghof schlenderte ein Stalljunge herbei, um die Pferde der Gäste entgegen zunehmen. Baron Darulf wurde langsam zornig. Was bildete sich dieser Flegel von Junker ein, ihm einen so ungebührlichen Empfang angedeihen zu lassen?  
  
Wütend schritt er auf das Tor zur Oberburg zu, als sich dort die Tore öffneten. Brasibert von Hahnentritt trat aus der Tür, eine Axt in der Hand, wie Henker sie benutzen.  
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Wütend schritt er auf das Tor zur Oberburg zu, als sich jenes öffneten. Brasibert von Hahnentritt trat aus dem Tor, eine kurze Axt in der Hand, ähnlich der, die Henker für ihr schmutziges Handwerk benutzten.  
  
 
"Was wollt Ihr?", fragte der Junker feindselig.
 
"Was wollt Ihr?", fragte der Junker feindselig.
  
"Bei PRAios, was erlaub Er sich? Ich bin der neue Baron von Fremmelsfelde, dies ist nun meine Burg und ich erwarte von Ihm, dass er sich entsprechend verhält!"
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"Bei PRAios, was erlaubt Er sich? Ich bin der neue Baron von Fremmelsfelde, dies ist nun meine Burg und ich erwarte von Ihm, dass er sich entsprechend verhält!"
  
 
Hinter Junker Brasibert traten nun weitere Büttel hervor, jeder die Hand am Schwert.
 
Hinter Junker Brasibert traten nun weitere Büttel hervor, jeder die Hand am Schwert.
  
"Nun, ich bin mir nicht sicher, ob ihr der neue Baron seid. Ich entsinne mich, dass ihr geschworen habt, einem Toten dienen zu wollen.", Brasibert grinste.
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"Nun, ich bin mir nicht sicher, ob Ihr der neue Baron seid. Ich entsinne mich, dass Ihr geschworen habt, einem Toten dienen zu wollen.", Brasibert grinste.
  
 
Der Baron atmete tief durch. Dieser Flegel!  
 
Der Baron atmete tief durch. Dieser Flegel!  
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"Nun, das ist ein interessanter Standpunkt, über den sich sicher gut disputieren ließe, doch leider fehlt mir dazu die Muße", Baron Darulf trat einen Schritt vor, "Ich habe mit einer ähnlichen Reaktion Eurerseits gerechnet."
 
"Nun, das ist ein interessanter Standpunkt, über den sich sicher gut disputieren ließe, doch leider fehlt mir dazu die Muße", Baron Darulf trat einen Schritt vor, "Ich habe mit einer ähnlichen Reaktion Eurerseits gerechnet."
  
"Und trotzdem habt Ihr nur einen Bewaffneten dabei?", grinste Brasibert.
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"Und trotzdem habt Ihr nur einen Bewaffneten dabei?", lachte Brasibert.
  
 
"Also erstens ist dieser gute Mann Euren Knechten sicher weit überlegen", gab Darulf zurück, "und zweitens bin ich kein Mann der Gewalt. Ich bevorzuge sauberere Lösungen."
 
"Also erstens ist dieser gute Mann Euren Knechten sicher weit überlegen", gab Darulf zurück, "und zweitens bin ich kein Mann der Gewalt. Ich bevorzuge sauberere Lösungen."
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Brasibert blickte nachdenklich auf den älteren Mann herab. Eine Gefahr stellte er nicht wirklich dar. Und auch wenn der Krieger den er mitgebracht hatte, den Fremmelsfelder Bütteln wirklich überlegen war, so hätte er doch keine Chance, lebend die Burg zu verlassen. Was konnte eine kurze Unterredung also schaden? Vermutlich wollte der alte Mann nur sein Gesicht wahren.
 
Brasibert blickte nachdenklich auf den älteren Mann herab. Eine Gefahr stellte er nicht wirklich dar. Und auch wenn der Krieger den er mitgebracht hatte, den Fremmelsfelder Bütteln wirklich überlegen war, so hätte er doch keine Chance, lebend die Burg zu verlassen. Was konnte eine kurze Unterredung also schaden? Vermutlich wollte der alte Mann nur sein Gesicht wahren.
  
"Nun denn", sagte Brasibert, "Darf ich euch meine bescheidene Behausung zeigen?"
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"Nun denn", sagte Brasibert, "Darf ich euch meine bescheidende Behausung zeigen?"
  
Kurz darauf standen Baron Darulf und Junker Brasibert in der Grossen Halle der Burg.  
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Kurz darauf standen Baron Darulf und Junker Brasibert vor dem Kamin der Grossen Halle der Burg.  
  
"Was habt ihr zu sagen?", fragte Brasibert ungeduldig.
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"Also, Was habt Ihr zu sagen?", fragte Brasibert ungeduldig.
  
"Ad primum: Rede er mich mit Hochgeboren an. Ad secundum: Ich bin in Besitz von Dokumenten, die zweifelsfrei beweisen, dass Euer verehrter Vater dem Reichsverräter Answin von Rabenmund diente."
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"Ad primum: Rede er mich mit Hochgeboren an. Ad secundum: Ich bin in Besitz von Dokumenten, die zweifelsfrei beweisen, dass Euer verehrter Vater dem Reichsverräter Answin von Rabenmund diente.", fing Baron Darulf mit schneidender Stimme an.
  
Brasibert zog seine Waffe.
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Brasibert zog seine Waffe, die er inzwischen an seinen Gürtel gehängt hatte.  
  
"Ad tertium: Sollte mir etwas zustoßen, gelangen diese Dokumente in entsprechende Hände und die Familie von Hahnentritt wird nie wieder ein Amt in diesem Reich bekommen."
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"Ad tertium: Sollte mir etwas zustoßen, gelangen diese Dokumente innerhalb weniger Tage in entsprechende Hände und niemand aus der Familie von Hahnentritt wird je wieder ein Amt in diesem Reich bekommen. Ihr würdet vogelfrei sein.", beendete der Baron seine Aufzählung.
  
Der Junker liess seine Waffe sinken.  
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Der Junker ließ die Hand mit der Waffe sinken.  
  
"Ihr habt die Wahl. Ich biete euch das Amt des Vogtes dieser Baronie. Ihr werdet mir dienen und für meine Sicherheit bürgen. Habt ihr das verstanden?", fragte Darulf.
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"Ihr habt die Wahl. Ich habe nichts gegen Euch persönlich, ich kann Euer Verhalten sogar bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Aber akzeptiert die Tatsachen: Ich bin der Baron, nicht Ihr!", fuhr Darulf fort, "Ich biete euch das Amt des Vogtes dieser Baronie an. Ihr werdet mir dienen und für meine Sicherheit bürgen. Habt ihr das verstanden?", fragte Darulf.
  
 
Brasibert starrte sein Gegenüber an, "Ich soll Euch dienen? Dies ist meine Baronie. Seit den Priesterkaisern herrschen die Hahnentritts über Fremmelsfelde."
 
Brasibert starrte sein Gegenüber an, "Ich soll Euch dienen? Dies ist meine Baronie. Seit den Priesterkaisern herrschen die Hahnentritts über Fremmelsfelde."
  
"Bis euer Vater Answinist wurde.", fuhr Darulf fort, "Was habt ihr erwartet, dass man dies in Gareth einfach vergisst? Niemals werdet ihr ein Lehen bekommen. Eure einzige Chance ist, Euch das Vertrauen neu zu verdienen. Wenn ihr das Amt des Vogtes gut ausführt, werde ich eure Karriere unterstützen. Und wer weiß, vielleicht bekommt ihr dann irgendwann ein höheres Amt."
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"Bis euer Vater Answinist wurde.", fuhr Darulf unbeirrt fort, "Was habt ihr erwartet? Dass man dies in Gareth einfach vergisst? Niemals werdet ihr ein Lehen bekommen. Eure einzige Chance ist es, Euch das Vertrauen neu zu verdienen. Wenn ihr das Amt des Vogtes gut ausführt, werde ich eure Karriere unterstützen. Und wer weiß, vielleicht bekommt ihr dann irgendwann ein höheres Amt."
  
 
Brasibert lies den Kopf sinken.
 
Brasibert lies den Kopf sinken.
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Brasibert nickte schwach.
 
Brasibert nickte schwach.
  
"Gut. Dann kniet nieder und schwört bei PRAios, dass ihr mir als Vogt dienen werdet und für meine Sicherheit bürgt", forderte Darulf.
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"Gut. Dann kniet nieder und schwört bei PRAios, dass Ihr mir als Vogt dienen werdet und für meine Sicherheit bürgt!", forderte Darulf.
  
 
Brasibert ging in die Knie und lies seine Axt dabei los.
 
Brasibert ging in die Knie und lies seine Axt dabei los.
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"Bei PRAios, ich schwöre", sagte er leise.
 
"Bei PRAios, ich schwöre", sagte er leise.
  
Darulf nickte, "Ich reise noch heute wieder ab. Ich einem Götterlauf werde ich wiederkehren. Bereit bis dahin diese Burg auf mich und meine Familie vor. Genaueres habe ich euch hier aufgeschrieben."
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Darulf nickte, "Ich reise noch heute wieder ab. Ich einem Götternamen werde ich mit meiner Familie zurückkehren. Bereit bis dahin diese Burg auf mich und meine Familie vor. Genaueres habe ich euch hier aufgeschrieben.", Darulf zog ein Schriftstück hervor und legte es auf den Tisch.
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"Den offiziellen Lehnseid werden wir dann nachholen.", sagte Darulf und wandte sich zur Tür. "Und denkt immer daran, wenn mir oder meiner Familie etwas zustößt, seid ihr vogelfrei." Dann verließ er die Halle.
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Brasibert hockte noch einige Zeit am Boden. Seine Gedanken rasten, doch bot sich ihm keine Lösung. Wenn der Baron wirklich solche Dokumente besaß, dann hatte Brasibert kein Mittel gegen ihn. Der Baron hatte recht, er konnte nur abwarten und sich Vertrauen verdienen. Und dann, in ein paar Jahren vielleicht, würde die Situation anders aussehen. Irgendetwas würde ihm schon einfallen.
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Langsam erhob er sich und ging zurück auf den Burghof. Baron Darulf und sein Begleiter waren bereits abgereist. Nur eine Burgwache war noch zu sehen. Nachdenklich schaute Brasibert in die untergehende Scheibe des PRAios. Ungezähmte Wut kam in ihm hoch. Was bildete sich dieser Götterfürst eigentlich ein? Warum musste er für die Sünden seines Vaters büßen? Wieso betrog man ihn um sein rechtmäßiges Erbe?
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Mühsam schluckte Brasibert einen Fluch hinunter und drehte sich um, das Hauptgebäude wieder zu betreten. Dabei fiel ihm der kleine PRAios-Schrein auf, den seine Vorfahren in der Burg einst errichtet hatten. Eine goldene Münze lag dort. Der neue Baron musste sie gespendet haben. Wütend griff sich Brasibert die Münze und spuckte auf den Schrein.
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Dieser Gott hatte es nicht verdient, geachtet zu werden.
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== Geschichte: Der neue Baron – Teil 3 ==
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Mitte Rondra 1021 BF traf die tobrische Familie des Barons Darulf von Corish und von Praill auf Burg Hahnenfels ein. Junker Brasibert von Hahnentritt hatte die Anweisungen des Barons befolgt und das Hauptgebäude der Burg entsprechend eingerichtet. Es standen zwar noch einige Umbauarbeiten an, aber diese hatten sich nicht innerhalb eines Mondes realisieren lassen. Brasibert selbst war in eines der Nebengebäude gezogen, ebenso seine Schwester Ayla.
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Brasibert hatte sich inzwischen gefangen. Lange hatte er mit seiner Schwester Ayla diskutiert. Seine Erwägungen, den Baron zu töten und es darauf ankommen zu lassen, ob er wirklich entsprechende Dokumente besaß, hatte sie abgelehnt.
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Die Familie des Barons war eigentlich die Familie seines Bruders, wie Junker Brasibert den Anweisungen des Barons entnommen hatte. Dessen Bruder Bernfried, dessen Frau, sowie die drei gemeinsamen Kinder. Brasibert erinnerte sich dunkel daran, in der gräflichen Residenz zu Eslamsgrund hinter ihnen gesessen zu haben. Dabei war ihm auch ein Gedanke gekommen. Alle drei Kinder waren in seinem Alter. Vielleicht ließen sich so Bande knüpfen, die ihm beizeiten nützlich sein konnten. So hässlich schien ihm die Nichte des Barons in seinen Erinnerungen jedenfalls nicht zu sein.
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Die Familie von Corish und von Praill reiste in einer Kutsche. Die beiden Neffen des Barons ritten nebenher. Begleitet wurde die adelige Reisegesellschaft von einer Lanze Reiter.
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Junker Brasibert lies die Burgwache antreten und wartete bis der Kutscher die Tür öffnete. Heraus trat eine Ältere Frau mit braunen Haaren und Gewändern, die einen exquisiten und teuren Geschmack verrieten.
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"Euer Wohlgeboren, lasst mich Euch auf Burg Hahnenfels begrüßen", begann Brasibert und verneigte sich tiefer als nötig.
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Die Edle schaute sich um und blickte pikiert umher, "Schmutzig! Wieso ist es hier so schmutzig?"
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Brasibert verkniff sich eine Bemerkung und reichte ihr die Hand, "Lasst mich Euch in die Oberburg begleiten. Dort ist es weitaus sauberer und es gibt einen wundervollen Ausblick."
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Verwundert schaute ihn die Edle an, "Da hat der gute Darulf wohl etwas übertrieben. Er hat aus Euch einen ungehobelten Klotz gemacht"
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Brasibert lächelte und führte sie zur Oberburg.
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"Kommt Kinder! Und bringt euren Vater mit!", rief sie über die Schulter zurück.
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Brasibert schaute neugierig zurück. Zwar hatte der Baron in seinem Brief seinen Bruder erwähnt, doch genaueres wusste Brasibert nicht. Die beiden Neffen des Barons halfen zuerst ihrer Schwester aus der Kutsche. Danach führten sie zu dritt ihren Vater heraus. Der Mann, offensichtlich ein Bruder des Barons, schien einmal ein kräftiger Krieger gewesen zu sein. Doch jetzt war seine breite Gestalt zusammengesunken. Müde setzte er einen Fuß vor den anderen, immer auf die Hilfe seiner Kinder angewiesen. Angewidert stellte Brasibert fest, dass dem Mann der Speichel aus dem Munde floss.
  
Darulf zog ein Schriftstück hervor und legte es auf den Tisch.
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"Kümmerst Euch nicht um ihn", bemerkte die Edle an seiner Seite.
  
"Den offiziellen Lehnseid werden wir dann nachholen.", sagte Darulf.
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"Wie Ihr wünscht", antwortete Brasibert und führte sie weiter.
  
Darulf wandte sich zur Tür, "Und denkt daran, wenn mir oder meiner Familie etwas zustößt, seid ihr vogelfrei." Dann verließ er die Halle.
+
Stunden später sank er erschöpft auf sein Bett nieder. Faduhenne von Corish und von Praill war eine anstrengende Frau. In den vergangenen Stunden hatte er ihr jeden Winkel der Burg zeigen, Anweisungen zu weiteren Umbauarbeiten entgegennehmen und dabei stets freundlich und zuvorkommend sein müssen. Doch die Mühe hatte sich gelohnt. Die Edle war eine leicht beeinflussbare Person. Mit ein wenig Schmeichelei würde sie für Brasibert kein Hindernis sein. Auch ihr Mann schien keines zu sein. Nach und nach hatte er ihr entlocken können, dass der berühmte tobrische Krieger Bernfried aus irgendeiner Schlacht, genauer wusste sie es nicht, als geistiges Wrack heimgekehrt war. Seitdem wurde er mit verschiedenen Mittelchen ruhig gestellt, damit er für niemanden eine Gefahr darstellte.  
  
Brasibert hockte noch lange am Boden. Seine Gedanken rasten, doch bot sich ihm keine Lösung. Wenn der Baron wirklich solche Dokumente besass, dann hatte Brasibert kein Mittel gegen ihn. Der Baron hatte recht, er konnte nur abwarten und sich Vertrauen verdienen. Und dann, in ein paar Jahren vielleicht, würde die Situation anders aussehen. Irgendwas würde ihm schon einfallen.
+
Nur zu den Kindern der Edlen hatte er noch keinen Kontakt bekommen. In Anwesenheit ihrer Mutter schienen sie recht einsilbig zu sein. Aber Brasibert würde noch viel Zeit haben, sie in seinem Sinne zu beeinflussen.  
  
Langsam erhob er sich und trat zurück in den Burghof. Baron Darulf und sein Begleiter waren bereits abgereist. Nur ein Wachposten war noch zu sehen. Nachdenklich schaute Brasibert in die untergehende Scheibe des PRAios. Wut kam in ihm hoch. Was bildete sich dieser Götterfürst eigentlich ein? Warum musste er für die Sünden seines Vaters büssen?
+
Brasibert zog die Schriftstücke hervor, dass die Edle Faduhenne ihm zum Abschied überreicht hatte. Das erste enthielt Anweisungen des Barons, die wohl nicht für seine Schwägerin bestimmt waren.
Mühsam schluckte Brasibert einen Fluch hinunter und drehte sich um, das Hauptgebäude wieder zu betreten. Dabei fiel ihm der kleine PRAios-Schrein auf, den seine Vorfahren in der Burg einst errichtet hatten. Eine goldene Münze lag dort. Der neue Baron musste sie gespendet haben. Wütend griff sich Brasibert die Münze und spuckte auf den Schrein.  
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"An Junker Brasibert von Hahnentritt,
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Wenn ihr dies lest, dann habt ihr meine Familie bereits kennengelernt. Ich muss euch sicher nicht an euren Schwur erinnern. Sollte meiner Familie etwas zustoßen, werde ich nicht nach genaueren Umständen fragen, sondern nahe liegende Schlüsse ziehen. Kommt also euren Verpflichtungen nach und sorgt für ihr Wohlergehen.
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Um Eure Pflichten erträglicher zu machen, bestelle ich Euch zum Vogt der Baronie. Eure Legitimation bestätigt das zweite Schreiben. Ebenso bestätige ich damit, dass ich Euch mit dem Junkertum Gippelstein belehne.
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Bis zu meinem Eintreffen auf Burg Hahnenfels in zwei Götternamen erwarte ich von Euch, dass die Umbaumaßnahmen auf Hahnenfels weitestgehend abgeschlossen sind. Zudem erwarte ich von Euch eine Aufstellung der Baronie: Einwohnerzahl, Tempel, Einnahmen, Ausgaben, etc. Weiterhin plane ich die Ansiedlung tobrischer Flüchtlinge auf Fremmelsfelder Gebiet. Sucht einen geeigneten Platz für eine Dorfgründung für gut 200 Seelen, die hauptsächlich Landwirtschaft betreiben.
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PRAios zum Gruße!
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Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde"
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Das zweite Schreiben enthielt die versprochene Legitimation.
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"Hiermit ernenne ich Junker Brasibert von Hahnentritt zum Vogt der Baronie Fremmelsfelde. Bis auf weiteres handelt er in meinem Namen, seinen Anweisungen ist Folge zu leisten.  
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Zudem bestätige ich genannten Junker als Inhaber des Junkertums Gippelstein.  
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Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde"
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Brasibert faltete die Schreiben wieder zusammen und legte sie neben sich. Der Anfang war gemacht. Der Baron schien auf seinen Schwur zu vertrauen und die Familie des Adligen schien auch kein Hindernis zu sein. So blieb ihm genug Freiraum, eigenen Plänen Vorschub zu leisten. Er würde Gippelstein wieder aufbauen. Und er würde Nachforschungen über den Baron anstellen. Vielleicht gab es auch auf dessen Weste dunkle Flecken.
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Und wenn nichts half, musste er die Nichts des Barons verführen. Soweit er bis jetzt wusste, hatte der Baron weder Frau noch Kinder. Da dessen Bruder wohl als schwachsinnig galt, würde dessen ältestes Kind, die Edle Leîane die Baronie erben...
  
Dieser Gott hatte es nicht verdient, geachtet zu werden.
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[[Benutzer:Goswin|Goswin]]

Version vom 25. Februar 2007, 20:09 Uhr

Geschichte: Der neue Baron – Teil 1

"An Brasibert von Hahnentritt, Junker zu Hahnenfels, Ritter zu Gippelstein,

Euer Wohlgeboren,

Wie Euch bekannt ist, fiel das Lehen Fremmelsfelde nach dem bedauerlichen Tode des Vogtes Yantur von Gippelstein vorläufig zurück an Uns. Dieser Zustand muss und soll nun ein Ende haben. Aus diesem Anlass fordern Wir Euch auf, am 1. Rahja 1021BF in der gräflichen Residenz zu Eslamsgrund zu erscheinen.

PRAios zum Gruße!

Efferdane von Ehrenstein, Gräfin von Eslamsgrund Gegeben zu Eslamsgrund am 1. INGerimm 1021BF"


Brasibert von Hahnentritt las den Brief noch einmal. Endlich! Endlich würde er Baron werden. Wie hatte er auf diesen Moment gewartet. Seit dem unseligen Tage, als sein Vater von gut zehn Götterläufen auf den Silkwiesen gefallen war, hatte der alte Gippelsteiner die Baronie verwaltet und damit die lange Kette der Barone aus dem Hause von Hahnentritt unterbrochen. Brasibert verzog das Gesicht. Er hatte den alten Gippelsteiner gehasst. Dieser knochige alte Kerl, der ihm etwas von RONdra und ihren Tugenden erzählen wollte, von Loyalität dem Königshaus gegenüber und wie falsch sich Brasiberts Vater verhalten hatte, als er mit Answin von Rabenmund sympathisiert hatte... Doch seit gut einem Götterlauf war der Alte tot. Brasibert erinnerte sich lächelnd an die Flammen, die den alten Wehrturm auf Burg Gippelstein umhüllten und dem alten Yantur keine Chance ließen. Sein Tod brachte nur Gutes für Brasibert. Da der alte Yantur keine Erben hatte und es auch keinen Baron gab, fiel die Burg und das Junkertum Gippelstein zurück an die Familie von Hahnentritt. Zudem fiel die Baronie damit an die Gräfin in Eslamsgrund, die sicher besseres zu tun hatte, als eine unbedeutende Baronie zu verwalten. Also musste ein neuer Baron her. Und wer käme in Frage außer ihm? Baron Brasibert! Das klang gut.

Am 20. INGerimm brach Junker Brasibert auf. Am Morgen hatte er am PRAiosschrein von Burg Hahnenfels gebetet und ein paar kleine Münzen gespendet. Seine beste Garderobe lag gut verstaut in der Packtasche seines Pferdes, seine Axt hatte er von einem Büttel auf Hochglanz polieren lassen. Ein wenig wehmütig dachte er an das Schwert der Barone von Hahnentritt zurück. Als sein Vater auf den Silkwiesen fiel, blieb auch das Schwert dort. Und niemand aus der Familie wagte damals, nach dem Verbleib der Waffe zu fragen. Zu groß die Gefahr, dass die ganze Familie von Hahnentritt für die Überzeugung des Giselbert von Hahnentritt büßen müsste. Also hatte Brasibert sich irgendwann eine neue "Familienwaffe" gesucht - eine kurze Henkersaxt. Diese würde irgendwann all jene zu spüren bekommen, die seiner Familie geschadet hatten. Doch dazu musste Brasibert erst einmal zu Macht kommen. Die erste Stufe dahin war die Baronie.

Vier Tage später erreichte er die Grafenstadt Eslamsgrund. Gut doppelt so groß wie das heimatliche Hahnendorf, wurde die Stadt Eslamsgrund zudem von der mächtigen Gerbaldsburg beherrscht. Neidisch musste Brasibert anerkennen, dass seine Burg Hahnenfels mit dieser gewaltigen Anlage nicht mithalten konnte.

Die gräfliche Residenz lag am Gerbaldsberg, kurz unterhalb der Burg. Junker Brasibert wurde bereits erwartet und man wies ihm innerhalb der Residenz ein Quartier zugewiesen. Die Gräfin lies sich indes entschuldigen. Zu sehr sei sie mit ihren Pflichten beschäftigt. Doch immerhin hatte sie Brasibert ihren Sohn, Siegeshart von Ehrenstein als Begleiter für die verbleibenden Tage zugewiesen. Brasibert fand Gefallen an dem jungen Ehrenstein. Trotz des Altersunterschiedes von gut zehn Götterläufen verstanden sich beide auf Anhieb prächtig. Der Junge zeigte Brasibert die Residenz, die Stadt und sogar die Gerbaldsburg. Eigentlich war die Burg kaiserlicher Eigengrund und durfte nur mit Erlaubnis des Reichsbehüters betreten werden. Doch für die Gräfin von Eslamsgrund und ihre Familie gab es natürlich diese Erlaubnis. Und so konnte Brasibert mit seinem jungen Begleiter nahezu ungestört die weitläufige Burganlage besichtigen.

Als der 1. RAHja gekommen war, kleidete sich Junker Brasibert in seine beste Garderobe. Er kämmte sich das Haar, benutzte sogar etwas von dem sündhaft teuren Duftwasser, dass seine Schwester Ayla im geschenkt hatte, als er ihr von dem bevorstehenden Ereignis berichtet hatte. Er wischte noch einmal mit einem Tuch über seine Axt und begab sich dann zum gräflichen Audienzsaal. Dieser war nur leidlich gefüllt. Scheinbar stand heute nur die Lehensvergabe von Fremmelsfelde auf dem Programm. In der ersten Reihe hatte die gräfliche Familie Platz genommen. Junker Siegeshart nickte ihm freudig zu. In Reihe zwei saß ein etwa 50jähriger Mann und eine etwa gleichaltrige Frau, dazu wohl deren Kinder, eine Frau und zwei Männer. Alle in etwa in Brasiberts Alter. Ihm selbst wies man einen Platz in der dritten Reihe zu.

Kurz darauf begann die Zeremonie. Gräfin Efferdane von Ehrenstein schritt langsam zu ihrem gräflichen Thron. Hinter ihr betrat der PRAiosgeweihte den Saal. Brasibert betrachtete den Mann staunend. Vor Jahren war der Geweihte einmal auf Burg Hahnenfels zu Besuch gewesen. Damals schien er Brasibert nur ein gewöhnlicher Mensch zu sein, der sich auf Kosten seiner Familie satt aß. Doch jetzt, im vollen glänzenden Ornat, strahlte er durchaus etwas Göttliches aus. Der Geweihte begann die Zeremonie mit einem kurzen Gebet vor dem PRAiosschrein des Audienzsaals. Dann übergab er das Wort an die Gräfin.

"Verehrte Anwesende. Wir sind heute hier zusammengekommen, um das vakante Lehen Fremmelsfelde neu zu vergeben.", die Gräfin machte eine kurze Pause. "Darulf von Corish und von Praill, tretet an den Altar!" Der 50jährige vor Brasibert erhob sich und schritt auf den Altar zu. In Brasiberts Kopf überschlug sich alles. Wieso sollte der alte Mann zum Altar kommen, wer war das überhaupt. Sollte etwa der Kerl die Baronie bekommen... Brasibert sprang auf. Die Gräfin, die eine solche Reaktion wohl erwartet hatte, sagte kühl, "Junker von Hahnentritt nehme ich an. Nehmt doch bitte wieder Platz. Ihr wollt doch nicht diese heilige Zeremonie stören?"

Verwirrt schüttelte Brasibert den Kopf und sank auf seinen Stuhl zurück. Die Gräfin lächelte kalt und fuhr fort, "Im Namen der Zwölfgötter, PRAios voran, dem das Recht und die Ordnung lieb sind. Wir haben Uns versichert, dass Ihr frei und adlig in rechtmäßiger Ehe geboren seid und dass Euch durch Eure Geburt und Eure Fähigkeiten das zusteht, was Ihr fordert. Auch habt Ihr Uns versichert, dass Ihr keine Magie anwendet, wie es seit dem Garether Pamphlet Voraussetzung für die Belehnung eines Adligen ist. Ebenfalls habt Ihr erklärt, dass Ihr keiner der Kirchen der Zwölfe als Geweihte verbunden seid. So fragen Wir Euch: Begehrt Ihr Euch durch Euren Schwur der Gemeinschaft des über die garetischen Lande in PRAios Namen herrschenden Adels anzuschließen?“

„In PRAios Namen, das will ich!“, antwortete der künftige Baron.

Die Gräfin fuhr fort: „Ihr begehrt, was groß ist, aber kennt Ihr auch die Pflichten, die Ihr als Baron erfüllen müsst? Seid Ihr bereit, Seiner Majestät, Reichsbehüter Brin immer mit Eurem Rat zu helfen, wenn er dessen bedarf? Seid Ihr bereit, seinem Ruf mit Euren Bewaffneten zu folgen, wie es die Lehnspflicht gebietet? Werdet Ihr all Eure Fähigkeiten und Euer Leben in den Dienst des Reichsbehüters stellen, wie es recht und billig ist?“

Darulf von Corish und von Praill zog sein Schwert, kniete nieder und legte das Schwert auf den Altar. Die Hand auf dem Schwert sprach er: „In PRAios Namen schwöre ich, Darulf von Corish und von Praill, dass ich meine Lehnspflichten mit allen meinen Kräften erfüllen will. In RONdras Namen schwöre ich, dass ich Seiner Majestät Reichsbehüter Brin mit meinen Bewaffneten folgen werde, wenn Er mich zu den Waffen ruft. In HESsindes Namen schwöre ich, Seiner Majestät mit meinem Rat zu dienen, wann immer Er dessen bedarf. Mein Leben und meine Fähigkeiten sollen dem Wohl Garetiens dienen. Mögen die heiligen und ewigen Zwölfe über diesen Schwur wachen, bis ich übers Nirgendmeer ziehe.“

Die Gräfin und der PRAiosgeweihte legten ihre Hände auf die des künftigen Barons, um den Schwur zu bekräftigen. Gräfin Efferdane sprach weiter: „Ihr habt Brin von Gareth bei den heiligen und ewigen Zwölfen die Treue geschworen und Treue soll mit Treue vergolten werden.“ Darulf streckte die gefalteten Hände vor, während die Gräfin diese mit den ihren umschloss. „Und so schwöre ich Euch unter den Augen der unsterblichen Zwölfe im Namen Brins und des Hauses Gareth, dass Er Euch ebenfalls die Treue halten wird. Dass Er nichts von Euch verlangen wird, was Er nicht selbst zum Wohle des Landes zu geben bereit ist und dass Er Euch Schutz und Schirm vor den Feinden der zwölfgöttlichen Ordnung zusichert.“

„So ist ein heiliger Bund der Treue geschlossen worden zwischen Brin von Gareth und Darulf von Corish und von Praill, unter den Augen der Götter und den Zeugen Eures Standes, wie es seit Raul dem Großen sein soll. Diesen Bund soll keiner brechen, doch so Ihr Uns untreu werdet, werdet Ihr des Titels und Lehens verlustig gehen und die Strafe der Zwölfe wird Euch treffen. Wir fordern Euch auf, götterfürchtig, gerecht und weise und Eurer Verantwortung gemäß über die Baronie Fremmelsfelde zu herrschen, dass Wir Euch hiermit zum Lehen geben. Doch nun erhebt Euch und seid willkommen in unserer Gemeinschaft Darulf von Corish und von Praill, Baron von Fremmelsfelde“.

Der neu ernannte Baron erhob sich, und wurde von der Gräfin umarmt. Ebenso erhoben sich die Anwesenden und bekundeten ihren Beifall. Brasibert blieb sitzen, unfähig sich zu bewegen. Völlig erstart hatte er die Ereignisse verfolgt. So nah war der Titel gewesen und jetzt war alles so fern. Wie konnte PRAios nur so etwas zulassen? War das alles nur ein böser Traum?

Nach und nach begaben sich die Anwesenden zum neu ernannten Baron, um ihm die Ehre zu erweisen. Schnell war die Reihe an Brasibert, doch noch immer sass er unbewegt auf seinem Stuhl.

"Junker von Hahnentritt! Erweist euerem Lehnsherrn die Ehre!", befahl die Gräfin.

Gedanken rasten durch Brasiberts Kopf. Würde er dies jetzt verweigern, würde man ihn der Grafschaft verweisen, wenn nicht gar Schlimmeres. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Langsam erhob er sich und ging auf den neuen Baron zu.

Kurz bevor er Baron Darulf erreicht hatte, wurde die Szenerie unterbrochen. Eilig lief ein Bote durch den Saal auf die Gräfin zu. Jedermann hielt inne, neugierig, was so wichtig sein mochte, eine heilige Zeremonie so zu stören.

Die Gräfin nahm die Schriftrolle entgegen, prüfte das Siegel und brach es dann. Sie entrollte das Papier und las. Jedermann konnte sehen, wie die Farbe aus dem Gesicht Efferdanes verschwand. Sie wankte kurz, fasste sich dann aber. Langsam ging sie auf ihren Thron zu und setzte sich.

Mit brüchiger Stimme verkündete sie, "PRAios stellt uns auf eine schwere Probe. Soeben habe ich erfahren, dass Seine Majestät der Reichsbehüter bei einer Schlacht gefallen ist. Es gibt noch keine genauen Informationen aus Gareth, aber es heißt, ein Dämon hätte den Reichsbehüter getötet."

Voller Schrecken nahmen die Menschen die unglaubliche Nachricht auf. Auch Brasiberts Gesicht zeigte Erschrecken. Doch in seinem Inneren kam ein anderer Gedanke hoch - der eben geleistete Schwur bezog sich auf Brin, der offensichtlich bereits tot war. Galt ein solcher Schwur überhaupt? War der neue Baron womöglich damit gar nicht Baron? Brasibert schöpfte Hoffnung und beschloss, diesen Fragen zu gegebener Zeit nachzugehen.

Langsam wurde es lauter im Saal. Viele weinten um den Reichsbehüter, einige diskutierten bereits die Folgen der Tragödie. Brasibert nutzte die Gelegenheit, unbemerkt den Saal zu verlassen. Nur wenig später saß er wieder auf seinem Pferd und ritt zurück nach Fremmelsfelde.


Der neue Baron – Teil 2

Am 10. Tages des PRAios im Jahre 1022BF erreichte der neue Baron von Fremmelsfelde, Darulf von Corish und von Praill in Begleitung eines Ritters die Burg Hahnenfels. Er hatte sein Erscheinen nicht angekündigt und so wurde er auch von niemandem erwartet.

Die Burgwache schüttelte nur ungläubig den Kopf, als Darulfs Begleiter diesen als neuen Baron vorstellte und Einlass verlangte. Es dauerte einige Minuten, bis der beschränkte Büttel aufgab, einen Boten zum Vogt schickte und das Tor öffnete. Im unteren Burghof schlenderte ein Stalljunge herbei, um die Pferde der Gäste entgegen zunehmen. Baron Darulf wurde langsam zornig. Was bildete sich dieser Flegel von Junker ein, ihm einen so ungebührlichen Empfang angedeihen zu lassen?

Wütend schritt er auf das Tor zur Oberburg zu, als sich jenes öffneten. Brasibert von Hahnentritt trat aus dem Tor, eine kurze Axt in der Hand, ähnlich der, die Henker für ihr schmutziges Handwerk benutzten.

"Was wollt Ihr?", fragte der Junker feindselig.

"Bei PRAios, was erlaubt Er sich? Ich bin der neue Baron von Fremmelsfelde, dies ist nun meine Burg und ich erwarte von Ihm, dass er sich entsprechend verhält!"

Hinter Junker Brasibert traten nun weitere Büttel hervor, jeder die Hand am Schwert.

"Nun, ich bin mir nicht sicher, ob Ihr der neue Baron seid. Ich entsinne mich, dass Ihr geschworen habt, einem Toten dienen zu wollen.", Brasibert grinste.

Der Baron atmete tief durch. Dieser Flegel!

"Nun, das ist ein interessanter Standpunkt, über den sich sicher gut disputieren ließe, doch leider fehlt mir dazu die Muße", Baron Darulf trat einen Schritt vor, "Ich habe mit einer ähnlichen Reaktion Eurerseits gerechnet."

"Und trotzdem habt Ihr nur einen Bewaffneten dabei?", lachte Brasibert.

"Also erstens ist dieser gute Mann Euren Knechten sicher weit überlegen", gab Darulf zurück, "und zweitens bin ich kein Mann der Gewalt. Ich bevorzuge sauberere Lösungen."

"Ich bin gespannt", antwortete Brasibert.

"Nun, was haltet ihr von einem Gespräch unter Ehrenmännern? Dann erkläre ich Euch, wie ich die Situation einschätze."

Brasibert blickte nachdenklich auf den älteren Mann herab. Eine Gefahr stellte er nicht wirklich dar. Und auch wenn der Krieger den er mitgebracht hatte, den Fremmelsfelder Bütteln wirklich überlegen war, so hätte er doch keine Chance, lebend die Burg zu verlassen. Was konnte eine kurze Unterredung also schaden? Vermutlich wollte der alte Mann nur sein Gesicht wahren.

"Nun denn", sagte Brasibert, "Darf ich euch meine bescheidende Behausung zeigen?"

Kurz darauf standen Baron Darulf und Junker Brasibert vor dem Kamin der Grossen Halle der Burg.

"Also, Was habt Ihr zu sagen?", fragte Brasibert ungeduldig.

"Ad primum: Rede er mich mit Hochgeboren an. Ad secundum: Ich bin in Besitz von Dokumenten, die zweifelsfrei beweisen, dass Euer verehrter Vater dem Reichsverräter Answin von Rabenmund diente.", fing Baron Darulf mit schneidender Stimme an.

Brasibert zog seine Waffe, die er inzwischen an seinen Gürtel gehängt hatte.

"Ad tertium: Sollte mir etwas zustoßen, gelangen diese Dokumente innerhalb weniger Tage in entsprechende Hände und niemand aus der Familie von Hahnentritt wird je wieder ein Amt in diesem Reich bekommen. Ihr würdet vogelfrei sein.", beendete der Baron seine Aufzählung.

Der Junker ließ die Hand mit der Waffe sinken.

"Ihr habt die Wahl. Ich habe nichts gegen Euch persönlich, ich kann Euer Verhalten sogar bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Aber akzeptiert die Tatsachen: Ich bin der Baron, nicht Ihr!", fuhr Darulf fort, "Ich biete euch das Amt des Vogtes dieser Baronie an. Ihr werdet mir dienen und für meine Sicherheit bürgen. Habt ihr das verstanden?", fragte Darulf.

Brasibert starrte sein Gegenüber an, "Ich soll Euch dienen? Dies ist meine Baronie. Seit den Priesterkaisern herrschen die Hahnentritts über Fremmelsfelde."

"Bis euer Vater Answinist wurde.", fuhr Darulf unbeirrt fort, "Was habt ihr erwartet? Dass man dies in Gareth einfach vergisst? Niemals werdet ihr ein Lehen bekommen. Eure einzige Chance ist es, Euch das Vertrauen neu zu verdienen. Wenn ihr das Amt des Vogtes gut ausführt, werde ich eure Karriere unterstützen. Und wer weiß, vielleicht bekommt ihr dann irgendwann ein höheres Amt."

Brasibert lies den Kopf sinken.

"Seid ihr einverstanden?", fragte Darulf.

Brasibert nickte schwach.

"Gut. Dann kniet nieder und schwört bei PRAios, dass Ihr mir als Vogt dienen werdet und für meine Sicherheit bürgt!", forderte Darulf.

Brasibert ging in die Knie und lies seine Axt dabei los.

"Bei PRAios, ich schwöre", sagte er leise.

Darulf nickte, "Ich reise noch heute wieder ab. Ich einem Götternamen werde ich mit meiner Familie zurückkehren. Bereit bis dahin diese Burg auf mich und meine Familie vor. Genaueres habe ich euch hier aufgeschrieben.", Darulf zog ein Schriftstück hervor und legte es auf den Tisch.

"Den offiziellen Lehnseid werden wir dann nachholen.", sagte Darulf und wandte sich zur Tür. "Und denkt immer daran, wenn mir oder meiner Familie etwas zustößt, seid ihr vogelfrei." Dann verließ er die Halle.

Brasibert hockte noch einige Zeit am Boden. Seine Gedanken rasten, doch bot sich ihm keine Lösung. Wenn der Baron wirklich solche Dokumente besaß, dann hatte Brasibert kein Mittel gegen ihn. Der Baron hatte recht, er konnte nur abwarten und sich Vertrauen verdienen. Und dann, in ein paar Jahren vielleicht, würde die Situation anders aussehen. Irgendetwas würde ihm schon einfallen.

Langsam erhob er sich und ging zurück auf den Burghof. Baron Darulf und sein Begleiter waren bereits abgereist. Nur eine Burgwache war noch zu sehen. Nachdenklich schaute Brasibert in die untergehende Scheibe des PRAios. Ungezähmte Wut kam in ihm hoch. Was bildete sich dieser Götterfürst eigentlich ein? Warum musste er für die Sünden seines Vaters büßen? Wieso betrog man ihn um sein rechtmäßiges Erbe? Mühsam schluckte Brasibert einen Fluch hinunter und drehte sich um, das Hauptgebäude wieder zu betreten. Dabei fiel ihm der kleine PRAios-Schrein auf, den seine Vorfahren in der Burg einst errichtet hatten. Eine goldene Münze lag dort. Der neue Baron musste sie gespendet haben. Wütend griff sich Brasibert die Münze und spuckte auf den Schrein.

Dieser Gott hatte es nicht verdient, geachtet zu werden.

Geschichte: Der neue Baron – Teil 3

Mitte Rondra 1021 BF traf die tobrische Familie des Barons Darulf von Corish und von Praill auf Burg Hahnenfels ein. Junker Brasibert von Hahnentritt hatte die Anweisungen des Barons befolgt und das Hauptgebäude der Burg entsprechend eingerichtet. Es standen zwar noch einige Umbauarbeiten an, aber diese hatten sich nicht innerhalb eines Mondes realisieren lassen. Brasibert selbst war in eines der Nebengebäude gezogen, ebenso seine Schwester Ayla.

Brasibert hatte sich inzwischen gefangen. Lange hatte er mit seiner Schwester Ayla diskutiert. Seine Erwägungen, den Baron zu töten und es darauf ankommen zu lassen, ob er wirklich entsprechende Dokumente besaß, hatte sie abgelehnt.

Die Familie des Barons war eigentlich die Familie seines Bruders, wie Junker Brasibert den Anweisungen des Barons entnommen hatte. Dessen Bruder Bernfried, dessen Frau, sowie die drei gemeinsamen Kinder. Brasibert erinnerte sich dunkel daran, in der gräflichen Residenz zu Eslamsgrund hinter ihnen gesessen zu haben. Dabei war ihm auch ein Gedanke gekommen. Alle drei Kinder waren in seinem Alter. Vielleicht ließen sich so Bande knüpfen, die ihm beizeiten nützlich sein konnten. So hässlich schien ihm die Nichte des Barons in seinen Erinnerungen jedenfalls nicht zu sein.

Die Familie von Corish und von Praill reiste in einer Kutsche. Die beiden Neffen des Barons ritten nebenher. Begleitet wurde die adelige Reisegesellschaft von einer Lanze Reiter. Junker Brasibert lies die Burgwache antreten und wartete bis der Kutscher die Tür öffnete. Heraus trat eine Ältere Frau mit braunen Haaren und Gewändern, die einen exquisiten und teuren Geschmack verrieten.

"Euer Wohlgeboren, lasst mich Euch auf Burg Hahnenfels begrüßen", begann Brasibert und verneigte sich tiefer als nötig.

Die Edle schaute sich um und blickte pikiert umher, "Schmutzig! Wieso ist es hier so schmutzig?"

Brasibert verkniff sich eine Bemerkung und reichte ihr die Hand, "Lasst mich Euch in die Oberburg begleiten. Dort ist es weitaus sauberer und es gibt einen wundervollen Ausblick."

Verwundert schaute ihn die Edle an, "Da hat der gute Darulf wohl etwas übertrieben. Er hat aus Euch einen ungehobelten Klotz gemacht"

Brasibert lächelte und führte sie zur Oberburg.

"Kommt Kinder! Und bringt euren Vater mit!", rief sie über die Schulter zurück.

Brasibert schaute neugierig zurück. Zwar hatte der Baron in seinem Brief seinen Bruder erwähnt, doch genaueres wusste Brasibert nicht. Die beiden Neffen des Barons halfen zuerst ihrer Schwester aus der Kutsche. Danach führten sie zu dritt ihren Vater heraus. Der Mann, offensichtlich ein Bruder des Barons, schien einmal ein kräftiger Krieger gewesen zu sein. Doch jetzt war seine breite Gestalt zusammengesunken. Müde setzte er einen Fuß vor den anderen, immer auf die Hilfe seiner Kinder angewiesen. Angewidert stellte Brasibert fest, dass dem Mann der Speichel aus dem Munde floss.

"Kümmerst Euch nicht um ihn", bemerkte die Edle an seiner Seite.

"Wie Ihr wünscht", antwortete Brasibert und führte sie weiter.

Stunden später sank er erschöpft auf sein Bett nieder. Faduhenne von Corish und von Praill war eine anstrengende Frau. In den vergangenen Stunden hatte er ihr jeden Winkel der Burg zeigen, Anweisungen zu weiteren Umbauarbeiten entgegennehmen und dabei stets freundlich und zuvorkommend sein müssen. Doch die Mühe hatte sich gelohnt. Die Edle war eine leicht beeinflussbare Person. Mit ein wenig Schmeichelei würde sie für Brasibert kein Hindernis sein. Auch ihr Mann schien keines zu sein. Nach und nach hatte er ihr entlocken können, dass der berühmte tobrische Krieger Bernfried aus irgendeiner Schlacht, genauer wusste sie es nicht, als geistiges Wrack heimgekehrt war. Seitdem wurde er mit verschiedenen Mittelchen ruhig gestellt, damit er für niemanden eine Gefahr darstellte.

Nur zu den Kindern der Edlen hatte er noch keinen Kontakt bekommen. In Anwesenheit ihrer Mutter schienen sie recht einsilbig zu sein. Aber Brasibert würde noch viel Zeit haben, sie in seinem Sinne zu beeinflussen.

Brasibert zog die Schriftstücke hervor, dass die Edle Faduhenne ihm zum Abschied überreicht hatte. Das erste enthielt Anweisungen des Barons, die wohl nicht für seine Schwägerin bestimmt waren.

"An Junker Brasibert von Hahnentritt,

Wenn ihr dies lest, dann habt ihr meine Familie bereits kennengelernt. Ich muss euch sicher nicht an euren Schwur erinnern. Sollte meiner Familie etwas zustoßen, werde ich nicht nach genaueren Umständen fragen, sondern nahe liegende Schlüsse ziehen. Kommt also euren Verpflichtungen nach und sorgt für ihr Wohlergehen.

Um Eure Pflichten erträglicher zu machen, bestelle ich Euch zum Vogt der Baronie. Eure Legitimation bestätigt das zweite Schreiben. Ebenso bestätige ich damit, dass ich Euch mit dem Junkertum Gippelstein belehne.

Bis zu meinem Eintreffen auf Burg Hahnenfels in zwei Götternamen erwarte ich von Euch, dass die Umbaumaßnahmen auf Hahnenfels weitestgehend abgeschlossen sind. Zudem erwarte ich von Euch eine Aufstellung der Baronie: Einwohnerzahl, Tempel, Einnahmen, Ausgaben, etc. Weiterhin plane ich die Ansiedlung tobrischer Flüchtlinge auf Fremmelsfelder Gebiet. Sucht einen geeigneten Platz für eine Dorfgründung für gut 200 Seelen, die hauptsächlich Landwirtschaft betreiben.

PRAios zum Gruße!

Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde"

Das zweite Schreiben enthielt die versprochene Legitimation.

"Hiermit ernenne ich Junker Brasibert von Hahnentritt zum Vogt der Baronie Fremmelsfelde. Bis auf weiteres handelt er in meinem Namen, seinen Anweisungen ist Folge zu leisten.

Zudem bestätige ich genannten Junker als Inhaber des Junkertums Gippelstein.

Darulf von Corish und von Praill, Baron zu Fremmelsfelde"

Brasibert faltete die Schreiben wieder zusammen und legte sie neben sich. Der Anfang war gemacht. Der Baron schien auf seinen Schwur zu vertrauen und die Familie des Adligen schien auch kein Hindernis zu sein. So blieb ihm genug Freiraum, eigenen Plänen Vorschub zu leisten. Er würde Gippelstein wieder aufbauen. Und er würde Nachforschungen über den Baron anstellen. Vielleicht gab es auch auf dessen Weste dunkle Flecken. Und wenn nichts half, musste er die Nichts des Barons verführen. Soweit er bis jetzt wusste, hatte der Baron weder Frau noch Kinder. Da dessen Bruder wohl als schwachsinnig galt, würde dessen ältestes Kind, die Edle Leîane die Baronie erben...

Goswin