Benutzer:Bega/Briefspiel in Perricum

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Eine Knappin für einen Knappen

Eine Knappin für einen Knappen — Briefspielreihe


Im Tal der Pferde

Im Tal der Pferde — Briefspielreihe

Zeitleiste wichtige Ereignisse

  • Anfang Praios 1041 BF - Martok beim Turnier in Gareth
  • Praios 1041 BF - Wulfhelm und die Familie regeln hinter den Kulissen Verlobungen etc.
  • Praios/Rondra 1041 BF - Entführung Darian von Brendiltal durch den Korbrunner (öffentliche Bekanntwerdung erst gegen Boron)
  • Ende Travia 1041 BF - Martoks Prozession und "Erleuchtung".
  • Anfang Boron 1041 BF - Beginnende Krise in Herdentor, wegen "Abwesenheit" Martoks, laute Ansprüchen Darians, Aurels und Irians II. auf Herdentor
  • Ende Boron 1041 BF - Treffen der Frauen in Haselhain (Bündnisse werden angegangen)
  • Mitte/Ende Hesinde 1041 BF - Tod Wulfhelm von Sturmfels
  • Ende Hesinde 1041 BF - Irian II. von Brendiltal muss Handeln und setzt einen Brief auf (an wen? Sulamith?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Herdentorer Hof ist gelähmt, Sebarin rasselt mit den Säbeln und die aranische Brut lächzt (Roschane zieht sich zurück?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Ein Treffen in Dreitempelhof wird organisiert.
  • Anfang Firun 1041 BF - Treffen in Dreitempelhof? (Sulamith, Mara, Roschane)
  • Ende Tsa 1041 BF - Dreitempler-Orden wird gegründet
  • Mitte/Ende Peraine 1041 BF - Kollegseröffnung und Malmerzusammenkunft

Sonnendämmerung

Sonnendämmerung — Briefspielreihe

Jadekrieger

Jadekrieger — Briefspielreihe

Einigung von Morganabad

Hesinde 1042 BF

Stimmen

Abberufen

Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Rahja 1043 BF:

Nandiran von Altmark saß an seinem Schreibtisch und sah die Korrespondenz des Barons durch. Bittsteller, Gratulanten, Schmeichler – der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt wurde umgarnt und das nicht zu knapp. Seit der 'Einigung von Morganabad' vor gut einem Götterlauf hatte sich die Macht des jungen Baron weiter gefestigt, schließlich wurden seine Forderungen und Bedenken vom Markgrafen, gar von der Kaiserin erhört. Hätten sich die Aranier durchgesetzt, wäre ein Drittel seiner Baronie nun Teil Araniens - welch Katastrophe das geworden wäre. Doch nun würde der Grenzverlauf festgesetzt und auch wenn das namensgebende Morganabad in dem Vertrag sonst keine Erwähnung fand, so war doch klar, dass es der Markgrafschaft Perricum und somit Dürsten-Darrenfurt zugeschlagen wurde. Ein großer Erfolg für Thorondir. Den Nachbarn in Weißbarûn erging es nicht so gut. Kein Wunder also, dass der Baron nunmehr fest im Lager des Markgrafen zu verorten war, auch wenn sicherlich andere die Verhandlungen geführt hatten. Bei aller Freude über die Bestätigung der Grenzen, so stellte die 'Einigung von Morganabad' Dürsten-Darrenfurt doch auch vor große Herausforderungen. Im Süden der Baronie lebten nicht weniger Aranier, die nicht erfreut über die erzielte Einigung waren und ihren Ärger immer wieder Luft machten.

Der unscheinbare Meister der Schreibstube überflog die Briefe und ordnete sie penibel nach Wichtigkeit. Der Baron hasste es mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Ein gesiegelter Brief fiel ihm dabei ins Auge – es war das Siegel von der Junkerin von Darren-Ulah, der Tante des Barons. Nandiran überflog die Zeilen immer und immer wieder, denn so richtig glauben mochte er den Inhalt nicht.

In diesem Moment stürmte der Baron mit seinen beiden Hausrittern Ramin und Hamedan herein. Alle drei wirkten ausgelassen, geradezu neckisch. Bestimmt kamen sie gerade von ihrem morgendlichen Ausritt zurück. Und ja, die schmutzige Kleidung 0der jungen Männer bestätigte seine Annahme.

„Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?“ Thorondir breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.

„Ja, es gibt nichts Schöneres als den Tag mit einem wilden Ausritt zu beginnen“, stimmte Hamedan mit ein, während Ramin zustimmend nickte.

„Ah mein guter Nandiran, wie immer schon fleißig.“ Thorondirs Blick fiel auf die Stapel auf dem Schreibtisch.

„Ich habe Eure Korrespondenz wie immer nach Wichtigkeit geordnet“, antwortete der Schreiberling pflichtbewusst. „Dieses Schriftstück dürfte Euch besonders interessieren.“ Nandiran übergab dem Baron das Schreiben von dessen Tante.

„Ah, was will meine verehrte Tante denn nun wieder?“ Die Worte des Barons hatten einen deutlich ironischen Unterton.

„Kurz gesagt, sie bittet um Entlassung von ihren Ämtern als Zeugmeisterin und Hofkaplanin, sowie der Entbindung von ihren Pflichten als Junkerin von Darren-Ulah.“

Ramin schaute ungläubig erst zu Hamedan und dann zu Throndir. „Sie will was? Nach all den Scherereien, die wir darum hatten?“

„Was ist ihre Begründung?“, wollte Hamedan wissen.

„Der Ruf ihrer Kirche. Während der Verhandlungen von Morganabad hatte sie eine Unterhaltung mit dem Schwert der Schwerter, die ihr den Weg erleuchtet habe. Die Leuin schickt sie in den Sturmwächter-Tempel in den Wall. Zur Einkehr und Besinnung auf die Tugenden Rondras, wie es heißt. Weltliche Ämter wären in diesen Zeiten nur Ballast, den es sich zu entledigen gilt.“ Nandrian schaute in die Runde.

„Aber sie hat doch so für weltlichen Einfluss hier gekämpft – auch gegen dich, Thorondir.“ Hamedan konnte es immer noch nicht glauben.

„Ja und sie hat verloren und sich davon nie erholt“, fügte Ramin hinzu.

„Dann kam noch der Sternenfall, Haffax, Arivor … .“

„Mein Herr“, der Meister der Schreibstube räusperte sich, „nun ist es an Euch einen neuen Junker für das nun vakante Lehen Eurer Tante zu berufen. Ihre Kinder kommen nicht infrage, da das eine tot ist und das andere ebenfalls im Schoß der Kirche verbleiben soll. Wenn ich einen Denkanstoß geben darf, Viburn von Aarenhaupt verwaltet das Lehen bereits erfolgreich seit Jahren an Eurer Tante statt.“

„Ja, der Aarenhaupt, ein loyaler Mann“, murmelte Thorondir vor sich hin und die aufmüpfige sog. Liga würde es auch beruhigen, dachte er kurz. „Ein guter Denkanstoß mein guter Nandiran.“

"Die 'Einigung von Morganabad' hat so einige Verwerfungen offenbart", warf Ramin ein, "zwar wurden die Gebietsansprüche Perricums was Dürsten-Darrenfurt angeht, vollends bestätigt, aber viele Teile der aranischen Bevölkerung auf unsere Seite sind unzufrieden damit. Es wäre wohl ein unglückliches Zeichen, ihnen nun auch noch einen raulschen Junker vorzusetzen."

"Wahr gesprochen, Ramin, denn nun gilt es den Frieden zu wahren. Also wäre es vor Vorteil jemanden mit aranischer Herkunft zu benennen ... aber die Loyalitäten der Person müssten ganz klar aufseiten des Reiches liegen."

"Ganz recht", auch Hamedan nickte zustimmend.

"Ich habe mich bereits entschieden." Thorodir blickte mit einem kecken Lächeln zu Hamedan und schaute dann zu Ramin. "Ramin, ich weiß, du und der Reichsvogt habt Dürsten-Darrenfurt bei den Verhandlungen von Morganabad um eine Katastrophe bewahrt. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn Hirtenheim und Morganabad an Aranien gefallen wären ... daher ernenne ich dich zum Junker von Darren-Ulah! Dort gibt es einen lauschigen Landsitz, wie mir zugetragen wurde, also genau das Richtige für dich und Hamedan." Der Baron blinzelte seinen beiden Hausrittern zu.

Der Angesprochene blickte seinen Herren beinahe erschrocken mit großen Augen an und fiel sogleich ergeben vor ihm auf die Knie.

Thorondir freute sich, mit dieser Entscheidung gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen belohnte er einen loyalen Gefolgsmann und besänftigte die brodelnden Gemüter seiner aranischen Untertanen. Zum anderen würde seine Gattin nun Ruhe geben, die ihm in den Ohren lag, Ramin wieder nach Dürsten-Darrenfurt zu beordern. Das Engagemant von Ramin und dem Haus Aimar-Gor während des Blutigen Jahres in Garetien war ihr ein Dorn im Auge, hatte sich Ramin dort doch als fähiger Hauptmann behaupten können und somit den Einfluss ihrer Familie geschmälert. Hier im fernen Perricum konnte er ihren Ambitionen in Garetien nicht gefährlich werden.


Autor: Bega

Feiger Mordüberfall auf altaranische Adlige nahe Morganabad?

(Todeswürfel)


Ein Bericht von Salman Alferan für die Perricumer Postille

Stadt Morganabad, Ingerimm 1042 BF: Der weise Friedensschluss zwischen unserer Kaiserin Rohaja von Gareth und dem aranischen Maharan Arkos Schah war nunmehr gute vier Monde alt, doch die Stimmung innerhalb der baburischen Bevölkerung in Perricum beruhigte sich nur langsam. In der 'Einigung von Morganabad' hatten beiden Monarchen under der Vermittlung des Schwert der Schwerter Bibernell von Hengisford die Grenzstreitigkeiten zwischen Aranien und dem Raulschen Reich ein für alle Mal beigelegt. Für die Perrinlanden war das Ergebnis dieser Übereinkunft sehr wohlwollend ausgefallen, wurden die strittigen Ortschaften wie Morganabad, Eslamskesh und Geyersruh allesamt eindeutig der Markgrafschaft Perricum zugeschlagen.

Was nun vor den Göttern, Praios voran, gutes Recht ist und vom Perricumer Adel auch schon seit Urzeiten proklamiert, scheint bei den Baburen unsererseits der Grenze immer noch für Unmut zu sorgen. Seit der Einigung kam es immer wieder zu kleinen Unruhen in Morganabad und Eslamskesh, doch gipfelte dieser Unmut nunmehr gar in einem feigen Mord?

Was war geschehen? Die edle Dame Mila von Palmyr-Donas war auf der Durchreise zu Verwandten in den östlichen Perrinlanden, als ihre Kutsche unweit der Stadt Morganabad von baburischen Gesindel angegriffen wurde. Bei dem Überfall fand die herrschaftliche Dame den Tod. Dies alleine wäre schon an Tragik genug, doch wenn wir einen genauen Blick auf die Persona der Ermordeten legen, ergeben sich ungeahnte Zusammenhänge. Die Familie Palmyr-Donas gehört zu den Familien in Perricum, die früher in Aranien viele Ländereien und Einfluss besaßen und nach dem Abfall dort alles verloren hatten. Ihr Weg führte sie nach Perricum ins Exil. Das Verhältnis zwischen den altaranischen Familien - zu denen auch die Familien Waraqis und Feqzaïl, sowie das Haus Aimar-Gor gehören, - und den heutzutage herrschenden Familien in Aranien ist bis dato sehr angespannt. Nun hält sich nachhaltig das Gerücht, die Kaiserin sei von fähigen altaranischen Diplomaten wie Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor und Saleva von Waraqis im Vorfeld des Treffens mit dem Maharan beraten worden. Hatten die exilierten Altaranier also maßgeblich Anteil am Erfolg der Verhandlungen für die Perrinlande? Viele Baburen in Morganabad und Eslamskesh scheinen das zu glauben, was deren Abneigung gegenüber den reichstreuen Altaraniern nur noch erstarken lässt.

War der Tod der Dame Mila also ein feiger Mordüberfall, also eine Racheaktion gegen die Altaranier? Die Tote war ausgerechnet eine Tante von Retos Mutter Rymiona von Aimar-Gor. Welch ein pikantes Detail. Oder handelte es sich um einen tragischen Unfall ohne politische Relevanz, wie von den Stadtoberen von Morganabad dieser Tage oft zu hören war. Während die Raulsche Liga lauthals nach Vergeltung schrie, ließ der Hof von Baron Thorondir von Dürsten verlautbaren, dass die Ereignisse erst einmal akribisch untersucht werden sollen. Denn nichts kann der junger Baron nun weniger gebrauchen als Unfrieden zwischen den Völkern in der Grenzregion zu Aranien.


Autor: Bega

Der Ruf des Südens

Der Ruf des Südens — Briefspielreihe

Unendliche Tiefen

Unendliche Tiefen — Briefspielreihe

Im Tal der Lieblichen Schwestern

Ort: Baronie Hengefeldt



Sternenregen

Blick in die Ferne

Sternenweiser, Baronie Sturmfels, Tsa 1042 BF

Die regelmäßige Reise zum Observatorium am Sternenweiser war für die jungen Geweihten Aldara und Thyrian schon immer aufregend gewesen. Die uralte astronomische Anlange wurde wahrscheinlich einst von Zwergen angelegt. Angroschim gab es hier zwar schon seit vielen Hundert Götterläufen nicht mehr, aber die steinernen Zeugnisse ermöglichten immer noch exakte Messungen des Sternbildes und des Firmaments. Sogar die berühmte Nandus-Heilige und Sternenkundlerin Niobara soll hier dereinst mit großer Hingabe das Firmament studiert haben. Einige der Originalschriften der Heiligen wurden im Hesinde-Tempel von Alriksburg noch immer aufbewahrt und galten als heilige Reliquien.

Die Geweihten des Hesinde-Tempels zu Ehren der Heiligen Niobara in der nahen Stadt Alriksburg nutzten das Observatorium noch immer für ihre Studien, galt der Tempel doch als führend in Großgaretien im Bereich Sternenkunde. Erzpraetorin Zelda von Wasserburg wusste um die Bedeutung ihres Tempels und auch um ihre Aufgabe dieser gerecht zu werden.

Besonders seit dem mysteriösen Sternenfall rückte das Observatorium und somit auch ihr Tempel immer mehr in den Fokus von Gelehrten, Priestern und auch Adligen. Seither strömten mehr Wissenssuchende in den Tempel auf der Suche nach Erkenntnis. Die Erzpraetorin selber verbrachte viel Zeit am Sternenweiser um den Sternenhimmel zu beobachten. Diese Nacht waren Aldara und Thyrian an der Reihe.

Die beide jungen Geweihten genossen diese Art von Zweisamkeit im Dienst an der Allweisen. Viele Male waren sie schon gemeinsam am Sternenweiser gewesen und längst war aus reiner Zuneigung mehr geworden. So saßen die beiden im uralten Observatorium und blickten auf das Firmament. Die unendliche Weite des Sternenhimmels breitete sich vor ihren Augen aus. Das Gefühl war unbeschreiblich. Hier oben fühlten sie sich ihrer Göttin besonders nahe.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass dein Vetter unserem Bund vor der Allwissenden zugestimmt hat. Ich meine, meine Familie ist zwar alt und hat einen tadellosen Stammbaum, aber wir sind nur Niederadlige. Du hingegen stammst aus dem Hochadel.“ Die Vorfreude auf die baldige Vermählung war Thyrian in seinen glitzernden Augen abzulesen.

„Bei Hesinde, ich bin so glücklich darüber, glaube mir“, ein Lächeln zeichnete sich in der der Dunkelheit auf ihrem Gesicht ab. „Doch die Entscheidung meines Vetters hatte sicherlich nichts mit Güte zu tun. Er verachtet mich und meine Geschwister, weil unser Vater ihm den Thron streitig machen wollte. Aus Rache wird er uns alle in andere Familien verheiraten, damit wir keinen Anspruch auf die Baronie erheben können.“

„Seine Beweggründe sind mir einerlei, Hauptsache er steht uns nicht im Weg und wir können hier gemeinsam der Allweisen dienen.“ Thyrian zuckte mit den Schultern.

„Ja Liebster, meinem Vetter ist nicht bewusst was für einen Gefallen er mir damit getan hat, auch wenn meine Mutter toben wird. Hauptsache wir sind zusammen.“

Die Lippen der Verliebten wollten sich gerade zu einem leidenschaftlichen Kuss treffen, als etwas in der Ferne ihre Aufmerksamkeit einforderte. Mehrere Lichtschweife blitzten in der Ferne auf.

„Bei der Allweisen, was ist das?“ Sofort war Thyrians Aufmerksamkeit wieder ganz am Sternenhimmel.

„Meteoriten!“, rief Aldara aufgeregt.

„Wir müssen berechnen wo der Meteoritenschauer niedergeht und dann sofort zurück in den Tempel.“


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Hesinde-Tempel zu Ehren der Heiligen Niobara, Stadt Alriksburg.

Ruhig hörte sich die Erzpratrorin Zelda Niobara Argelia von Wasserburg die Erkenntnisse der beiden jungen Geweihten an.

„Die Allwissende hat uns Zeichen geschickt und wir haben verstanden. Thiomara, setze umgehend Schreiben an unsere Schwestertempel in Perricum, Gareth und Falkenstein auf. Ebenso an das Kolleg und das Kloster St. Ancilla. Die Allwissende schickt uns auf eine Reise deren Ausgang noch ungewiss ist!“


Autor: Bega

Rat der Wissenden

Hesinde-Kloster St. Ancilla, Tsa 1042 BF

Es war ein schöner Frühlingstag, die Vögel zwitscherten um die Wette und Mokoscha gefällige Bienen schwirrten fleißig von Blüte zu Blüte.

Der Abt stand am mit rohalischen Ornamenten verzierten Fenster im Schlangenturm und blickte in die weitläufigen Klostergärten. Auf einer der großen Rasenflächen vollzog der Lehrmeister für Leibesertüchtigung Simion Grimmbart seine allmorgendliche Lehrstunde mit den Novizen. Nur in einem gesunden Körper konnte auch ein gesunder Geist ruhen, war das Kredo des jungen, athletischen Geweihten. Während die älteren Novizinnen Xeledane, Selinde und Duridanya mit Inbrunst den Anleitungen des charismatischen Simion folgten, musste dieser die jüngeren Faldor und Virinjan immer wieder ermahnen. Ein zaghaftes Lächeln huschte über das Gesicht des Abtes, denn die Jungen erinnerten ihn an seine Kindheit in Waldstein.

Das Klopfen an der Tür seines Amtszimmers riss den Abt aus seinen Gedanken und so wandte er sich von dem Treiben draußen im Klostergarten ab. Hesindion von Rossreut und Benderich Schlangenlieb traten ein.

„Ich habe den Rat der Wissenden berufen um die Neuigkeiten vom Observatorium am Sternenweiser zu diskutieren“, begann der Abt, der als Hüter des Wissens diesem Gremium vorstand. „Dieses Schreiben erreichte uns von der Erzpraetorin aus dem Tempel der Heiligen Niobara.“

Die beiden hohen Würdenträger lasen das Schreiben der Tempelvorsteherin aus der Markgrafschaft Perricum aufmerksam. Es war Hesindion, der als Bewahrer des Wissens der wohl größten Bibliothek des Königreichs vorstand, der als erster das Wort erhob.

„Ein erneuter Meteoritenschauer also“, stellte er fasziniert fest, „den Auswertungen des Observatoriums zufolge müsste der Niedergang in der Caldaia erfolgt sein.“

„Die Allwissende stellt uns vor eine neue Aufgabe. Durch die Zunge der Göttin hat mir seine Eminenz Durian von der Heydt vom Puniner Schlangentempel den Meteoriteneinschlag in der almadischen Caldaia bestätigt.“

„Haben die Worte seiner Eminenz Erkenntnis über den genauen Ort erbringen können?“, wollte Benderich wissen. Der Hauptmann der Schlangengarde war als Verteidiger des Wissens Mitglied in Rat der Wissenden.

„Das wohl. Es waren die Bluthügel von Caldaia!“

„Faszinierend“, sinnierte der Bewahrer des Wissens. „Das kann unmöglich ein Zufall sein.“

„Ich empfehle diesen Ereignissen in Sinne der Allwissenden zu begegnen“, Sprach der Verteidiger des Wissend gewohnt militärisch knapp.

„Geleitet von der heiligen Erkenntnis werden ich in der Schlangenbibliothek nach Hinweisen zu den gesagten Bluthügeln suchen.“

„Wir sollten eine Expedition in Erwägung ziehen!“, schlug der Hauptmann der Schlangengarde vor.

„Aus deinen Worten spricht die Weisheit unserer Herrin. Die Wissenssuchenden Haldana und Hexander sollen sich für einen baldigen Aufbruch bereithalten. Ebenfalls Magistra Teckelwitz, die ich bereits konsultiert habe. Unterrichte meinen Neffen Halderan, auch er soll sich bereit halten. Ich werde unterdessen seine Eminenz in Punin über unser Ansinnen informieren. Möge die Allwissende mit uns sein!“


Autor: Bega


Das Summen in der Ferne

Burg Finsterbinge, Tsa 1042 BF

Das Surren von abertausenden Flügeln hallte durch ihren Kopf, myriaden Beine im Gleichschritt prallten auf lautes, stürmisches Gebrüll und Klingen so scharf wie Löwenklauen. Am Rande diese Szenarios konnte sie noch weitere Heerhaufen auf- und übereinander schwappen sehen, in schwarz und rot, mit Skorpionsartigen Speergeschützen, die wie ein Stachel nach vorne schlugen und wieder andere die wie wilde Stiere auf die Feinde oder gar sich selbst auf einander einrannten. Doch die Hauptschlacht tobte hier vor ihr, mutige Heroen trafen auf Schildwälle. Doch allen gemein war, das sich ihre Toten zu hügeln stapelten, Hügeln aus Blut, die beinahe die Lücke zwischen einem Gigantenwall und einem Gebirgshohen Amboss zu füllen drohten.

Malina von Niederriet schreckte auf. Ihr Schlaf und ihre Träume waren in letzter Zeit nie besonders ruhig, da das Summen immer lauter wurde, von dort aus wo sie sich nun immer häufiger heimlich mit einigen Auserwählten trafen. Es war heilsam, genauso wie die Zusammenkünfte in ihrer verschworenen Gemeinschaft, aber auch genauso eindringlich und fordernd. Vorallem forderte es sie, es hielt sie an ihre Trauer abzulegen und ihrer Schar wieder eine gute Anführerin zu sein, als erste unter gleichen. Und so wusste sie auch, dass auch dieser Traum eine Aufforderung war. Im Traumgesicht hatte das Summen ihr einen Ort gesendet? Doch handelte es sich dabei um einen Ort in der Vergangenheit, dem Jetzt oder der Zukunft? Oder gar alles drei zusammen? Sie würde es herausfinden und eine Gruppe der ihrigen dorthin entsenden.

Und das Summen nahm wieder einen stimmulierenden Gleichton an.

Autor: Jan

Nur wen?

Hesinde-Kolleg zu Sichlingen, Tsa 1042 BF

Die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings lockten zwei alte bekannte aus ihren Stuben, um ihren Wein nicht mehr dort gemeinsam beim philosophieren einzunehmen, sondern in wohlig-dicker Kleidung im Garten des Kollegs an einem kleinen Tisch unter den keimenden Knospen der Bäume. Nachdem der eine erneut sein Leid über bürokratische Wirrungen der Kollegsstifterinnen geklagt hatte, schob ihm der andere ein Schreiben zu. "Vom Sternenweiser? Warum habe ich ein solches nicht erhalten?", irritiert mustere Miran das Schriftstückt.

"Vermutlich liegt es unter einem deiner Stapel, mein Guter. Mehr Phex als die Allweise war uns hier wohl hold, denn sie haben mir ebenso eines gesendet. Betrifft es doch am meisten mein Fachgebiet." Gab Rondragan etwas rotnasig spöttelnd zur Antwort und wedelte dabei mit dem Schreiben, so dass Miran Probleme bekam es zu lesen.

"Halt doch still oder berichte mir einfach, solch Eitelkeiten stehen dir gar nicht." Grinste der leicht fröstelnde Leiter des Kollegs, während zwei junge Studiosi sie amüsiert im vorbeigehend beäugten.

"Es geht um einen erneuten Sternenfall, den sie beobachten und im Grenzgebiet zwischen Garetien und Almada niedergehen sehen konnten. Sie wollen eine Expedition starten und sie fragen auch nach uns. Das ist mei...unsere Gelegenheit endlich einmal einen Erfolg verbuchen können, wenn diese Anfrage nicht generell schon ein Erfolg ist." Es war dem trinkfesten Gelehrten mit dem imposanten Bart an der roten Nasenspitze anzusehen, dass er dieser Expedition selbst beiwohnen wollte, auch weil die Studiosi hier regelmässig seine Geduld strapazierten.

Der Kollegsleiter indes verzog skeptisch sein Gesicht, was ihn noch mehr wie eine Echse in Menschgestalt wirken ließ. "Nur wen, Rondragan? Dich? Damit wir noch weniger ungebundene Kapazitäten hier haben? Und außerdem, mit wem soll ich dann in den Frühlings- und Sommermonden meinen Wein trinken und erheiternde Gespräche führen? Suna oder Sulana? Hahaha."

"Die Allweise möge dir Einsicht schenken, oder die Fuchs die Bauernschläue zur erkennen, dass nur ich der richtige für eine solche Mission bin." Wies der Gelehrte den Leiter zurecht.

Der ließ unzufrieden seine Augenlider sinken: "Du hast ja recht. Das Kolleg wird dich entsenden, auch wenn du fehlen magst, nimm ein bis zwei Studiosi mit, damit wir etwas entlastet sind und sie vielleicht sogar mal etwas lernen. Aber bevor wir ein Antwortschreiben aufsetzen, lass uns nochmal die Becher erheben. Auf unser fabelhaftes Kolleg und seinen baldigen Ruhm." Spöttelnd stießen sie an.

Autor: Jan

Am Hof von Dürsten-Darrenfurt

Boron & Tsa

Schloss Darrenfurt, 30. Travia 1044 BF

„Die Hexe von Darrenfurt ist tot! Die Hexe von Darrenfurt ist tot!“, flüsterten die beiden Pagen Praiosin und Boromir.

„Die Niederhöllen haben sie geholt“, tuschelte die Knappin Baha von Darrenfurt.

Wohl keine Person lebte länger am Hof, kannte ihn und seine dunkelsten Geheimnisse und Abgründe besser als die Kammerherrin Morina von Borstenfeld. Drei Barone hatte sie kommen und gehen sehen, Zeiten der Eintracht und Geschwisterfehde erlebt. Sie war immer da, im Hintergrund. Doch sie war auch ein Relikt aus vergangenen Zeiten, galt sie doch als enge Vertraute von Baronin Ruffina – der Großmutter des amtierenden Barons.

Die meisten der Höflinge hatten Angst vor ihr. Ihr hohes Alter, ihr Aussehen, die Gerüchte um ihre Geburt – das alles brachte ihr den Beinamen 'Hexe von Darrenfurt' ein. Das war ihr nur zu recht, pflegte sie diesen Habitus der Unnahbarkeit doch gar.

Nun war sie Tod, friedlich entschlafen, wie es hieß. Sie hinterließ eine Leere, zumindest ein leeres Hofamt, welches sehr begehrt war. Die Situation in Dürsten-Darrenfurt war zwar nicht erst seit der 'Einigung von Morganabad' kompliziert – Konflikte zwischen den einzelnen Volksgruppen der Raulschen, Nebachoten, Baburen und Aranier gab es schon immer. Nun aber würden von höchster politischer Instanz die Grenzen endgültig in Stein gemeißelt. Baron Thorondir konnte sehr zufrieden sein, alle seine Anspruchsgebiete wurden ihm zugeschlagen, doch sahen das nicht alle in der Bevölkerung mit Wohlwollen. Mit viel Fingerspitzengefühl und nah an Volkes Stimme hatte sich der junge Baron erfolgreich durch die politischen Stürme der letzten Monde laviert. Nun galt es ebenso weise zu handeln.


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Nachdenklich saß Baron Thorondir an seinem Schreibtisch, seine Beine lässig auf diesem ruhend. Unweit von ihm saßen seine beiden Hausritter und engsten Vertrauten Hamedan und Ramin.

„Ich konnte sie nie leiden“, entsprang es mit glasklarer Ehrlichkeit aus dem Munde des Barons. „Sie war … gruselig!“

„Jetzt kannst du wenigstens jemanden berufen der dir näher steht“, entgegnete Hamedan erfreut.

„Das Amt des Kammerherrn ist eines der wichtigsten am Hofe wie du weißt“, ergänzte Ramin.

„Ja ja, ich weiß!“ Der Baron tippte mit deinem Zeigefinger auf seinen Lippen herum. „Doch so frei bin ich mit meiner Entscheidung nicht. Die Bevölkerung rumort, meine Vasallen sind zerstritten.“

Eine Weile schwieg der Baron, dann ließ er den Leiter der Schreibstube zu sich rufen.

„Mein guter Nandiran, wie soll ich mich verhalten?“

Der Angesprochene räusperte sich, es erfüllte ihn mit Genugtuung von seinem Baron um Rat gebeten zu werden.

„Nun ja, die 'Einigung von Morganabad' hat für einige Verwerfungen gesorgt, da die tulamidische Bevölkerung ihren Unmut klar kundtat. In weiser Voraussicht habt ihr Wohlgeboren“, Nandiran deutete dabei auf Ramin, „zum Junker von Darren-Ulah erhoben, was die aranischen Tulamiden ein Stück weit beruhigte. Doch nun mehr sind es die Raulschen, die lautstark Forderungen stellen werden … .“

„Wohl war, mein guter Nandiran!“, der junge Baron kramte einige Pergamente hervor, die vom Meister der Schreibstube verfasst waren. „Die Mutter der Querulanten Tannhaus, das ist die Richtige um die Raulschen zufrieden zu stellen.“

Die Anwesenden nickten zustimmend, auch wenn gerade Hamedan und Ramin gerne eine andere Entscheidung gesehen hätten, so wussten sie doch um die politische Aussagekraft dieser Besetzung.

Ein hektisches Pochen an der Tür ließ die Männerrunde aufhorchen. Eine Zofe stürmte in das Arbeitszimmer des Barons.

„Hochgeboren, es ist soweit, Eure Gemahlin … die Niederkunft.“

Sofort sprang der Baron auf. Seine Vertrauten Hamedan und Ramin folgten ihm.


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Sanft in den Schlaf wiegend hielt Thorondir seinen kleinen Sohn in den Armen. Unendlich großer Stolz sprach aus seinen Augen. Um ihn herum standen nicht weniger ergriffen Hamedan und Ramin.

„Mein kleiner Goldschatz, es sind unruhige Zeiten, aber mit dir ist ein Licht aufgegangen, welches niemals erlöschen wird!“

„Welchen Namen soll er tragen?“, fragte Hamedan mit belegter Stimme.

„Ich werde ihn Halderan nennen, wie mein Vater, der mir viel zu früh genommen wurde.“


Autor: Bega

Neue Allianzen

Gedenken & Aufbruch

Burg Hengefels, Baronie Hengefeldt, Tag der Verhüllung Korgonds, 8. Rahja 1045 BF:

Der Thronsaal der Bergfestung Hengefels war gut gefüllt. Der Hofstaat, aber auch viele gemeine Untertanen drängten sich in den kreisrunden Saal den steinernen Arkaden, die ihn umschlossen. Erhaben und mit ernsten Gesichtsausdruck saß die Baronin auf dem altertümlichen Herrschaftsthron der Hengefeldter. Neben ihr stand mit gerader Haltung ihr Gemahl Roban von Rauleu. Seit annähernd 400 Götterläufen herrschte ihr Blut ununterbrochen über die Lande Hengefeldt. Es war der gute Kaiser Alrik der Tugendhafte, der ihren Urahn im ersten Jahr seiner Regentschaft in den Adelsstand erhob und mit diesem Land belehnt hatte. Davon zeugte hinter dem Thron ein überlebensgroßes Relief, das den ritterlichen Kaiser zeigte, wie er ihren Urahn als einen von acht Rittern die Herrschaftsinsignien Hengefeldts überbrachte.

Klar und durchdringend hallten die Worte der Baronin durch den Saal und verfingen sich in den Köpfen der Zuhörenden. „Am heutigen Tag gedenken wir der Verhüllung Korgonds und einem seiner größten Helden, der für uns seine ewige Wacht am Altar der gerechten Herrschaft hält. Aus Ritter Hadrumir von Schwingenfels wurde der ewige Wächter Schwingenrauschen. Aus Schwingenfels wurde Schwingenrauschen – von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die Offenbarungen des Landes, manifestiert durch die sechs elementaren Zeichen, haben uns zurück auf den alten Weg geführt, auf das er uns in eine neue Zeit führen werde. Wir sind eins mit dem Land! In Angedenken daran, werden wir zwei Statuen stiften um uns auf ewig an die heldenhaften Taten zweier Helden zu erinnern. So soll der ewige Wächter Schwingenrauschen im Crastertal über uns wachen und der Heilige Orlan im Trollingsvenn.“

Stumm reckten die Anwesenden ihre rechten Fäuste empor und signalisierten damit ihre uneingeschränkte Zustimmung. Lautstarker Jubel war an diesem Gedenktag nicht erwünscht.

„Doch in jedem Gedenken glüht auch der Funke des Neuanfangs. Yonara, Tochter des Hengefels uns Erbin dieser Lande, trete hervor!“ Die Genannte tat wie ihr geheißen. „Deine Zeit auf dem Zackenberg ist nun vorüber. Wir danken unseren geschwisterlichen Nachbarn für alles, was dir mit auf den Weg gegeben wurde. Der Hengefels heißt seine Tochter willkommen, doch, ein neuer Abschnitt in deinem Leben steht dir bevor. Um zu einer großgaretischen Ritterin zu reifen, sollst du, mit Korgond und dem Altar der gerechten Herrschaft im Herzen, in die Goldene Au ziehen. Mutter Garetia wird dich mit offen Armen empfangen. Am Hof der vier Eichen wirst du zu einer zukünftigen Herrscherin heranreifen. So sei es.“

Yonara neigte demütig ihr Haupt vor dem Thron Hengefeldts und dann vor den versammelten Anwesenden. „Ich werde die sechs Offenbarungen der gerechten Herrschaft ehren und dem Land dienen!“

Wieder reckten die Anwesenden stumme ihre Fäuste empor.

„Doch nicht nur einen Abschied wollen wir begehen. Ab dem heutigen Tage werden Laitha von Palmyr-Donas und Rowan von Salicum dem Hengefels als Pagen dienen und so die Bande mit unseren Geschwistern aus dem Süden festigen. So sei es!“


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Nach dem Gedenken zog es Serima auf die Felsterrasse, die hinter dem Thronsaal einen atemberaubenden Blick über die Berge und Täler der Zacken offenbarte. Genau genommen handelte es sich um ein natürliches Felsplateau, das von einer Seite von der Festung flankiert wurde und an den drei anderen Seiten schroff nach unten abfiel. Der Blick über die Zackenlande war atemberaubend.

Behutsam trat Gneisbald von Firunslicht an die Baronin heran. „Habt Ihr schon die Kunde aus der Reichsstadt vernommen?“

„Ihr meint die Zackenländer, die sich dort in maßloser Dekadenz zelebrieren lassen? Ha, ja, diese Neuigkeiten hat der tosende Wind selbst zum Hengefels getragen.“

„Dem neuen Landvogt des Arvepasses scheinen diese Extravaganzen gefallen zu haben. Doch sollte er sich nicht zu sehr daran gewöhnen, der Pass ist anders.“

„Die Politik des Markgrafen erscheint mir immer klarer, mein guter Gneisbald. Erst die Ernennung der Sturmfelser Glucke mit Gluckenhang, der Rabicum in Bergthann, dann dieser Bastard in Vellberg… der Markgraf trachtet danach, den alten zackenländer Adel zu verdrängen, er will uns auslöschen.“

„Nun, der neue Landvogt auf dem Arvepass ist aus einer alten zackenländer Familie, so … .“ Weiter kam der herrschaftliche Barde nicht.

„Unsere Geschwister in Zackenberg wurden durch hohe Ämter korrumpiert, sie folgen blind dem Markgrafen. Doch ein weiteres Geschwür breitet sich in den Zackenlanden aus. Alxertis!“ Serima spie den Namen geradezu aus. „Werft einen Blick auf die Stammbäume … der Bastard von Vellberg ist mit einem Alxertis vermählt, der neue Landvogt … ebenfalls. Diese besagte Feierlichkeit wurde von denen ausgerichtet. Die breiten sich in den Zackenlanden aus wie ein Geschwür. Am Darpat und am Golf von Perricum haben sie schon Land genommen. Es gilt, dem Einhalt zu gebieten.“

„Sind eure Verbündete in den Perrinlanden, die altaranischen Familien, nicht ebenso dekadent?“

„Meine Verbündeten respektieren die Zackenlande und haben nicht vor, sie zu beherrschen. Wir sind die Wächter der Zacken, sie die Hüter der Perrinlande. Jetzt, wo die große garetische Fehde vorüber ist, können wir unseren Blick wieder gen Mutter Garetia wenden. Schon bald wird ein neuer Großfürst gekrönt werden und ich bin mir sicher, dass dieser auch für unsere Lande eine Rolle spielen wird.“


Autor: Bega

Besuch aus dem Süden

Skriptorium der Burg Hengefels, Baronie Hengefeldt, Mitte Rahja 1045 BF:

Rowan hatte nicht ohne Stolz Ramin Eorcaïdos von Aimar-Gor durch die Feste geführt, obwohl er sich selbst noch nicht so gut auf dem Hengefels auskannte. Der Junge aus den Perrinmarschen diente erst seit wenigen Wochen der Baronin von Hengefeldt als Page. Es war für ihn eine gewaltige Umstellung. Hier waren die hohen Berge und tiefen Täler allgegenwärtig – und wirkten irgendwie abweisend auf ihn. Seine Heimat war flach, alles blühte, wuchs und gedieh. Er vermisste das schon ein wenig. Hier war alles anders. Aber, er ließ sich sein Heimweh nicht anmerken, hatte er doch gegenüber den anderen neuen Pagen große Töne gespuckt, wie leicht ihm alles fiele. Daher war er froh mit dem Aimar-Gor ein vertrautes Gesicht zu sehen. Am liebsten hätte er ihn fest umarmt und ganz lange gedrückt.

Der Page führte den Gast aus dem Süden in das Skriptorium der Festung. Dort wartete bereits der Baroninnengemahl Roban von Rauleu auf den Aimar-Gor. Beide umarmten sich zur Begrüßung herzlich.

„Na, das hättest du hier oben in den Zacken nicht erwartet, oder?“ Roban machte mit seinem rechten Arm eine ausladende Bewegung durch den Raum. Das Skriptorium war mehr oder weniger in den Fels gehauen worden. An vielen Stellen war der nackte, natürliche Fels noch zu sehen. An den steinernen Wänden waren Nischen eingelassen, die mit unzähligen Schriftrollen und Folianten bestückt waren. „Hier finden sich mehr Bücher als in so manchem Adelssitz in den Perrinmarschen“, fügte Roban mit einem Augenzwinkern hinzu.

„Ja, wer hätte das gedacht, nicht nur die Stürme Rondras tosen hier durch die Lande, sondern auch Hesindes Geist. Welch wohl gehütetes Geheimnis. Wobei, bei der Eloquenz und Deregewandtheit deiner Frau Gemahlin hätte ich nicht anderes erwartet.“

Beide lachten herzhaft.

„Nun ist es also soweit“, begann Roban nun weniger euphorisch, „du bist hier um Rondrick zu holen.“

„Ja mein Freund, es ist Zeit, dass er die Perrinlande kennenlernt, denn er wird dort an der Seite von Danaris den Rest seines Lebens verbringen. Aber bevor der Ernst des Lebens beginnt, wird er bei mir zu einem Perricumer Ritter heranwachsen, auf den die Familie Hengefeldt stolz sein kann.“

„Er ist bei dir in guten Händen, da bin ich mir sicher. Ich kenne die Perrinlande, ich in der Reichsstadt aufgewachsen. Nun aber fühle ich mich hier in den Zacken zu Hause. Auch meinem Sohn wird es so ergehen, er wird sein neues Zuhause lieben lernen und die Zacken doch im Herzen tragen.“

„Er wird seine Herkunft niemals vergessen, darauf hast du mein Wort!“ Ramin klopfte Roban auf die Schulter. „Wo ist eigentlich deine liebe Frau?“

„Ach, die bereitet alles für unsere Abreise in die Kaiserstadt vor … die Großfürstenkrönung und du kannst dir vorstellen, Serima will diese Ereignis natürlich um nichts auf Dere verpassen. Außerdem eine gute Gelegenheit danach bei der kleinen Ayla und Trautwina vorbeizuschauen.“

„Die Weyringhaus-Gattin meines Dienstherren nötigt diesen ebenfalls zu einer Reise in die die Goldene Au. So, und nun lass uns Rondrick aufsuchen. Es wird Zeit, dass er mich kennenlernt.“


Autor: Bega

Das Blut der Alten

Vergossen in Herdentor

Schloss Reichsgarten, Ende Rahja 1043 BF

Melandra saß deutlich angespannt an ihrem Schreibtisch. Eigentlich wartete ein Haufen Pergamente auf sie die zu bearbeiten waren. Doch ihre Gedanken hingen noch ganz woanders. Hoher Besuch aus der Reichsstadt hatte sich für diesen Tag angekündigt. Eigentlich immer ein freudiges Ereignis, doch war es dieser Anlass nicht im geringsten.

Vor wenigen Tagen hatte Meister Menning, die gute alte Seele von Reichsgarten und vollendeter Kunstkenner, seine Augen für immer verschlossen. Besonders für dessen Schüler Toran war eine Welt zusammengebrochen. Der sonst so lebensfrohe Junge sprach keinen Ton mehr und verließ kaum noch sein Schlafgemach, hatte er doch nicht nur seinen Lehrmeister sondern auch seinen Großvater verloren. Das Einzige was der Junge nun tat war malen – doch nicht die hellen und voller Lebensfreude sprühenden Motive wie sonst, sondern sehr düstere Stillleben und dämonisch pervertierte Landschaften. Melandra machte sich ernsthaft Sorgen um den Patriziersohn aus der Reichsstadt.

Aber auch Sulamith, die Herrin des Palastes, wirkte sichtlich erschüttert über den Tod ihres Weggefährten und unkonventionellen Ratgebers. Die langen Gespräche und philosophischen Debatten war ihr ein intellektueller Hochgenuss gewesen. Eine gewichtige Stimme war nun verstummt. So hielt das Leben in der Palastfestung für einen Moment inne und wich dem Gedenken an den Verstorbenen.

Mit versteinerten Gesicht war Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa zusammen mit der Ratsherrin Alsinthe Barûn-Bari, der Schöffin Vilthina von Rauleu, sowie der Tochter der Hausherrin Charlyn Eorcaïdos von Aimar-Gor angereist. Begleitet wurden sie von einem halben Dutzend weiterer 'Pfauen', Mitglieder der in der Reichsstadt sehr einflussreichen 'Gesellschaft vom Pfauen', zu der sowohl die Reichsvögtin, aus auch Meister Menning selber gehörten.

Melandra empfand diese geheimnisumwitterten Pfauen in gewisser Weise faszinierend, wusste doch so keiner richtig wofür sie standen und was sie wollten – außer dass sich die Mitglieder gegenseitig protegierten. Aber auch das konnte schon der Selbstzweck der Gemeinschaft gewesen sein. Melandra hätte viel gegeben zu dieser elitären Gemeinschaft zu gehören, doch war sie und auch ihre Familie zu unbedeutend.

Unruhe in die Trauer tragenden Mauern brachte hingegen Marasha Feqzaïl, die, einem Schausteller der Garether Heldenbühne gleich, affektiert und theatralisch die trauernde Witwe mimte. Die alternde Schönheit mit auffallend glatten Gesichtszügen und beladen mit ausladenden Schmuck, war zusammen mit ihrer Tochter Liaiella aus der Kaiserstadt angereist um der Trauerfeier ihre Gemahls bzw. Vaters beizuwohnen. Auch die anderen beiden Töchter des Verstorbenen, die Tsa-Geweihte Chalisa und die Perricumer Kauffahrerin Mithrida waren anwesend, was zu einem skurrilen Zusammentreffen einer betont ungleichen Familie führte.

In Gedanken sinnierte Melandra über die schrecklichen Todesfälle der letzten Monde. So verstarb ebenfalls die Großmutter entrückt im Kloster lebenden Sonnenbarons Martok, Ederlinde von Quittenstein, die zwar hoch betagt, aber rüstig und giftig wie eh und je war. Der Verlust ihrer Mutter und engen Ratgeberin musste für Vögtin Mara von Sturmfels ein herber Schlag gewesen sein. Vor nicht mal einem Götterlauf hatte die Vögtin alle drei ihrer Enkel verloren. Aber auch der Phex-Tempel der Stadt Brendiltal hatte vor einem Mond einen schrecklichen Verlust zu verkraften. Ebenfalls im hohen Alter war der Vogtvikar Eborian von Zolipantessa in Phexens Hort am Firmament aufgestiegen. Der Hohepriester galt als weithin respektierte Persönlichkeit und kannte viele alte und geheime Geschäftsabschlüsse.

Auch wenn die Genannten schon viele Sommer auf Dere geweilt hatten, tat sich Melandra damit schwer die Tode als zufällig einzuordnen. Dafür saß der Schrecken des grausamen Mordes an Meister Siyandor im letzten Götterlauf noch zu tief.

Der Gedanken an den Tod ihrer Tante Saphira verstärkte ihr mulmiges Gefühl noch mehr. Wie es auch gewesen sein mag, es war das Blut der Alten, welches dieser Zeit in Strömen vergossen wurde.


Autor: Bega


Ein Licht in dunklen Zeiten

Burg Beschellshall, Ende Rahja 1043 BF:

Ganz in borongefälligen Schwarz und tief verschleiert schritt Baronsmutter Mara von Sturmfels durch die hohen Gänge der Palastfestung Beschelshall. Ein Schritt hinter ihr folgten die beiden Hausritter Leuhelm und Ayana von Sturmfels, sowie der Knappe Rondrigan von Alxertis.

Es war eine Zeit der Trauer für Mara, denn die Vögtin von Herdentor hatte vor zwei Monden ihre Mutter und große Stütze im Machtgefüge des Hofes verloren. Überall sah sie sich drohenden Feinden und zu gut meinenden Freunden ausgesetzt. Doch immerhin, die Bedrohung durch die Sebariner Brendiltaler um Irian hatte zu einem brüchigen Bündnis mit der Spinne von Reichsgard geführt und Mara somit innerhalb Herdentor etwas Luft zum Atmen verschafft. Der Schutz von Martoks einzig verbliebenen Erben einte sie, denn eine Machtergreifung der Sebariner wollten sowohl Mara, als auch die Aimar-Gor verhindern. So hielt das Bündnis der Frauen – für den Moment. Doch Mara wusste, innerhalb der Brendiltal stand sie ziemlich alleine da auf weiter Flur, denn die Herdentorer Herrscherlinie zählte nur noch ihren Sohn Martok, der als geblendeter Sonnenbaron entrückt im Kloster Praiseneck lebte und dessen Enkel Farran, der den Anschlag auf das Leben seiner Eltern nur knapp überlebte, was jedoch nicht allgemein bekannt war. Die Perainsweiler Linie um Junker Remus hielt Martok die Treue und waren nicht zuletzt durch die Verbindungen zum Haus Ochs eine große Stütze, aber mit Omar wuchs eine Erbe heran, dessen Loyalität nicht so klar war. Mara musste also ihre Trauer beiseite schieben und ihre Fühler ausstrecken.

Nach schier endloser Zeit mündete der Gang vor einer großen Holztür. Dahinter befand sich das Sitzungszimmer des Kleinen Rates. Vor der zweiflügeligen Tür hielt Mara kurz inne und atmete tief durch. Sie lüftete ihren Schleier und wandte sich nach hinten.

„Leuhhelm und Ayana, ihr wartet hier!“, befahl sie ihrer Leibwache und blickte dann aus gebrochenen Augen zu dem Knappen. „Rondrigan, du weißt was du zu tun hast.“ Mit einen Nicken rannte dieser los. Schwerfällig und knarzend öffnete sich die schwere Holztür und Mara trat hinein.

An einem langen Holztisch saßen der höfisch-galante und politisch versierte Hofgeweihte Mervan von Greifenwacht, die bullige Kämmerin Alinde von Ochs, sowie der grummelige und eher wortkarge Hauptmann der Sonnenrösser Hamir von Turatal und starrten auffordernd zu Mara. Die Vögtin blickte sich kurz um und blieb an einem der verwaisten Stühle hängen. Die Absenz ihrer verstorbenen Mutter wurde ihr in diesem Moment wieder schmerzhaft deutlich, doch sie musste drüber stehen. Mit geraden Rücken und ernster Mimik setzte sich sich ans Stirnende des langen Tisches – dort, wo früher einmal hier Vater Wulfhelm seinen Platz hatte - und eröffnete die Sitzung des Rates.

„Mara“, begann der Praios-Geweihte Mervan, „der Erbe des großen Martok gilt immer noch als verschollen. Es wird gar gemunkelt er wäre Tod.“

„Ohne einen Erben kann ich die Aufrechterhaltung der Ordnung nicht garantieren“, grummelte der Hauptmann der Sonnenrösser.

„Die Sicherung der Erbfolge muss höchste Priorität haben“, stimmte auch die Ochs mit ein. „Unser Augenmerk sollte dabei auf Martoks Halbschwester Nera und auch der Tochter seines Halbbruders Aurel liegen – auch wenn Letztgenannte Madas Gabe in sich trägt. Wir sollten eine strategische Vermählung der beiden in Betracht ziehen. Das Haus Ochs würde hierfür meinen Sohn Brin vorschlagen.“

Mara ließ den auf sie einprasselnden Redeschwall über sich er gehen und lächelte innerlich. Dieses Mal war sie ihren Beratern voraus.

„Dem Erben des Sonnenbarons geht es gut, da kann ich euch beruhigen.“ Die Stimme der Vögtin war klar. „Er ist an einem geheimen Ort in Sicherheit und wird dort auch verbleiben.“

Während Mervan anerkennend zunickte, sprudelte es aus der Ochs nur so heraus. „Wo ist er? Wer garantiert seine Sicherheit?“

„Vertraut mir, es ist für alles gesorgt. Mehr Worte werde ich über dieses Thema nicht verlieren.“

Ein wenig unzufrieden gab nun auch die Kämmerin klein bei.

„Kommen wir also zu der Besetzung des vakanten Posten der Kastellanin. Nach reichlicher Überlegung habe ich mich entschieden, die Bande zu den Perainseweiler Brendiltalern weiter zu stärken.“

Die Vögtin läutete ein kleines Glöckchen, das vor ihr auf dem Tisch stand und die schwere Tür öffnete sich knarzend. Herein trat eine kleine, zierliche Frau mittleren Alters mit einer wilden, dunkelbraunen Haarmähne.

„Darf ich vorstellen, Rayani von Brendiltal, Tochter des Remus und nunmehr Kastellanin der altehrwürdigen Palastfestung Beschelshall!“ Beinahe beiläufig nickte Mara der Ochs zu. Wohlwissend, dass diese Personalie ihrem Hause sicherlich sehr gefällig war.

Wie ein Licht in dunklen Zeiten und mit einem spitzbübischen Lächeln präsentierte sich die Nebachotin der staunend dreinblickenden Ratsmitgliedern.


Autor: Bega

Im Palast der Pferdeherren

Burg Beschelshall, Ende Rahja 1043 BF:

Mit feurigem Blick schlenderte Omar durch einen der weitläufigen Gärten der Palastfestung Beschelshall, oder Besh hassal Ammay shar, wie sie in seiner Sprache genannt wurde, was in Garethi so was wie 'Palast der Pferdeherren' hieß. Wo war doch gleich die hübsche Magd abgeblieben? Mit ihren glutäugigen Blick hatte sie ihn vollkommen in ihren Bann gezogen, doch einer Illusion gleich, verlor er sie aus den Augen. Wollte sie mit ihm spielen? Dieses rahjagefällige Spiel würde er mitspielen, er war bereit.

So spähte der junge Nebachote zwischen Büsche und hinter Pavillons, doch konnte er das Objekt seiner Lust einfach nicht finden. Das Klirren von aufeinander treffenden Stahl riss Omar aus seinem Lustwandel. Verächtlich blickte er zu den Verursachern des Lärms. Die beiden raulschen 'Hausritter' Leuhelm und Ayana malträtierten Rondrigan und Rohaja mit ihren Schwertern. Der Schweiß stand den beiden Knappen, in der Sonne funkelnd, ins Gesicht geschrieben. Dieses ritterliche Getue hasste er und noch mehr hasste er Teil dieser Spielerei zu sein, seit seine Mutter ihn als Knappe an den Hof von Besh hassal Ammay shar geschickt hatte – um ein richtiger Perricumer Ritter zu werden. Welch Schande für einen echten Nebachoten. Zwar galt Omar der ehrenvolle Kampf auch viel, doch war dieser Ehrbegriff auf die eigene Person bezogen und nicht mit dem völlig verdrehten rondrianischen Ehrbegriff der Raulschen gleichzusetzen, die die Göttin zwar kaum recht verstanden, aber doch ihre Gunst erlangt hatten. Er schüttelte den Kopf über die uralte Schmach. Auch war der junge Nebachote ein vielversprechender Kämpfer, doch bevorzugte er für seine Übungen mit dem Krummsäbel Hauptmann Hamir, da dieser für ihn den heroischen Kämpfer darstellte, den er versuchte einmal zu werden.

In der Ferne sah Omar wie Brin von Ochs an die Kämpfenden herantrat. Der Raulsche war nicht nur so kräftig, sondern auch genauso stur wie ein Ochse. Auch wenn sein Stiefvater ein Ochs war, konnte er Brin absolut nicht leiden. Zu sehr repräsentierte dieser für ihn das, was er als typisch raulsch empfand.

Unvermittelt tippte jemand Omar von hinten an die Schulter. Als er sich umdrehte, blickten ihn rehbraune Augen auffordernd an. Nein, es war nicht die ersehnte Magd die vor ihm stand, sondern sein guter Freund Raban von Turatal. Auch wenn dieser ein paar Götterläufe älter war, fühlten sich die beiden jungen Männer sehr verbunden, teilten sie doch ein Schicksal: die Väter der beiden waren früh von Boron in die nächste Ebene abberufen worden und beide waren Erben ihrer sehr geachteten und weise herrschenden Großväter.

„Na kleiner Besh'isan, wem im Namen Radschas steigst du nun wieder hinterher?“

„Großer Ammayin, du hier? Welch Freude!“ Omar und Raban umarmten sich freundschaftlich.

„Ich muss doch gucken was du hier so treibst“, grinste der Erbe des Junkers von Ebengard. „Drückst du dich mal wieder vor dem Schwertpiksen mit den Raulschen?“ Raban lachte laut auf.

„Ach, die sind doch alle viel zu verbissen. Wo ist denn da das Abenteuer und die Leidenschaft?“ Omar zuckte mit den Achseln.

„Die eine dort ist doch eine Darben-Dürsten, oder?“ Raban deutete Richtung Rohaja. „Wurdest du nicht auch mit so einer verlobt?“

Eine Antwort erhielt Raban nicht, nur einen Blick, der töten konnte.

„Mach dir nichts draus, kleiner Besh'isan, alles für die Familie, nur für die Familie!“ Der Ältere klopfte den Jüngeren aufmunternd auf die Schulter. „Es wird genügend schöne Shir'sawalla für dich geben.“

„Diese Az'zawsha“, fluchte Omar und spie aus, „ich will sie nicht. Du hast deine Barán für dich ehrenhaft umworben und erobert. Ihr seid euch in Radschas Namen ergeben.“

„Verzag nicht, sondern lass uns ausreiten so wie früher, als wir noch so frei waren wie der Wind und so ungestüm wie das Meer.“ Raban lief los und zog Omar mit sich. Den sommerlichen Wind auf dem Rücken seines Pferdes zu spüren, das war es, was Omar jetzt brauchte. Die Wirklichkeit würde ihn noch früh genug einholen. Aber nicht heute!


Autor: Bega


Kleines nebachotisches Glossar:

  • Besh'isan = eigentlich: prächtiges, neb,. schwarzes Pferd; hier im Sinne von kleiner Bruder(guter Freund
  • Ammayin = Krieger
  • Shir'sawalla = eigentlich: Stuten; hier: schöne Frauen
  • Az'zawsha = verächtlich für Frau, Weib
  • Barán = Rose


Der Schwur von Perainsweil

Dorf Perainsweil, 30. Rahja 1043 BF:

Am frühen Abend des letzten Tages des Rahjamondes trafen drei Reiter in dem Dorf Perainsweil ein. Der Standhafte aus dem Osten, der Wehrhafte aus dem Süden und der Unstete aus dem Norden. Alles drei stiegen ab und schritten erhaben auf einen uralten, stark verwitterten Brunnen zu, der eine wahrscheinlich weibliche Person darstellte, die eine Amphore hielt. Der Legende nach, floss aus dieser bei Dürrezeiten fruchtbar-schlammiges Wasser und nährte so Mensch und Tier. Dieser Ort war den Menschen, allen voran den Nebachoten, heilig.

Als Erster trat mit festem Schritt Remus von Brendiltal an den Brunnen heran. Die Stimme des Junkers von Perainsweil war klar und ohne Schnörkel.

Marascha, meine Brüder. Ich heiße euch auf meinem Land willkommen! Viele Ernten hat uns Mutter Peraine geschenkt seit unserer letzten Zusammenkunft.“

Als Zweiter trat Turhan von Turatal an den Brunnen heran. Unbändiger Wille lag in der Stimme des Junkers von Ebengard.

„Stürmische Zeiten haben uns hierher zusammengeführt. Wie ausgedorrtes Land nach der freudespendenden Wonne Rayas dürstet, dürstet uns nach Gewissheit.“

Als dritter trat Baram von Pfiffenstock an den Brunnen heran. Zögernd erhob der Junker von Lichtenwald seine Stimme.

„Meine Brüder, stimmt es, was der Chor der Stimmen uns zuruft? Ist der Sonnenbaron ohne Erben, bei der jungen Tsa?“

„Die Blutlinie des Martok ist nicht versiegt, meine Brüder! Der Ban'bani des Marben lebt. Mein Wort darauf!“, entgegnete Remus.

„Doch ist es die Gewissheit, die uns fehlt“, gab Turhan zu bedenken.

„Woher sollen wir, die edlen Sharu'ben des Sonnenbarons, diese Gewissheit nehmen?“, gab Baram zu bedenken. „Viele Geier umkreisen das Tal der Pferde und fremde Herren gebieten über das Land der Pferdeherren.“

„Die Besinnung auf uns selbst und unsere Stärke war stets unsere Tugend, meine Brüder!“, mahnte Remus. „Es ist nicht an uns ein Urteil über sie zu fällen.“

„Die Südwinde tragen Fäulnis in unsere Gefilde. Die Zeit ist gekommen ein weiteres Mal für unseren Bahr Shir'em einzustehen und seinen Namen mit schwingenden Säbeln und donnernden Hufen in die Lande zu tragen.“ Turhan ballte seine rechte Hand zu einer Faust. „Yar'Amhah, für Martok und sein Blut!“

„Womöglich ist es an der Zeit zu handeln.“ Abwägende Unverbindlichkeit lag in der Stimme Barams.

„Meine Brüder, lasst uns nach Besh hassal Ammay shar reiten und unseren Platz an der Seite des Pferdethrones einfordern. Die Stimmen, die für unseren Marben sprechen müssen uns erhören. Auch die raulsche S'aratan'a kann sich dem Rat'Kahal Sharu'ben nicht widersetzen.“

„So sei es und so wollen wir es schwören!“ Turhan reckt seine rechte Faust in die Höhe. „Für unseren Marben Martok und seine Tar'dshin!“

Nach dem Schwur von Perainsweil stiegen die drei nebachotischen Junker auf ihre Pferde und ritten Richtung Beschelshall. Auch die nahenden namenlosen Tage konnten sie nicht davon abhalten.


Autor: Bega


Kleines nebachotisches Glossar:

Marascha = Begrüßung (Komme und gehe in Frieden) Ban'bani = Enkel Marben = Baron Sharu'ben = Junker Bahr Shir'em= Ehrentitel des Barons von Herdentor (wörtlich: Herr der Hengste) Yar'Amhah = Ehre S'aratan'a = Vögtin Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung) Tar'dshin = Blutline

Neue Pläne in Salinehr

Burg Salinehr, Namenlose Tage 1043 BF:

Die schwül-drückende Sommerhitze der Namenlosen Tage machte selbst vor den weiß gekalkten Mauern der Burg Salinehr nicht halt. Wie Tentakel kroch sie langsam und unaufhörlich durch alle Öffnungen der Wehranlage und saugte sich an ihren Bewohnern fest. Irian liebte diese schwülen Sommerabende. Wie so oft dieser Tage stand er auf dem Bergfried der Burg und richtete seinen Hass erfüllten Blick gen Norden Richtung Besh hassal Ammay shar, der Stammburg seines Blutes, der Beshir a Danal. Doch war nicht er Herr des Palastes der Pferdeherren, sondern die Hure seines Onkels Eslam.

Geschwind wie ein Wiesel pirschte sich Nasmirran von Kollberg an den Brendiltaler heran.

„Unsere Quellen im Norden haben Interessantes zu dem Erben des Bastardbarons, großer Marben.“

„Mein guter Nazmir, erfreue mein Herz mit den grausamsten Details wie dieses Balg noch im Mutterleib dieser aranischen Hure elendig krepiert ist.“ Ein Funkeln lag in den Augen Irians.

„Das Aranier-Balg lebt!“, offenbarte der junge Nebachote die Neuigkeit, die ihm zugetragen wurde.

Blitzschnell umgriff Irians Hand den Hals des Jungen und drückte mehr und mehr zu. „WAS? WIE IST DAS MÖGLICH?“ Mit einem Ruck schleuderte er Nasmirran zu Boden.“

„Eslams Hure“, keuchte der Junge, „sie hat bei einer Ratssitzung behauptet, das Balg würde noch leben.“

„Dieses Miststück“, Irian kniff die Augen zusammen, „hat sie gesagt wo es sich befindet?“

„Nein, noch nicht mal ihren Beratern.“ Nasmirran hatte sich unterdessen wieder aufgerichtet.

„Da steckt doch bestimmt die aranische Hure aus Reichsgard hinter … aber auch darum werde ich mich kümmern.“ Wieder lag so ein gewisser Schimmer in den Augen des Nebachoten. „Wo ist dein Vater?“

„Hier“, antwortete ein breit grinsender Shelkor von Kollberg, der gerade mit Irians Bruder Aiden die Treppe hinaufgestiegen kam. „Deinem Gesichtsausdruck nach hast du gerade wenig erbaulich Neuigkeiten über Eslams Hure erfahren.“

Irian kniff seine Augen zusammen. „Genug, darüber reden wir später.“ Er hatte nun absolut kein Bedürfnis dieses Thema weiter zu bereden. „Was habt ihr am Hof des Kur'barun erreicht?“

„Nun“, begann Shelkor betont beschwingt, „er bietet deinem Bruder die Hand von Ra'na han Z'ul an. Ihr Vater, Salom han Z'ul, ist Herr von Nid'izula im Süden Sebarins.“

„Die Tochter eines Krämers?“ Die Stimme Irians bebte förmlich.

„Krämer ja, aber er beherrscht den Schmuggel über Land an der aranischen Grenze und er steht hoch in der Gunst des Kur'barun.“ Shelkor setzte sein breitestes Grinsen auf.

Irian zog eine Augenbraue hoch. Die Worte des Kollbergers schienen überzeugend.

„Es ist aber auch an der Zeit für dich unser Blut weiterzutragen“, bemerkte Aiden und sah seinen Bruder fordernd an.

„Und auch für dieses Problem habe ich eine Lösung.“ Shelkor tänzelte fröhlich von einem Bein auf das andere. „Um deinen Anspruch auf das Erbe Eslams zu untermauern, wäre natürlich eine seiner Töchter als Gemahlin die beste Wahl, doch sehe ich da bei Ankara und Sheena wenig Möglichkeiten ... doch wie wäre es mit As'lea han Beshir a Danal aus der Junkerline von Ef'Fen'dien'Byen? Auch ihre Blutline stammt vom ersten Baron der Beshir a Danal ab und zudem gingen so auch ihre Ansprüche auf die Lande Ef'Fen'dien'Byen auf dich über.“

Freudige Erregung macht sich in Irians Gesichtsausdruck breit. Offenbar hatte Shelkor die richtige Wahl getroffen.


Autor: Bega

Tag der gleißenden Sonne

Burg Beschelshall, 1. Praios 1044 BF:

Nach den Namenlosen Tagen, die auch in der sonst immer geschäftigen Palastfestung Beschelshall in Stille und Einkehr begangen wurden, folgte nahtlos der wichtigste Feiertag des Herrn Praios – der Tag der Sommersonnenwende. Groß und prunkvoll wurde dieser Feiertag in diesen Landen schon seit Menschengedenken zelebriert - sei es zu Zeiten der raulschen Barone oder aber unter der erst vier Generationen andauernden Herrschaft der Brendiltaler - denn die Menschen hier waren besonders praiosfürchtig. Freilich behaupteten die Brandiltaler von sich, dass ihre Familie schon vorher einmal diese Lande beherrscht hatten und somit die Praiosfürchtigkeit im Blute trugen.

Es war die zweite Praiosstunde des Tages. Erwartungsvoll und frohen Mutes hatten sich Höflinge, Vasallen und Gäste in die Große Halle begeben um den Beginn des neuen Götterlaufes zu begehen und der Neujahr-Verkündung der Vögtin zu lauschen. Auf einem mit prunkvollen, mit aus der frühnebachotischen Ornamentalik angelehnten Verzierungen versehenen, säulenbewehrten Podest stand der goldverzierte Thron des Barons von Herdentor. Der Pferdethron - dessen Lehne zwei aufsteigende Rösser formte - war verwaist, wie auch schon die Jahre zuvor - seit der Sonnenprozession des Barons. Neben dem Thron stand Vögtin Mara von Sturmfels, flankiert von den beiden Hausrittern Leuhelm und Ayana von Sturmfels. Etwas seitlich des Podests hatten die Kämmerin Alinde von Ochs, die Beraterin in Rechtsfragen Danara von Greifenwacht, Hofkaplan Mervan von Greifenwacht, sowie die beiden Amtsträger Hessinya von Altmark und ihr Gemahl Sardashan von Waraqis Aufstellung genommen.

Es folgten die Vasallen Herdentors. Die Edlen Yerodin von Alxertis und [[Perricum:Nera von Sturmfels|Nera von Sturmfels] waren ebenso anwesend wie die drei stolzen nebachotischen Junker Baram von Pfiffenstock, Remus von Brendiltal und Turhan von Turatal - alle drei mitsamt kopfstarkem Gefolge und, wie es hieß, schon vor den Namenlosen Tagen angereist. Auch Landjunkerin Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor war mit ihren Hofdamen Mira von Waraqis und Yaela von Rabenstock, sowie der Kriegerin Ashina und dem äußerst ansehnlichen Gesellschafter Avar von Peirrish aus Reichsgard angereist.

Nun war es soweit. Zwei Wachen der Sonnenrösser öffneten die zweiflügelige Tür der Großen Halle um der Prozession aus dem Praios-Kloster Praiseneck Einlass zu geben. Vorne weg schritt der erhabene und ehrwürdige Abt Sulman von Greifenwacht, gefolgt von seinem Sohn Halefan. Hinter den beiden Priestern trugen Novizen ein großes und reich mit Gold und Edelsteinen besetztes Ikonenbildnis. Es zeigte den Bahr Shir'em, Sonnenbaron Martok von Brendiltal, in goldener Rüstung und gleißenden Sonnenkranz um seinen gen Himmel gereckten Kopf.

„Praios ist mit den Rechtschaffenen“, begann Hofkaplan Mervan die Begrüßung der zahlreichen Prozessionsteilnehmer, „Der Gleißende hat uns in seiner Weisheit unseren Bahr Shir'em Martok, Sonnenbaron der Lande der Pferdeherren und Beschirmer der Volkes entsannt. Wie einer der mythischen Greifenreiter gleich, stritt er mit Praios Wort im Munde für die praiosgefällige Ordnung. Als Dank für seinen Sieg gegen die Horden der Verräter, hat er sein Leben nunmehr unserem Herrn Praios gewidmet und dankt ihm seine Güte in dem er dem göttlichen Richter sein Leben verschrieben hat. Wir begrüßen feierlich die Abordnung aus dem Kloster Pra'os Necho.“

Nicht der Abt, sondern der einfache Priester Halefan trat vor den Pferdethron.

„Praios sei mit euch, meine Geschwister im Glauben. Martok Al'Jahfadir, Martok, der Beschützer von Land, Volk und Glauben, berührt vom alveranischen Herrn, wird uns in diesem neuen Götterlauf beistehen. In seiner immerwährenden Zwiesprache mit dem Gleißenden wird er auf die Seinen achtgeben, drum verzagt nicht, Al'Jahfadir ist mit euch!“

Halefan wandte sich zum Ikonenbildnis.

„Als Geschenk des Klosters, möchten wir Euch, edle S'aratan'a, dieses Ikonenbild unseres geliebten Marben übergeben. Möge so Al'Jahfadir immer bei euch sein.“

Nachdem die Vögtin mit einem Lächeln ihre Zustimmung signalisiert hatte, trugen die Novizen das Bildnis auf das Podest und stellten das golden strahlende Abbild ihres Sohnes auf den verwaisten Pferdethron.

„Habt Dank hohe Abgesandte aus den heiligen Hallen Praisenecks. Auch wenn uns der große Martok hier in diesen Hallen so schmerzlich fehlt, sind wir doch eines gewiss: Er dient den Seinen an anderer Stelle. Möge uns sein Bildnis in diesen ewigen Hallen beschützen und unsere Geschicke weise führen.“

Die Baronsmutter blickte nun zu der Schar der Höflinge, Vasallen und Gäste.

„Heute, am Tage an dem der Herr Praios besonders über uns wacht … heute, am ersten Tage des neuen Götterlaufes, gilt es zu verkünden den Willen des Herren des Tals der Pferde, des Fürsten der Bahr ai Danal. So ist es der Wunsch des großen Martok seine treuen Gefolgsleute regelmäßig anzuhören. Daher verkünden wir die Berufung des traditionsreichen Rat'Kahal Sharu'ben, den Rat der Junker, auf das die Stimmen seiner treuen Diener an das Ohr des Praiosberührten hallen. So sollen sich einmal im Mond die Junker, Edlen und Gesandten der Ordenlanden hier in Beschelshall zusammenfinden. Im Namen des großen Martok, so sei es!“


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Stimmen zu den Feierlichkeiten:

„Ein großer Tag für das Tal der Pferde und die Blutlinie des Sonnenbarons. Die Vögtin hat weise agiert und die Vasallen im Namen des großen Martok hinter sich vereint.“ - Mervan von Greifenwacht, Hofgeweihter des Praios am Hof von Herdentor

„Aus dem Süden droht unverhohlen der Pferdeschlächter, doch der Adel Herdentors steht geschlossen und einig hinter meinem Bruder, dem Sonnenbaron.“ - Nera von Sturmfels, Edle zu Rosenheim

„Es ist faszinierend mit anzusehen, wie ein entrückter oder gar verblendeter Baron zu einer Ikone, um nicht zusagen gar zu einem Heiligen stilisiert wird, um in seinem Namen zu herrschen. Ein Meisterstück!“ - Yerodin von Alxertis, Edler zu Langenhof

„Wunsch des großen Martok? Das ich nicht lache … Mein Großvater und die anderen beiden stolzen nebachotischen Sharu'ben haben diese raulsche S'aratan'a dazu gezwungen das Rat'Kahal Sharu'ben einzuberufen!“ - Omar von Brendiltal, Erbe des Junkertums Perainsweil

„Die Erweiterung des Rat'Kahal Sharu'ben auf Raulsche ist gegen unsere Jahrtausende alte Tradition. Welche Schande, das darf nicht ungesühnt bleiben!“ - Raban von Turatal, Erbe des Junkertums Ebengard


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Kleines nebachotisches Glossar:

  • Bahr Shir'em= Ehrentitel des Barons von Herdentor (wörtlich: Herr der Hengste)
  • Al'Jahfadir = der Beschützer (Ehrentitel)
  • S'aratan'a = Vögtin
  • Marben = Baron
  • Bahr ai Danal = nebachotischer Stamm
  • Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung)
  • Sharu'ben = Junker

Schwarze Wehr

Junkertum Ebengard, Anfang Praios 1044 BF:

Im Galopp ritten Junker Turhan von Turatal und sein Enkel und Erbe Raban über die weiten, mit unendlich scheinenden Wiesen bedeckte Ebene Ebengards. Pferde waren der ganze Stolz der Menschen hier und das galt für Nebachoten wie Raulsche gleichermaßen. Sie waren der kostbarster Besitz eines jeden Mannes und einer jeden Frau. Die Götter meinten es gut mit diesem Landstrich – allen voran Tsa, Peraine und natürlich Rahja. Die Wiesen waren satt und das Korn gedieh prächtig auf dem fruchtbaren Ackerboden. Bis vor wenigen Götterläufen lag das Land der nebachotischen Familie Turatal mitten in der Baronie Brendiltal – umgeben von Freunden, geachtet und respektiert; schließlich waren sie weitläufig mit der Baronsfamilie verwandt. Doch Zeiten waren im Wandel begriffen, aus Freunden wurden Feinde, aus Frieden wurde Krieg. Die Baronie Brendiltal gab es nicht mehr, ihr Kadaver wurde zerlegt und neuen Herren zu Fraß vorgeworfen. Die weiten Ebenen Ebengards waren unvermittelt Grenzland geworden, umstritten und umkämpft von zwei Herren. Das ordnende Machtwort des Markgrafen sollte Ebengard schließlich der neu entstandenen Baronie Herdentor zuschlagen, doch nun klaffte eine blutige Wunde im Süden der Lande – die Grenze zur gleichsam neuen Baronie Sebarin. Die Grenzen mochten per markgraflichem Dekret gesetzt worden sein, doch die Begehrlichkeiten der anderen Seite blieben.

Auf einem der sanften Hügel kamen die Reiter zum stehen. Ernst blickte der alternde Junker gen Süden.

„Es ist ruhig jenseits der roten Grenze, zu ruhig. Du musst lernen jede Regung des Feindes zu erkennen, denn Wachsamkeit ist das höchste Gebot um die Unsrigen zu schützen. Was waren das für Zeiten, als ich mit Martok und gar mit dem großen Eslam selbst über dieses Land ritt.“

„Es waren andere Zeiten, Großvater“, entgegnete Raban entschlossen. „Eslam und sogar Martok reiten nicht mehr an deiner Seite, Eslam ist tot und Martok ist nicht mehr der stolze Ammayin, der er mal war.“

„Hüte dich und sprich nicht schlecht über der großen Martok, er ist unser Marben.“ Mahnend erhob der Alte seine Hand.

„Martok ist Vergangenheit, die raulschen Höflinge sind die Gegenwart, doch wer ist die Zukunft?“ Raban blickte seinen Großvater ungerührt an.

„Die Zukunft ist das!“ Der Herr der Pferde zeigte in die Ferne. Raban konnte erkennen, wie dort Arbeiter Gräben aushoben und Mauern aufschichteten. „Die Schwarze Wehr! Ein Kastell zum Schutz unserer Untertanen. Ich würde so wie du auch viel lieber auf dem Rücken der Pferde in die Schlacht reiten und ehrenhaft den Sieg erringen, so wie ich es so oft mit Martok und seinem Vater tat, doch die Zeiten des offenen Kampfes sind vorüber. Der Säbel spricht nicht mehr, sondern der vergiftete Dolch.“

„Ein Kastell, bezahlt von dem Gold der S'aratan'a?“, fragte Raban mit bebender Stimme halb rhetorisch.

„Mit den Zuwendungen des großen Martok Al'Jahfadir!“, verbesserte Turhan seinen Enkel.

„Sie werden das nutzen um uns zu beherrschen, siehst du das denn nicht?“ Beinahe flehentlich blickte Raban zu seinem Großvater. „Was, wenn dort statt den Sonnenrössern die Ras'Waharis der Spinne von Reichsgard stationiert werden?“

„Wir sind das Bollwerk gegen die dunklen Begehrlichkeiten aus dem Süden, wir sind die Herren der Pferde! Niemand beherrscht uns, Raban, merk dir das!“

„Der Kampf mit dem vergifteten Dolch ist nicht der unsrige, es ist der mit dem Säbel!“, entgegnete der junge Nebachote.

„So wie du mein Erbe bist, ist der Enkel von Martok sein Erbe und wir werden treu zu ihm stehen. Doch es ist unsere Pflicht sicherzustellen, dass er nach unseren Traditionen aufwächst und nicht in den Fängen der Aranier verweichlicht. Wir werden das Rat'Kahal Sharu'ben nutzen um Einfluss auf seine Erziehung zu nehmen.“

„Ich hoffe du irrst nicht, Großvater.“ Raban biss sich auf seine Unterlippe. Sein Großvater hatte Unrecht, da war er sich sicher. Er und die anderen nebachotischen Junker waren alt und des Kampfes überdrüssig geworden. Der große Martok, Sohn der noch größeren Lichtgestalt Eslam, von dem der Alte mit leuchtenden Augen sprach, war nur noch ein Schatten seiner selbst, verblendet und entrückt in einem Kloster ohne Macht. Diese hatten nun andere in ihren Händen. Rabans Großvater und die anderen Alten arrangierten sich mit den neuen Mächten, doch er konnte das nicht.



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Kleines nebachotisches Glossar:

  • Ammayin = Krieger
  • Marben = Baron
  • S'aratan'a = Vögtin
  • Al'Jahfadir = der Beschützer (Ehrentitel)
  • Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung)


Autor: Bega

Vereintes Blut der Zacken und Perrinlande

Teil 1

Rashia'Hal, Rondra 1046 BF:

Angetan in nahezu durchsichtigen, schleierartigen Gewändern, führten die Lehrerin der Leidenschaft Rashane von Waraqis und ihre Schülerin Canyreiht von Aimar-Gor ihre Gäste durch die Therme von Rashia'Hal in ein Separee. Exotische Pflanzen wuchsen hier, Singvögel verzückten mit ihrem Sang, ausladende Diwane und Kissen luden zum Verweilen ein, genauso wie ein Becken mit heißen Thermalwasser. Die privaten Räumlichkeiten des Hauses Aimar-Gor, die diese sich hohe Spendensummen kosten ließen, wirkten wie aus einem Märchen aus den fernen Tulamidenlanden. Und das war auch kein Zufall, herrschten die Aimar-Gor doch noch vor wenigen Jahrzehnten als mittelreichische Grafen über Khunchom. Nun aber nutzten Mitglieder des Hauses diesen Rückzugsort für offene oder geheime Gespräche und Verhandlungen. Es war eine große Gruppe, die sich hier zusammenfand.

Zum einen natürlich die Gastgeberin Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor mit ihrer Leibwächterin Ashina von Turatal von den Rash'Waharis, ihre drei Zofen Yandora von Zolipantessa, Danaris von Meidersee und Donyata von Palmyr-Donas, sowie die drei jungen Männer Ramirion von Palmyr-Donas, Mishan Feqzaïl und Toran Barûn-Bari. Es folgten Melandra von Palmyr-Donas, Ramira von Salicum und Merina von Sandern, die drei Familienoberhäupter der mit dem Haus Aimar-Gor traditionell verbündeten Familien und Madalena Feqzaïl, die ihre Mutter vertrat und für ihre Familie sprach.

Zum anderen war Baronin Serima von Hengefeldt mit ihrer Entourage erschienen. Sie wurde von Ritter Wyndor von Erlenbruch und Ritterin Firene von Dornhag – beide unbewaffnet, wie es sich für Rashia'Hal geziemte – und ihren Knappinnen Selinde von Dunkelfarn und Rondriga von Rauleu begleitet, sowie von Idra von Dunkelfarn, Junivera von Erlenbruch und Wyljane von Dornhag, den Familienoberhäuptern der Hengefeldter Zackenfamilien. Eine illustre Runde, bei der der Norden auf dem Süden zu treffen schien.

Nachdem sich die beiden Dienerinnen der Rahjakirche zurückgezogen hatten, erhob Sulamith ihre Stimme. „Freundinnen, es mir eine große Freude euch hier begrüßen zu dürfen. Wie unser Bund von Zacken und Perrin, steht Rashia’Hal für die Einheit Perricums. Für eine Einheit der vielen Völker, die ein jedes seinen Platz diesseits und jenseits des Darpats haben.“

„Hab Dank, deine Worte erwärmen mein Herz“, erwiderte Serima, „Die Zeiten, in denen der Darpat eine trennende Linie war, sind vorbei. Wir stehen für das neue Perricum, das verbindende Perricum. Doch sind wir auch wehrhaft und werden diejenigen hinwegfegen, die uns Unheil trachten. Mit großer Freude bin mich mit den meinen deiner Einladung gefolgt, auf dass sich nun das Blut der Zacken und Perrin achtfach auf ewig verbinde.“

„Wohl gesprochen, meine Schwester.“ Sulamith lächelte Serima in ehrlich gemeinter Verbundenheit zu. „Wir sind heute hier, um das Blut unserer Familien miteinander zu verbinden, auf das unser Bund gedeihe, uns und Perricum zur Gloria. Im Namen der gütigen Peraine, der lebenspendenden Tsa und der immer schönen Rahja werden wir acht Traviabünde stiften.“

So zogen sich Sulamith und Serima mit Melandra von Palmyr-Donas, Ramira von Salicum, Merina von Sandern, Madalena Feqzaïl, Idra von Dunkelfarn, Junivera von Erlenbruch und Wyljane von Dornhag auf die gemütlichen Kissen und Diwane zurück. Ramirion brachte ein paar Schriftrollen und gebundene Bücher und zog sich dann mit Mishan Feqzaïl und Toran Barûn-Bari in eine der Schwitzkammern zurück. Seine Arbeit war fürs erste getan. Als Vertrauter von Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor war er maßgeblich an der Vorbereitung dieses Treffens beteiligt gewesen.


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Schweiß perlte den athletischen Körpern der jungen Männer herunter. Der liebliche Duft von Minze, Lavendel und Arangen ließ alle Anspannung von Ramirion, Mishan und Toran weichen.

„Acht Traviabünde zwischen den Familien der Zacken und Perrinlanden“, unterbrach Ramirion die Stille, die nur vom Zischen unterbrochen wurde, wenn einer von ihnen das aromatisierte Nass über die heißen Steine goss. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bündnis einmal so geschlossen wurde.“

„Die Pfauen stellen ihre Federpracht zur Schau“, erwiderte Mishan schwer ausatmend. Den Führerinnen der Pfauenfamilien ist eines bewusst: nur gemeinsam sind sie stark. Der Zusammenhalt entscheidet über den Erfolg.“

„Der Bund zwischen Zacken und Perrin ist schon bemerkenswert“, stellte Toran fest. „Ich meine, so unterschiedlich wie Hengefeldt und Aimar-Gor sind.“

„Das ist ihre große Stärke, sie profitieren von ihren unterschiedlichen geopolitischen Schwerpunkten und haben erkannt, dass sie ihre Ziele gemeinsam effektiver verwirklichen können, ohne sich dabei gegenseitig in die Quere zu kommen.“ Anerkennung lag in Ramirions Stimme. „Dazu kommt die persönliche Freundschaft zwischen Reto und Serima, die als Ursprung dieses Bündnisses gelten dürfte.“

„Die Hengefeldter wollen die mächtigste Familie der Zacken werden und somit die Zackenberg übertrumpfen. Unsere Familien streben nach der Machtübernahme in Herdentor und die Verdrängung der dortigen Ochsenherde. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Erbe des verblendeten Martok von den unsrigen an einem geheimen Ort auf altaranische Weise erzogen wird. Er wird mehr ein Aimar-Gor sein als ein Brendiltal. Und ein weiterer Schritt ist deine Vermählung mit Nedime, der Mutter des Erben, nicht war Toran?“ Mishan hatte so ein gewisses Funkeln in seinen Augen.

„Meine Vermählung mit Nedime wird noch in diesem Götterlauf stattfinden, da hast du recht mein Bester. Die Ochsenherde in Herdentor wankt, die jungen Nebachoten begehren auf. Das werden wir zu nutzen wissen.“

„So verbinden sich also nicht nur die Zacken und Perrin, sondern auch die Bande innerhalb er altaranischen Familien werden weiter gestärkt. Wir dürfen unsere Wurzel schließlich nicht vergessen.“ - Mishan

„Von Reto weiß ich, dass er Salix und Siyandrion miteinander vermählen will, eine weitere wichtige Vertiefung zwischen dem Haus Aimar-Gor und der Familie Palmyr-Donas. Reto ist am Wiederaufstieg der Familie seiner Mutter sehr gelegen. Unter Retos Fittiche wird aus den beiden Knaben was werden.“ - Ramirion

„Er hat schon Brin und Saleva im neuen Großfürstenhof untergebracht. Reto selbst ist dort als Truchsess an nicht unwichtiger Position.“ – Mishan

„Die Hengefeldt wird sicherlich auch zum großfürstlichen Hoftag von Auenwacht reisen.“ Toran wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Die Goldene Au, das Herz Garetiens … ach was, des Mittelreichs.“


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Während die Vorsteherinnen der beteiligten Familien bei Wein Ost die zu schließenden Traviabünde schmiedeten und die jungen Männer sich in der Schwitzkammer gleichermaßen entspannten wie (miteinander) vergnügten, hatten die Zofen und Knappinnen sich ihrer Kleidung entledigt und waren in das angenehm warme Wasser geglitten.

„Ich bin gespannt, welcher der Recken aus den Zacken für dich über den Darpat springt“, gluckste Yandora von Zolipantessa belustigt.

„So lange er nicht vor der Vermählung IN den Darpat springt, ist ja alles gut.“ Danaris von Meidersee nahm die Vorlage dankbar an.

„Meine Mutter wird einen Spross aus der Baronsfamilie von Hengefeldt für mich durchsetzen, da bin ich mir sicher. Ich habe Mutter mit Sulamith reden hören. Da gibt es keinen Zweifel und was gäbe es für eine bessere Partie?“ Donyata von Palmyr-Donas lächelte beglückt und überging somit die Spitzen ihrer Freundinnen. „Er wird mir und meiner Familie wunderbare Kinder schenken, stark und widerstandsfähig wie die Zacken und fruchtbar und erhaben wie Perrin.“

„Das Hengefeldter Blut ist stark und urgaretisch. Der perfekte Bund“, pflichtete Selinde von Dunkelfarn bei. „Ich hoffe nur sie werden eine Ehepartnerin mit meinen Neigungen für mich aussuchen.“

„Mach dir keine Sorgen, meine Gute, in den altaranischen Familien haben wir solcherlei Nuancen im Blick“, entgegnete Donyata.

„Über eure Familien habe ich gehört, die wahren Mächtigen seien die Frauen und die elfisch veranlagten Männer.“ Rondriga von Rauleu grinste breit.

„Da ist was dran, siehe Sulamith, meine Mutter, die Feqzaïl … und dann auf der „elfischen“ Seite Reto, mein Onkel Ramirion und Mishan. Die anderen Männer sind doch nur dafür da unsere Blutlinie fortzuführen.“ Donyata lachte. „Und bei der weiblichen Blutlinie ist wenigstens ohne Zweifel sicher, dass der Erbe kein Kuckuckskind ist. Ich meine, Rondriga, wenn du verheiratet bist, kannst du dir jeden ins Bett holen und Rahja huldigen, dein Gemahl wird dann nicht wissen, ob es sein Kind ist.“

„Bei Rondriga wäre es einerlei, denn die wird keinen Erben heiraten“, stichelte Danaris, „bist du nicht mit dem mittelosen Zweifelfelser am Hengefeldter Hof verlobt?“

„Ein Erbe ist mir nicht wichtig!“ Die Angesprochene schüttelte ihren Kopf. „Nach dem Ritterschlag werden wir gemeinsam durch Perricum ziehen, vielleicht sogar in die Ostmarken oder gen Süden zu den Tulamiden. Auf uns warten große Abenteuer.“

„Dein Idealismus in allen Ehren, aber für mich wäre das nichts“, entgegnete Yandora. „Mein Platz ist in Reichsgarten bei meiner Herrin Sulamith!“

„Du bist ja auch als Bastard geboren, wer würde dich da schon heiraten wollen“, zischte Danaris.

„Bastard hin oder her, die Schwester des Markgrafen ist auch ein Bastard und eine sehr einflussreiche Frau. Ihre Kinder sind ebenfalls unehelich geboren. Dazu kommt, mein Familienname hat einen weitaus besseren Klang als der deine. Also, sei froh, dass deine Eltern vor deiner Geburt den Traviabund geschlossen haben.“

Danaris schnaubte und klatschte mit der flachen Hand auf die Wasseroberfläche, doch anstatt Yandora, traf das aufspritzende Wasser Danaris selbst, was zu ausgelassenem Gelächter unter den jungen Frauen führte.

Als sich alle wieder beruhigt hatte, blickte Donyata zu Rondriga und Selinde. „Stimmt es, dass ihr mit eurer Herrin zum großfürstlichen Hoftag nach Garetien reisen werdet?“

„Ja, ich bin schon ganz aufgeregt“, plapperte Rondriga drauf los. „Mein erstes Mal in Garetien und dann noch ein Hoftag des Großfürsten und die Großfürstin hat auch noch Geburtstag!“ Die Knappin aus den Zackenlanden kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.

„Ich beneide dich“, gab Donyata offen zu, „mein Onkel ist Oberzollmeister am Großfürstenhof, ich hätte ihn gerne wiedergesehen … aber natürlich auch das ganze höfische Tamtam, sicherlich was Besonderes.

„Die Großfürstin ist ja eh eigentlich eine von uns“, gab Danaris zu bedenken.

„Naja, eigentlich ist sie Greifenfurterin“, erwiderte Selinde.

„Geboren ist sie in Greifenfurt, ja, aber sie ist hier in Perricum fast ihr ganzes Leben aufgewachsen und hat die beste Perricumer Erziehung genossen. Sie ist eine von uns!“ Für Donyata war die Sache sonnenklar.

Und so plauderten die jungen Frauen noch eine ganze Weile über den bevorstehenden großfürstlichen Hoftag.


Autor: Bega


Nebenreihe: Der Hoftag von Auenwacht – Prolog

Teil 2

Rashia'Hal, Rondra 1046 BF:

Zufrieden und ausgelassen prosteten sich Sulamith und Serima mit Perricumer Roten zu. Auch Melandra von Palmyr-Donas, Ramira von Salicum, Merina von Sandern, Madalena Feqzaïl, Idra von Dunkelfarn, Junivera von Erlenbruch und Wyljane von Dornhag wirkten zufrieden. Die neun Frauen hatten es vollbracht: Ihre Familien würden sich achtfach im Blute vereinen. Acht Traviabünde wurden beschlossen, um den Bund von Zacken und Perrin weiter zu festigen und das nicht nur kurzfristig. Die Planungen sollten Generationenübergreifend sein.

„Es ist vollbracht, meine Freundin. Unaufhaltsam verbindet sich unser Blut, immer und immer wieder und führt so die Zacken und Perrinlande immer mehr zusammen. Perricum wird durch uns ganz und vollkommen sein.“ Serima erhob ihren Weinpokal.

„Wohl gesprochen, meine Teuerste. Am 30. Tage des Traviamondes 1047 nach Bosparans Fall, dem Tag der drei gütigen Schwestern nach dem Korgonder Festtagskalender, wird es eine dreifache Hochzeit geben.“ Sulamiths Augen funkelten.

„Bist du dir bei dem Ort der Feierlichkeiten wirklich sicher? Es könnte bei einigen als Provokation aufgefasst werden.“

„Der Rothandfelsen steht für das neue Perricum, genau wie wir! Es gibt also keinen besseren Ort!“


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Das vereinte Blut:

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Nach der Schwitzkammer und einer Erfrischung mit kaltem Quellwasser, hatten sich Ramirion von Palmyr-Donas, Mishan Feqzaïl und Toran Barûn-Bari – noch vollkommen unbekleidet – etwas abseits der Frauen, eine weite Kissenlandschaft als ihren Rückzugsort erkoren. Interessiert blickte Ramirion auf die Liste der zu Vermählenden.

„Eine dreifache Hochzeit und das auch noch an den geschichtsträchtigen Rothandfelsen. Das nenne ich aber mal einen Gongschlag, der selbst einen Praiospfaffen erzittern lassen würde.“

„Da sagst du was“, quietschte Mishan vergnügt. „Ich meine, die beiden Dunkelfarn-Verbindungen mit Sandern und Salicum sind ja eher nebensächlich, aber die Vermählung deiner Nichte Donyata mit einem Hengefeldter ist schon ein großer Wurf für sie.“

„Oh, sie dürfte sehr zufrieden sein. Nun kann sie sich voll und ganz auf ihren höfischen Werdegang konzentrieren. Ort und Umstand der Vermählung wird einen großen Praiosstrahl auf sie richten.“ – Ramirion

„Wo werden Sulamith und Melandra sie hinschicken, wenn sie soweit ist?“ – Mishan

„Bestimmt an den Marschenhof.“ – Ramirion

„Gute Wahl!“ Mishan nickte zustimmend und blickte dann zu Toran. „Ein wenig neidisch, dass sie dir und Nedime womöglich noch den Platz an der Sonne abläuft?“

„Du kennst mich doch, Mishan, das große Tamtam ist nicht meine Welt. Nedime und ich werden im Rahjamond während des Fests der Freunde im Alcazaba Radscha Bur in Edlenhof vermählt werden. Ich kann euch versprechen, diese Feier werdet ihr so schnell nicht vergessen.“

„Oh Toran, wie du dir vorstellen kannst, kann ich es schon kaum erwarten.“ Mishan gluckste vergnügt.

Mit Blick auf die Liste fuhr Ramirion fort. „Aber auch Sulamiths Enkelin Danaris und Mishans Nichte Aira bekommen, wenn ihre Zeit gekommen ist, einen Hengefeldt-Gatten. Meine Nichte Laitha wird in die Zacken geschickt.“

„Ein hartes Los.“ Mishan verzog sein Gesicht.

„Das wird sich zeigen“, entgegnete Ramirion. „Laitha wird als Pagin an den Hengefeldter Baronshof geschickt, um die Sitten und Bräuche der Zacken zu lernen. Das ist der Vorteil von SEHR frühen Traviaversprechen, die zukünftigen Ehepartner können formvollendet auf ihre Lebensaufgabe vorbereitet werden. Ein Grund, warum Rondrick bereits als Page bei dem ebenso verwegenen wie gutaussehenden Ramin dient.“

„Gute Planung führt zum Erfolg und unsere Familien planen in Generationen.“ - Mishan


Autor: Bega

Schäumende Wasser

Das Netz ist wohl futsch

Schäumende Wasser - Das Netz ist wohl futsch

Kloster der Ertrunkenen

Schäumende Wasser - Kloster der Ertrunkenen

Rauschen und Surren

Schäumende Wasser - Rauschen und Surren

Ein Bericht über den Fluß

Schäumende Wasser - Ein Bericht über den Fluss

Die Wolfsjäger

Schäumende Wasser - Die Wolfsjäger

Ein nützlicher Feind

Schäumende Wasser - Ein nützlicher Feind

Die Kommandantin und der König

Schäumende Wasser - Die Kommandantin und der König

Im Nebel

Schäumende Wasser - Im Nebel

Bei den Reshminianern I

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern I.

Bunte Lichter von Perricum

Schäumende Wasser - Bunte Lichter von Perricum

Eine ausnehmend günstige Gelegenheit

Schäumende Wasser - Eine ausnehmend günstige Gelegenheit

Ein Familienausflug

Schäumende Wasser - Ein Familienausflug

Flackernde Lichter

Schäumende Wasser - Flackernde Lichter

Heroldartikel: Die Bunten Lichter von Perricum sind erloschen

Schäumende Wasser - Die Bunten Lichter von Perricum sind erloschen

Die Wächterin muss sich rechtfertigen

Schäumende Wasser - Die Wächterin muss sich rechtfertigen

Am markgräflichen Hof I.

Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof I.

Am markgräflichen Hof II.

Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof II.

Am markgräflichen Hof III.

Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof III.

Wo sind die Kinder?

Schäumende Wasser - Wo sind die Kinder?

Die Konsequenzen des alten Seebären

Schäumende Wasser - Die Konsequenzen des alten Seebären

Nicht schon wieder

Schäumende Wasser - Nicht schon wieder

Zusammenkunft der Bruderschaft von Wind und Wogen

Schäumende Wasser - Zusammenkunft der Bruderschaft von Wind und Wogen

Untersuchungen in Wasserburg

Schäumende Wasser - Untersuchungen in Wasserburg

Tobend wie die See

Schäumende Wasser - Tobend wie die See

Wie denn bloß?

Schäumende Wasser - Wie denn bloß?

Wege der Erkenntnis

Schäumende Wasser - Wege der Erkenntnis

Tümmler in der Darpatmündung

Schäumende Wasser - Tümmler in der Darpatmündung

Die Sonderflottille macht sich einsatzbereit

Schäumende Wasser - Die Sonderflottille macht sich einsatzbereit

Die Flottille und die Grauen Stäbe

Schäumende Wasser - Die Flottille und die Grauen Stäbe

Die Flottille und die Schule der Austreibung

Schäumende Wasser - Die Flottille und die Schule der Austreibung

Ach, meiner alter Darpat

Schäumende Wasser - Ach

Bei den Reshminianern II

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern II

Bei den Reshminianern III

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern III.

Bei den Reshminianern IV

Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern IV.

Das Glucksen des Wassers zu Gluckenhang

Schäumende Wasser - Das Glucksen des Wassers zu Gluckenhang

Windumtoste Höhen

Schäumende Wasser - Windumtoste Höhen

Schiffe und Planwagen

Schäumende Wasser - Schiffe und Planwagen

Uferloses Verlangen

Schäumende Wasser - Uferloses Verlangen

Gebührende Ehre

Schäumende Wasser - Gebührende Ehre

Ritter des Flusses

Schäumende Wasser - Ritter des Flusses

Stahl im Wasser

Schäumende Wasser - Stahl im Wasser

Ein Wink mit der Roten Hand I.

Schäumende Wasser - Ein Wink mit der Roten Hand I

Ein Wink mit der Roten Hand II.

Schäumende Wasser - Ein Wink mit der Roten Hand II.

Ein Wink mit der Roten Hand III.

Schäumende Wasser - Ein Wink mit der Roten Hand III.

Schmähreime

Schäumende Wasser - Schmähreime

Konvent zu St. Liaiella I

Schäumende Wasser - Konvent zu St. Liaiella I

Konvent zu St. Liaiella II

Schäumende Wasser - Konvent zu St. Liaiella II

Konvent zu St. Liaiella III

Schäumende Wasser - Konvent zu St. Liaiella III

Die Flutwelle

Schäumende Wasser - Die Flutwelle

Nachspiel

Schäumende Wasser - Nachspiel

Rasend wie ein Fluss

Schäumende Wasser - Rasend wie ein Fluss

Der Fingerzeig

Schäumende Wasser - Der Fingerzeig

Wer suchet, der findet

Schäumende Wasser - Wer suchet

Die Wogen sprechen nicht

Schäumende Wasser - Die Wogen sprechen nicht

Mit vereinter Kraft

Schäumende Wasser - Mit vereinter Kraft

Am Nest der Schlange

Schäumende Wasser - Am Nest der Schlange

Schlangenjagd

Schäumende Wasser - Schlangenjagd

Der Darpat kommt zur Ruhe? - Pläne werden gemacht.

Schäumende Wasser - Der Darpat kommt zur Ruhe? - Pläne werden gemacht

Ein Fest zur Erinnerung

Schäumende Wasser - Ein Fest zur Erinnerung

Unten am Fluß

Schäumende Wasser - Unten am Fluß

Beförderung und Besinnung

Schäumende Wasser - Beförderung und Besinnung

Gedanken einer Kommandantin

Schäumende Wasser - Gedanken einer Kommandantin

Das Ausschwärmen der Reshminianer

Schäumende Wasser - Das Ausschwärmen der Reshminianer

Barbenwehrer Betrachtungen

Schäumende Wasser - Barbenwehrer Betrachtungen

Perricumer Stimmen I

Schäumende Wasser - Perricumer Stimmen I

Perricumer Stimmen II

Schäumende Wasser - Perricumer Stimmen II

Haselhainer Anreise

Schäumende Wasser - Haselhainer Anreise

An der Brücke I

Schäumende Wasser - An der Brücke I

An der Brücke II

Schäumende Wasser - An der Brücke II

Weitere Ereignisse

Hieraus bitte auswählen und ggf. ergänzen:

  • Reaktion der Efferd-Geweihtenschaft nach Lichterfest (Anfang Efferd 1043 BF) - Bernd [fertig]
  • Einleitung einer Untersuchung durch Efferd-Kirche, Sonderflotille, Hesinde-Kolleg/Kirche, Schule der Austreibung (Anfang/Mitte Efferd 1043 BF) - JAN ([fertig] - kann noch durch ähnliche Geschichten ergänzt werden.)
  • Evtl. ein "Kommentar" aus Gluckenhang. + Auftauchen von Miria von Gaulsfurt. (Mitte Efferd 1043 BF) - JAN [fertig]
  • Überschwemmung, Efferd-Geweihter mit Stein am Bein (geopfert?), als lebende Flußleiche (Mitte/Ende Efferd 1043 BF) - JAN [fertig]
  • Was finden sie heraus: vorherige Ereignisse gesammelt und magische, wie karmale Analyse sagt: dämonisch - Schlacht an der Gaulsfurt? (Währendessen lässt Markgräfliche Administration ein neues Schiff für die Sonderflotille bauen) (Ende Efferd 1043 BF) - u.a. NICO und BERND (Treffen zwischen Yanda von Gerben und Stadt/Markgrafschaft) [fertig]
  • Pflanzen am Ufer gehen ein, deformieren, Krabben umd kleine Malmer etc. kommen an Land (Anfang Travia 1043 BF) - Bernd & Jan [fertig]
  • Reshminianer sprechen über Mirias Gespräche im Schlaf. Wollen auch dem Treffen an der Gaulsfurt beiwohnen... (? 1043 BF) - Jan
  • Folgenachforschungen ergeben nichst weiteres (Ereignisse nicht punktuell, sondern auf ganzen Darpat, von Schlund bis Perlenmeer) (Mitte Travia 1043 BF)
  • Damit im Zusammenhang: MARIUS [fertig] schreibt eine Geschichte mit Dara von Hardenstatt, wie sie mit ihrem Schiff und Mannschaft die Ereignisse im Travia '43 erlebt.
  • Auffinden von Miria von Gaulsfurt, Marius [fertig]. (Mitte Travia 1043 BF)
  • Vision Tsalaya von Alxertis bei Korgondfeier am Rothandfelsen. (Ucurian von Sturmfels - auch anwesend - hat sie beruhigt und interpretiert) (30. Travia 1043 BF) - BERND und JAN
  • Tote Delfine in Mündung und weiter Flußaufwärts (Anfang Boron 1043 BF) - NICO (Sonderflotille Dergelmund) [fertig]
  • Geschichte um die Einbindung des Schmugglerkönigs, den Yanda schon in der Story "Ein nützlicher Feind" angekündigt hat. --> Dadurch wird Yanda dann auf die Mystik im Mystikplot gelenkt und versucht nicht weiter eine Weltverschwörung der Schmuggler gegen sich zu suchen. (Anfang/Mitte Boron 1043 BF) - NICO [fertig]
  • In dem Zusammenhang evtl. auch ein Rückgang der Schmuggleraktivitäten auf dem Darpat und auch ein bisschen an der Küste. (Aus der Blick Al'Ariks) (Anfang/Mitte Boron 1043 BF) - JAN
  • Etwa Zeitgleich: Flusswacht und Efferd-Kirche laden nach Gaulsfurt (Rondrara von Alxertis erzählt: Tsalaya von Alxertis hatte Wahrtraum (kreisende Blutrochen, folgt den Blutrochen) am Rothandfelsen (Anfang/Mitte Boron 1043 BF)
  • Noch in Gaulsfurt: Efferdgeweihte bestätigen; in dem Moment kommt Flutwelle, Rukuubuuri und Gaulsfurttoten (Anfang/Mitte Boron 1043 BF)
  • Es folgt Wundenlecken (Recherche zum Wahrtraum) (Mitte Boron bis Anfang Mitte/Hesinde 1043 BF) (Mehrere Recherche-Geschichten/Artikel?)
  • Verfluchte Perlen und Muscheln bringen Leute in Raserei. (Anfang Hesinde 1043 BF) - MARIUS [fertig]
  • Hesindegefällige Erkenntnis (in alten Schriften/Legenden?) zu einem im Zusammenhang stehenden Ort (Ozean vor Vellberg) (Mitte Hesinde 1043 BF) - JAN
  • Tauchgang im schon recht kalten Ozean (Erfrierende); Auffinden von Südweiser der auf dämonische Verseuchung hinweist (Mitte/Ende Hesinde 1043 BF) - MARCUS [fertig]
  • Kurzepisode Efferd-Geweihtenschaft weiss nicht was es (Südweiser) ist, aber deklariert es als Efferdheilig (Ende Hesinde 1043 BF) - Bernd
  • Ende des Monats Hesinde: Bei Rabicum finden sie mit dem Südweiser im noch recht warmen Fluß dämonische Seeschlange und besiegen sie. (Ende Hesinde 1043 BF) - NICO & MARIUS [fertig]
  • Ereignisse gehen scheinbar zurück, Fluß gefriert normal zu an den meisten Stellen. Fühlen sich als Sieger! Wollen im Tsa - mit neuem Sonderflotillen-Schiff (Name: Blutrochen?) und Südweiser - gemeinsamen Sieg mit Darpatfahrt feiern. (Anfang/Mitte Firun 1043 BF) [fertig]
  • Ereignisse kommen auch im Frühling nicht wieder [fertig]; 30. Tsa - Darpatfahrt von Knoppsberg bis Reshminabrücke (Feier mit Leuten) (Mitte bis Ende Tsa 1043 BF) - ALLE (vielleicht mehrere Episoden zur Vorbereitung und zu Perspektiven der Feier.
  • Immernoch 30. Tsa: An der Reshmina-Brücke schlägt Südweiser auf einmal aus und eine riesige, daimonoide Krake auf und will Brücke und Schiff zerstören. Kampf! Sieg! Brücke und Einheit gerettet. (Ende Tsa 1043 BF)
  • Beschluß danach: Ende Phex Gedenkfeier wieder an Brücke, wo Perricumer die Einheit feiern. (Tag des Bundes! - Tag es Bundes im Gedenken an..., ab da jährlich eine Schiffsparade) (30.Tsa/Anfang Phex 1043 BF)
  • Feierlichkeit im Phex, diesmal geht alles glatt, doch schon jetzt stellt man sich heimlich die Frage "Wir waren hier um Perricum GEMEINSAM zu schützen, aber wo war der Markgraf?" (Anfang/Mitte Phex 1043 BF)
  • Nach dem Kater - Man fragt sich nun deutlicher: Wo war eigentlich der Markgraf (Fehde ist keine Ausrede), wir als Perricumer haben das ganz allein geschafft…wir sind Brüder/Schwestern, aber wer ist unser*e große*r Bruder/Schwester? (ab da Politplot - Grüppchenbildung) (Anfang Peraine 1043 BF)
  • NICO streut am Ende des Plots noch eine Geschichte um die Eröffnung des neuen Hafens in Wasserburg und die Einweihung der "Blutrochen" aus der Sicht von Sebald von Gerben ein, der darin auch verteidigt warum er nach dem schweriwegenden Vorfall immernoch Kadetten nach Wasserburg schickt.

Noch einzuordnen:

  • Sebald von Gerben gibt an dass er durch den Verlust von 10% seiner gesamten Kadetten gerade eigene Probleme hat, stellt aber Kontakt zu den Grauen Stäben her, die Yanda und den anderen dann neben der Efferd-Kirche (deren Geschichten/ Einladungen jemand anderes übernehmen müsste) bei der Aufklärung helfen. (Sehe ich ja Anfang/Mitte Efferd) - NICO [fertig]
  • Selinde (Wallbrord) noch ein oder zwei kleinere bis mittlere Auftritte in und um Perricum-City zu verschaffen. Plus ihre werte Mutter und deren "Gott". - MARCUS [fertig]
  • Einbindung der Reshminianer, dort taucht Miria wieder auf. - ALLE
  • Immer mal wieder Sichtweisen und Kommentare aus der ganzen Markgrafschaft - ALLE
  • Kleinere Ereignisse im Schlund? - THORSTEN?