Geschichten:Die mit Giganten ringen - Zwergenwut
Irgendwo im Gebirge
Phex 1033 BF
Mißmutig stapfte die Zwergin den steilen Weg in die Schlucht hinab. Ihre vom stetigen Nieselregen druchnäßte Kleidung trug nicht zur Besserung der Laune bei. Unter einem kleinen Felsüberhang kauerte sie sich zusammen. Hier war sie zumindest etwas vor Regen und Wind geschützt. Sie lehnte sich an die Wand an und wickelte sich in ihren Umhang. Ein völliger Fehlschlag! Dieser Berg! Diese Prüfungen! Davon hatte in den Schriften nichts gestanden. Nichts darüber, daß man Menschen mitnehmen mußte, die vom Gebirge so viel Ahnung hatten wie ein Neugeborenes! Nur das man sich dem Berg würdig erweisen mußte. Nichts davon, wie die Prüfungen ablaufen. Nichts von diesem verflixten Fangdal und seinen Stimmen im Kopf, dem Zwang die Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Mit einem Ruck warf sie einen der herumliegenden Steine gegen die gegenüberliegende Felswand. Selbst ihren Rucksack hatte sie beim überhasteten Aufbruch liegenlassen müssen. Diese Menschen hatten einen so leichten Schlaf. Beinah hätte dieser Alfred sie noch erwischt. Für einen Menschen kletterte er erstaunlich gut. Im Gegensatz zu dieser ungeschickten Menschenfrau. Erst riß sie beim ersten Anstieg fast die Gruppe den Hang hinab und dann konnte sie nicht mal richtig den Abhang hinunterstürzen. Ein weiterer Stein wurde gegen die Felswand geschleudert. Wieder hallte das dumpfe Geräusch vielfach von den Wänden zurück.
Einen nächsten Stein wog sie mehrfach in den Händen, drückte ihn, als wolle sie ihn zerquetschen bevor sie auch diesen mit einem wütenden Schrei gegen die Wand schleuderte, wo er in tausend Stücke zersprang. Nein! So leicht ließ sich Aurelara Tochter der Andrascha nicht besiegen und schon gar nicht entmutigen! Dieses Mal war alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte, doch die Baronie wurde alle sechs Götterläufe neu vergeben. Sie richtete sich auf. So schnell gab eine Zwergin nicht auf. Im Gegensatz zu den Menschen hatte sie Zeit. Zeit sich vorzubereiten. Zeit einen anderen Kandidaten zu unterstützen und zu begleiten. Zeit zu sehen, ob die Prüfungen jedes Mal gleich abliefen. Wenn sie das nächste Mal antrat wäre sie vorbereitet, wüßte wie sich die Menschen für ihre Ziele einspannen ließen und dann, dann würde sie sicher gewinnen. Doch hatte sie wirklich Zeit? Wer konnte ahnen, was diese Menschen mit ihrem Berg anstellen würden? Welche seiner Geheimnisse sie ihm entreißen würden?! Vielleicht hatte sie Jahre, vielleicht aber auch nur Monate oder gar Wochen. Sie mußte herausfinden, welcher dieser Menschen ihren Berg erobert hatte. Mit einem Satz sprang Aurelara auf die Füße um dann zielstrebig, den Regen ignorierend, weiter die Schlucht entlang zu stapfen.