Geschichten:Höhere Gerechtigkeit - Teil 3

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Eldwin kratzte sich am Kinn und beobachtete die Szenerie. Wenn ihn die Beleidigungen des Mannes kränkten so zeigte er es keinen Augenblick.

Interessiert blickte er in die Runde und wartete auf die Reaktionen der Gemeinschaft. Manch anderer wäre schon längst aufgesprungen und hätte dem Mann den Fehdehandschuh ins Gesicht geschmettert, doch der Jüngling blieb ruhig.

Seine Mutter hatte ihm einmal gesagt, dass die Ruhe seine größte Stärke war. Er ließ sich nicht provozieren und das Wort Jähzorn kannte er nicht. Die Worte hatten auch ihn verletzt, doch er ließ so was an sich einfach nicht heran. Sein Blick glitt zu Rondrigo von Ahrenstedt von dem er wusste, dass er nicht immer seinen Zorn zügeln konnte...

Von Ahrenstedt und auch Gar’wain der Nebachote sah man schon deutlich an, welcher Zorn in ihnen empor wallen wollte, doch es war Ritter Wolfward von Schroffenstein, der sich erhob. Der war der älteste Mann in der Runde der Ritter zu Korbronn und hatte auch die meiste Erfahrung.

„Wir haben Eurer Schmähungen nun genug gehört. Ich schlage vor wir regeln das ein für allemal durch ein Götterurteil.“

„Wohl gesprochen,“ warf Cordovan vom Greifener Land ein und nickte zustimmend. „Ich bitte um das Recht diesem Herrn von Firunshöh zu beweisen, dass er falsch liegt mit all seinen so unbedacht gewählten Worten,“ sagte Ritter Wolfward. Khorena von Ahrenstedt nickte ebenso wie Cordovan vom Greifener Land und blickte nun gespannt zu ihrem Bruder.

Rondrigo holte tief Luft und besann sich der Tugenden, die er so gerne als Richtwerte der Korbronner zitierte und sagte schließlich: „So sei es. Gar’wain, bitte sorge dafür, dass der Herr von Firunshöh ein Ross aus dem Stall erhält, sowie einen Harnisch und zwei Waffen seiner Wahl aus der Rüstkammer.“ Der Nebachote nickte grimmig. „So sai äs. Wolfward wird diesäm Lügnär und Raubrittär hier schon zeigän auf wässän Seite die Göttär stähän.“

Der Junker von Firunshöh schnaubte abfällig und wurde von Knecht Praiodan und dem nebachotischen Krieger aus der Halle eskortiert.

Rondrigo blickte Wolfward von Schroffenstein respektvoll an und neigte kurz das Haupt. „Euer Mut beschämt mich fast, Freund Wolfward. Eigentlich wäre es an mir gewesen diesem Schurken Manieren beizubringen.“

Von Schroffenstein lächelte, was nicht sehr oft vorkam, da der bärbeißige Ritter wohl oft den Eindruck erwecken wollte er wäre stets feierlich ernst. „Nun, die Feinde eines Ritters von Korbronn sind die Feinde aller Ritter zu Krobronn, oder nicht?“

„So ist es!“ erklang der Ruf aus den Kehlen der Anwesenden, rondrigo ausgenommen.

„Ich gebe mich geschlagen, mir scheint, ich sollte unsere Prinzipien besser verinnerlichen.“ Rondrigo nahm die Hand des älteren Ritters und drückte sie fest.

„Lasst und zu Praios beten, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird. Ich habe keine Zweifel daran, dass der Herr des Lichts und die stürmische Herrin Rondra auf unserer Seite sind.“

Eldwin blickte seinen ehemaligen Lehrmeister an. Vor nicht all zu langer Zeit war er noch sein Knappe gewesen. Der junge Mann kannte den alten Ritter wirklich gut. Er war immer gut zu ihm gewesen, auch wenn er mit strenger Hand die Fortschritte seiner Ausbildung begleitet hatte. „Herr... Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich Euch gerne Eure Rüstung und Eure Waffe anlegen. Es wäre mir eine Ehre. Der alten Zeiten willen...“

Wolfward lächelte dankbar, er wusste diese Geste über alle Maße zu schätzen. „Ich danke dir, Eldwin…, verzeih, Ritter Eldwin.“

Der einstige Knappe erhob sich und machte sich sogleich daran, Harnisch und Gambeson für seinen vormaligen Herrn zu bereiten.


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