Geschichten:Schmerzen und Glück - Ein neuer Anfang (4. Teil)

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Etwas verdutzt starrten Trautmann, Traviadane und Aidaloê den dreien hinterher, doch dann schloss sich die Tür hinter ihnen und die drei waren allein in der Kemenate. Und warteten. Aidaloê war sehr nervös. Das Gespräch in der Karosse war nicht sehr fruchtbar gewesen, immer noch hatte die Halbelfe einen Groll auf ihre neue Familie, sie derart im Ungewissen gelassen zu haben. Doch andererseits war da das ihr eigene pflichtgefühl – denn sie zweifelte nicht an der Richtigkeit von Traviadanes Worten und somit war sie die einzige, die Anspruch auf den Titel haben konnte. Und eben dies ihr eigene Pflichtgefühl zwang sie schier, sich nicht zurückzuziehen und Junkerin von Ferinstein zu werden.

„Liebes Kind...“, Travidane tastete nach Aidaloês Hand und strich sanft mit ihrem Daumen über die weiche haut der Halbelfin.

Aidaloê unterdrückte den Drang, zurückzuzucken mit äußerster Willenskraft, doch Traviadane spürte diesen kleinen Reflex.

„Bitte weiche nicht zurück. Ferinstein braucht dich. Das Haus Gorsingen braucht dich. Ich brauche dich!“ fügte sie mit Nachdruck hinzu.

Aidaloê schluckte einmal heftig. Es raste in ihren Gedanken. Sie war noch sehr durcheinander – die letzten beiden Tage waren einfach zu schnell gewesen, zu chaotisch und die nächsten Wochen würden es ebenso werden. Aidaloê fürchtete sich, ja – sie fürchtete sich. Sie hatte gerade eine Familie gewonnen, um sie dann zu verlieren und einem Adligen nachzufolgen in einer Zeit, da Dämonenknechte und nicht-lebende Schergen das Land unsicher machten. Sie fürchtete sich. Doch sie sprach diese Furcht nicht aus – sie zwang sich, stark zu sein. Niemand durfte von dieser Schwäche erfahren. Ja, sie hegte immer noch einen Groll gegen Traviadane Ivetta von Rothammer-Gorsingen – die Nordmärkerin konnte genauso umtriebig sein wie ihre Schwägerin Theodora. Sie hegte auch noch einen Groll gegen Reto Hagenius, ihren Vater. Gegen Tirus Dracomar, ihren Bruder. Und gegen alle, die sie verraten hatten. Die rechte Hand ballte sich unbemerkt von Trautmann oder Traviadane in ihrem Schoß zur Faust, fast schon bohrten sich die manikürten Nägel in das weiche Fleisch.

Die Zeit verging. Diener kamen, fragten nach Wünschen und Begehr, verrichteten ihre Arbeit und verschwanden wieder. Um dann bald wieder aufzutauchen. Doch dann – Traviadane hatte die Sanduhr shcon zum dritten Male umgedreht und es war schon dunkle Nacht geworden – kam Baron Erlan von Zankenblatt zu Syrrenholt in die Kemenate, gefolgt von den beiden Geweihten sowie seinem eigenen Secretarius Travian. Traviadane, Aidaloê und Trautmann sahen abrupt auf, gerissen aus ihren eigenen Gedanken. Der Baron bemerkte die Anspannung in den Gesichtern. Er beschloss, sie zu erlösen.

„Ich habe keinerlei Zweifel and er Echtheit dieser Dokument. Ebensowenig hege ich einen Zweifel an den Aussagen Hochwürden Halburgs und Ehrwürden Balihos. Überdies war mir auch Junker Reto Hagenius als sehr praiosfürchtiger Mann bekannt, der das Wahre Wort liebte. Dass er nun die Herkunft seiner Tochter verschleierte – ich gehe davon aus, dass es aus einem sehr guten Grund geschah.“

Erlan richtete seinen Blick auf die Halbelfe. „Jedenfalls erkenne ich Euch als Tochter des Junkers Reto Hagenius von Gorsingen zu Ferinstein an und erkenne Euch ebenso als einzige verbliebene Erbin...“ Traviadane zuckte bei diesen Worten zusammen. „... des Gutes und Titels von Ferinstein an.“

Die Spannung löste sich, doch keiner reagierte wirklich. Aidaloê war nun wirklich eine von Gorsingen? Sie war die Erbin des Gutes? Trägerin des Titels und des Saphirpanthers – des traditionellen Schwertes der Junker von Ferinstein? Es musste wohl so sein, denn Erlan trat zu Aidaloê.

„Lasst uns die Formalitäten hinter uns bringen und dann leistet Ihr mir den Heiligen Lehenseid, Junkerin Aidaloê Rondriga von Gorsingen zu Ferinstein.“


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