Geschichten:Ein konspiratives Treffen in Mardershöh

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Im Praiostempel auf Burg Mardershöh, Praios 1047 BF, spätabends

Spätabends hatte sind der harte Kern des Hofstaats von Königlich Mardershöh im Praiostempel der Burg versammelt: Der Kastellan Bosper von Herzgrund, der Konnetabel Rondred Löwenhaupt, die Hofkaplanin Praiodane von Lichtensteig, der Hofmagier Burian Burkherdall sowie die Heroldin und Sekretaria Quisira Dorc. Sie alle einte, dass sie ihre Stellung der Familie Leuenwald und im besonderen Orelan Leowyn von Leuenwald zu verdanken hatten und diesem zutiefst ergeben waren.

«Warum hast du uns zu dieser späten Stunde noch zusammengerufen, dazu noch in meinem Tempel,» raunte Praiodane Rondred missmutig wie immer an, «und was soll dieses alberne Gebräu, dieses Wiesenschlösschen? Ich hasse es.» und schnupperte angewidert am vollen Steinkrug in ihren Händen.

«Weil ich es mir so gewünscht habe, mit euch allen auf alte Zeiten anzustossen.» Orelan Leowyn von Leuenwald kam hinter einer Säule hervor. «Immer noch so kratzbürstig, liebste Praiodane? Dann passt ja das Wildschwein bestens hierher.»

Das Gesicht von Praiodane wurde zuerst weiss wie ihre Albe und lief dann feuerrot wie ihre dreifach gefältelte Casel an. «Wie…, wie könnt ihr es wagen, mir je wieder unter die Augen zu kommen?» und warf den vollen Steinkrug in Richtung Orelan. Tränen stiegen in ihre Augen.

«Und ihr anderen,» Orelan trat lächelnd näher an seinen ehemaligen Hofstaat heran, «habt ihr auch ein Begrüssungsritual für mich?» Er nahm die schluchzende Praiodane in den Arm, küsste sie und strich ihr übers Haar. «Kommt, ich erzähle euch die Geschichte, wo ich die letzten Götterläufe war.»

Für die geneigte Leserin oder den geneigten Leser siehe Kapitel 1 Verlorene Jahre.

«Warum glaubt ihr, immer den Helden spielen zu müssen», Praiodane von Lichtensteig hatte sich etwas gefangen, «und könnt nicht einfach mit dem zufrieden sein, was ihr habt?»

«Dann wäre ich immer noch auf Schloss Sonnentor und würde edler Ritter in prächtiger Rüstung spielen, die Hofdamen ergötzen und die Hintern vorlauter Hochadliger verhauen.» erwiderte Orelan Leowyn von Leuenwald. «Kein schlechter Zeitvertreib, aber irgendwann langweilig.»

«Ich hätte euch gegen die Paktiererin beistehen können», entgegnete Burian Burkherdall vorwurfsvoll. «Zusammen hätten wir sie zur Strecke gebracht.» «Das meine ich auch», raunte Rondred Löwenhaupt, «meinem Stahl hätte sie nichts entgegenzusetzen gehabt.»

Orelan hob die Hände, bevor sich noch weitere in den Chor der Empörten einstimmen konnten. «Erstens wusste ich nicht, wann sie wo genau mit wem unterwegs war, zweitens, ob sie nicht schon irgendwelches dämonisches Gezücht herbeigerufen hatte, und drittens würdet ihr euch, Burian, schon nach einer Meile über Blasen an den Füssen beschweren, und ihr Rondred, würdet mit euren Schleichkünsten den Feind schon Meilen im Voraus über unser Kommen informieren.»

Orelan hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. «Ich gebe zu, der Plan war riskant, unausgegoren und im höchsten Masse dumm. Aber: Ausser Rondred wisst ihr doch alle nicht, was es heisst, sich in tödliche Gefahr zu begeben. Warum also sollte ich auch nur einen von euch auf so ein Alveransfahrtskommando mitnehmen wollen. Ihr habt hier eine angesehene Stellung und ein einträgliches Leben. Das wollte ich nicht riskieren.»

Die gesenkten Blicke seiner Vertrauten zeigten ihm, dass sie ihm innerlich zustimmten.

Trotzig schaute Praiodane als erste zu ihm hinauf. «Habt ihr es wegen dieser Firnhilde gemacht? Habt ihr den Heldentod gesucht, nachdem sie den Eychgras ehelichte?» Sie merkte, dass sie bei Orelan einen wunden Punkt getroffen hatte. Er senkte seinen Kopf.

«Ihre Mutter war gegen die Heirat, wegen ihrer Freundschaft zu den Ochsen. Und das Wort von Elea von Ruchin ist Gesetz. Den Segen von Irian von Rathsamshausen hätten wir gehabt, aber stellt euch eine Verbindung von Königlich Mardershöh und Baronie Ruchin vor. Da wäre nicht nur den Ochsen das Stroh im Halse stecken geblieben.»

«Aber Barnhelm von Rabenmund hätte euch doch in dieser Sache sicher geholfen», warf Bosper ein.

Orelan lächelte und redete leise vor sich hin. «Hattest du doch, wenn auch erst auf den zweiten Blick erkennbar, du schlauer Fuchs.» «Ich werde ihn auf meiner Reise nach Gareth besuchen gehen.» verkündete Orelan dann mit freudiger Stimme.

Es herrschte plötzlich Totenstille im Tempel. Orelan schaute in betretene Gesichter.

Es war Praiodane, die zuerst einen Schritt auf ihn zumachte. «Ihr wisst es noch nicht, oder?» Noch nie hatte Orelan ihre Stimme so sanft und fürsorglich gehört.

«Was weiss ich nicht. Sagt es mir.» forderte Orelan.

Praiodane berührte zärtlich die Hand von Orelan. «Barnhelm von Rabenmund ist fast zeitgleich mit Eurem Verschwinden verstorben.»

Orelan setzte sich auf die nächstgelegene Kirchenbank. Nach einiger Zeit murmelte er: «Ich bin müde und möchte etwas schlafen. Ihr habt doch in der Sakristei ein Feldbett, nicht wahr?»

Praiodane nickte.

«Wir sehen uns morgen hier noch einmal. Lasst mich bitte mit meinem Schmerz allein.»