Geschichten:Rote und Weiße Kamele

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Reichsstadt Eslamsgrund, Grafenresidenz, Rahja 1030 BF
Ein laues Lüftchen brachte die Blätter zum Rascheln und der Sonnenschein fiel zart in die Residenz. Graf Siegeshart von Ehrenstein spielte auf einer Terrasse umgeben von prächtig gedeihenden Pflanzen Rote und Weiße Kamele gegen seinen Onkel Seginhardt Raultreu.
Siegeshart hatte das Spiel bewusst ausgewählt, weil es nicht so stark vorauszusehen war, wie Garadan. Sein Onkel war ihm bei klarer Lage überlegen, nicht jedoch bei einem Spiel das sich nicht vorausberechnen ließ. Außerdem war es ebenso wichtig über die Anlage von Handelsrouten nachzudenken, wie über Aufstellungen auf dem Schlachtfeld zu sinnieren. Da sein Onkel ihn unterschätzte war es ihm gelungen diesen über seine Absichten bei der Spielführung zu täuschen und er rechnete mit einem Sieg, als Baron Malepartus von Helburg die Terrasse betrat und sich an die helle Außenwand der Residenz lehnte. Der Baron sagte nichts, sah aber mit lauerndem Blick und der Andeutung eines Lächelns im Mundwinkel fast beiläufig zu.
Siegeshart begann neben dem Spiel eine Konversation mit dem Baron, die eigentlich verschmitzt angelegt war. Doch seine Konzentration schmolz dahin. Seine Züge wurden fahrig. So kam es genau in dem Moment, als Siegeshart erahnte, das sein Onkel seine Absichten auf dem Spielbrett durchschaute, im Gespräch zu einer deutlichen Provokation gegenüber Malepartus, als Siegeshart ihn aus einer Laune heraus direkt fragte, ob der Baron es angemessen empfände in Rot und Schwarz aufzutreten, "wie der Feind".
Er hatte darauf gehofft, das der Baron auf diese unverblümte Attacke irgendetwas von Kor erzählen würde, was Siegeshart seinerseits eine direkte Vorlage gegeben hätte, anzumerken, das er eine Achtung dem Orden der Donnerer gegenüber empfände, weil dieser eben höhere Prinzipien hätte, als die gewöhnlichen Söldner. Darauf hätte man ein Gespräch über Söldner führen können, ihre unrühmliche Rolle am Rande der Schlachtfelder und möglicherweise den Gedanken Söldner aufzustellen, die sich zumindest in Eslamsgrund selbst nicht daneben benehmen würden.
Aber der Baron, für seine Söldner ebenso bekannt, wie für seine Bluthunde, antwortete schlicht und äußerst bedacht, er trage stolz die Farben Ingerimms, wie man sie in der Region seit Generationen trage. Dagegen ließ sich nichts sagen. Siegeshart wischte missmutig die roten und weißen Steine auf dem Brett zum Ärger seines Onkels beiseite und erwies sich einmal mehr als schlechter Verlierer. Der Baron lächelte spöttisch und entfernte sich.

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