Geschichten:Fallende Sterne - Teil 1 Allein
Baronie Gnitzenkuhl,Burg Friedburg, 5. Namenloser 1039/1040 BF
Wie versteinert steht sie da die Baronin und hält sich krampfhaft am Spülstein fest. Möglichst unauffällig schielte die Köchin weiter zu ihr hinüber. An sich wollten sie gerade die Vorräte durchgehen bei all den zusätzlichen Mäulern die es jetzt zu stopfen galt, als der Junker so urplötzlich auftauchte. Ein prüfender Blick der erfahrenen Frau genügte- die Adlige sah nicht gut aus! Aschfahl und Ringe unter den Augen ließen ihre Herrin dazu noch gespenstig aussehen. Auch eine Folge der Zwilinge. Die dunklen Augen blickten nun aber noch zusätzlich gänzlich blickleer in die Zukunft ohne Gemahl. Erste Tränen fielen, aber ohne dass ein Laut von der Baronin kam. Wohl der Schock! ‚Das arme Ding, gerade jetzt, wo sich alles zum Besseren gewendet hat muss ihr der Mann genommen werden! Zwei Kinder und jetzt auch noch Witwe!‘
Sie tupfte sich verstohlen die Augen mit der Schürze trocken. ‚Er war so ein aufrechter Ritter gewesen der Herr Baron! In der Haut des Überbringers wollte sie nicht stecken. Aber die hatten es schon richtig gemacht, dass sie den Junker von Kaltengrund geschickt hatten. Der ist Manns genug auch ungute Nachrichten frei raus zu sagen.‘ überlegte die ältliche Frau so bei sich. Doch da redete eben jener auch schon weiter.
„Es ist unter den adligen Recken aber leider nicht nur der Tod seiner Hochwohlgeboren Valtoron zu beklagen wie ich zu meinem Bedauern noch hinzufügen muss...“ Beide Frauen sahen entsetzt hoch, derweil das Treiben draußen im Hof weiter seinen lautstarken Gang ging. Im Inneren der Küche schien es dagegen noch stiller zu werden. Die Baronin schlang die Arme fest um sich als ob sie fröre, sah die Köchin. Dann nickte sie aber dem Mann tapfer zu. Wüßte sie es nicht besser, könnte sie glatt meinen der schöne Mann hätte ebenfalls Wasser in den Augen. Der jedoch eilte sich weiter zu sprechen, ungeachtet der schrecklichen Stimmung im Raum. Seine Stimme klang erstaunlich rau und heiser dabei.
„Der wackere Ritter Olblodor von Mistelstein kam ebenfalls an der Gaulsfurt zu Tode. Auch der Krieger Eidan von Rotfurt und der Stadtritter Emarno de Vargas sowie…“
Seine Stimme brach an dieser Stelle. Er muss sich stark räuspern. Geshlas Blick wurde jetzt bang und flackernd. Ihre Knöchel traten weiß hervor. Sein Blick mied den ihren. Dann sagte er mit gesenktem Haupt.
„Auch die Rittfrau Leomara von Keilholtz ist von uns gegangen…“
Fast zeitgleich geschahen nun mehrere Dinge. Die Baronin sackte wie eine gefällte Bohnenranke mit raschelnden Röcken zu Boden. Der Junker konnte Travia sei Dank ihren Sturz gerade noch abfangen, sodass wenigstens ihr Kopf statt auf dem kalten Steinboden oder am Herd, in seinem Arm zu liegen kam. Die Küchentür, die auch gerade auf ging aber kein Mehr an Licht mitbringt, ließ den Blick auf Rogar fallen. Der mächtige halborkische Schmiedegeselle stand da, seine Arme voller Brennholz. Wie angewurzelt verharrte er, als die Baronin zu Boden ging.
Sein irritierter Blick suchte dann den der Köchin. Keiner sprach sofort, jeder schien den Atem anzuhalten und nachzudenken. Die Männer sahen wie der alten Köchin Tränen der Trauer die Wangen herab kullerten und sie mehrfach ansetzte etwas zu sagen. Endlich hatte sie sich wieder gefasst.
„Es wird vielleicht besser sein, wir bringen Sie nach oben?!“ fragt jene dann leise und mit unterdrückter tränenschwerer Stimme in Richtung des Junkers.
„Sicher!“ meinte der kurz und knapp. Er überließ es sodann dem Schmiedegesellen die Baronsgemahlin, die ihn scheinbar kaum Kraftanstrengung beim Tragen kostete, aufzunehmen, um sie in ihre Räume im Turm zu verbringen.
„Holt Olmerga von Gnitzenkuhl!“ gab Quanion von Isenbrunn noch einsilbig eine Anweisung an die Köchin aus, ehe er sich raschen Schrittes entfernte. Im Weggehen murmelte er noch:
„Sie wird sie brauchen.“ Sie knickste noch und sagte „Jawohl!“ bevor sie sich dem Strom der Tränen ergab, der sich Bahn brach. `Die wichtigsten Menschen im Leben der Baronin mit einem Schlag ausgelöscht! Was wird das nur für ein Jahr geben? Der Fluch der namenlosen Tage hatte sie mit voller Wucht getroffen. Mögen die Zwölfe mit uns sein!`