Geschichten:Fremmelsfelder Holz 5
Praios' goldene Himmelsscheibe war bereits kurz davor unterzugehen, als Samia und Ayla den Rückweg nach Hommern antraten. In den vergangenen Stunden hatten beide viel geredet und einige Gemeinsamkeiten festgestellt.
Plötzlich scheuten beide Pferde. Waehrend Ayla sich im Sattel halten konnte, verlor Samia den Halt und stürzte zu Boden. Ihr Pferd stürmte in Richtung Hommern davon. Während Samia sich ächzend erhob, hatte Ayla ihren Dolch gezogen. Ein leises Knurren hatte sie aufhorchen lassen. Sie sprang gewandt vom Pferd, den Dolch noch immer in der Hand.
„Was ist das?“, flüsterte Samia und rieb sich den schmerzenden Ellbogen.
Ayla senkte den Dolch langsam, „Ein Wolf...“
Als hätte Ayla das Tier damit gerufen, trottete ein grauer Wolf aus dem Unterholz. Das Fell des Tieres war struppig, eine Wunde zog sich über seine rechte Flanke. Knurrend starrte er auf die beiden Frauen und das verbliebene Pferd, dass noch immer unruhig war. Ayla steckte den Dolch in den Gürtel, legte dem Pferd die Hand auf den Kopf und sprach beruhigend auf es ein. Das Pferd beruhigte sich, senkte schliesslich den Kopf und begann zu grasen.
Samia stand der Mund offen. Dann wandte sich Ayla langsam dem Wolf zu und begann ebenfalls mit ihm zu reden.
Samia wollte ihren Augen nicht trauen, aber das Ungetüm schien sich Aylas Worte zu verstehen. Das Knurren verklang, und schliesslich setzte der Wolf sich.
„Wie habt ihr das gemacht?“, flüsterte Samia.
Ayla zuckte mit den Schultern, „Ich weiss es nicht. Ich konnte schon immer gut mit Tieren umgehen. Er hat einfach Hunger.“
Sie trat an ihr Pferd, nahm ein Stück Brot aus ihrer Satteltasche. Dann trat sie auf das wilde Tier zu und reichte ihm die Nahrung. Der Wolf schien einen Moment zu überlegen, seine Augen fixierten Aylas Gesicht, dann wieder die Hand mit dem Brot.
Dann biss er zu. Samia schrie auf.